zurnen
zürnig
Zǘrnen, intr. (haben); zuw. (s. 1cγ; d; 2; 3) tr.; refl.:
1) im Zorn (s. d.) sein; Zorn äußern etc. (s. zörnen, vgl. grollen):
a) ohne abhäng. Vhe (s. 4; 5): c) 2, 12; 76, 8; 79, 5 etc. — Z) in einer Art Belebung: Sein Donner zürnet. 37, 2 etc., s. 5b. —
b) mit Beifügung Dessen, wogegen der Zorn sich richtet (vgl. d), z. B.:
a) im Dat.: Er zürnt .. | dem Einspruch, den das Glück ihm thut. 1, 142; Du zürnest meinem prahlerischen Munde. 175; Die Achaier| zürnten ihm, heftig empört. Il. 2, 223; Od. 1, 20 etc. — ) mit Präpos.: Auf Herzen, wie die euren, | zürnt Oberon nicht ewig. 20, 224 etc.; Über Einen z. 9, 14; 54, 9; 177b etc.; Gegen oder wider Jemand z.; Mit Einem z. 89, 39; 27, 4 etc.; 10, 14; 2, 162 etc., seltner: Er zürnt mit seinem eignen Zorn [gleichsam belebt]. 3, 97 etc. — c) mit Beifügung Dessen, was den Zorn verursacht (vgl. d), z. B.: c) mit Präpos.: Über Etwas z. 3, 5; N. 117 etc.; Dinge, um die wohl zürnet ein Weib. 809; 2. 19, 42; Nicht versäumte Gelübd’ erzürnten ihn.., er zürnt um den Priester etc. Il. 1, 94 = Er zürnt nicht um Hekatomben, noch | Gelübde. 143a etc.; (Um) einer Sache wegen, willen, halber z., auch mit ob und Genit. Jl. 18, 337 etc.) oder Dat. Il. 4, 168 etc.). — 8) mit abhäng. Satz, z. B. (s. a): (Deßhalb etc.) z., weil etc.; Darüber oder darum z., daß etc., z. B. 1. 45, 5 etc.; oder: Zürne nicht, Herr [darüber etc.], daß ich noch mehr rede. 18, 30 etc. — γ) im gehobnen Stil mit Genit.: Du wirst nicht z. des Besuchs. Schutt. 93; Deß zürnt der böse Feind. 3, 72 etc. — d) (s. γ und Es 9) nam. noch schwzr.: Ob Joggeli es [darüber] zürnte, wissen wir nicht. U. 2, 9; G. 120 etc.; Ihr sollt Das nicht z. Ul. 30 etc. und dann auch: Sie hätten mein Ausbleiben fast gezürnt [übel genommen etc.]. 6, 63. — d) in Verbind. vonb und c, z. B.: Über oder um Etwas; wegen Desselben etc. — Einem; auf ihn; mit ihm z. etc.; Einem etc. (darum) z., weil etc.; (darüber) z., daß etc.; Zürnet ihr denn über mich, daß ich etc.? 7, 23; Z. Sie mir nicht ob meinem kühnen Geständnis! 2, 292; Ob drum zürne dem König Etzel sein Weib. N. 1823; Zürnet mir nicht, | daß ich erschlug den groben Wicht! 399; Du zürne mir Deß nicht! Il. 9, 33; Oft möchte ich auf deine Kunst z., daß etc. 23, 313 etc.; ferner schwzr. (s. cd): Daß der Pfarrer so deutlich auf sie rede, Das zürnten sie nicht. G. 119 etc. und: Jemand zürnt es oder Das an Einem = zürnt, grollt ihm darüber. 261; 264; U. 2, 58 etc. —
2) (s. 1) dichterisch von etwas mit Z. Verbundnem, z. B.: Auf ungezähmten Rossen .. zürnet [eilt z–d daher etc.] hinter mir ein zweiter Ferdinand. etc. und bes.: z–d rufen: Nur Philo vermag, unüberwältigt von Schrecken, | diese Worte zu z. Des Sängers, | der, begeistert von dir, heilige Worte gezürnt. etc. —
3) (s. 1) dichterisch, tr., refl. mit Angabe der Wirkung: Es wird sich früh und spat | die ganze Welt zu Tod an diesem Hause z. 1, 493); [Sie] zürnt [macht durch Z.] ihn weiser. Od. 1, 118; Der zürnt [bringt durch sein Z.] ins Grab sich rettungslos. 2, 51. —
