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Acht
III. Ácht, f.; 0: Abſtraktum zu Achten (ſ. d.):
1) (veralt.) Anſehn, Ehre: In großer (Schaidenraißer 42 b;
Schweinichen 3, 100 ꝛc.), hoher (Zinkgräf 1, 286), hohem
(Garzoni 179 b), kleiner (Frank Weltb. 17 b) A. ſein, halten;
Da hielt man mich in Ehr und A. HSachs 1, 411 a; In der
Reputation und A., die der König von ihm gefaſſt. Zinkgräf
2, 31; Logau 1, 5, 83; 3, 8, 100; Opitz 2, 251; Schottel
1102 b; Wackernagel 3, 1, 945 Z. 4 ꝛc. Jch bin auch in ihrer
A. [ihres Standes], ſie iſt Dirn und ich bin Knecht. Keler
Faſtn. 401; Friſch 1, 8c; vgl. Achtig. Ähnl. noch: Un-
werth der Beherzigung oder der A. [Beachtung] nur. Baggeſen 2,
366; Es herrſchen außer Famens A. [unbeachtet von ihr] |
des edlen Stammes dunkle Glieder. Nicolai 1, 139. Man
verwechsle nicht: In der A. [IV.] ſein. 2) (veralt.) Er-
achten: Giebt und nimmt nach ſeiner A. Fleming 314; Forer
Fiſchb. 196 b ꝛc., vgl. Achtsmann. 3) allgem.: Auf-
merkſamkeit, Sorgfalt: Das äußerliche Mummeln und
Plappern mit dem Munde ohne alle A. Luther 1, 67b; Lehr
du mich mit Fleiß und A., | wie man die guten Schwerter
macht. Uhland 383 ꝛc., nam. in adverb. Verbindung,
wo A. theils bloß bewuſste, theils abſichtliche Wahr-
nehmung, Beobachtung, theils Vorſicht in der Erhal-
tung eines Guts oder in der Verhütung eines Schadens
ausdrückt, ſo: a) A. haben, was der Weiſe redet. Sir. 21, 20;
was geſchieht. Hebel 3, 539 ꝛc., gewöhnl.: auf Etwas,
zuw. auch m. Gen.: Der Dörfer und Städte groß A. zu
haben. Dingelſtedt 4; Des Flehns der Liebe hätt’ ich nimmer A.
Freiligrath Ven. 28; Gutzkow R.1, 18; Flüchtighat er des Weges
nicht A. Körner 50a ꝛc., ſeltner mit Accuſ.: Er hat ſein armes
Täubchen nicht A. Werner Kr. 1, 74. b) A. geben bezieht
ſich auf eine einzelne Handlung; A. haben kann auch
Fortdauerndes bezeichnen: Ein Kind giebt A. auf Das,
was ſeine Eltern ihm ſagen und ſeine Eltern haben A. auf
ſeine Erziehung. Eberhard; Gebt A. [ſorgt dafür], daſs nicht
dies Haus zuſammenſtürzt. Uhland ꝛc.; Alsdann gebt A., wer
am Leben bleibt [Keiner]. Hebel 3, 317; Gab auf die Be-
merkung keine A. Lewald Reiſ. 1, 318. c) Der nehme
des Geläutes A. Uhland; Sie ſollten A. nehmen, daſs ſie nicht
ſtürben. Zinkgräf 1, 157 (ſ. d und e). d) Eine (einer)
Sache in guter A. haben. Berlichingen 196; 162ꝛc., gewöhnl.:
Ein Ding (eines Dings) in A. nehmen: Jetzt .. nimmt er auch
den todten Hirſch in A. [gewöhnl.: wahr]. Alxinger D. 16;
Der Markung nit in A. genommen [nicht darauf geachtet,
ſie überſchritten]. Berlichingen 225; Soll ein Name verderben,
ſo nehmt die obern in A.! [ſchützt ſie] G. 6, 63; Sah das
Alles und nahm’s wohlin A. [merkte ſich’s]. Grimm M. 232;
Sein Zeugnis nahmen ſie in A. [hielten ſie]. Mendelsſohn Pſ.
