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Zwei
I. Zwēī, Zahlw.:
eins und noch eins (s. I. Acht; Drei etc.): 1) Z. Männer (m.), Frauen (f.), Kinder (n.) etc.; Vor z. Monaten (m.), Stunden (f.), Jahren (n.) etc.; Es ist z.; etwas über z. [Uhr] etc.; Die z. Männer. .. Beide (s. d. 1) etc.; Alle z. (oder häufiger beide, s. d. 1), z. B.: [Jst’s] Lieb’ oder Langeweile? | Ach, sie sind’s alle z. G. 1, 33; Wenn du alle z. verneinst. Rückert 1, 218; Wenn sie erst zum Gefecht zusammen sind gerannt, | lebendig alle z. nicht mehr zu trennen sind. Rost. 85b etc.; Welch ein Geschick sie z. [Beide] in diesen Wald verschlug. Alxinger D. 86 etc.; Also lebten .. jene Z. Freiligrath SW. 1, 432 (vgl.: Also lebte jenes Paar, s. III); Gestehet, .. | ver- einte Z., geschätztes Paar! Weichmann 2, 114; Mühlpforth H. 158; Sie sieht die holden Z., | so fest umarmt etc. W. 20, 187 etc.; Diese, jene, meine etc. z. Diener; Z. meiner Diener; Z. ganzer Jahre. Guhrauer Less. 1, 167; Gutzkow R. 4, 30 etc.; Er schlachte der Opfer Zweie. Sch. 63a; Zu der Frist zogen gleich Z–e mit einander einen großen Gewinnzettel etc. Spindler V. 3, 168 etc.; auch: Wie in seine Stille | ein Denker tritt, so freut er sich, allein | und, ist’s ein Liebender, so wünscht er Z. zu sein. W. 12, 70, gw.: zu Z–en (s. 4a), vgl.: Mit Zweisein [Beischlaf] sich nicht verschonen. Weidner 215 etc. 2) Der Vorhang .. zerriß in z. Stücke. Matth. 27, 51; Mark. 15, 38 (s. u.) etc. und mit Fortlassung des Hw., z. B.: Die bricht kein Mensch inzwei. Arndt Gd. 269; Meine in z. gehauene Kniescheiben. Heinse Petr. 1, 2; 107; Er theilt in z. Ludwig den Provenzalen. Streckfuß Rol. 14, 125 etc.; zumeist aber: entzwei, z. B.: Eine dreifältige Schnur reißt nicht leicht entzwei. Pred. 4, 12 etc.; Der Vorhang .. riß .. entzwei. (Matth. 27, 51 etc., s. o.); Etwas entzwei reißen, brechen etc.; Es ist entzwei etc.; dazu in der Volksspr. als attrib. Ew.: Meinen entzweirigen Hafen. Droysen A. 2, 104. 3) Zweier als Genit. ohne Artikel etc., vgl.: Um zweier und: Um der z. Ursachen willen; In dem Munde zweier oder dreier Zeugen. 5. Mos. 19, 16 (Auf „zwey oder dreien“ Zeugen Mund. 17, 6, wohl nur Drckf. statt dreier); Zweier Menschen Zeugnis. Joh. 8, 17; Durch z–er Zeugen Mund. G. 11, 129; Mendelssohn (5. Mos: 17, 6; 1, 41, 1 etc.); Z–er Augenblicke nur | bedarf’s. Sch. 434b; „Wieviel Zeugen sind nöthig?“ Es bedarf nur z–er etc., veralt. auch mit Artik.: Wähle der z–er [heute gw.: der z. Dinge] eins! Luther 5, 353b; So muß der z–er eins geschehen. 274a; Br. 2, 605 etc. Tritt zwischen z. und das Hw. noch ein attribut. Ew., so findet sich Doppelform, z. B.: Durch zwei unverdächtiger Zeugen Mund oder: Durch z–er unverdächtigen [seltner: unverdächtiger] Zeugen Mund etc., z. B.: Die Ankunft z. bedrängter Herzen. G. 8, 120; Als Gegner z. unnützer Einheiten. 33, 96; Oehlenschläger Corr. 197; Diese Vereinigung z. so ungleichartiger Naturen. W. 6, 306 etc. und —: Sonderung .. zweier verschiedenen Gebiete. Danzel 232; Fallmerayer Mor. 1, III; Wie z–er | durch Nebel und Strudel blitzenden | Leuchtthürme zitterndes Feuer. Freiligrath 1, 26; Die unnatürliche Verbindung z–er so widersprechenden Nationen. Sch. 783b, auch Sch. M. 8, 43, wofür es nach Sch.’s Text lautete: Zwoer [s. Anm. 1c] so widersprechender Nationen, s. JMeyer Btr. 2, 9; Die Zusammenfügung z–er widerwärtigen Materien. Stumpf 726a etc. 4) Zweien als Dat.:
a) wenn auf das Zahlw. kein zugehöriges Hw. folgt, ist die Flexion gw., z. B.: Jch hab es nur Z–en, nur z–en meiner Freunde [vgl. s. b: nur z. Freunden] gesagt; Da befuhl ich meiner Knechten z–en etc. [,,meiner Knechten zweier“. Berlichingen 178, ob Drckf.?] etc. (seltner: Begegnete er zwei [statt zweien] meiner größten Feinde, dem obgedachten H. und einem gewissen M., z. Goldschmieden. G. 28, 242); Er nimmt es mit Z–en auf; Welcher von euch Z–en? Hebel 3, 316 etc.; Zu Z–en [Ggstz.: allein, einzeln]. G. 1, 28; 15, 162; 17, 324 etc.; auch mit Artik. etc.: Goethe und Schiller. Diesen Z–en stehn alle Andern nach etc. (ugw.: Sie flocht ihr Haar in Zwein. H. 8, 275, in z. Flechten etc.).