4) (s. 1) substant. Jnfin. = Zorn: Dich bedroht das höchste Z. | ob dem Raube. NGd. 253; Da erst ward sein Z. wider Gelfraten groß. N. 1550; Lasst euer Z. sein. 119 etc. —
5) (s. 1) adjekt. Partic. Präs.:
a) Der z–de Achill etc.; Also gebot ihm der Todesengel und z–der führt er. M. 9, 694 etc. —
b) (s. 1a8) Z–der schon klang des Orkans Schelten. D. 3, 163. —
c) meton. (vgl. zornig): Brach aus in die z–den Worte etc.; Mit halb-z–dem Spott. M. 7, 701; Tief in der Seele zernagt dich | z–der Gram. Jl. 1, 244; Die z–de Ungeduld. 27, 9 etc. und selbst faktit. (vgl. er-z.): Wenn ihr | den Geist in mir nicht z–d wollt entrüsten. 471a. —
6) Schrecklicher Zürner im Himmel. 2, 1114¹³), dagegen: Zürnung gw. nur von Zsstzg., vgl. die von grollen etc., z. B.: Áb-: Einem Etwas a., durch Zürnen von ihm erlangen (selten): Reue zürnt man dem Himmel nicht ab. 178a. — Án-: Einen a., zürnend anfahren: Fiesko (zürnt sie dumpfig an): Du Verhaßte! 177b. — Āūf-: empor-z., zürnend aufbrausen, auffahren: Er zürnte auf, wie ein Löwe. H. 1, 182; 35 etc., auch [1 as]: Willst du dein Schiff, wenn Sturm aufzürnt, leicht segelnd erhalten? 1, 678). — Aūs-: aufhören zu zürnen, auch: Die Vorsicht . . | zürne nach den Wellen aus! 152, sie zeige sich milde, gnädig, nachdem sie im Sturm Wellen erregt, vgl. [1a3]: Ausgezürnet hatte das Gewitter. 2, 150:-Ausgezürnt hat endlich das Meer. Ov. 1, 28 etc.; bei sogar im gew. Briefstiel.: Ob die Saala wollte wieder a. SW. 56, 149, ob der angeschwollne Fluß sich wieder besänftigen, in seine Ufer zurücktreten wolle, vgl. erz. 4b. — Empōr-: auf-z.; zürnend emporrufen: Zu seinem Schloß zürnt er empor: | Was stehest du noch, Haus! 353. — Er-:
1) intr. (sein): in Zorn gerathen (vgl. ergrimmen etc.): Daß er über die ganze Gemeine Jsrael erzürne. 22, 18; 2. 11, 20; 1. 8, 46; 2. 5, 11; Da erzürnte der Grimm des Herrn über Usa. 1. 14, 10; 2, 6, 36; 5, 5; 11, 10; 1. 10, 74 etc.; Amor erzürnte über den eiteln Jüngling. 1, 505); SW. 26, 29 etc.; Ros. 119a; Wer sollte nicht e., wenn er solches Wort | vernimmt? Soph. 1, 21; Mach mich nicht e.! 2, 21; Rief S. mit einem wehmüthigen E. aus. 16, 3; Die Andern erzürneten alle gewaltig. Od. 17, 481 etc.; am häufigsten im Partic., s. 4. —
2) tr., faktit. zu 1:
a) Jemand erzürnt Einen (durch oder mit Etwas), sehr gew., dagegen ungew.: Mit ihrer Abgötterei haben sie mich erzürnet .., an einem närrischen Volk will ich sie e. 5. 31, 21 = Über einem unverständigen Volk will ich euch e. 10, 19. —
b) Etwas erzürnt Einen, z. B.: Die Beharrlichkeit eines original Irrenden kann uns e.; die Hartnäckigkeit der Jrrthumskopisten macht verdrießlich und ärgerlich. 39, 298; Die Stücke. ., die Herzog Georgen vielleicht bewegt und erzürnet haben, daß er mich aufrührisch schilt. 6, 8b; Nicht versäumte Gelübd’ erzürnten ihn .., er zürnt um den Priester etc. Jl. 1, 93 etc. —
c) mit nicht persönl. Obj., z.B.: Jemand oder Etwas erzürnt Jemandes Sinn, Herz, Geist, Muth etc. = ihn; Da hätten sie den Recken erzürnet gern den Muth. N. 1805 etc.; außerdem im Partic., s. 4. —