99, 7; Eine Regel (Rabner 1, 72), des Fürſten (Schwab 313),
ſeinen Vortheil (Tieck N. 5, 296), die Äuglein (Uhland 42) ꝛc.
in A. nehmen. Selten: Da nahmſt du in deine A. mich
[ſahſt mich]. Glaßbrenner VW. 51. Ferner: Etwas in A.
behalten [ſich merken]. Grimm M. 16 ꝛc. e) refl.:
Sich in A. nehmen vor ꝛc. [ſich hüten], bei nachfolgendem
Satz auch mit pleonaſtiſcher Verneinung (ſ. Nicht),
vgl.: Hatte mich abergläubiſch genug in A. genommen, irgend
ein Mädchen zu küſſen. G. 22, 7; Nehmen Sie ſich in A.,
daſs Sie ſich nicht verlieben. 14, 22; Apelles nahm ſich
wohl in A., kein bloßes Porträt von Alexander zu machen.
Heinſe A. 1, 284; Muſste ſie ſich in A. nehmen, daſs R.
Nichts erfuhr. Prutz Muſ. 2, 226 (vgl.: daſs R. Etwas
erfahre, erführe). f) Hat die Eſel aus der A. gelaſſen.
1. Sam. 10, 2; Die Geſchichte der Philoſophie nicht außer
A. laſſen. G. 39, 1 ꝛc.; Einen Traum nicht können aus der
A. bringen. Logau 1, 8, 35 [aus den Gedanken]; Sich
Alles aus der A. ſchlagen. Opitz1, 193; aber veralt.: Einen aus
der A. ſchlagen [nicht achten]. Mühlpforth Geiſtl. 4; Etwas
aus der A. ſetzen. Weidner 11; Etwas kommt Einem aus der
A. Rahel 1, 408 ꝛc.
Anm. Ganz veralt. u. mundartl. Bed. ſ. Friſch, Koſegarten,
Schmeller ꝛc., nam. = Berathung, Ort derſelben, Gericht, fer-
ner wie Deich-, Siel-A. ꝛc., die zur Aufſicht über den Deich ꝛc.
eingeſetzten Perſonen, ihr Gericht, ihre Verordnungen; das
Kataſter (Sahlbuch) ꝛc.; Land-, Hof-A. nach dem Achten, der
Schätzung des Grundherrn zu zahlender Grundzins (ſ. Benecke)
ꝛc.; Atz-A., Raum auf den Schiffen, der den Mundvor-
rath (ſ. Atz) enthält: Daſs ſie todt gleich wie ein Meer-
gans zu underiſt in die Atzacht des Schiffs hinabporzelt.
Schaidenraißer 66 a.
Zſſtzg. ſ. Anm.; auch die übrigen ſelten, außer Obacht,
z. B.: Aūf-: Unſers Hauſes .. Gerechtſame .. in guter
und ſorgfältiger A. haben. Jablonsky 83a. Hōch-:
Hat gewiſs alle H. und Liebe für Sie. Mercks Br. 1, 234.
Ob-: Eine Sache, | die man nie zu genau in O. nehmen
kann. LHNicolai 1, 12; Dabei iſt ſonderlich in O. zu nehmen,
daß ꝛc.; Seine Sachen in fleißiger O. halten. Zinkgräf 1,
117; Göttlicher O. empfehlen. Spate; Sich in O. neh-
men vor Etwas. Holtei Lammf. 1, 91 ꝛc. Un-: Un-
achtſamkeit: Wenn dich von uns verdrießt die U. wie die
Acht. Rückert Weish. 2, 209. Ver-: Wende von der
Welt dich mit V. Mak. 2, 43; So geſunken iſt die Dicht-
kunſt in V. Morg. 2, 341; = Verachtung, ohne Artikel, ſo
daſs das Geſchlecht unentſchieden ꝛc.