Faksimile 0055 | Seite 47
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arten
II. Ārten: 1) intr. (ſein): a) eine Art, d. h. na-
türliche Beſchaffenheit haben oder bekommen: Aus dem
Geſpräch ſpüret man, wohin die Gemüther a. [ſich neigen].
Fiſchart Ehz. 40; In der weichen Liane mußten dieſe Rüh-
rungen ja zu Leiden a. [um-a., werden]. IP. 22, 225; Es
artet in Zeiten der Welf nach dem Leuen. Rückert Mak. 1,71;
Ihr artet mehr nach eures Vaters Geiſt. Sch. 374 ꝛc., vgl.
Nach-a., ſchlagen, ſchlachten; Das iſt oder wird der
Vater ꝛc. b) Art (ſ. d. I 3), gute Art haben oder
bekommen, gedeihen: Der Same will an andern Orten
nicht ſo wohl a. Olearius Perſ. R. 2, 3; Je früher man
die Gerſtenſaat verrichte, je beſſer dieſelbe arte. Zink Ök. 2,
704; Guhrauer Leibn. 2, 200 ꝛc. 2) refl. = 1:
a) Des Fürſten Diener ... a. ſich nach ſeiner Art, ſind
Affen ſeiner Gaben. Logau 944; Ein Beiſpiel, wie ſich Män-
nertreu artet. Muſäus M. 3, 135; 4, 129; So a. die ſchwar-
zen Rettige ſich in weiße [um]. Reichart Gart. Anh. 83;
Weil ſie ſich ohne das ziemlich dazu a. und gebärden. Fiſchart
(Wackernagel 3, 1, 474 Z. 18) ꝛc. b) Wenn ſie ſich nicht
wohl a. wollen. Fiſchart B. 271a; So artet ſich die Eh’ und
Kinderzucht auch wohl. Weichmann 1, 148. 3) tr.: einem
Gegenſt. eine Art ertheilen, eine gewiſſe Beſchaffenheit
geben, ihn ſo beſchaffen machen, bilden, geſtalten, mo-
dificieren: Die alte römiſche Schrift recht zu a. und zu for-
mieren. Fiſchart Garg. 175b; Daß nicht allein der Leib,
ſondern auch das Gemüth nach der Natur des Lufts geartet
werde. Ryff Sp. 9a; Die Natur hat die Roſe ſo geartet,
daß ſie Stacheln hat; die Kunſt hat ſie vielfach umgeartet und
man hat auch ſtachelloſe. 4) Das Partic.: Geart(et),
a) mit einem die Art beſtimmenden Zuſatz: ſo beſchaf-
fen, in dieſer Art, vgl. Artig in Zſſtzg., das bez.,
daß einem Ggſt. eine Art eigen iſt, nicht daß er ſie
bekommen oder angenommen, wie Geartet, das deßhalb
gewöhnl. nur von Perſonen gilt: Auch meine Agnes iſt ſo
geartet. Goltz 1, 267; Daß junge Wittwen geartet ſind wie
grünes Holz. Muſäus M. 1, 76; Wie der gemein Mann
von Natur geartet iſt, daß ꝛc. Stumpf 302a ꝛc.; Die Kinder
ſind andersgeartet denn ihre Väter. Beck Heim. 77;
Das Volk ein eigengeartetes Produkt des Himmelſtrichs,
der Natur und Gottesanlage. Goltz 3, 419 (ſ. Eigenartig
ꝛc.). Sie ſei durch ihr Stubenleben etwas feingeartet,
aber doch nicht ſo ſubtil. Auerbach D. 4, 257. Mein
ganzes Leben war der Wallfahrt gleich geartet. Rückert
Morg. 2, 77; Wo ihn der Gleichgeartete [der ihm Ahn-
liche], | ein Kämpe ſeines Bluts, ſein Sohn erwartete. Roſt
85a. WHumboldt 3, 85. Ein gutgearteter Menſchen-
ſchlag. Burmeiſter Geſch. 588; Einer ſolchen übeldenkenden
und übelwollenden Perſon eine beſſergeartete gegenüberzuſtellen.
Börne 1, 271; Alle müßige Menſchen, und ſeien ſie die beſt-
gearteten. Immermann M. 2, 88 ꝛc. Lenkt ſein Pferd. .,
als wär er einverleibt und halbgeartet | mit dieſem wackern
Thier [gleichſam deſſen Hälfte]. Schlegel Haml. 4, 7.
Hoch-geartete Männer. Mügge Standp. 128. Solchen
männlich gearteten Frauen. Monatblätter 1, 363 b.
Seine niedriggeartete neidiſche Natur. OMüller Ack. 279.
Den falſchen Mächten .., die unterm Tage ſchlimm-
geartet hauſen. Sch. 368a; Vor Hagen’s Liſt, des ſchlauen
ſchlimmgearten. Wolfg. Müller Rheinf. 342. Sonder-
bar geartete Naturen, dieſe Mädchen. Lewald W. 1, 99.
Gewöhnt, in Shakeſpeare nur das ungeartete Naturkind zu
ſehn [das keine Art angenommen, ganz in ſeiner na-
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