Aar
Āār, m., –(e)s, –en; –e, –en; -:
1) Bez. aller größern Raubvögel: Ein Raubmaal .. den Hunden und den A–en allzumal [,allem Gevögel“ 184b] 141b. —
2) Oft für bes. Arten: Der Weiher oder A. 146 ff.; — Im Kreischen dieses A–s [Geiers] 2, 25; Alb. 232; Rost. 75a, vgl. 83b; Feiner Geier! auf ein Haar | ähnt er jenem alten A. Kr. 1, 68 etc. — Am häufigsten = Adel-A. (s. d.), Adler, doch andrerseits auch davon geschieden, z. B. theilt 2, 44 ff. die Falken in: Edelfalken, Adler, Seeadler, Aar, wo es dann bei einem Kampf zwischen dem weißköpfigen Seeadler und dem Fisch-A. heißt: Der A. steigt mit seinem Fische, der Adler ihm nach etc. —
3) Der A. (Adler) zeichnet sich aus:
a) durch Größe, Kraft und Kühnheit, wodurch er die kleinern Vögel zur sichern Beute macht: Edler Wild verfolgt der stolze A. Wie aus blauen Lüften der A. auf seinen Fang, | so schießen sie auf Beute. etc. —
b) durch schnellen, kräftigen himmelanstrebenden Flug: Dann hol’ ich ihn aus seinen hohen Wolken, | den sichern A. herunter. etc. —
c) durch seinen unzugänglichen Horst auf ragenden Felsen: Vom Horst des A–en. Bl. 1, 320; Auf unersteiglichen Felsen .. stehend im Neste des A–s. 2, 303. —
d) durch sein scharfes Auge: Dem jungen A. gleich, der zum Strahl der Sonne schaut. —
e) daher: Die Könige der befiederten Völker, die kühnen A–e. Der A., der höher sich erhebt, als Alle, | ist Fürst der Vögel. —
f) bei den Alten Vogel des höchsten Gotts und Träger des Blitzes: Des finsterlockigen Donnergotts | siegreicher A. etc. —
g) Sinnbild fürstlicher Macht und siegreich sich aufschwingender Gewalt: Frau Viktoria. | Mit ihrem weißen Flügelpaar, | sie dünkt sich wohl, sie sei ein A. Theilt das Heer! es rege, gleich dem A., | die Fittige zum Siegesfluge fertig. —
h) daher kriegerisches Feldzeichen z. B. der Römer etc., und Wappen versch. Reiche, wie für das röm.-deutsche (als östliches und westliches) der Doppel- oder Reichs-A.: Vor des Kaiseradlers [des röm.] Goldglanz | flüchtet scheu der Wildnis A. [der deutsche]. 64 etc. —
4) Übertr.:
a) Dort fliegt ein A. des Meeres durch die Wogen, | ein Schiff. Arr. 37; Der A. des Ruhmes zieht in treuen Kreisen | um seine Stirn. 2, 17; Anapäst, du mein sausender A. 129; Den Geist, der frei durch alle Bahnen .. schweifet, | ein A. in Lüften. Monatbl. 1, 540; Sein Aug, der braune A. Ged. 150 etc. —
b) von Pers.: Junger A., dein königlicher Flug | wird den Druck der Wolken überwinden, | wird die Bahn zum Sonnentempel finden. 34a; 488b u. o. Jronisch: Um die Äser krächzeten die edlen A–e der Romantik. A. 2, 246 etc.
Anm. Daß A. umfassender als Adler, zeigt z. B. auch Adlernase, Nase wie der Schnabel des Adlers, da der der andern Aare, z. B. der Geier nicht von der Mitte an gebogen ist. — Doppelf. im Genit., s. 3c, tadelhaft: Die Kraft des Aar. 4, 26. Im Dat.: Dem A–en. s. v. Aarweihe; Dem A–e. Mak. 2, 70. Mz.: A— en. Arr. 190; 116; A–e. Sch. 178; 58 etc. (s. o.). Die Formen auf –en jetzt die seltnern, vgl. den Anfang der Nibelungen: zwên ârn, bei Den griffen ihr zwei A–e etc. — A., veralt. Arn(-vogel), ags. earn, vrwdt. ōρνις (ornis, Vogel) vom Stamm ōρω (sich erheben).
