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bauen
Bāūen, tr. und intr. (haben):
1) wohnen, bewohnen, sich an einem Orte aufhalten (vgl. baulich 2): Der zu Jerusalem spricht: Sei bewohnet! und zu den Städten Juda: Seid gebauet! Jes. 44, 26; Es baue der Knecht | den verödeten Strand, | ein feiges Geschlecht | im entvölkerten Land. Platen 6, 24; Doch wird es Jupiter gestatten, | daß der Trojaner an den Tyrer baut. Sch. 38b; dich ansiedeln, festsetzen. So namentl. früher häufig: Das Elend [das fremde Land] b. Matthesius Sar. 10b, u. o.:. im Eril (später auch übertr. in Jammer und Noth) leben: Hätt’ ich vergnügt gelebt | und nicht nach Andrer Glück gestrebt, | so dürft’ ich nicht das Elend b. Ramler Lichtw. 42; Mit ihr ein prächtiges Elend zu b. Möser Ph. 2, 91; Ein schimpflich Elend baut. L. 3, 334 (s. 11, 620). Ferner: Die See b., häufig befahren. Bobrick, oft bei Opitz u. A. m. (versch. 2). Den Weg, die Straßeb. = sich dort aufhalten; Die Messe, den Markt b., als Verkäufer besuchen. (Vgl. vom Aufbauen der Buden und abbauen 4.) 2) Das Land etc. b., bestellen, bearbeiten, um Ertrag zu gewinnen wodurch zuerst feste Wohnsitze ermöglicht wurden wie denn in der Schweiz b. noch die hauptsächlichsten Beschäftigungen des Ackerbaues, düngen und pflügen bez., Stalder. Vgl.: Jch habe die Haide in Westphalen lange gebauet. (s. 1) Möser Ph. 2, 192; Den Hof .. zu b., zu bessern und zu nutzen. 4, 335. So: Das Land, die Erde, das Feld, den Acker, den Garten, den Weinberg b. etc.; Die wohlgebauten Weinberge. G. 26, 51; Das wohlgebaute Thal. 47; Baute | einen Garten mit Gras und Kräutern [s. 3]. Rückert Nal. 171; So lag dies gebaute | Gefilde mir brach. Mak. 1, 98; In ungebaueten Einöden. Zinkgräf 1, 298 etc. Auch ohne ausgedrücktes Objekt: Der Landmann. verlor den Muth zu b. Möser Ph. 1, 310. Übertragen z. B.: Ein wilder und ungebauter Körper. L. 12, 5; Furche tief das Beet der Fluthen, | deine Welle baue recht. Rückert 1, 4; Keiner empfing annoch dein Herrschamt, sondern geruhig| baut Telemachos selbst das Königsgut. V. Od. 11, 184 etc. 3) metonym: mit dem Gegenstand des Ertrags als Objekt, z. B.: Baute Gras und Kräuter im Garten [s. 2]; Getreide, Korn, Rocken, Weizen etc., Gemüse, Kohl, Kartoffel, Erbsen, Obst, Äpfel, Wein, Flachs, Hanf etc. b., in erweitertem Sinn auch: Seide, Honig b. = als Ertrag landwirthschaftlicher Arbeit gewinnen und die dazu nöthige Arbeit vornehmen; Den Zehnten von Allem, was er baute. Möser Ph. 1, 171. Auch übertr.: Welche Wissenschaft er baut. V. 4, 187 (s. An-b. 3). 4) Ebenso (wie 2 und 3) von der Bearbeitung der Erde durch Bergmänner und dem Ertrag der Arbeit: Wer da will Bergwerk b., der muß Gott und dem Glück vertrauen. Ham- mer; Ein bauendes Gewerk; Silber, Kohlen, Kupfer etc. b. [gewinnen]; Auf Silber etc. b. [auf den Gewinn hin- arbeiten], s. Raubbau. Versch. m. Dat.: Sie bauen aufsogenannten Flözen (s. 5c).G. 40, 205; auch refl.: s. 8d. 5) Eine Wohnung b., einen umschlossenen Raum zum Wohnen künstlich herrichten, von Menschen u. Thieren, zuw. auch von Pflanzen etc., und zwar nicht bloß wie bei Logau 1, 8, 99 von einer Fichte: Ein harter Fels und Stein | muß dir in seinen Leib zu b. [den festen Wohnsitz zu gründen, zu wurzeln] zinsbar sein, sondern auch: Ihr Zweige, baut [bildet, wölbt etc.] ein schattendes Gemach. Sch. 47a; Bunt am Bach ein Bad zu weben, | bauen Büsche Baldachine. Platen 1, 126 etc.
