Faksimile 0069 | Seite 61
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äußer
Äūßer, a.: aber wie inner, ober, unter, nieder ꝛc.
im Poſitiv nur als attribut., nicht als prädik. Ew.
oder als Adv. vorkommend. So z. B.: Eine ä–e Ver-
letzung; Der ä–e Wall, dagegen: Ich habe mich äußerlich
(ſ. d.) verletzt; Die Verletzung iſt eine ä–e oder äußerlich;
Der Wall iſt der ä–e. Der Komparat. fehlt; der Su-
perlat. auch als Adv. (ſ. 2d) und wie der Poſit. ſub-
ſtantiviſch nam. als neutr.: 1) der Poſitiv bez. das
von außen Wahrnehmbare im Ggſtz. des Jnnern, das,
weil es von Jenem umſchloſſen iſt, von außen nicht
wahrgenommen wird, wenn man oder es nicht durch
Jenes hindurchdringt, alſo: die nach außen gewen-
dete Seite, das an der Oberfläche Liegende, das un-
mittelbar in die Erſcheinung Tretende und in die Sinne
Fallende, oft auch dem Innern entgegengeſetzt wie der
Schein dem Weſen; dann aber aúch: das von außen
Kommende, draußen, außerhalb Befindliche, z. B.:
Zum ä–n Vorhof. Ez. 40, 17; Vom ä–n Thor. 47, 2 ꝛc.;
Die Entfernung des ä–n Feindes hatte den innern ſtark ge-
macht. Chamiſſo 5, 175; Zum ä–n ſeiner innern Überzeugung
freilich entbehrlichen Beweiſe. Fichte N. 38; Der ä–e, der
innre Sinn. G. 6, 88; Seine innre Welt aufzubauen und
die ä–e zu gewältigen. 39, 291; Keine ä–e Einwirkung
könne dieſem innern Unweſen Etwas anhaben. 22, 75; Von
innen | das Schiff durchbohrt, das gegen äußre Wellen | ge-
ſchloſſen kämpfend nur ſich halten kann. 13, 246; Ins Innre
der Natur dringt kein erſchaffner Geiſt; | zu glücklich, wem ſie
noch die äußre Schale weiſt. Haller 88; Mit ſoviel innerm-
Werth und äußrer Schönheit. Schlegel Cymb. 1, 1; Alles |
iſt äußrer Schmerz, obwohl der König .. wahrhaft bekümmert
iſt. ebd.; Der äußre Sinn entſchlief, das Herz allein blieb
wach. W. 12, 231 ꝛc. 2) Das Á–e o. Mz. (ſ. 1):
Das Ä–e dieſes Mannes, ſein Ä–es, ſein angenehmes Ä–e
nimmt für ihn ein; Mit Spaltungen umängſtet mich das
Äußre. Chamiſo 5, 165 [die Außenwelt]; Entdeckte man
ſogleich ſein ganzes Inners in ſeinem Ä–n. Engel 12, 129;
Ohngeachtet das Volk im Ä–n [dem A–n, dem Anſchein
nach] viel Achtung für ſeinen Beherrſcher zu haben ſcheint.
Forſter R. 1, 246; Mein Ä–es [Ausſehn] mochte mit dem
Innern übereinſtimmen. G. 22, 4; Es iſt hier eine neue
Welt, ein neues Ä–e, anders als das vorige und ein Inneres,
das dort ganz fehlt. 18, 195; Ich übernahm das Innere, du
das Ä–e [der Geſchäfte ꝛc.]. 15, 8; Der Miniſter des
Ä–n, des Innern ꝛc. Selten ſt. des Superl. (ſ. 4c):
Doch Alles wird man eh’ als dieſes Äußre wagen. L. 3, 337
ꝛc. 3) Der Ä–e, in Kupferhämmern, die unterſte, die
andere zuſammenhaltende Scheibe eines Geſpanns.
4) Der Superl. bez. zunächſt räumlich das am weiteſten
nach außen Gelegene, was von innen aus angeſehn zu-
gleich als das Entfernteſte, Letzte erſcheint, worüber
hinaus es Derartiges nicht mehr giebt, alſo auch den
letzten und höchſten Grad. a) Ew.: Die ä–ſten Läger.
