Faksimile 0050 | Seite 42
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ärgern
Ärgern, tr., refl.: 1) veralt.: ſchlechter, böſer
machen: Macht das höchſte Gut dich böſer, | das Nieman-
den ä. kann ... Güte, | die dich billig beſſern ſollte, | ärgert
dein verſtockt Gemüthe? Lohenſtein Geiſtl. 13; Ohne .. Beſſe-
rung, ja mit Ärgerung des Herzens. Luther 1, 69 b, und ſo
bibl.: Ärgert dich dein rechtes Auge. Matth. 5, 29, vgl.:
Wenn din rechtes Oug dich verböſeret. Zwingli 1, 21; Will
dich aber dein rechtes Auge zum Böſen verführen. ꝛc.
2) Einen arg, ärgerlich, böſe machen, ihn in die Stim-
mung verſetzen, daß er Argwillen hegt und ſchaden
möchte; refl.: ärgerlich ſein, werden: a) Einen (ſich)
arg, garſtig, gründlich, infam, niederträchtig, recht, ſchmäh-
lich, ſchwer, ſehr, verdammt, verflucht, verteufelt, wüthend
über alle Begriffe (Maßen), bis ins innerſte Herz, in die tiefſte
Seele hinein zu Tode, todt, krank ä. bis (daß) er
(man) ſchwarz, vor Galle grün und gelb wird, berſtet, kre-
piert, platzt, die Platze kriegt, ſtirbt; Einem (ſich) die Seele
aus dem Leib, die Schwindſucht an den Hals ä.; Er iſt ſo
empfindlich (reizbar, gnittrig): er ärgert ſich über (oder ihn
ärgert) Alles, ein Nichts, jede Kleinigkeit, eine Miene, ein
Strohhalm, die Fliege an der Wand; Es ärgert mich oder
ich ärgre mich (darüber) —, daß Du das gethan haſt ꝛc.
b) Einen mit oder duxch Etwas ä., Jenes giebt einen
unmittelbaren, Dies einen entferntern Grund an: Er
hat mich vielleicht mit dieſem Wort nicht ä. wollen, er hat
mich aber durch ſein ganzes Betragen geärgert; Durch Über-
eilung kannſt du Einen ebenſo ä., wie mit überlegten Wor-
ten; Sie haben mich geärgert, | geärgert blau und blaß, | die
Einen mit ihrer Liebe, | die Andern mit ihrem Haß. Heine
Lied. 152 ꝛc. c) Sich an Einem, an Etwas ä., daran
ſtoßen. Luther 6, 54b; 116b; Jer. 6, 21 ꝛc.; Sich über
Einen, über Etwas ä., Arger, Unwillen darüber empfin-
den. Über Gluck’s Succeß hat er ſich gelb und grün geärgert.
Zelter 4, 104 ꝛc. Veralt. über (ſ. d.) mit Dat. Jeſ. 52,
14 ꝛc., oder der Genit. Luther 3, 136 b., obgleich noch:
Der ſich vielleicht Deiner ärgert. Herrig 16, 254; Sie ärgerte
ſich der Bezeichnung. V. Ov. 2, 143. d) Sich mit Einem
ä.: Ich ärgre mich über etwas Schlechtes und über die
Perſon, von der es ausgeht, mit ihr erſt, wenn ich mich
mit ihr in Verbindung ſetze und meinem Ärger gegen ſie in
Worten ꝛc. Luft mache (ſ. Ab-, Herum-ä.); Man kann
ſich auch über Todte, aber nur mit Lebenden ä.; Ich habe nur
keine Konſtitution, um mich den ganzen Tag über Eure Spitz-
bübereien zu ä. ... Deßhalb ärgere ich mich auch gar nicht
mehr mit Euch. Hackländer Stillfr. 1, 20.
Anm. Vgl. Verdrießen; An-, verſtoßen; Kränken; Er-
boßen; Gnittern. Dazu: Der Ärgerer will dem Geär-
gerten immer übel. Lichtenberg; Sie hält für Sünde nicht,
was Niemand Ärgrung giebt. Wernike 10.
Zſſtzg. z. B. Áb-: 1) tr.: Einem Etwas a., durch
Ärger nehmen, ſei es, daß es ihm bloß entzogen wird:
Einem das Herz a., abſtoßen ꝛc., oder daß man es ſelbſt
erlangt: Was du deinem Kind verſagen willſt und muſſt,
das laß dir auch nicht von ihm a. oder abtrotzen. 2) tr.,
refl.: Einen (ſich) ſehr, bis zur Ermattung ärgern.
Den Lehrer durch Trotz mit trotzigen Worten a.; Ich habe
mich ſchon vor ſeiner Ankunft oft im Stillen über ihn ab-
geärgert, nun muß ich ſtündlich mit ihm a.; Um ſich recht
über ſie abzuärgern. IP. 3, 96 ꝛc. 3) refl.: den
Ärger abthun, beſeitigen, und zwar: a) raſch, oben-
hin: Ich will mich nicht ärgern, oder mich geſchwind, ge-
ſchwind a., damit ich bald wieder ruhig werde. L. 11, 746.
oder: b) den Arger zu Ende bringen, ſich aus-ä.
Án-: 1) tr.: Einem (ſich) Etwas a., an den Hals ꝛc.:
Sich die Gallenſucht (Auerbach Leb. 1, 275), die Gelbſucht
(V. Sh. 2, 11) a. ꝛc. 2) refl.: ſich zu ärgern anfan-
gen. Aūs-: 1) refl.: a) ſich zu Ende ärgern.
b) ſich in ärgerlichen Ergüſſen kundgeben: Dieſe Schwäche,
die ſich im barockeſten Stil ausſpricht oder vielmehr ausärgert.
Heine Lut. 1, 99. 2) tr.: Einem (ſich) die Seele a., her-
aus-ä. [aus dem Leibe]. Eīn-: 1) tr., refl.: Einen,
ſich immer mehr in ſeine Wuth e., hinein-ä. 2) tr.:
Einem (ſich) Etwas, z. B. Haße, durch Arger einflößen.
Fórt-: Einen aus ſeiner Stelle f.; Einem, ſich ein
Stück vom Herzen f. [ab-ä.]; Sich f. [weiter ärgern] ꝛc.
Herāūs-: Einen aus dem Amt h. [fort-ä., Ggſtz.: Ihn
ins Amt hinein-ä. IP. 2, 20]. Herúm-: refl. gleich-
ſam im Kreis, ohne vom Fleck zu kommen: Sich mit
Einem h. Hervōr-: Einen Befehl h. [durch Argern
hervorrufen]. Dorow 2, 89. Hín-: Einen, ſich h. [ins
Grab]. Voß Br. 1, 320 ꝛc., ſ. Ein-, Heraus-ä.
Nāch-: refl.: den Arger noch, nachdem Etwas vor-
über iſt, empfinden. Ver-: 1) [1] veralt. Möſer 2,
197 ff.; Zwingli 1, 21; 23; 663; 2, 29 ꝛc. 2) refl.
und im Partic.: War auch häufig nicht allein mißgeſtimmt,
ſondern verärgert [vergnittert]. Arndt E. 202. Vgl.: Sich
über Alles zer-ä. u. zerſorgen. Goltz 1, 317. Wīder-:
tr.: Arger vergelten. Zer-: ſ. Ver-ä. (2) u. ä. m.