ahmen
Āhmen, tr.:
1) den Inhalt eines Fasses (zunächst nach dem Ahm als Maß) bestimmen, vgl. visieren; so auch: Fässer ab-a. etc. —
2) Etwas nach der Ahm, als einem bestimmten Maß, — nach einem Vorbild, Muster machen: Umsonst, daß ich dem Lied geböte, l es will nicht a. leiser Lüfte Zittern. 1, 69; 4, 15b etc.; gew.: Nach-a., veralt.: Nachähmen. 1, 320 etc.
Anm. S. âme, visiere. — Für 2 hat man auch die lat. Stämme im (in imago, Bild, imitor, ahme nach) und aem (in aemulor, wetteifre) verglichen; s. auch: äntern (mundartl., veralt.) — Campe suchte a. in der Bedeutung: thun, handeln (schafsen, bilden) einzuführen und vor- a., Etwas vorthun als Muster für Nachahmende, originell sein: Ich war nicht groß, nicht klein, kein Weiser und kein Thor; | ich ahmte Keinem nach und ahmte Keinem vor; | als Ahmer ward ich früh, als Aner nie bekannt; | denn immer ahmt’ ich nur auf meine eigne Hand (vgl. voräffen).
Zsstzg. s. o., nam. Nāch-: in Bed. 2.
Anm. 1. Svwdt. nach-äffen (s. d.), -bilden, -machen, alle ein Vorgemachtes, ein Vorbild voraussetzend. Das Nachgemachte ist diesem gleich oder soll doch so scheinen; das Nachgeahmte nur ähnlich. Wer nachahmt, will von dem Vorliegenden nicht Alles, sondern nur das ihm wesentlich Erscheinende nachmachen, er handelt also mit Urtheil und Wahl, versch. von dem Nachäffenden, der ohne solche nur das Äußerliche nachmacht. Nachbilden heißt nach einem Vorbild Etwas, das diesem möglichst gleichen soll, bilden: Ein Affe, ein Kind macht nach, was man ihm vormacht; Der Lehrer zeichnet Etwas vor, die Schüler bilden oder machen es nach; Ein Falschmünzer macht Papiergeld nach; Voß hat in seiner Übersetzung die homerischen Gedichte nachgebildet, Virgil in seiner Äneide sie nachgeahmt; Was die Jdeale im Innern sind, Vorbilder, nicht zum Nachahmen, sondern zum Nachstreben [als unerreichlich]. 17, 292 etc. S. auch ähnlichen.
Anm. 2. Über die Fügung gilt das bei „nachäffen“ Gesagte. Vollständig: Einem etwas n., wobei sowohl der persönl. Dat., als auch der sachl. Acc. oder Beide wegbleiben können. Er ahmt mir Alles, mir (in Allem), Alles (was er von mir sieht) nach; Sie müssen nicht das Werk, sondern dem Meister nachzuahmen suchen. 4, 211; N–d heiliget ein ganzes Volk | die edle That der Herrscher zum Gesetz. Der Affe äfft immer nach, aber nachgeahmt hat er nie. N–de Geister. Künstler. Der Mensch ist ein n–es Geschöpf. Mit n–dem Leben erfreuet der Bildner die Augen. etc. — Natürlich auch: Eine Person (sachlich gefasst) und einer Sache (personificiert) n., z. B.: Den Terenz [seine Lustspiele] n. 20, 126; Diesen Hamlet [das Stück] n. Dr. Bl. 2, 121 etc.; Dort ahmet Laub und Bach | den Schmätzchen nach. 2, 143; Ich ahme diesem Volkslied nach. M. 1, 58 etc. Oft können also beide Fügungen mit einer Nüance, zuw. mit wesentlichem Unterschied stehn: Wer mich nachahmt, Dem bin ich nur ein Gegenstand, den er kopiert; wer mir nachahmt, Dem bin ich eine Persönlichkeit, nach der als Muster er sich bildet; ein Übersetzer ahmt die Alten in unserer Sprache nach, ein Dichter ahmt ihnen nach; — Eincn n., heißt .. den Gegenstand, das Werk des Andern n., Einem n. aber, die Art und Weise von dem Andern eutlehnen, diesen oder einen ähnlichen Gegenstand zu behandeln. 4, 130; Charakterbildwerke, treu der Ratur nachgeahmt. 1, 257; Freilich ahmt jeder Künstler die Natur nach, wie sie ihm erscheint. 2, 443; 1, 330; Ich hätte in meinem Werke die Franzosen n. wollen. R. 1, 2; Ich wollte wohl, unser strenges Publikum ahmte dem französischen an gutem Willen .. nach. 3. Die Alten mit Überlegung n. 3, 149; Ahme der Natur nach. 3, 186; Ist es denn einerlei, die oder der Natur nachzuahmen und ist Wiederholen N.? 41, 37 etc. — Bei G. findet sich indeß auch oft: Ahme sie nach und werde verehrungswürdig wie sie. 10, 166; So möchte ich auch darin meinen König n. 173; 164 etc., wie: Die Säulen in Stein n. 31, 26; Das Zufällige vorsätzlich wiederholen und n. 39, 7 etc.
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