Faksimile 0993 | Seite 1815
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Zwitter zwitterhaft ~rig ~erig ~risch ~erisch zwittern Zwitterschaft
Zwitt~er, m., –s; uv.; -:
(s. zwei, Anm. 2l):
1) ein Wesen, das und insofern es an der Natur zweier verschiedner Arten Theil hat (vgl. Z.- und Doppel-Wesen; Als die Natur den Pflanz- und Thieren | das Dasein gab, so fiel ihr ein, | von Z.-Art eins aufzuführen: | halb sollt’ es Thier, halb Pflanze sein. Lichtwer 25 etc.): Eine andere Art Z. ziehet man von einer englischen: Hündin und einem Bärenbeißerhunde. . . Die leichten Z. und Windhunde. Döbel 1, 105b; Daß mich dieser Z. mehr vergnügt, mehr erbauet als die gesetzmäßigsten Geburten eurer korrekten Racine. L. 7, 200; Leute, die nach der Willkür eines Schutzherrn unter solchen Strafen stehen, sind keine wahren Freie, sondern Z. Möser Ph. 3, 227; Nicolai 4, 194 (s. 155); Ein auffallender Z. von Vision und Traum. IP. Fat. 2, 146; Diesen „Z. von Königreich“ zu einem wirklichen Königreich zu machen. Scherr Bl. 1, 42; Ein starker Geist in einem zarten Leib, | ein Z. zwischen Mann und Weib, | .. ein Mittelding von Weisen und von Affen. Sch. 27a; Lauter Z. von Charitinnen und Musen, | von Pallas und Venus in allen Frauen zu sehen. W. 15, 232; Dieser Z. von Philosophie und Poesie [Plato’s Symposion]. 23, 247; Ein unnatürlicher centaurischer Z. von Thier und von Geist. 29, 159; Unter solchen Z–n von Griechen und Barbaren. Luc. 1, XIV; 3, 117; Während du einem Z. von Weib und Mann [Ballett-Tänzer] zusiehst. 4, 375; 6, 456; Ein Z. von Kamel und Pantherthier. HB. 2, 64 [,Eines Pantherkamels Zweiförmigkeit.“ V. H. 2, 325] etc. (vgl.: Den Strauß halten Etliche einen „zwischdorn“, nämlich für einen halben Vogel und ein halb vierfüßig Thier. Ryff Th. 185 und Zwie-Darm); Art-Z. Adelung, s. das Folg.
2) (s. 1) ein Wesen mit männl. und weibl. Geschlechtstheilen (Geschlechts-Z. Adelung):
a) Botan.: In den meisten Blüthen stehen Staubfäden und Gröps beisammen; man nennt sie einbettig oder Z. Oken 2, 66; Blüthen .., worunter nicht selten Z. sind. 3, 401; Kopfblüthen-Z. (Syngenisia). 6 etc.
b) Zool.: Bei vielen untern Thieren sind beiderlei Theile [Milchner- und Rogner-Organe] vereinigt und man nennt sie Z. 4, 445; 5, 392; Die Thiere scheinen Z. zu sein, d. h. Hoden und Eierstöcke zugleich zu besitzen. Burmeister Gsch. 379 etc.
c) (vgl. b) bei höhern Thieren und so beim Menschen gefabelt oder scheinbar, als eine Art Mißbildung (s. Falke Th. 2, 470): Seine [des Hermophroditus] Mutter fragte die Götter, was für ein Kind sie zur Welt bringen würde. Apollo sagte: ein Knäbchen; Mars: ein Mädchen; Juno: keins von beiden. Die Götter behielten alle 3 Recht, denn sie bekam einen Z. Ramler Myth. 63; Bald als Dame, bald als Ritter | hat ihn der Pöbel oft gesehn | und, wie die Thoren Alles leicht verstehn, | so hält er ihn kurzum für einen Z. Nicolai 1, 273 etc.
3) Bergb. (s. 1):
a) Wasserblei (s. d.). Adelung; am häufigsten aber:
b) Z., Zinn-Z., durch Kiese etc. verunreinigtes, in taubes Gestein eingesprengtes Zinn-Erz (Bergzinn), s. Karmarsch 3, 680; Scheuchenstuel 268; Diesen Z. nennt man Gerinnstein etc. Mathesius Sar. 100aetc.
~erhaft, a.:
zwitter- artig: Ein albernes, z–es Geschöpf [Mignon]. G. 16, 229; Im Vergleich mit echten Dramen erscheint ihr Wesen z. Herrig 27, 55; Jener z–e Zustand zwischen Licht und Dunkel. Kompert Gass. 2, 166; 13; Cicero’s z–e .. Redekunst. Mommsen 3, 574; Rückert Mak. 1, VI; Vischer Ästh. 3, 1309 etc.; Z–igkeit.
~(e)rig~(e)rig, a.:
zwitterhaft, nam. Botan. (s. Zwitter 2a): Das Zeichen des Mars bed. eine männliche, der Venus O eine weibliche und des Merkurs 8 eine z–e Blume etc.
~(e)risch~(e)risch, a.:
zwitterhaft, z. B. von Centauren: Die zwittrische Figur. W. 12, 205.
~ern, intr.:
s. zwitschern 2a, Schluß; zwitzern 1a.
~erschaft, f.; –en:
das Zwitter-Sein; Zwitterhaftigkeit: Die Einmischung gallisch-deutsch ausgesprochner Worte und alle Unarten jener Z. G. 32, 253; Obgleich Aristoteles die Sage von der Z. dieses Thiers [der Hyäne] für eine Fabel erklärt (s. Eppendorf 64). Oken 7, 1571; 5, 391.