3) refl. (s. 2), z. B.:
a) Jemand erzürnt sich mit Einem; Die Beiden e. sich, sie entzweien, verfeinden sich etc. (s. ver-z.): Da ich mich so aufziehen sah, erzürnte ich mich mit ihm. 29, 96 etc. —
b) =1 (vgl. sich ereifern), z. B.: Erzürne dich nicht über den Bösen. 24, 19; 37, 1; 7; 8; Statt sich zu e. [,,erzürnet zu sein“. 13, 8], daß sie der Opfer mangelt. 34, 158; Wo ich mich über den Vetturin erzürnte [ärgerte]. Verm. 7, 217; Indem er .. gewaltig sich ob eines solchen Frevels erzürnt. Nath. 4, 7; Gschl. 3, 212; Fab. 2, 224; Sie e. 226 sich aber auch gleich, wenn ich nur ein Wörtchen sage. 1, 139; Erzürnte er sich ohne Maß darüber. 2, 130; Luc. 6, 275 etc.; selten mit Infin. und zu: Wie? und der Mensch erzürnet sich zu [will nicht] sterben? Tass. 15, 20. —
4) (s. 1; 2) Partic. Präter.:
a) Jemand ist oder wird erzürnt [zornig] — auf Einen; über, durch Einen oder Etwas; um Etwas etc.; [darüber] daß etc.; Der Herr war erzürnet auf mich um euretwillen. 5. 3, 26; Vor dem Zorn und Grimm, damit der Herr über euch erzürnt war. 9, 19; 2. 23, 26; 5, 22; 13, 188; Diane, | erzürnt auf ihren großen Führer, hielt etc. 19 = Diana, meinem Vater erzürnt [zürnend], hielt etc. 34, 165; Statt erzürnt zu sein, daß etc. 158 (s. 3b); Die Hocherzürnte kreischte. 2, 106 etc. —
b) s. a und [5b; c] meton.: Wer kann seinen erzürnten Händen entfliehen? B. III etc. und in einer Art Belebung: Ein erzürnter Nord [-Wind]. 219; Erzürnte Fluthen. 132 etc.; bei Alteren auch (s. aus-z., Schluß) in der gew. Prosa vom Anschwellen der Wasser: Wurden die Wasser .. groß und ungestüm, daß der Rhein erzürnet ward. 743b; Ward die Eulach, das Wässerlein, durch einen Wolkenbruch also erzurnet, daß etc. 448b etc.; ferner (vgl. verunwirsen) von schlimm gewordnen Wunden, Verletzungen etc.: Wo auch eine weiße Ader oder Flachs [Flechse] erzürnet wäre von Verletzung. Sp. 130a; Feldb. d. Wundarzn. 32; Prakt. d. Wundarzn. 34 etc. —
5) Erzürnung [Zorn]. Westf. 2, 51 etc. — Hêr- etc.: Wie ein eingekerkertes Thier .. an des Käfigs Stäben herumzürnt. G. 265; Dessen Stirn voll Falten | auf ihn herunterzürnt. D. 80 etc. — Ménsch-: (veralt.) Daß du menschzürnest etc. 76, 11 (Ausg. von 1524), mit Rdgl.: Zeitlicher Zorn etc. SW. 64, 90. — Nāch-: nachtragend zürnen: Giftig ist jeder Winter des N–s. 36, 123. — Um-: Strudelnd umzürnten die Wogen die un- ermeßlichen Trümmer. Gd. 2, 107. — Ver-: ver- alt. tr. (s. er-z. 2a): So man mich verzürnt, so bin ich wie der Teufel. 688); öfter ref.: s. er-z. 3a: Mutter und Tochter ver-z. sich. 32, 248; Ihr trinkt und verzürnt euch unter einander. Zelt. 4, 120; Hofm. 54; So geht’s, wenn man sich mit einer schönen Frau verzürnt. N. 2, 293; Daß ein Dutzend Familien sich darüber verzürnten. 3, 231 etc.; im Partic.: Mit Ihnen verzürnt [böse]. 2, 31 etc.; dazu: Verzürnungen. 391 etc. — Zū-: z. B.: Willst du zörnen, o so zörne zu [immerhin etc.], s. Moz. 1, 72 etc., auch [2]: Einem Worte z., zürnend zurufen etc. —
Zürnig, a.: s. zornig.
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