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Aas
Āās, n., –es; Äſer (Aaſe); Äschen; -: 1) meiſt
ohne Mz. = Atz, Atzung von „Eſſen“, daher auch
Aß, –es ꝛc. geſchrieben und geſprochen, vgl. äßen ꝛc.:
a) allgem. Fraß, Speiſe, Futter (mundartl., veralt.):
Es fleugt kein Vogel ſo hoch, er ſucht ſein A. bei der Erde
[Sprchw. zur Demüthigung Stolzer ꝛc.]; Den Vögeln
des Himmels zum A. werden. Heſ. 29, 5; Ihr A. zu kriegen,
damit ſie [die Mönche] ihren Sack füllen. Fiſchart Garg.
263b; Bereit ein A. von Kleien. Tabernaem. Kr. 649;
Stumpf 607b; Das Tauben-A. als Wicken ꝛc. Würtemberg.
Zehentordn. (1668) 16; Schmeller. Schwzr. auch m.,
Einen guten A. thun [Mahlzeit halten]. Stalder ꝛc.;
Eppendorf 97. b) (mundartl., veralt.) Schrot oderOhs
heißt das grobgemahlene Getreide, welches nur einmal in der
Mühle aufgeſchüttet worden. Zink 2, 873; Weizēn, Korn,
Gerſten, Haber oder Aas. Kurſächſ. Mühlordn. (1606; 1613);
das grobe Schrot zum Mäſten der Schweine, welches
vom letzten Aufſchutt in der Mühle herabkommt (ſ. a);
Sau-, Schweine-, auch Stein-A., ſofern es von den Mühl-
ſteinen gefegt wird. c) die zum Anlocken von Thie-
ren beſtimmte Speiſe, Köder [ſ. Luder]: Dieſem A. gehen
die Krebſe nach; Einen Angel mit einem A. verdeckt. Zinkgräf.
Die Wolluſt .., die ein Lock-A. iſt zu allem Böſen.
Zeſen Simſ. 2, 6 u. v. Dem Teufel ſeine Bockäſer. Bräker
Tock. 266 [ſtinkende Lockſpeiſe], ſ. Ufer-A. 2) urſpr.
andern Stamms: todte thieriſche Körper; a) veralt.:
ohne Nebenbegriff: Das Todten-A. zu verbrennen. Schai-
denraißer 50b(Od. 12, 9); 2. Moſ. 21, 34 (ſ. Benecke 1, 74);
1. Moſ. 15, 11 ſogar von eben geſchlachtetem Vieh:
Die Aaſe. b) gew. mit dem Nebenbegriff des Abſcheu
und Ekel Erregenden, der Fäulnis und Verweſung,
ſinnvrwdt. Luder [ſ. 1c], das aber vollſt. Stoffname
iſt; bei A. iſt noch die Form der todten Art erkennbar:
Heute ’was, morgen ein A. [Sprchw. vom Unbeſtand des
Glücks; heute roth, morgen todt]; Stinken wie (ein) A.;
Kein gräulicher A. als das von Menſchen ꝛc. Das faulige
Fleiſch der Äſer. Burmeiſter; Wie Geier ſich um Äſer ſammeln.
G.; Viel tauſend Leichen lagen dort ..., daneben die Äſer der
Pferde. Heine; Unter zerſtümmelten Äſern meiner Streitge-
noſſen. Schubart; Bei Menſchenäſern. Derſ.; Der Geruch eines
berſtenden Aaſes. Sch.; Die Sklavenäſer. V. ꝛc. Veralt.:
Daſs du das kläglich A. [= Ruine ꝛc.] der Stadt ſiehſt.
Opitz 2, 109 v. 46. c) Bez. alles Verächtlichen, gem.
Schimpfw. wie Luder, zumeiſt für Weiber, ſ. Schelm,
verſtärkt in den Zſſtzg. Galgen-, Höllen-, Hunde-, Raben-,
Sau-, Schweine-, Teufels-, und (mundartl.) Stern- und
Strang-A. (Weinhold); kollektiv: Aas-Volk, -Zeug ꝛc.: Du
A.! G. 11, 105 [Mephiſto zur Here]; Seiſt ein faules A.
und faulen Aaſes | ſei dein Urſprung. H.; Wenn ſo ein A.
[die Kuh] keine Räſon annehmen will. Immermann; Die Leiche
des gefallnen Kriegers ein Schlachtopfer, des an einer Krank-
heit geſtorbnen ein verrecktes A. WMüller; Der Wurzelnepheu
und das unter dem Baume treibende A. IP. 1, XVIII. ꝛc.
d) Wie ähnliche Schimpfw., zumal verkl., als Lieb-
koſung, ſ. nam. Firmenich 2, 67. e) Die A.[Fleiſch]-
Seite, die Seite des Leders, die auf dem Fleiſch geweſen,
Ggſtz. Haar-, Narbenſeite, Korn; Narbe und A. [ſprchw.]
außen und innen. IP. 16, 40. Schab-A. bei den
Gärbern das von der Haut abgeſchabte Fleiſch.
Anm. Mz.Aaſe 1. Moſ. 15, 11; Peſtalozzi 1, 37ꝛc., veralt.
und mundartl., vgl. Spate 895 und 2, 76. Nebenf. ꝛc.
In der freilich allmählich mit 1 zuſammengefloſſnen Bed. 2
wohl vom alten Awes [das Verweſende], Aweſel, Awerſel,
Aberſel, ſ. Friſch, Schilter, Beneke und daraus Stellen bei
Grimm unter der letzten freilich arg gemißdeuteten
Form und Awaſel, ſ. auch: Unaſel Goltz 3, 65.
Zſſtzg. ſ. o., einzelne doppeldeutig wie Sau-,
Schweine-A. [1b und 2c]; ferner: Fíſch-: ſ. Ufer-A.
Spróck- [1c]: Frühlingsfliege, Phryganea.
ūfer- [1c]: Eintagshaft oder deſſen oft am Ufer ge-
fundne und von den Angelnden als Köder benutzte
Larve, Röſel Inſ., Waſſerinſ. 2. Kl. S. 54; Burmeiſter En-
tomel. 2, 793, nicht wie Andre wollen weil das
todte Inſekt oft die Ufer ſo maſſenhaft bedeckt, daſs es
als Dünger benutzt wird, ſ. Augſt, auch Piraß.
Wálfiſch- [1a]: Art Mollusken, Clio borealis, in
großen Maſſen den Walfiſchen als Speiſe dienend.