b) Der Dat. des attribut. Zahlw. ist in der heutigen Prosa gw. flerionslos, doch findet sich die Flexion, wie in der ältern Spr., noch im gehobnen Stil: Niemand kann z–en Herren dienen. Matth. 6, 24 (auch Eß); In diesen z–en [z. Eß] Geboten. 22, 40 etc.; Blumauer 1, 13; Mohnike Fr. 34 (= Simrock Fr. 52); Opitz 1, 143; Und z–en [s. Anm. 1d] Knechten winket er. Sch. 68a; Stilling 2, 68; W. 11, 178 etc. Anm.:
1) Goth. tvai, tvos, tva; ahd., mhd. zwên, zwó, zwei. Die Geschlechtsunterscheidung findet sich, wie bei Älteren, nam. noch oberd. (s. Schm. 4, 297; Schwäb. W. 553 etc.) und in der Schriftspr., nam. im gehobnen Stil und mit alterthümlicher Färbung, z. B. bei Luther: Zween Ölbäume und zwo Fackeln. Off. 11, 4 [vgl. s. d —: Die zwei Olbäume und die zwo Fackeln. H. R. 7, 278]; Zwo Pfarren, zwei Bisthum. Luther 1, 296b etc.; Wo sie Zwo [= z. Frauen] uneins sah. 5, 360b; Zween [= z. Männer]. Pred. 4, 12, dagegen: Zwei [das Neutr. als Komplex für Mann und Frau]. 11; 9 etc.; ferner durchgeführt bei V. im Homer etc.: Zwo Badewannen von Silber, | zween dreifüßige Kessel. Od. 4, 128; Zwo Nächte zugleich und zween der Tag’. 9, 74; Laß zwei der Schwerter im Saale, | zween auch der Speer’ und zween stierlederne Schilde. 16, 295 etc., vgl.: Die zween letzten Worte des Briefes; aber in diesen Worten schreibt er ihm grade die zwo Eigenschaften zu etc. W. HB. 1, 159 etc.; oft auch noch bei Sch. (s. JMeyer NBtr. 9 ff.). Wir führen (mit absichtl. Übergehung Älterer im Allgemeinen) noch folg. Bsp. an:
a) masc.: Zween. Forster R. 1, 20; 219; Lichtwer 115; 224; Platen 2, 342; Rabner 3, 103; 4, 237; Schwab 358; Uhland 133; 419; Zween sind [= Zwei war. V. 2, 170] das sämmtliche Haus. V. Ov. 2, 100; 1, 37 (s. o.); W. 15, 199; Hagedorn 2, 9; 23; 85 etc., daneben: Zweene Dichter. 1, 147; 2, 88; Männer sind es zweene. Lappe Gd. 2, 190 etc.
b) fem.: Zwo. 22; 27; 33; 98; 192 etc.; Zwei [statt zween, s. d] Männer, zwo Jungfrauen. Cham. 4, 103; Heine Tr. 46; H. 11, 255; Klinger F. 65; Platen 2, 253; 4, 117; Rabner 3, 81; Sch. 1a; 101b; 702b etc.; Tiedge Ur. 2, 200; Uhland 458; V. 1, 107; Beide sie führten hinweg die Zwillingssöhne Kronion’s | zwo des Leukippos Töchter. Th. 22, 138 etc. (s. o.); W. 15, 169 etc. (vgl. mundartlich: Auf zwu Stunden. Ryff Th. 23; 37; Ein Handvoll oder zwu. 42 etc.).
c) Das mhd. Wörterb. bemerkt: Das Unterscheiden des masc., fem. und neutr. findet nur im Nom. und Acc. statt; Genit. und Dat. werden aus zwei gebildet; doch findet sich nhd. z. B. masc.: Zweener Herren Diener. G. 6, 70 [im Ton der Bibel]; Eine Übereinstimmung zweener Willen. Gellert 3, 60; Bild zweener Freunde. H. 4, 58; 11, 255 etc. und: Zwischen zweenen Dichtern. Hagedorn 1, IX; 2, 171; Zween Flügel . ., mit zweenen. Kl. M. 8, 545 etc. und fem.: Zwoer. Sch. (s. o.: 3), auch: Dieser zwoen so genau verschwesterten Grundsprachen. Kramer XXIII etc.