a) das Objekt bleibt in einzelnen Fällen als leicht zu ergänzen oder als allgemein fort, z. B.: [Die Menschen pflanzten] sie baueten. Bibl.; Wenn Einer bauet und wiederum zerbricht. ebd.; Wo gebaut werden soll, muß zuvor geschleift werden. Chamisso; Die Schwalben b. [Nester] Platen 3, 9; Wer beim Wege bauet, hat viel Meister etc. In erweitertem Sinn bez. das Objekt nicht bloß eine Wohnung, sondern allgem. ein aus einzelnen Theilen kunstgemäß zusammengefügtes Ganze, z. B.: Einen Altar, Barrikaden, Bollwerke, Brücken, Chausséen, Eisenbahnen, Fässer, Festungen, Festungswerke, Gebäude, Gräber, Häuser, Höhen (bibl.), Höhlen, Hütten musikalische Instrumente, Kanäle, Kirchen, Kufen (Keller gH. 3, 50), Lauben (G. 10, 116), Leitern (Wackernagel 2, 38), Lokomotiven, Maschinen, Mauern, Mühlen, Nachen (Geßner 4, 228), Nester, Orgeln, Perioden, Pforten, Säle, Sätze, Säulen, Ehrensäulen, Scheuern, Schiffe, Dampf-, Kriegsschiffe, Schlösser (in die Luft. L. 12, 438 etc.), Luftschlösser, Städte, Ställe, Straßen, Stuben, Tempel, Thore, Throne, Thürme, Triumphbogen,Verse,Wagen, Dampfwagen, Wälle, Wände, Wege, Zelte, Zimmer, Zwinger b. etc.; Rom ist nicht auf einen Tag gebauet worden; Wo Gott eine Kirche bauet, bauet der Teufel eine Kapelle; Der Biber baut seine unterirdische Wohnung, der Vogel fein Nest, die Biene ihre Zelle ohne Geometrie. Börne; Die Biene .. baut sich ein Haus .., die Ameise .. baut sich eine Wohnung aus Grashalmen, Erdbröslein und Kiefernadeln, sie baut es [entweder aufHaus bezogen oder allgem. = das Gebäude] in die Höhe. G. 19, 405; Nirgends bauet die Milde .. ein Reich sich schneller. Ders.; Musen, | liebt diesen Sitz, den man euch bauet. Haller etc.; Der Herr bauet ein Weib aus der Rippe. 1. Mos. 2, 22; Sie baut ihm ein Pferd von Wasser klar. H. 8, 450.
b) Verschieden davon ist: Bauen an Etwas (s. An): Baut ihr und flickt an den alten Welten, wir wolken neue b. Gutzkow R. 1, 5 [Jenes bezieht sich aufeinen Theil, Dies auf das ganze Objekt]; Den Tempel des Herrn wird er b. .. und werden kommen von fern, die am Tempel des Herrn b. werden. Dibl. etc.
c) den Ort des Baus bez. versch. Präpos., die oft mit einer Nüance mit dem Dat. oder Accus. verbunden werden können (s. auch die Zsstzg.), z. B. heißt es von einem Hänfling: Und baut’ in niedriges Gesträuche. Lichtwer 50; aber in Ramler Fabel 163: Und baut’ im niedrigsten Gesträuche, Beides richtig, da sowohl gefragt werden kann: Wohin? als auch: Wo baut er das Nest? Vgl.: Die Bergleute b. ihre Gruben in die Tiefe; Am Harz wird auf der Grube Samson .. in 2062“ absoluter Tiefe gebaut. Humboldt K. 1, 418. Er baut ein neues Haus in der Stadt, in der breiten Straße, unter den Linden, an der Spree etc.; Er baut Schlösser in die Luft; Einen in die Mauer gebauten Wandschrank. Gutzkow R. 1, 101; Nicht ins Leere b., sondern ins Gegebene. 9, 65; Ins Kreuz gebaut. Heinse A. 1, 264 = kreuzförmig; In zwei gleich lange Flügel gebaut. Mörike N. 533. Wer da bauet an der Straßen, | muß die Leute reden lassen; Wer an den Fluß baut, dem steht beim Eisgang der Keller voll Wasser. Recht sonderbar mit, in, auf und über dem festesten Granitberg gebaut. Zelter 2, 310. Auf diesen Felsen will ich b. meine Gemeine. Matth. 16, 18, und danach oft übertr.: von einem festen, zuverlässigen etc. Fundament, meist im Accus., Matth. 