Faksimile 0979 | Seite 1801
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zurnen zürnig
Zǘrnen, intr. (haben); zuw. (s. 1cγ; d; 2; 3) tr.; refl.:
1) im Zorn (s. d.) sein; Zorn äußern etc. (s. zörnen, vgl. grollen):
a) ohne abhäng. Vhe (s. 4; 5): c) Ps. 2, 12; 76, 8; 79, 5 etc. Z) in einer Art Belebung: Sein Donner zürnet. Hiob 37, 2 etc., s. 5b.
b) mit Beifügung Dessen, wogegen der Zorn sich richtet (vgl. d), z. B.:
a) im Dat.: Er zürnt .. | dem Einspruch, den das Glück ihm thut. Creuz 1, 142; Du zürnest meinem prahlerischen Munde. Uhland 175; Die Achaier| zürnten ihm, heftig empört. V. Il. 2, 223; Od. 1, 20 etc. ) mit Präpos.: Auf Herzen, wie die euren, | zürnt Oberon nicht ewig. W. 20, 224 etc.; Über Einen z. Esr 9, 14; Jes. 54, 9; Sch. 177b etc.; Gegen oder wider Jemand z.; Mit Einem z. Ps. 89, 39; Jes. 27, 4 etc.; G. 10, 14; W. 2, 162 etc., seltner: Er zürnt mit seinem eignen Zorn [gleichsam belebt]. Börne 3, 97 etc. c) mit Beifügung Dessen, was den Zorn verursacht (vgl. d), z. B.: c) mit Präpos.: Über Etwas z. Röm. 3, 5; Simrock N. 117 etc.; Dinge, um die wohl zürnet ein Weib. 809; 2. Sam. 19, 42; Nicht versäumte Gelübd’ erzürnten ihn.., er zürnt um den Priester etc. V. Il. 1, 94 = Er zürnt nicht um Hekatomben, noch | Gelübde. B. 143a etc.; (Um) einer Sache wegen, willen, halber z., auch mit ob und Genit. (Stolberg Jl. 18, 337 etc.) oder Dat. (V. Il. 4, 168 etc.). 8) mit abhäng. Satz, z. B. (s. a): (Deßhalb etc.) z., weil etc.; Darüber oder darum z., daß etc., z. B. 1. Mos. 45, 5 etc.; oder: Zürne nicht, Herr [darüber etc.], daß ich noch mehr rede. 18, 30 etc. γ) im gehobnen Stil mit Genit.: Du wirst nicht z. des Besuchs. Grün Schutt. 93; Deß zürnt der böse Feind. Reithard 3, 72 etc. d) (s. γ und Es 9) nam. noch schwzr.: Ob Joggeli es [darüber] zürnte, wissen wir nicht. Gotthelf U. 2, 9; G. 120 etc.; Ihr sollt Das nicht z. Murner Ul. 30 etc. und dann auch: Sie hätten mein Ausbleiben fast gezürnt [übel genommen etc.]. Gotthelf 6, 63. d) in Verbind. vonb und c, z. B.: Über oder um Etwas; wegen Desselben etc. Einem; auf ihn; mit ihm z. etc.; Einem etc. (darum) z., weil etc.; (darüber) z., daß etc.; Zürnet ihr denn über mich, daß ich etc.? Joh. 7, 23; Z. Sie mir nicht ob meinem kühnen Geständnis! Benedix 2, 292; Ob drum zürne dem König Etzel sein Weib. Simrock N. 1823; Zürnet mir nicht, | daß ich erschlug den groben Wicht! Uhland 399; Du zürne mir Deß nicht! V. Il. 9, 33; Oft möchte ich auf deine Kunst z., daß etc. W. 23, 313 etc.; ferner schwzr. (s. cd): Daß der Pfarrer so deutlich auf sie rede, Das zürnten sie nicht. Gotthelf G. 119 etc. und: Jemand zürnt es oder Das an Einem = zürnt, grollt ihm darüber. 261; 264; U. 2, 58 etc.
2) (s. 1) dichterisch von etwas mit Z. Verbundnem, z. B.: Auf ungezähmten Rossen .. zürnet [eilt z–d daher etc.] hinter mir ein zweiter Ferdinand. Ramler etc. und bes.: z–d rufen: Nur Philo vermag, unüberwältigt von Schrecken, | diese Worte zu z. Kl.; Des Sängers, | der, begeistert von dir, heilige Worte gezürnt. KSchmidt etc.
