Faksimile 0025 | Seite 17
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ahmen
Āhmen, tr.: 1) den Inhalt eines Faſſes (zunächſt
nach dem Ahm als Maß) beſtimmen, vgl. viſieren; ſo
auch: Fäſſer ab-a. ꝛc. 2) Etwas nach der Ahm, als
einem beſtimmten Maß, nach einem Vorbild, Muſter
machen: Umſonſt, daß ich dem Lied geböte, l es will nicht
a. leiſer Lüfte Zittern. Lenau 1, 69; Luther 4, 15b ꝛc.; gew.:
Nach-a., veralt.: Nachähmen. Zinkgräf 1, 320 ꝛc.
Anm. S. Benecke âme, viſiere. Für 2 hat man auch
die lat. Stämme im (in imago, Bild, imitor, ahme nach)
und aem (in aemulor, wetteifre) verglichen; ſ. auch: äntern
(mundartl., veralt.) Schmeller. Campe ſuchte a. in der Be-
deutung: thun, handeln (ſchafſen, bilden) einzuführen und vor-
a., Etwas vorthun als Muſter für Nachahmende, originell
ſein: Ich war nicht groß, nicht klein, kein Weiſer und kein
Thor; | ich ahmte Keinem nach und ahmte Keinem vor; |
als Ahmer ward ich früh, als Aner nie bekannt; | denn immer
ahmt’ ich nur auf meine eigne Hand (vgl. voräffen).
Zſſtzg. ſ. o., nam. Nāch-: in Bed. 2.
Anm. 1. Svwdt. nach-äffen (ſ. d.), -bilden, -machen,
alle ein Vorgemachtes, ein Vorbild vorausſetzend. Das
Nachgemachte iſt dieſem gleich oder ſoll doch ſo ſcheinen; das
Nachgeahmte nur ähnlich. Wer nachahmt, will von dem
Vorliegenden nicht Alles, ſondern nur das ihm weſentlich Er-
ſcheinende nachmachen, er handelt alſo mit Urtheil und Wahl,
verſch. von dem Nachäffenden, der ohne ſolche nur das Äußer-
liche nachmacht. Nachbilden heißt nach einem Vorbild Etwas,
das dieſem möglichſt gleichen ſoll, bilden: Ein Affe, ein Kind
macht nach, was man ihm vormacht; Der Lehrer zeichnet Et-
was vor, die Schüler bilden oder machen es nach; Ein Falſch-
münzer macht Papiergeld nach; Voß hat in ſeiner Überſetzung
die homeriſchen Gedichte nachgebildet, Virgil in ſeiner Äneide
ſie nachgeahmt; Was die Jdeale im Innern ſind, Vorbilder,
nicht zum Nachahmen, ſondern zum Nachſtreben [als uner-
reichlich]. G. 17, 292 ꝛc. S. auch ähnlichen.
Anm. 2. Über die Fügung gilt das bei „nachäffen“ Ge-
ſagte. Vollſtändig: Einem etwas n., wobei ſowohl der per-
ſönl. Dat., als auch der ſachl. Acc. oder Beide wegbleiben
können. Er ahmt mir Alles, mir (in Allem), Alles (was er
von mir ſieht) nach; Sie müſſen nicht das Werk, ſondern dem
Meiſter nachzuahmen ſuchen. Lichtenberg 4, 211; N–d heiliget
ein ganzes Volk | die edle That der Herrſcher zum Geſetz. G.;
Der Affe äfft immer nach, aber nachgeahmt hat er nie. H.;
N–de Geiſter. L.; Künſtler. Derſ.; Der Menſch iſt ein n–es
Geſchöpf. Sch.; Mit n–dem Leben erfreuet der Bildner die
Augen. Derſ. ꝛc. Natürlich auch: Eine Perſon (ſachlich ge-
faſſt) und einer Sache (perſonificiert) n., z. B.: Den Terenz
[ſeine Luſtſpiele] n. G. 20, 126; Dieſen Hamlet [das Stück]
n. Tieck Dr. Bl. 2, 121 ꝛc.; Dort ahmet Laub und Bach |
den Schmätzchen nach. Hagedorn 2, 143; Ich ahme dieſem
Volkslied nach. Immermann M. 1, 58 ꝛc. Oft können alſo
beide Fügungen mit einer Nüance, zuw. mit weſentlichem
Unterſchied ſtehn: Wer mich nachahmt, Dem bin ich nur ein
Gegenſtand, den er kopiert; wer mir nachahmt, Dem bin ich
eine Perſönlichkeit, nach der als Muſter er ſich bildet; ein
Überſetzer ahmt die Alten in unſerer Sprache nach, ein Dichter
ahmt ihnen nach; Eincn n., heißt .. den Gegenſtand, das
Werk des Andern n., Einem n. aber, die Art und Weiſe von
dem Andern eutlehnen, dieſen oder einen ähnlichen Gegenſtand
zu behandeln. H. 4, 130; Charakterbildwerke, treu der Ratur
nachgeahmt. Börne 1, 257; Freilich ahmt jeder Künſtler die
Natur nach, wie ſie ihm erſcheint. 2, 443; 1, 330; Ich hätte
in meinem Werke die Franzoſen n. wollen. Gutzkow R. 1, 2;
Ich wollte wohl, unſer ſtrenges Publikum ahmte dem franzö-
ſiſchen an gutem Willen .. nach. 3. Die Alten mit Über-
legung n. L. 3, 149; Ahme der Natur nach. 3, 186; Iſt es
denn einerlei, die oder der Natur nachzuahmen und iſt Wieder-
holen N.? IP. 41, 37 ꝛc. Bei G. findet ſich indeß auch
oft: Ahme ſie nach und werde verehrungswürdig wie ſie. 10,
166; So möchte ich auch darin meinen König n. 173; 164
ꝛc., wie: Die Säulen in Stein n. 31, 26; Das Zufällige
vorſätzlich wiederholen und n. 39, 7 ꝛc.