7, 24; Luc. 6, 48; Einem Freunde, auf den ich Häuser b. kann. Alexis H. 2, 2, 226; Ich habe gebaut auf den Wind [aufUnzuverlässiges]. Chamisso 3, 169; 104; Diese Lehre ist nicht auf einen einfachen natürlichen Fall gebaut. G. 39, 140; Auf ihn baute der Marchese seine Sicherheit. 23, 317; 14, 253; Immermann M. 3, 243; L. 1, 9; LHNicolai 1, 155; IP. 17, 259; 26, 11, 58, 125; Rückert Rost. 60a; Sch. 18b; 291b; 369a; 559b; Weil ich auf deine Tugend Felsen baue. FSchlegel Al. 20; W. H. B. 1, 47 u. ä. m., aber auch im Dat.: Den Fels, auf dem Christi Kirche gebaut ist. Alexis H. 2, 2, 109; Auf welchem ich große Hoffnungen gebaut. Arndt Erinn. 341; Reinhard G. 35; Der Grund auf dem wir bauten. Sch. 519a (s. 4). 6) in die Höhe richten, aufrichten, oft in der Bibel namentlich von der Fortpflanzung eines Geschlechts: Die Beide das Haus Israel gebauet haben. Ruth 4, 11; Lieber lege doch zu meiner Magd, obich vielleicht aus ihr mich b. möge. 1. Mos. 16, 2; Bauet [erbauet] Einer den Andern. Thesal. 5, 11; bes. oft im Ggstz. des Niederreißens und Zerstörens (s. 1). 7) von dem Wuchs und der Form organischer Wesen (wie geboren etc.), meist im Partic., doch z. B.: Die Natur baut [bildet, formt] jedes Geschöpf seinem Zweck gemäß; sehr häufig: Schlankgebaute Mädchen. Bodenstedt 1, 34; Dem wohlgebauten festen Körper. G. 13, 234; Krumm, bucklig, lahm, somißgebaut. HLNicolai 1, 16 etc. —— 8) refl.:
a) Du kannst dich ja in manches Herz noch b. [ansiedeln]. B. 68a, s. 1.
b) Die Gemeine bauete sich. Apostelg. 9, 31 [,,erhielt Wachsthum“ Eß], s. 6.; Und auch ihr, als die lebendigen Steine, bauet euch zum geistlichen Hause. 1. Petr. 2, 5, füget, vereinigt euch dazu, s. 5; Ich baute mich [bildete mich heran] zu dem was ich jetzt bin. Klinger Th. 4, 205, s. heran-b.
c) Es baute sich ein Portal in die Höhe. G. 16, 5, entstand als Bauwerk durch Bauen, s. 5; Dem Traume .. der sich traut | in deinem Herzen baut. KGroth 18; Von Perlen baut sich eine Brücke. Sch. 59a; Zu dem entfernten Strande | baut sich keiner Brücke Steg. 73a; Aufs Neu bauet sich Herkules’ Stadt. 83a.
d) Sich arm b., durch Bauenarm werden; Bauet sich darauf [2, beim Bestellen des Haidegrundes) gewiß zum armen Mann. Möser Ph. 1, 348; Am Kloster schenkten wir uns arm | und bauten [5] uns zu Grund. Uhland 410; namentl. auch bergm. [4]: Sich wett b., so daß man aus Mangel an Ausbeute aufhören muß; Eine Zeche baut sich frei, so daß sie keine Zubuße mehr erfordert. 9) intr.:
a) s. 5c: Sein Urtheil baut [gründet sich] auf Wahn, es ändert jede Stunde. Haller 79.
b) s. 7, Forstw.: Der Baum soll 36 Ellen lang und oben sowohl wie unten 15“ b. [groß sein]. Döbel 3, 53a etc. 10) der Infin. oft als sächl. Hw.: Wenn er zerbricht, so hilft kein B., u. o., seltener, wie Bau = das Gebaute: Was ist unser Händewerk? Ach ein gebrechlich B. Mühlpforth 2, 52. Zuw. auch: Die Bauung, z. B. Schweinichen 3, 125; Weidner 195 etc., häufiger in Zsstzg. s. auch Bauer.
Anm. Veralt. und mundartl., nam. schweizer. Partic. gebauen, s. Chamisso 6, 242; Fischart B. 57a; Geßner 4, 228; Stumpf 393b; 523b u. o. Dies uralte Wort, das eine weitverzweigte Verwandtschaft in vielen Sprachen hat, hat den Urbegriff des Wohnens, Bleibens. Stammverwandt sind: ich bin, bei, die Vors. be, Bauer = Käfig etc., vielleicht auch Biene und Biber als die vorzugsweise bauenden Thiere, Baum als der wurzelnde und ragende etc.
