Faksimile 0056 | Seite 48
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Arten
Arten türlichen geblieben]. Gervinus Sh. 1, 30. Heute früh hat er auf mich gewartet, | nun wart’ ich spät auf ihn, so ist es wohl geartet [der guten Art, Lebensart gemäß]. Rückert Rost. 105 u. ä. m. 5) Artung, bei Campe = Modifikation; aber auch = das Geartetsein:
Aus dem Verständnis der Zeit die Artung der Charaktere, ihre Motive und ihre Mittel begreiflich zu machen. Augsburger Zeitung (1844) 1482b, s. Zsstzg., nam. Fort-a.
Anm. Dazu die veralt. Verkl. Ärteln, in Zsstzg., wie: Aus- (Simplicissimus 1, 685 b), Nachärteln. Pictorius etc. S. auch; Naturen.
Zsstzg. z.B.: Áb-:
1) intr. von der Art (Stamm- art, rechten Art) abweichen (s. Aus-a. Anm.): Unser Schaf soll vom Moufflon abgeartet sein; Unserm so weit abgearteten [entarteten] Vaterland. H. 13, 267; Kalk, der in allerlei seltsam gedrängtes Geschiebe abartet. Merck B. 1, 372; Dein Vater war | Herzog von Mailand; du allein ihm Erb- | Princessin, nicht a–d. V. Sh. 1, 10; Od. 14, 212; Er, der Abgeartete von Ernesti. Ant. 2, 19 etc.
2) Selten refl. und tr. = a. machen: Die Römer mussten unter allen Arten von Ergötzungen und Zerstreuungen abgeartet, weichlich gemacht und zu dem parasitischen, kindischen und sklavischen Charakter umgestimmt werden. W. HB. 1, 16. Dazu: Die Analogie der Abartung in andern .. Thierklassen. Humboldt K. 1, 379; Finden sich niemals rühmliche Eigenschaften, ohne daß zugleich Abartungen derselben durch unendliche Schattierungen bis zur äußersten Unvollkommenheit übergehen sollten. Kant Sch. 15; Der alte Cantus firmus war in seiner Abartung unförmlich worden. Zelter 3, 414. An-, intr., refl., tr.: assimilieren, stärker als anähnlichen (s. d.), da das Angeartete nicht bloß ähnlich, sondern identisch geworden; in die Art eines Wesens übergehn und übergehn machen: Die verdauten Speisen arten (sich) dem Körper, der Körper artet sie sich an; Das Naturell, das in der Vermischung mit Fremden sich halbschlächtig anartet. Kant 10, 27; Beim A. entsteht Mittelschlag. 52; Die unausbleibliche Anartung als der Charakter einer Rasse. 59; Die Natur fügt es nicht so, daß Talent und Wille auch a. 5, 164; Der schwarzen Farbe, die nun seinen Nachkommen angeartet. Phys. Geogr. 2, 6; 13; Wie sich aber eine so zufällige Sache als die Farbe ist, a. könne. 7; Verhältnisse, welchen sein ... Wesen sich erst anzuarten hatte. Schöll [Goethe’s Briefw. mit Fr. v. Stein 1, 148]; Mir nicht ist’s a–d [in meiner Art liegt’s nicht], zurückzubeben im Kampfe. V. Jl. 5, 253; Angeartet, angeboren. Schmeller 1, 111. Aūs-, intr. (refl.): aus der Art schlagen:
a) von der Stammart abweichen: Dein Vater war ein .. braver Mann und du wirst auch nicht a. G. 28, 94; Der Witz läuft schon bei seinem Ursprunge in Gefahr zu witzeln, im zweiten und dritten Glied wird er noch schlimmer a. 19, 366; Gehn Geschöpfe, wenn sie a., in diese Farbe hinüber. 39, 43; Ihr seid nicht ausgeartet, meine Kinder, | seid arbeitsam und faul, | grausam, mild, | freigebig, geizig [in Gutem und Schlechtem eurer Art gemäß]. 7, 244; Stolz und voll Demuth, arten sie [die Thoren] niemals aus. Klopstock Wingolf 2, 12; Mutter Eva, deine Töchter sind nicht ausgeartet: Neugier und Vorwitz ist der Weiber Erbtheil. Musäus M. 2, 119; Uralter Straßenräuber unausgeartet Kind. V. 4, 145. Sonst werden die Rettige sich a. und weiß werden. Reichart Gart. 3, 78; 56 U. v.