Zsstzg. wie bei Adler (s. d. = Adel-A., vgl. Sperber etc.), Bez. der Arten vielfach schwankend, zumal nach der Hauptnahrung, dem Aufenthalt, der Farbe etc., z. B.: Ādel-: Adler: Sahst du je den A. im Sumpfe wohnen? H. 9, 166; Der A. schwebt kühn beschwingt empor. Rückert Erb. 2, 5; Ged. 2, 445; Waldis Es. 1, 59 u. o. bei Alteren. Adalar HSachs 2, 6c. — Älpen-. —
Bástard-: Gypaëtos barbatus. —
Bérg-: Vultur leucocephalus. —
Būß-: Bussard (s. d.). — Dóppel- [3h]: Den immer kühnern Flug des Aars yon Hohenzollern, | der schon den D. gebändigt. Geibel. —
Enten-: Aquila clanga. —
Físch-: Fluss-A. und See-A. —
Flúss-: Falco (Pandion) haliaëtos. —
Gä́nse-: Hühner-A., Falco milvus, s. Gabelweihe; seltner = Hasen-A. — Gedánken- [4a]: Auerbach Ab. 62. —
Góld-: Steinadler, Aquila fulva, Falco chrysaëtos, der größte Adler, goldgelb, wenig versch. vom Königs- oder Kaiseradler, mit breitrem, bis hinters Ohr gespaltnem Schnabel und weißen Flecken auf der Schulter, bei Einigen = Fisch-A.: Ein G. setzte nieder sich .. „O Königsadler.“ WMüller Ngr. 1, 11; Der Steinadler, der, wenn er alt ist, auch G. heißt. Tschudi Th. 332; Der Kaiseradler, Aquila imperialis . .., der dem Steinadler ähnlich, aber etwas kleiner ist. 337. —
Hāsen-: Vultur leporarius. —
Hōch-: Stein-A. —
Hǖhner-: Gänse-A., gewöhnl. aber die weit kleinere Hühnerweihe, F. aeruginosus. — Júngfern- [3h]: Nürnberger Wappen. —
Kāīser-: s. Gold-A. und [3h]. —
Kling-: Enten-A. —
Kȫnigs-: s. Gold-A. —
Krānich-: veralt. und unbest. —
Krīēgs-: ein amerikan. Vogel, bei den Indianern Keneu. Freiligrath H. 59. —
Krōn-: Reichs-A. —
Mǟūse-: Buß-A. —
Mêêr-: s. See-A. —
Náttern-: Circaëtos leucopsis. — Rēīchs- [3h]. —
Schrēī-: Aq. naevia. —
Sēē-: Haliaëtos albicilla; Der weißköpfige S. H. leucocephalus; aber auch [4b] = Seeheld. Mohnike 51 und eine Art Roche, Raja aquila. —
Sónnen-: der zur Sonne fliegende Adler. —
Stēīn-: s. Gold- und Stock-A. —
Stóck-: Nach Ryff Th. 99, weil er sich gern auf Baumstümpfe niederlasse; nach Andern von der klotzigen Gestalt wegen der kurzen Flügel, = Falco palumbarius, aber auch = Steinfalk. —
Stōß-: allgem. Bez. der auf ihre Beute stoßenden Vögel, auch für einzelne Arten verwendet, wie Stößer. —
Stúrm-: Sturmvogel. Mohnike 53. — Tōdes- [4a]: todbringendes Geschoss etc. 77; Als des Todes- adlers Schwingen anrauschten. H. 15, 226. —
Wánnen-: F. cenchris oder tinnunculus, Thurmfalke, der sich oft auf einer Stelle in der Luft schwebend erhält, indem er mit den Flügeln weht oder „wannt.“ Im Berngebiet gewöhnl. Wanner od. Wannenwedel, Wanneli, sonst auch Schusser genannt. Tschudi Th. 115; Wandweher. Stumpf 612a; Wannenwöhr. Uhland V. 43. —
Zwérg-: Aq. pennata, u. a. m.
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