Zsstzg. Áb-: tr. u. intr.:
1) entfernt von Andern b.: Wollen wir uns ab von unserm Nachbar b.? JBMichae- lis. 2) bergm. etc.:
a) bauend (grabend und arbeitend) wegschaffen aus der Erde (s. Abbau): Ergänzt den Verlust, welchen der Mensch beim A. bewirkt, durch seine neubildenden Torfmoorschichten. Burmeister G.; Der A., bci welchem .. von oben nach unten .. terrassenförmig abgebaut wird. Karmarsch etc.
b) Eine Fundgrube, Maße, Zeche etc. a., zu Ende bauen, als erschöpft, unergiebig aufgeben; Auf den bereits abgebauten, ausgehöhlten Kohlenbergwerken. Forster; Jene ersoffene abgebaute Tiefen dem Wasser überlassen. G.; Wie etwa eine abgebaute Grube oder ein ganz ausgesogner und deßhalb verlassener Acker. Schleiermacher.
c) [8] Eine Zeche baut den Receß ab = baut sich frei etc. 3) durch Bauen (Niederlassen von Anbauern) in kleinere Theile abtheilen: Könnten nun die großen schönen Dörfer sich in solche kleine Besitzthümer a. lassen. Droysen Y. 1, 187. 4) Den Markt bauen und a., als Verkäufer seine Bude aufbauen und sie abbrechen, vom Markt abziehn, dann allgem.: abziehn, abgehn: Hippokrates hat abgebaut, | wird jetzt mit Füßen [ge]treten. Balde 7, 111; Soldaten bauen ab, die neulich bauten an. Logau 2, 135, (baurende Soldaten); Er hat unverrichteter Dinge wieder a. [abziehn] müssen. Schmeller.. Ábbauung, f.; –en; nam. in Bed. 2. tr.:
Án-:
1) an Etwas heran: Das brennende Haus war nicht mehr zu retten; alle Wasserstrahlen waren nur auf die angebauten Häuser gerichtet. Auerbach; An das Haus noch einen Flügel a.; Die Hütte, die an dem Berge [5c] angebauet war. G. 19, 320 etc. (vgl. nach-b.); Der Fluß baut [schwemmt] Land an, s. Einbau. Zuweilen tritt die Bed. der Vors. mehr zurück: Anderthalb 100 .. Meilen [Eisenbahn], die mit einem Kostenaufwand von 75 Mill. Gulden anzubauen wären. Dingelstedt 17.
2) Ein Land a. (s. bauen 2), doch Jenes immer mit Bezug auf den frühern Zustand, wo es nicht geackert war: Eine Lede wird angebaut und zum Acker gemacht; der Acker wird dann jährlich gebaut. Das öd-verheerte Land blieb ganz unangebaut. Mühlpforth Hochz. 3. So auch: einen wüsten Ort mit neuen Gebäuden und Einwohnern versehn (s. 4).
3) [3] Eine Feldfrucht übertr.: eine Kunst, Wissenschaft a. (s. Kultur). Der bessern Erziehung u. des angebautern Verstandes. Geßner 4, 112.
4) Sich a., an einem Ort sei es zu Andern oder als Erster ansiedeln: Es wird schon kommen, daß noch mehr Leute sich hier [wo] a. Auerbach; Gutsbesitzer, die Kühe genug .. sich in gefährliche Niederungen [wohin?] angebaut. G. 18, 258; Und ich hätte mich, ihr wider Willen, hier angebaut. 34, 165 [„mich hier gefesselt“, 13, 20]; Auf fremdem Strand sich anzubauen. Sch. 37a; Der Hänfling kriegte Lust, sich anzubauen. Lichtwer etc. Ánbauung, f.; Anbauer werden hier verschrieben. Lichtwer etc. Aūf-: tr.:
1) beim Bau auf-, zu Ende brauchen: Die aufgefahrnen Steine sind bald aufgebaut, es müssen neue angefahren werden.
2) auf etwas Drunterliegendes b.: Meine Blumenbeete tragen die aufgebauten Regenbogen und sinken nicht. IP. 8, 246.
3) in die Höhe bauen, sinnverwdt. mit Er-b. u. der Doppelzsstzg. Aufer-b., wobei jedoch die Vors. Er (s. d.) die Bed. des „von innen her- aus“ bewahrt. Erbauen (s. d.) bezieht sich daher gew. auf die Aufrichtung des Gemüths, des innern Menschen, dochz. B.: Moritz ist dadurch [durch das Buch] wirklich aufgebaut worden. G. 24, 99; ferner bezieht sich, auch wo von äußerem Bauen die Rede ist, A. auf ein Liegendes, was dadurch in die Höhe kommt; erbauen ohne solchen Bezug auf das durch den Bau Entstehnde, z. B.: Eine niedergebrannte, eine vom Feind zerstörte Stadt, übertr.: Eine zerrüttete Gesundheit (G. 27, 238; IP. 4, 108) wird wieder aufgebaut; Rom ist von Romulus erbaut worden; Die Eltern bauen ihren Kindern die [auf dem Tisch liegenden] Weihnachtsgeschenke auf; Wie Alles [das Spielzeug] auf dem Tische sie zierlich aufgebaut. Chamisso. Hier könnte erbauen nicht füglich stehn; in andern Fällen lassen sich die nahverwandten Begriffe vertauschen (s. auch auferbauen). Roh aufgebaute Gehöfte. Bodenstedt; Baut auf die Trümmer. Freiligrath; Auf Schweigen und Vertrauen ist der Tempel aufgebaut (s. 2) [gegründet]. G.; Zu bauen auf, was Kampf und Zug zerstört. Ders.; Daß ihr Lebenskenntnis erlanget, euch und eure Brüder aufzubauen [zu erbauen]. 14, 274; Ein .. auf einen gehörigen Naturgrund aufgebautes Märchen. 39, 102.