d) (vgl. c) Allmählich griff zwei weiter um sich und verdrängte, wenigstens für die gw. Prosa der heutigen Spr., zween und zwo gänzlich und so erklärt sich, daß bei Spätern die nicht mehr ganz lebendigen Formen regelwidrige Anwendung finden, z. B.: Zwo blauer Augen. Gellert 1, 328 (wozu er selbst verbessernd bemerkt: nicht zwo, sondern zwei); Wenn sie denn erst zwo Hände und zwo Beine hätten. G. 35, 54 [,zwei Hände und zwei Beine“. 9, 66]; Zwischen zween seiner Schilderungen. Gutzkow R. 1, 7 (wohl nur Druckf. für zweien); Zwo Knöspchen. Knebel 1, 262 (Dalberg); Er hat zwo Söhne. FK Moser Mor. Schr. (1763) 1, 246; und bei Sch.: Wahrheit und Schönheit als zwo versöhnte Geschwister (Wackern. 4, 965¹⁸) was sich freilich als sinngemäße Fügung erklären lässt: Geschwister = Schwestern, vgl.: Zween junge Magistratspersonen. IGSchlosser Plat. 1 —; ferner (s. JMeyer NBtr. 9); Zwoen [zweien. Sch. 68a] Knechten (s. 4b); Den Bund zwoer [zweier. Sch. 184b] Herzen; Eine dunkle Stunde oder zween. Sch. 567a.
e) Auch bei der Ordnungszahl findet sich die Motion zur Bez. des Geschlechts und so war nam. das weibl. zwote am Ende des vorigen Jahrh. nicht unüblich, z. B. bei Sch. (s. IMeyer NBtr. 10); LPHahn Hoh. 48; Die zwote Absicht. L. 13, 63 (Mendelssohn); Pfeffel Pr. 3, 188; Stolberg Sch. 1, 140; Il. 18, 510 etc., s. ferner masc.: Zweeter Brief. JG Jacobi Jr. 2, 121; 8, 773 etc.; Tiaden: Das Gelehrte Ostfriesland. Zweeter Band etc.
f) Als Bstw. gilt überwiegend zwei, doch auch (s. ahd., mdh. zwi) Zwie, z. B. in: Zwieback; Zwiespalt; Zwietracht; Zwielicht etc., vgl.: Zwie- oder zweifach, -fältig etc.; -Gesang etc.
2) Zu zwei (vgl. skr. dvi, gr. úo, lat. duo, russ. Ina etc.) gehören (s. II 1 und Brem. W. 5, 135 ff.):
a) Zweiheit, mhd. zweiheit.
b) zweien, mhd. zweien und zweiig, mhd. zweiec, vgl. das erst nhd. Zwist (s. f, Schluß; ietc.). c) zwanzig, ahd. zueinzug, mhd. zweinzec etc., s. zig. d) zwölf, s. II elf, Anm. e) Zuber, s. Eimer, Anm. f) zwier, ahd. zwiron(t), zwiro, mhd. zwiren(t), zwir(e), vgl. zwis, s. gr. dς, lat. bis [= duis]. g) (s. f) Zwirn, mhd. zwirn; zwirnen, ahd. zwirnön, mhd. zwirnen (doch vgl. zwirbeln, zwirren). h) (s. f, Schluß u. o) Zwiesel, ahd. zwisila, mhd. zwisele etc., schwzr. Zwiescheln, f.; Zwieser, m.; schwäb. Zwuser. i) zwi- schen, mhd. zwischen, entstanden aus in oder under zwischen, ahd. in oder undar zwisken, vom Ew. zwiski, mhd. zwisc, zwisch = zweifach (s. f, Schluß). k) Zwilling, ahd., mhd. zwinelinc (schwzr. Zwingli, n.), vgl. ahd. zwinal, mhd. zwinel, doppelt. l) Zwitter, ahd., mhd. zwitarn (zwidorn), daraus mundartl. Zwie- Darm (s. d. und Schm. 1, 396; 4, 299) und Zwischdorn. Ryff Th. 185. m) Zwilch, mhd. zwilich, s. ahd., mhd. zwilich, a.: doppelt, zweidräthig, vgl. Litze und Drell, Anm. n) Zweifel, goth. tveifls, ahd. zwîfal, mhd. zwîvel (vgl. lat. dubium etc.), dazu zweifelhaft, mhd. zwîvelhaft; zweifelig, ahd. zwîfalig, zwîfallih, mhd. zwîvellich; zweifeln, goth. tveifljan, ahd. zwîfalön, mhd. zwiveln etc. o) (vgl. h) Zweig, ahd. zwi(g) und zuac (vgl.: Satzt sich auf einen dürren Zweck. Rollenhagen Fr. 122) —; mhd. zwî(g), s. bair.: Zwei, Zweid, Zweig, n., –(e)s; –er = Zweig, m.; dazu 2wi(g)en, zweigen etc. p) zwicken, zwacken (s. d., Anm.), vgl. ferner: Zwiebel, zwingen; zwirbeln, zwirlen.