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äußer
Äūßer, a.:
aber wie inner, ober, unter, nieder etc. im Positiv nur als attribut., nicht als prädik. Ew. oder als Adv. vorkommend. So z. B.: Eine ä–e Verletzung; Der ä–e Wall, dagegen: Ich habe mich äußerlich (s. d.) verletzt; Die Verletzung ist eine ä–e oder äußerlich; Der Wall ist der ä–e. Der Komparat. fehlt; der Superlat. auch als Adv. (s. 2d) und wie der Posit. substantivisch nam. als neutr.:
1) der Positiv bez. das von außen Wahrnehmbare im Ggstz. des Jnnern, das, weil es von Jenem umschlossen ist, von außen nicht wahrgenommen wird, wenn man oder es nicht durch Jenes hindurchdringt, also: die nach außen gewendete Seite, das an der Oberfläche Liegende, das unmittelbar in die Erscheinung Tretende und in die Sinne Fallende, oft auch dem Innern entgegengesetzt wie der Schein dem Wesen; dann aber aúch: das von außen Kommende, draußen, außerhalb Befindliche, z. B.: Zum ä–n Vorhof. Ez. 40, 17; Vom ä–n Thor. 47, 2 etc.; Die Entfernung des ä–n Feindes hatte den innern stark gemacht. Chamisso 5, 175; Zum ä–n seiner innern Überzeugung freilich entbehrlichen Beweise. Fichte N. 38; Der ä–e, der innre Sinn. G. 6, 88; Seine innre Welt aufzubauen und die ä–e zu gewältigen. 39, 291; Keine ä–e Einwirkung könne diesem innern Unwesen Etwas anhaben. 22, 75; Von innen | das Schiff durchbohrt, das gegen äußre Wellen | geschlossen kämpfend nur sich halten kann. 13, 246; Ins Innre der Natur dringt kein erschaffner Geist; | zu glücklich, wem sie noch die äußre Schale weist. Haller 88; Mit soviel innerm- Werth und äußrer Schönheit. Schlegel Cymb. 1, 1; Alles | ist äußrer Schmerz, obwohl der König .. wahrhaft bekümmert ist. ebd.; Der äußre Sinn entschlief, das Herz allein blieb wach. W. 12, 231 etc.
2) Das Á–e o. Mz. (s. 1): Das Ä–e dieses Mannes, sein Ä–es, sein angenehmes Ä–e nimmt für ihn ein; Mit Spaltungen umängstet mich das Äußre. Chamiso 5, 165 [die Außenwelt]; Entdeckte man sogleich sein ganzes Inners in seinem Ä–n. Engel 12, 129; Ohngeachtet das Volk im Ä–n [dem A–n, dem Anschein nach] viel Achtung für seinen Beherrscher zu haben scheint. Forster R. 1, 246; Mein Ä–es [Aussehn] mochte mit dem Innern übereinstimmen. G. 22, 4; Es ist hier eine neue Welt, ein neues Ä–e, anders als das vorige und ein Inneres, das dort ganz fehlt. 18, 195; Ich übernahm das Innere, du das Ä–e [der Geschäfte etc.]. 15, 8; Der Minister des Ä–n, des Innern etc. Selten st. des Superl. (s. 4c): Doch Alles wird man eh’ als dieses Äußre wagen. L. 3, 337 etc.
3) Der Ä–e, in Kupferhämmern, die unterste, die andere zusammenhaltende Scheibe eines Gespanns. 4) Der Superl. bez. zunächst räumlich das am weitesten nach außen Gelegene, was von innen aus angesehn zugleich als das Entfernteste, Letzte erscheint, worüber hinaus es Derartiges nicht mehr giebt, also auch den letzten und höchsten Grad.