4) refl.: Viel schöner baut sich’s wieder auf. G. 10, 205; Mit Sitzen .. die .. sich in mehreren Reihen hinter einander aufbauten. 20, 110; Mauern deren Wölbung .. ohne Bindemittel sich aufbaut. Hettner gR. 220; Die deutsche Familie ruht auf dem Gefühle von der Person, sie baut sich auf und zeugt sich fort durch die Darstellung von Personen. Immermann 12, 113; Wie der Jris schönes Farbenbild | sich glänzend aufbaut. Sch. 555b; Aus diesen .. Kügelchen .. baut sich dann der Embryo auf. Vogt Oc. 2, 14 etc.
5) [7] Eine leicht aufgebaute, nettgebildete Gestalt. G. Dazu: Aufbauung; Aufbauer; Wiederaufbauer und Restauratoren. Fallmerayer. Or. 2, 48. Aūs-: tr.:
1) Ein Gebäude a., den Bau desselben ganz zu Ende führen, nam. auch mit Bezug auf die innere Ausschmückung und Verzierung im Einzelnen: Das Alter kann nicht a., nur ausflickell was die kühne Jugend ausgeführt. JP. 1, VlI; Thür eines unausgebauten Hauses. 2) durch einen Bau ausbessern: Und ausgebaut da unser Haus! | Wie sieht’s so räumlich und blank jetzt aus! Chamiso 6, 24. 3) Etwas bauend ausfüllen: Da man die entstandenen Räume nicht mit Holz wieder a. kann. G. 40, 211. 4) bauend aushöhlen: Der Strom baut allmählich seine Laufrinne aus. Kant 6, 88; Zum Ausfüllen der ausgebauten Räume in der Grube. Mitscherlich (s. abbauen); Solche verarmte und ausgebaute [durch den Bau erschöpften] Felder. 5) von vorspringenden Theilen eines Baus = herausbauen: Die ausgebauten Erker. Gutzkow R. 3, 207. 6) reft.: sich entfernt aus seiner Gemeinschaftansiedeln (vgl. abbauen): Daßdie größern Ackerbürger, deren mehrere sich ausgebauet hatten, täglich Geld für Milch aus der Stadt holten. 7) Drei Metzen a. [aussäen] u. drei Scheffel einernten. Schmeller. 8)intr.: Er hat ausgebaut, mit seinem Bauen ist’s vorbei; auch = 6. Āūsbau- ung. f.; –en; Die Ausbauer (s. 6) würden sich ihre Arbeit aus der Stadt entnehmen. Be-: tr.: Etwas bauend bearbeiten, mit Bauwerken besetzen etc.: Des Reichs bebaute Flächen. G.; Die unbebauten Berge ackerbar zu machen. Kohl; Spuren früherer Bebauung und Bepflügung. Ders.; Besser bebauter Grund als bracher. Rückert; Ihr [des Dichters und des Malers] gemeinschaftliches Gebiet, das sie aber nicht auf einerlei Art b. können. L.; Bei Altenburg .. wird der Gang nur für die Gewinnung desselben [des Arsenikkieses] bebaut. Mitscherlich; Einen leeren Platz, eine Brandstelle b. [mit Gebäuden besetzen]. Ein noch unbebautes [unangebautes, unkultivirtes] Genie. V. Br. 1. 61 etc.; Ein neues Geschlecht von Bebauern. Fallmerayer Mor. 1, lV; Die Menschen sind bestimmt zu Erdbebauern. Rückert 1, 162; Feldbebauer etc. I. Dúrch-: tr.: überall mit etwas r Gebautem erfüllen, z. B.: Die Häuser waren alle mit schönen Kammern u. Läuben durchbauet [5] Faust Frankenb. Chr. 35 (veralt.); Wein gewonnen auf den künstlich gepflegten u. durchbauten [2] Abhängen. Gutzkow R. 9, 535. II. Dúrch-: tr.: hindurch-b.: Es wird ein Tunnel durch den Berg durchgebaut. Eīn-:
1) intr. u. refl.: sich im Jnnern v. Etwas anbauen: Die Bienen haben [sich] in hohle Bäume eingebaut; Hier scheint die Wissenschaft auf ewig einzubaun. Günther.