3) (s. 1) dichterisch, tr., refl. mit Angabe der Wirkung: Es wird sich früh und spat | die ganze Welt zu Tod an diesem Hause z. lCzepko (Gruppe 1, 493); [Sie] zürnt [macht durch Z.] ihn weiser. Kl. Od. 1, 118; Der zürnt [bringt durch sein Z.] ins Grab sich rettungslos. Platen 2, 51.
4) (s. 1) substant. Jnfin. = Zorn: Dich bedroht das höchste Z. | ob dem Raube. Heine NGd. 253; Da erst ward sein Z. wider Gelfraten groß. Simrock N. 1550; Lasst euer Z. sein. 119 etc.
5) (s. 1) adjekt. Partic. Präs.:
a) Der z–de Achill etc.; Also gebot ihm der Todesengel und z–der führt er. Kl. M. 9, 694 etc.
b) (s. 1a8) Z–der schon klang des Orkans Schelten. Kosegarten D. 3, 163.
c) meton. (vgl. zornig): Brach aus in die z–den Worte etc.; Mit halb-z–dem Spott. Kl. M. 7, 701; Tief in der Seele zernagt dich | z–der Gram. V. Jl. 1, 244; Die z–de Ungeduld. W. 27, 9 etc. und selbst faktit. (vgl. er-z.): Wenn ihr | den Geist in mir nicht z–d wollt entrüsten. Sch. 471a.
6) Schrecklicher Zürner im Himmel. Schubart (Wackern. 2, 1114¹³), dagegen: Zürnung gw. nur von Zsstzg., vgl. die von grollen etc., z. B.: Áb-: Einem Etwas a., durch Zürnen von ihm erlangen (selten): Reue zürnt man dem Himmel nicht ab. Sch. 178a. Án-: Einen a., zürnend anfahren: Fiesko (zürnt sie dumpfig an): Du Verhaßte! 177b. Āūf-: empor-z., zürnend aufbrausen, auffahren: Er zürnte auf, wie ein Löwe. Görres H. 1, 182; 35 etc., auch [1 as]: Willst du dein Schiff, wenn Sturm aufzürnt, leicht segelnd erhalten? Brinckmann (Hungari 1, 678). Aūs-: aufhören zu zürnen, auch: Die Vorsicht . . | zürne nach den Wellen aus! Günther 152, sie zeige sich milde, gnädig, nachdem sie im Sturm Wellen erregt, vgl. [1a3]: Ausgezürnet hatte das Gewitter. Tiedge 2, 150:-Ausgezürnt hat endlich das Meer. V. Ov. 1, 28 etc.; bei Luther sogar im gew. Briefstiel.: Ob die Saala wollte wieder a. SW. 56, 149, ob der angeschwollne Fluß sich wieder besänftigen, in seine Ufer zurücktreten wolle, vgl. erz. 4b. Empōr-: auf-z.; zürnend emporrufen: Zu seinem Schloß zürnt er empor: | Was stehest du noch, Haus! Schwab 353. Er-:
1) intr. (sein): in Zorn gerathen (vgl. ergrimmen etc.): Daß er über die ganze Gemeine Jsrael erzürne. Jos. 22, 18; 2. Sam. 11, 20; 1. Kön. 8, 46; 2. Kön. 5, 11; Da erzürnte der Grimm des Herrn über Usa. 1. Chr. 14, 10; 2, 6, 36; Pred. 5, 5; Dan. 11, 10; 1. Macc. 10, 74 etc.; Amor erzürnte über den eiteln Jüngling. L. (Danzel 1, 505); Luther SW. 26, 29 etc.; Olearius Ros. 119a; Wer sollte nicht e., wenn er solches Wort | vernimmt? Solger Soph. 1, 21; Mach mich nicht e.! Tieck 2, 21; Rief S. mit einem wehmüthigen E. aus. 16, 3; Die Andern erzürneten alle gewaltig. Wiedasch Od. 17, 481 etc.; am häufigsten im Partic., s. 4.
2) tr., faktit. zu 1:
a) Jemand erzürnt Einen (durch oder mit Etwas), sehr gew., dagegen ungew.: Mit ihrer Abgötterei haben sie mich erzürnet .., an einem närrischen Volk will ich sie e. 5. Mos. 31, 21 = Über einem unverständigen Volk will ich euch e. Röm. 10, 19.
b) Etwas erzürnt Einen, z. B.: Die Beharrlichkeit eines original Irrenden kann uns e.; die Hartnäckigkeit der Jrrthumskopisten macht verdrießlich und ärgerlich. G. 39, 298; Die Stücke. ., die Herzog Georgen vielleicht bewegt und erzürnet haben, daß er mich aufrührisch schilt. Luther 6, 8b; Nicht versäumte Gelübd’ erzürnten ihn .., er zürnt um den Priester etc. V. Jl. 1, 93 etc.
c) mit nicht persönl. Obj., z.B.: Jemand oder Etwas erzürnt Jemandes Sinn, Herz, Geist, Muth etc. = ihn; Da hätten sie den Recken erzürnet gern den Muth. Simrock N. 1805 etc.; außerdem im Partic., s. 4.