a) Ew.: Die ä–sten Läger. 4. Mos. 11, 1; An der ä–sten Grenze. 22, 36; Die ä–ste Finsternis. Matth. 22, 13; Im ä–sten Gedränge. B. 401a; Die ä–ste der Grenzen. Chamisso 4, 228; Eine ä–ste Abneigung. G. 21, 126; Die aller-ä–ste Besorgnis. Immermann M. 4, 164; Eine so ä–ste Seltenheit. L. 9, 231; Nicht ohne den ä–sten Verlust aufgegeben. 12, 381; Die ä–sten Enden der zügellosen Lust und der stillen Ahndung. FSchlegel Luc. 18; Im ä–sten Fall. Tieck A. 1, 120; Äthiopen .. ä–ste [die entferntesten] Menschen. V. Od. 1, 23; Zuerst in den Stall verlangtest du widerzukehren | Abends und nun nach allen der ä–ste [letzte]! 9, 452; Wenn doch Dies .. das ä–ste [letzte] wäre der Übel! 4, 697; Der ä–ste [genaueste] Preis; Die ä–ste Noth etc.
b) als männl. Hw. zuw. = Ultra, ein in seinen (nam. politischen) Ansichten die äußerste, entschiedenste Stellung Einnehmender, z. B.: Die A–sten [Männer der ä–sten Rechten]. Gutzkow R. 9, 75.
c) als sächl. Hw. (s. 2) das Ende, Letzte, worüber hinaus es Nichts giebt, Ertrem. Hierbei hat man sich nam. vor Verwechslung mit dem adverb.: auf das ä–ste (s. d) zu hüten, z. B.: Seine Hoff nung war aufs ä–ste [ä–st] gespannt. G. 10, 21; Und wär ich ja aufs Ä–ste gebracht. 225; Aufs Ä–ste gefasst. Droysen Y. 1, 277; Wenn’s aufs Ä–ste kommt. Sch. 107b; Aufs Ä–ste treibt nur die Liebe. 193a; Die Sachen nicht aufs Ä–ste zu treiben. W. 16, 63 etc., vgl.: Sanders Orth. 98. Das Ä–ste [die Spitze] seines Fingers. Luk. 16, 24; Das Ä–ste der Kunst entfalten. Chamisso 4, 148; Wer Ä–stes leidet, Dem ist das Ä–ste recht. Hölderlin H. 2, 8; Will ich mein Ä–stes anwenden. L. 1, 247; Das Ä–ste versuchen. Sch. 113b; hindern. 423a; anmir gethan. 428a; Zu einem Ä–sten zu greifen. 436a; Mich bis zum Ä–sten gebracht. 363a; In der glücklichen Mitte zwischen beiden Ä–sten [Ertremen] auszuruhen. 1030b; 319a; 993a; Alle Ä–sten berühren sich. Tieck NKr. 2, 369 u. o.
d) Adv.: Ä–st = höchst, im höchsten Grade, z. B.: Ä–st sich betrüben. G. 15, 293; beunruhigen. 299; sich fürchten. 17, 118; verderben. 21, 33; ausschelten. 112; [Schmaus], den sich Jede ä–st [aufs beste] ausersinnt. 4, 138; Ä–st unzufrieden. L. 1, 20; erpicht. 22; Mit Geld ihn länger zu unterstützen, fällt mir zwar ä–st hart, ein paar Louisd’or unterdessen geben Sie ihm nur noch, wenn er sie ä–st brauchen sollte. 12, 219 etc. Bei Zeitw. außer im Partic. zieht die heutige Prosa: aufs ä–ste (s. c) vor: Jch bin ä–st betrübt; Das betrübt mich aufs ä–ste; Aufs ä–ste protestieren. G. 17, 23; schaden. 21 etc.; veralt. aber ist dies st. sogar Simplicissimus 3, 169. Ortlich: Zu ä–st, früher mit Genitiv, z. B.: meines Landes. Gryphius 1, 109, jetzt meist mit Präpos.: Zu ä–st | am offnen Heerweg steht’s. Sch. 520a; Er tritt zu ä–st auf den Wall. Schwab 279 etc., mundartl.: Zu ä–st am Hag sein [in der ä–sten Noth] etc.
Anm. Veralt. ohne Uml. Ryff Th. 28; Stumpf 304a.