2) tr.: z. B.: Es ging ans neue E. [2, Bestellen, die Früchte bauend in die Erdebringen] der kaum befreiten Äcker. Auerbach D. 4, 333. In der Mitte des Kreuzganges befand sich eine kapellenartige Rotunde eingebaut [ö]. Kerner Bild. 170. Ein neues Register in die Orgel e., hineinb.; Werke, worin jetzt Thierstimmen so künstlich wie die Menschenstimme in der Orgel eingebauet werden. IP. 18, 30. Daß auf dieser umwölkten Regenkugel uns Nichts gegen die äußern Stürme e. [durch einen Bau einschließen und schirmen] und bedecken kann. 2, 62; Einen Fluß e., eindeichen. Einbauung. Empōr-, tr.: in die Höhe bauen: Das Prachtgebäu, das ihr hier schau’t, | hat er im Nu emporgebaut; Auf welchem sich die ethisch-historische Größe eines Vorwurfs [Objekts] emporbaut. TUlrich. Er-, tr.: durch Bauen [3] erlangen: Da hab ich nur 70 Scheffel aussäen lassen und mehr als sonst erbauet. Reichard. Veralt. auch [2]: Das Land ist auch allenthalb wohl erbauen [angebaut]. Stumpf 142a; Erbaute Felder. Schaidenraißer 41b; Unerbaute, wüste Insel. 36betc. 2) [5] Gebäude aufrichten: Der Fels, auf welchem die Kirche erbaut worden. L.; Erbauet auf den Grund der Apostel. Ephes. 2, 20, und refl.: Schachteln, Kisten und Koffer erbauten sich .. zu einer pyramidalischen Höhe. HSmidt Devr. 89.
3) [6] biblisch: Jedem Manne, der seines Bruders Haus nicht e. [fortpflanzen] will. 5. Mos. 25, 9; 1. Mos. 30, 3.
4) tr. und refl.: geistig emporrichten, das Gemüth erheben; es stärken, trösten, fromme Empfindungen darin anregen, es erfreuen, zufrieden stellen etc., Judä 20; Kol. 27 etc.; Sich am Talisman e. G. 4, 3; Ob es uns quält, ob es erbaut. 6; Und ich bin von eurem Glücke ... erbaut. 35; Lernet, wie die Lieb’ erbaut. 42; Mich bald in Ihrer Nähe zu freuen und zu e. Sch. 1, 135; Wie wenig erbaut ich von dieser Erbauung spreche. Gutzkow R. 2, 117; Während .. wir .. mit frommen Gebeten .. uns erbauten. Sch. 104a; Hat sich sehr daran erbaut. G. 2, 149; Schlecht erbaut [wenig befriedigt, unzufrieden] durch diesen Wunsch. W. 12, 41 u. ä. m.
5) Doppelzsstzg., namentl.:
a) Āūf-e.: erbauend auf-, emporrichten: In einem ... von Zimmerwerk auferbauten Saal. G. 25, 232; Ruinen, aus denen man sich nun wieder Das kümmerlich aufzuerbauen hätte. 23, 143; Die Jugend steht zu Männern auferbaut. 12, 262; Ein Trank ... | der alle Welt erquickt und auferbaut. 11, 10; Wer Gott vertraut, Der ist schon auferbaut. 3, 3; Sich von innen aus a. 23, 255; Zu einem glücklichen, häuslichen A. 39, 58; Sich an Goethe erkräftigt und auferbaut. Guhrauer L. 2, 113; Am Altare, dem ihren Sohn man auferbaut. Herwegh 1, 47; Den Schweinekoben, der von Latten auferbaut war. HKleist E. 1, 22; Glück, das nicht auf festem Boden auferbaut ist. Knebel 3, 1 u. ä. m., auch: Achtung vor dem Gesetze wiederaufzuerbauen. Auerbach Tag. 52.
b) Um mich noch an seinem Gesichte [nach der Predigt] ein wenig nach- zuerbauen. HHerz 66.
c) Die zerstörte Stadt wieder-e.. etc.
6) Dazu:
a) Nach Erbauung Roms; Zu Auf- erbauung von Hügeln. G. 40, 255; Die Wiedererbau- ung der niedergerißnen Stadtmauern. Fallmerayer etc., ferner (s. 4): Ein Vorbild der Erbauung allen Frommen. Chamisso etc. Erbauungs-Bücher, -Schriften etc.
b) Der Erbauer Roms etc.