b) Oft prägnant: von der rechten, guten Art abweichen: So arten die Obstbäume aus und gehen in ihre wilde Art zurück. Zink 1, 194 etc. Oft artet alter Samen aus. B. 63b; Daß das Bein des Pferds erst schön wird durch Zucht und Wartung, aber leicht ausartet, wo beide fehlen. Bur- meister gB. 2, 168; Wie bist du so ausgeartet? | Sonst warst du am Abend so herrlich und hehr. G. 3, 120; Stein 3, 331 u. o.
c) (zu a und b) mit abhäng. Präpos.: Von der ursprünglichen Vollkommenheit immerfort a–d, allmählich herabgesunken. AWSchlegel Mißd. 80; Der späteren von ihrem ursprünglichen Charakter ausgearteten römischen Satire. FSchlegel Gr. XII; Daß der bärtige Weizen von dem böhmischen sich ausartet. Reichart Gart. 5, 120. In Mißbräuche ausgeartete Einrichtungen. Forster A. 2, 47; Leicht artet jedoch ein solcher Zustand in Selbstsucht und Tyrannei aus. G. 39, 59; Ich wäre niemals in ascetische Roheit ausgeartet. Heine Verm. 1, 112; Wie der Grieche zu Babylon in einen Perser ausartete. Sch. 1031 a; Rocken, der darin a. soll. V. 2, 196; Oft auch sehn wir [durch Pfropfen] die Zweige des einen Baums in des andern | ungestraft a. Georg. 2, 33 l. v.; Dieser Kohl artet sich aus in blaue Stauden und Blumen und artet sich wiederum ein in seine vorige grüne Farbe. Reichart Gart. Anh. 74 etc. Weil die Kritik zur literarischen Zanksucht ausgeartet war. Danzel L. 83; Sie werden zu zwergigten kleinen Gestalten a. Forster R. 1, 278; Die ästhetische Strenge artet aus zum ästhetisierenden Hochmuth. Prutz DM. 1, 1, 430 etc. Einen Kampfsinn hat fie, der bis zur Streitsucht ausartet. Benedir 8, 194; Einen Mißmuth, der bis zur murrsinnigsten Ungerechtigkeit aus- artet. Heine Lut. 1, 239 etc. Dahin a., daß etc. Keller gH. 1, 284.
d) Ausartung: das Ausarten (G. 36, 44; Humboldt A. 1, 45 etc.); das Ausgeartete: Er glaubt, Ausartungen, und nicht mehr die reine Stammform des Negers vor sich zu haben. Burmeister gB. 2, 101; WHumboldt 1, 16 etc. Selten tr.; s. Ab-, Ent-a.
Anm. Sinnverwdt: Ab-, Ent-a.: Das Ausgeartete kann wieder einarten (s. d. und berichtige danach Kant 10, 26); die Abweichungen des Abgearteten sind fester, aber nur oberflächlich, es hat nur Etwas von der Art verloren; das Ent- artete bezieht sich auf innerliche, wesentliche Eigenschaften, es hat so zu sagen die Art selbst verloren: Die Zuckerkartoffel ist eine abgeartete Kartoffel, die sich durch den zarten Geschmack auszeichnet; Auf schlechtem Boden arten feine Kartoffeln aus, werden gröber; Manche meinen in Folge der Kartoffelfäule, die Kartoffel sei bei uns jetzt ganz entartet, habe ihre wesentlichen, sie zu einem Hauptnahrungsmittel machenden Eigenschaften verloren. Sch. (82a) nennt Karthago ein aus- geartetes Kind der besseren menschlichen Mutter [Tyrus], das mit des Römers Gewalt paaret des Tyriers List, dagegen AWSchlegel (Gd. 1, 60) sagt in dem Gedicht: O Römerinnen, Römer nicht! | wo ist die Heldenkraft der Ahnen? . Senat und Volk ward Einem unterthan | und schnell ent artet sanken die Geschlechter. Hier werden sie als den Ahnen ganz ungleich dargestellt, dort ist das Kind schlechter als die Mutter, aber es hat deren Art nicht ganz verloren etc. S. Ver-a. Veralt. = aussterben (Frisch), so noch mit haben: Dergleichen Vorrechte gelten nicht mehr, die Art hat ausgeartet. Be-:
1) tr.: s. [I.]. 2) intr.: gedeihen: Unrecht Gut beartet nicht. Schmeller 1, 111. Drēī-, Drítt-, tr.: s. [I.]. Eīn-, intr., refl., tr.:
1) Ggstz von Aus-a. (s. d.): in die rechte oder in die alte Art schlagen (schlagen machen), zurück-a.
