Faksimile 0043 | Seite 35
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Anker
Ānker, m. (n.), –s; uv.; –chen, –lein; -: 1) ein
Flüſſigkeitsmaß, ½ Eimer = . Ohm; ein Faß von
dieſem Inhalt; Einen A. des beſten Rheinweins. L. 13, 106;
In A–n und Oxhöften. Erb, vgl. 250. 2) Eiſernes Werk-
zeug, das, an einem ſtarken Tau auf den Grund des
Waſſers gelaſſen, ſich dort mit einer ſeiner ſpitzen Hände
eingräbt und dem Schiff Halt gewährt: Den A. (aus-)
werfen, fallen laſſen, lichten, kappen, ſchleppen, (auf-)pentern,
kippen, ausbringen, einholen, zu Hauſe holen, angeln ꝛc.;
A. klar! ꝛc.; Um Uhr ward das A–chen gehoben. Zelter
3, 143; Vor A. liegen, ſich legen, auch übertr. = an einem
Orte ſtill liegen und auf Etwas warten. G. 22, 140 ꝛc.
Viele Arten [ſ. Zſſtzg.]. 3, Daher was in Wi-
derwärtigkeiten ꝛc. Halt gewährt: Einen feſten A. der
Hoffnung. Gutzkow R. 9, 312; Sch. 76b; Ergreift auch wohl
einen brüchigen Aſt als den A. ſeiner Rettung. Schlegel Mißd.
96 ꝛc.; Rettungs-A. WHumboldt 3, 63; Glaubens-, Hoff-
nungs-, Lebens-, Noth-A. ꝛc. 4) Bauk., jede Vor-
richtung, womit man Steine an Steine, Holz an Holz
oder ganze Gemäuer mit den Balken vereinigt (ſ.
Zſſtzg.). 5) In Marſchländern der von querüber-
gelegten Balken zuſammengehaltne Grund, worauf ein
Deich liegt, Deich-A., Deichfuß ꝛc.: iſt er mit Rieth
durchwachſen, auch Rieth-A., Schalung. 6) Die Ar-
matur eines Hufeiſenmagnets. 7) Bei den Seiden-
wirkern mit Bleigewicht verſehne, die Kettenfäden aus-
ſpannende und das Einlaufen des Zeugs hindernde
Spulen. 8) bei den Uhrmachern ein ankerförmiger
in das Steigrad greifender und deſſen Bewegung regeln-
der Theil, der engliſche Haken (ſ. d.), vgl. Ankeruhr.
9) Ein Wirthshausſchild. Thümmel 5, 17.
Anm. Das A. Lewald W. 1, 377; Nicolai 1, 7; Ram-
ler F. 1, 207; Sch. 6a ꝛc., ſ. Noth-A.; veralt. Mz. :ēÄnker.
Fiſchart Garg. 238a; Forer 151 h; Zinkgräf 1, 324 ꝛc.
Lat. ancora, gr. ἄγχνρα (ankyra) ꝛc., vielleicht nach dem
gekrümmten Widerhaken, vgl. Angel.
Zſſtzg. vielfach [ſ. o.], nam. zu 2 und 4: Bál-
ken- [4]. Bárten-: Werkzeug zum Losreißen der
Wallfiſchbarten. Bobr. Bōōt(s)-: [2] für kleinere
Fahrzeuge. Forſter R. 1, 330. Bórd- [2]: auf dem
obern Deck befindlich, ſ. Noth-A. Būg- [2]: auf
dem Bug des Schiffs liegend, der Schwere nach auf
den Raum-A. folgend, ſ. Tgglichs-A. Dēīch- [5].
Drégg-: Boots-A.; Enter-D., mit der Hand
in das Tauwerk eines zu enternden Schiffs zu wer-
fen. Ebbe- [2]: das Schiff bei der Ebbe hal-
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tend. Flūth-: ſ. Ebb-A. und Tei-A.
Gābel- [4]: Schließ-, Splint-A., Schlauder, mit
gabelförmigen Theilen, durch deren Ende eine Schließe
hindurchgeht, vgl. Vorpaß. Zuw. [2] nach dem
franz. ancre d’affourche ſtatt Tei-A. Hāfen-
[2]: ein oder mehre durch Ketten verbundne beſtändig
im Hafen liegende Anker, die abgetakelten Schiffe dran
zu befeſtigen. Hāūpt- [2]: der ſchwerſte, nur in
äußerſter Noth gebrauchte, bei den Alten der ſogen.
heilige A. Kátt-, Kátzen- [2]: kleiner, zur Verſtär-
kung eines andern an deſſen Kreuz befeſtigter oder „ver-
katteter“ A. Kétten- [2]: Hafen-A. Krān-,
Nácht- [2] Taglichs-A., nach dem franz. ancre de
veillc. Nōth- [2 u. 3]: der Schwere nach auf den
Pflicht-A. folgend, nur im Fall der Noth gebraucht,
gw. auf das unterſte Deck geſtaut, auch Raum-A.;
Das von allen Jgnoranten zu tauſend Malen flehentlich um-
faſſte N. Pott bei Erſch. l, Bd. 66, 399b. Öfen- [4]:
die Steine oder Kacheln eines Ofens zuſammenhaltend.
Pflícht-: Haupt-A., ſ. Pflicht, der der Kajüte
entſprechende Schiffsraum. Rāūm-: Noth-A.
Rīēth- [5]. Ríng- [2]: mit nur einer Fliege
oder Schaufel. Schiffs- [2]. Schlīēß- [4]:
Gabel-A. Sēē- [2]: Von zwei Ankern, die ein
nah am Land liegendes Schiff ausgeworfen, der größre
nach der Seeſeite zu liegende; der kleinere, nach dem
Land oder Wall zu, heißt Wall-A., vgl. Tei-A.
Splínt- [1]: Gabel-A. Spring-: Wurf-A.,
der es einem bei ſchwerem Sturm unter Segel gehnden
Schiff möglich macht, das größre Ankertau zum Theil
einzuholen und in der gewünſchten Richtung abzufah-
ren. Stích- [4]: bei Verblendungen angewendet,
in Form eines lat. T. Tāges-; Tāglichs- [2]:
der am Backbord liegende, gewöhnlich (täglich) ge-
brauchte A.: Ein wohlgerüſtetes Schiff hat einen Tages-A.,
einen Pflicht-A. und einen Noth-A., ungerechnet die etwaigen
Teu- und Wurf-A. H. Smidt. Tēī-; Tēū- [2]: Ebb-
und Fluth-A., vom holl. tij, Strömungswechſel der
Ebbe und Fluth. Trāg- [1]: drüber oder drun-
terliegende Bautheile tragend. Trēīb- [2]: ein
zur Vermindrung der Abtrift bei heftigem Sturm ge-
brauchtes Nothmittel. Wáll- [2]: ſ. See-A.
Wúrf- [2]: in gehöriger Entfernung vom Schiff fallen
gelaſſen, als feſter Punkt zum Heranziehn (Werpen)
desſelben dienend, um es im Hafen oder auf einem
Fluß von einer Stelle zur andern zu bringen. –—
Zūg- [4]: durch Zuſammenziehn die ſich gegenüber-
liegenden Bautheile feſthaltend ꝛc.