Fórt-:
1) weiter-b.: Franz soll mehr auf Joseph’s als auf Leopold’s Grundsätze f. wollen. Forster.
2) weg-b. (s. d. 1). Hêr-, Hín- etc.: Die andere [Seite der Stadt] mehr in die Fläche des Thals hingebaut. G. 14, 190; Sich an Einen [als Nachbar] heranb.; Sich an einem Begriffe heranb. G. 21, 79; Eine Treppe hinauf-, heraufb.; Der etwas steil herauf gebaute Ort. Mörike N. 435; Schneelage, die sich über den Rand des Weges ohne solide Unterlage hinausgebaut hatte. Kohl A. 1, 26; Diese Höhle, in die jetzt die Klosterkirche hineingebaut ist. Hettner gR. 254; In Herzen will ich’s [das Denkmal] hineinbaun. Grün R. 83; Eine Brücke über den Fluß hinüberb. u. s. w. Míß- [7]: meist im Particip; zuweilen auch von Früchten: so bauen, daß man eine Mißernte hat. Mít-: mit Andern gemeinsam. Nāch-: z. B.: Man hat nach- und angebaut [nachträglich an den Bau Etwas angefügt]. Forser A. 3, 200; Muster zum N.; Das Thor ist den Propyläen nachgebaut; Sein Welt- und Glaubenssystem ihm nachzubauen. Fichte 7, 27; Reisen, das am besten seinen Körper auf- und nachbauet. IP. 4, 108. I. Úber-, tr.:
1) ein Bauwerk über etwas darunter Befindliches aufrichten; mit Etwas be- und überdecken: Eine mit einem Dach überbaute Brücke. Eckermann 2, 384; Den freien Raum wieder mit einem neuen Gebäude zu ü. G. 37, XVII; Umbaut und überbaut von Pfeilern und Gewölben. 22, 356; Man überbaut alsdann das Ganze [Gewächshaus] zu Ende des Oktobers. 23, 65; Die Unterbauten des großen Tempels sind überbaut von Hütten. Hettner gH. 282.
2) übertr.: Nur wenig überbaut, wie war das Kalb so feist und doch so fein. Auerbach D. 4, 73; Als ihn [den Mond im Wasser] plötzlich der schwimmende Nebel überbaute. IP. Paling. 1, 32; Die Grotte von der saftigsten Vegetation so um- und überbaut. Scherr Pilg. 2, 70; Die Augen ü. | mir weißbebuschte Brauen. Schwab 60.
3) Pferdek.: Ein Pferd ist überbauet, dessen Kreuz höher als das Widerrist. 4) bauend überladen: Daß allzu große Herrschaften als überbauete Schlösser einfallen. Lohenstein A. 1, 5. —5) s. II. 6) refl.
a) (s. 1): Wie nun das mineralische Wasser seinen irdischen Gehalt offenbaren, wie essichselbst ü., Erhöhungen ... hervorbringen könne u. sich selbst ein Behälter zu bilden im Stande sei. G. 40, 139 etc.
b) über sein Vermögen bauen, sich arm bauen. II. Úber-, tr.: Etwas so bauen, daß es über das Untere vorragt (s. Überbau): Nicht allein mit dem ersten, sondern auch mit den folgenden Stocken überzubauen. G. 20, 12. Man unterscheidet: Ein übergebautes Stockwerk (I), = das obere, vorragende und: Das überbaute Stockwerk, das untere. Daher nichtkorrekt: Überbaute Häuser, welche einen Uberbau haben. Adelung. I. Um-, tr.: bauend umgeben: Nicht schneller fällt der blanke Schnee, | des Bauers Hütte zu umbauen. Böttger B. 3, 158; Mit Thürmen umbaut. Heine Reis. 1, 99; Er umbauete den Kleinen mit diesem orbis pictns guter Menschen. JP. 1, 32; Aus umbautem Vorhof. V. Ov. 2, 340 etc. II. Um-: bauend umgestalten: Zur Kirche ward er umgebaut. Kerner 238; Das Jägerhaus, jetzt in ein Stadtgericht umgebaut. Riemer G. 2, 23 etc.; Wiederherstellung und Umbauung der Gotteshäuser. Kohl. I. Unter-, tr.:
1) unterminieren, untergraben: Kaninchen unterbauen ein Haus; Er stirbt, sein Glaube lebt und unterbaut den Staat | der ihn aus Gnade nährt, mit Aufruhr und Verrath. Haller 79.