4. Moſ. 11, 1; An der ä–ſten Grenze. 22, 36; Die ä–ſte
Finſternis. Matth. 22, 13; Im ä–ſten Gedränge. B. 401a;
Die ä–ſte der Grenzen. Chamiſſo 4, 228; Eine ä–ſte Abnei-
gung. G. 21, 126; Die aller-ä–ſte Beſorgnis. Immermann
M. 4, 164; Eine ſo ä–ſte Seltenheit. L. 9, 231; Nicht
ohne den ä–ſten Verluſt aufgegeben. 12, 381; Die ä–ſten
Enden der zügelloſen Luſt und der ſtillen Ahndung. FSchlegel
Luc. 18; Im ä–ſten Fall. Tieck A. 1, 120; Äthiopen ..
ä–ſte [die entfernteſten] Menſchen. V. Od. 1, 23; Zuerſt
in den Stall verlangteſt du widerzukehren | Abends und nun
nach allen der ä–ſte [letzte]! 9, 452; Wenn doch Dies ..
das ä–ſte [letzte] wäre der Übel! 4, 697; Der ä–ſte [ge-
naueſte] Preis; Die ä–ſte Noth ꝛc. b) als männl. Hw.
zuw. = Ultra, ein in ſeinen (nam. politiſchen) An-
ſichten die äußerſte, entſchiedenſte Stellung Einnehmen-
der, z. B.: Die A–ſten [Männer der ä–ſten Rechten].
Gutzkow R. 9, 75. c) als ſächl. Hw. (ſ. 2) das Ende,
Letzte, worüber hinaus es Nichts giebt, Ertrem. Hier-
bei hat man ſich nam. vor Verwechslung mit dem ad-
verb.: auf das ä–ſte (ſ. d) zu hüten, z. B.: Seine Hoff
nung war aufs ä–ſte [ä–ſt] geſpannt. G. 10, 21; Und wär
ich ja aufs Ä–ſte gebracht. 225; Aufs Ä–ſte gefaſſt. Droyſen
Y. 1, 277; Wenn’s aufs Ä–ſte kommt. Sch. 107b; Aufs
Ä–ſte treibt nur die Liebe. 193a; Die Sachen nicht aufs
Ä–ſte zu treiben. W. 16, 63 ꝛc., vgl.: Sanders Orth. 98.
Das Ä–ſte [die Spitze] ſeines Fingers. Luk. 16, 24;
Das Ä–ſte der Kunſt entfalten. Chamiſſo 4, 148; Wer Ä–ſtes
leidet, Dem iſt das Ä–ſte recht. Hölderlin H. 2, 8; Will ich
mein Ä–ſtes anwenden. L. 1, 247; Das Ä–ſte verſuchen.
Sch. 113b; hindern. 423a; anmir gethan. 428a; Zu einem
Ä–ſten zu greifen. 436a; Mich bis zum Ä–ſten gebracht.
363a; In der glücklichen Mitte zwiſchen beiden Ä–ſten [Er-
tremen] auszuruhen. 1030b; 319a; 993a; Alle Ä–ſten
berühren ſich. Tieck NKr. 2, 369 u. o. d) Adv.: Ä–ſt
= höchſt, im höchſten Grade, z. B.: Ä–ſt ſich betrüben.
G. 15, 293; beunruhigen. 299; ſich fürchten. 17, 118;
verderben. 21, 33; ausſchelten. 112; [Schmaus], den ſich
Jede ä–ſt [aufs beſte] auserſinnt. 4, 138; Ä–ſt unzufrieden.
L. 1, 20; erpicht. 22; Mit Geld ihn länger zu unterſtützen,
fällt mir zwar ä–ſt hart, ein paar Louisd’or unterdeſſen geben
Sie ihm nur noch, wenn er ſie ä–ſt brauchen ſollte. 12, 219
ꝛc. Bei Zeitw. außer im Partic. zieht die heutige
Proſa: aufs ä–ſte (ſ. c) vor: Jch bin ä–ſt betrübt; Das
betrübt mich aufs ä–ſte; Aufs ä–ſte proteſtieren. G. 17, 23;
ſchaden. 21 ꝛc.; veralt. aber iſt dies ſt. ſogar Simpliciſſi-
mus 3, 169. Ortlich: Zu ä–ſt, früher mit Genitiv,
z. B.: meines Landes. Gryphius 1, 109, jetzt meiſt mit
Präpoſ.: Zu ä–ſt | am offnen Heerweg ſteht’s. Sch. 520a;
Er tritt zu ä–ſt auf den Wall. Schwab 279 ꝛc., mundartl.:
Zu ä–ſt am Hag ſein [in der ä–ſten Noth] ꝛc.
Anm. Veralt. ohne Uml. Ryff Th. 28; Stumpf 304a.