2) innerlich an-a.: Neigung ..., welche der menschlichen Natur eingeartet [eingeboren] zu sein scheint. Kant ew. Fr. 10; Damit die schwarze Farbe eingeartet und nun erblich werde. Phys. Geogr. 2, 6.
3) E. des Samens ist die natürliche vorhergehende Verschlechterung desselben, die dadurch geschieht, daß man immer denselben Samen beibehält (s. Ein in Zsstzg. wie: Einzehren etc.). Ent-:
1) intr. (refl.): die wesentlichen Eigenschaften der Art (Stammart, rechten Art) verlieren, s. Aus-a. Anm.: Wenn die Liebe die nämliche ist, wie können ihre Kinder e.? Sch. 112a etc.
a) Mit Dat.: Die dem Organismus entarteten [fremdgewordnen] Produkte. Börne 5, 34; Ihr entartet eurem großem Stamm. Schlegel Cymb. 1, 7 etc.
b) Mit Präp.: Manch Weinchen .. entartet ins Krätzergeschlecht. Langbein 2, 49; Die natürliche Grazie entartete in eine Beugung, als ob er sich ein Kleid wollte anmessen lassen. Sch. 699 b; Unsere Freundschaft entartete in Liebe. Zschokke 8, 444. Selbst die natürliche Mutterliebe entartet zur Affenliebe. Goltz 1, 249.
c) Nam. oft das adjekt. Particip: Der entartete deutsche Boden. Platen 6, 88 etc.
d) Welche seiner Gebrechen der Entartung, welche der Natur zuzuschreiben. Börne Frzfr. 84 etc.
2) tr.: Revolutionen entarteten den Charakter der Völker. Börne 3, 137; Goltz 1, 23 etc. Fórt-, intr.: in der angefangnen Art fortfahren: Jede Entartung, Ausartung, Umartung, Einartung und nachherige Fortartung ist anfangs allemal Entbildung. Jahn M. 55. Míß- (⏑–⏑), intr. (refl.) u. tr.: schlecht arten: Mißgeartet und Mißartet (s. Miß Anm.). Nāch-, intr.: Einem n., nach ihm arten; Den Eltern n.; Wie doch Das nachartet! Diese Stirn! Engel 12, 352; s. Vor-a. und vgl. nachgerathen und schwzr.: Väterlen, Mütterlen etc. Selten tr., refl.: Er sucht, sich (seinen Zögling) den Besten nachzuarten. Über-, intr.: in eine Art übergehn: Daß die Opposition gegen den Materialismus in Das überartete, was man Christenthum par excellence nennt. Prutz DM. 1, 2, 582. Úm-, intr., refl., tr.: (sich) zu einer andern Art umgestalten: Mit der Zeit artet (sich) Alles um; Die Zeit artet Alles um; Gefälligkeit für unsere umgearteten Sitten. Geßner 3, XIV; Euch zu seligem Geschick | dankend umzu- arten. G. 12, 310. Ún-: s. Ungeartet [4]. Ver-u. intr., tr.: aus der rechte in eine Unart übergehn, übergehn machen: Das verunartete Gefühl nahm eher eine jede andere natürliche Gestalt als die alte Einfalt der Natur an. Kant Sch. 108; Anthr. 293. Ver-, intr. (refl.): allmählich ausarten, u. tr.: ver-a. machen: Was mindert nicht die Zeit? ver-a. wir nicht immer? ... Die Ahnen waren arg, die Väter wurden schlimmer | und ärger als wir selbst wird Kind und Kindeskind. Hagedorn 3, 12; Fast alle Eroberer .. sind als Sieger in die Überwundenen verartet. Jahn M. 117; 8; Ihr seid zu solchen verkünstelten Thieren verartet. Zschokke Nov. 3, 20; Die Zeit verderbt und verartet Alles; Diese Frucht hat sich durch Jahrhunderte bei uns verartet, bis sie endlich ganz entartet ist. Vier-: s. [I.]. Vōr-: Ggstz. von nach-a.: Einem in der Art als Vorbild etc. dienen: Kinder arten meist, wie ihnen die Eltern vorgeartet sind. Zū- intr.: zur Art gehören: Nichts ist uns .. so einheimisch und zugeartet als .. Speichel. IP. Katz. 2, 74; Der Beinbrecher .. ist mehr den Geiern denn den Adlern zugeartet. Thurneißer Alch. 2, 69. Zurück-: in die Stammart zurückgehn, wieder ein-a etc., in den untrennbaren Formen auch: Rück-a.