2) Etwas durch etwas darunter Gebautes (Untergebautes s. II) stützen: Den Umsturz des Gebäudes unter dem Vorwand, es neu zu unterbauen, befördern. L. 12, 283; Will ich die gelieferten Beweise aufs Neue unterbauen. 11, 541 etc. II. Unter-, tr.: Etwas unter etwas darüber Befindliches bauen: Wer ein Haus zu unterbauen (I, 2) hat, baue keine gebrechlichen Stützen unter; Weil man dem kleinen Obelisk ein sehr hohes Piedestal unterbauen musste. G. 24, 222. Ver-,
1) tr. u. refl.: durch Bauen versperren, absperren, eig. und übertr.: Der sich durch Annahme kleinlicher . .. Motive alle höhere Einsicht im Voraus verbaut hat. Burmeister; Alle Schranken fallen, | in denen ich vor Russen mich verbaut. Chamisso 4, 54; Ihr Busen wird [indem sie eineTaube wird] mit einem Kropf verbaut. Gellert 1, 16; Die Aussicht ... verbauet. G.; Der Sonne Licht v. Hagedorn; Bergbach, dem man den Lauf v. will. Hebel; Hügel, die .. ein stilles Thal v. LHNicolai 1, 238; Wann Felsenwände uns v. [einschließen]. Schubart 1, 44; Birken verbauten dies Landgut in Schatten. Thümmel 7, 135.
2) bauend verwenden u. verbrauchen: Steine, Holz, Geld v.; Ich habe hier an die 100,000 Dukati verbauet. G. 30, 177.
3) selten: Die Scheunen sind zu Häusern verbaut [umgebaut]. Auerbach D. 1, 55.
4) fehlerhaft bauen: Die nächsten Bogen an beiden Ufern sind verfüllt, ja sogar verbaut. Zelter1,411. Ebenso: Sich v., vom Baumeister, aber auch vom Bauherrn, durch den Bau in Geldverlegenheit kommen.
5) refl.: s. 4; ferner bergm.: Eine Zeche verbaut sich, baut sich frei. Zuweilen auch = bauend verdecken: Ein Fehler im Grundriß verbaut sich nicht so, daß das Auge des Kenners ihn nicht entdeckte.
6) Wo in schmales Gefilde sich Aussicht durch die Verbauung öffnet. V.3, 28 etc. Vōr-, tr.: 1) Der Nachbar hat mir einen Stall vor mein Fenster vorgebaut; Vorgebaueter Felsdamm. V. Ov. 1, 488 etc. 2) einen Theil vorspringend bauen: Einen Erker v. Übertr.: Groß, mit großen Köpfen, vorgebaute Gesichter. G.23,95. 3) bildlich: Einer Sache v., vorbeugen, sie durch getroffne Maßregeln verhüten: Mit derjenigen Genauigkeit, die allen üblen Einflüssen hätte v. können L.; Willst du erwarten, | bis er die böse Lust an dir gebüßt? | ein kluger Mann baut vor. Sch. etc. Ungenau mit Accus.: Durch eine bessere Erziehung ließe sich viele Klagen v. Heine Reis. 2, 45. Namentl. hierzu: Die Vorbauung; Den Vorbauungs- oder sog. prophylaktischen Mitteln. Forster etc. 4) veralt. und selten: bauend für Etwas Vorsorge tragen etc.: Hätten uns unsere Vorväter Nichts fürgebauet und gepflanzet, wo sollten wir dann wohnen? Tappius Sprichw. 166b; Einem Zwecke v. [durch die getroffnen Maßregeln seine Erreichung vorbereiten]. Kohl Südr. 1, 293. Wég-:
1) fortbauen, bauend fortschaffen: Die aufgebauten Spielsachen w.
2) ab-b. 1. Wēīter-: fort-b.: Ein Anfang auf dem sich w. lässt. Prutz Mus. 3, 79. Wīēder-: etwas Zerstörtes bauend wieder herstellen, vgl. wiederaufbauen, wiedererbauen. Zū-, tr.:
1) bauend hinzufügen. 2) etwas Offnes durcheinen Bauschließen, auch übertr.: Mein Ohr istzugebaut. Rückert 2, 45. 3) intr.: die Ackerbestellung voll- enden. Zurück-: so bauen, daß es in Bezug auf etwas weiter Vorstehndes zurücktritt: Das Wohnhaus lag vom Wege zurückgebaut. Gutzkow R. 7, 90. Zusámmen-: gemeinsam bauen; nah an einander bauen: Die Häuser sind eng zusammengebaut; bauend zusammenfügen, auch übertr.: Ich habe mir aus allem Diesem den ersten, wahrhaft fröhlichen Sommer zusammengebaut, den ich zu genießen dachte. G. 15, 10. Zwíschen-: zwischen zwei Gegenstände einen andern bauend einfügen u. ä. m.