3) refl. (s. 2), z. B.:
a) Jemand erzürnt sich mit Einem; Die Beiden e. sich, sie entzweien, verfeinden sich etc. (s. ver-z.): Da ich mich so aufziehen sah, erzürnte ich mich mit ihm. G. 29, 96 etc.
b) =1 (vgl. sich ereifern), z. B.: Erzürne dich nicht über den Bösen. Spr. 24, 19; Ps. 37, 1; 7; 8; Statt sich zu e. [,,erzürnet zu sein“. 13, 8], daß sie der Opfer mangelt. G. 34, 158; Wo ich mich über den Vetturin erzürnte [ärgerte]. Jacobs Verm. 7, 217; Indem er .. gewaltig sich ob eines solchen Frevels erzürnt. L. Nath. 4, 7; Lewald Gschl. 3, 212; Pfeffel Fab. 2, 224; Sie e. 226 sich aber auch gleich, wenn ich nur ein Wörtchen sage. W. 1, 139; Erzürnte er sich ohne Maß darüber. 2, 130; Luc. 6, 275 etc.; selten mit Infin. und zu: Wie? und der Mensch erzürnet sich zu [will nicht] sterben? Gries Tass. 15, 20.
4) (s. 1; 2) Partic. Präter.:
a) Jemand ist oder wird erzürnt [zornig] auf Einen; über, durch Einen oder Etwas; um Etwas etc.; [darüber] daß etc.; Der Herr war erzürnet auf mich um euretwillen. 5. Mos. 3, 26; Vor dem Zorn und Grimm, damit der Herr über euch erzürnt war. 9, 19; 2. Kön. 23, 26; Klag. 5, 22; G. 13, 188; Diane, | erzürnt auf ihren großen Führer, hielt etc. 19 = Diana, meinem Vater erzürnt [zürnend], hielt etc. 34, 165; Statt erzürnt zu sein, daß etc. 158 (s. 3b); Die Hocherzürnte kreischte. Müllner 2, 106 etc.
b) s. a und [5b; c] meton.: Wer kann seinen erzürnten Händen entfliehen? Olearius B. III etc. und in einer Art Belebung: Ein erzürnter Nord [-Wind]. Lichtwer 219; Erzürnte Fluthen. Matthison 132 etc.; bei Alteren auch (s. aus-z., Schluß) in der gew. Prosa vom Anschwellen der Wasser: Wurden die Wasser .. groß und ungestüm, daß der Rhein erzürnet ward. Stumpf 743b; Ward die Eulach, das Wässerlein, durch einen Wolkenbruch also erzurnet, daß etc. 448b etc.; ferner (vgl. verunwirsen) von schlimm gewordnen Wunden, Verletzungen etc.: Wo auch eine weiße Ader oder Flachs [Flechse] erzürnet wäre von Verletzung. Ryff Sp. 130a; Gersdorf Feldb. d. Wundarzn. 32; Würtz Prakt. d. Wundarzn. 34 etc.
5) Erzürnung [Zorn]. Woltmann Westf. 2, 51 etc. Hêr- etc.: Wie ein eingekerkertes Thier .. an des Käfigs Stäben herumzürnt. JFalk G. 265; Dessen Stirn voll Falten | auf ihn herunterzürnt. Alxinger D. 80 etc. Ménsch-: (veralt.) Daß du menschzürnest etc. Ps. 76, 11 (Ausg. von 1524), mit Rdgl.: Zeitlicher Zorn etc. Luther SW. 64, 90. Nāch-: nachtragend zürnen: Giftig ist jeder Winter des N–s. JP. 36, 123. Um-: Strudelnd umzürnten die Wogen die un- ermeßlichen Trümmer. Lappe Gd. 2, 107. Ver-: ver- alt. tr. (s. er-z. 2a): So man mich verzürnt, so bin ich wie der Teufel. Greflinger (Gruppe 688); öfter ref.: s. er-z. 3a: Mutter und Tochter ver-z. sich. G. 32, 248; Ihr trinkt und verzürnt euch unter einander. Zelt. 4, 120; JMRLenz Hofm. 54; So geht’s, wenn man sich mit einer schönen Frau verzürnt. Waldau N. 2, 293; Daß ein Dutzend Familien sich darüber verzürnten. 3, 231 etc.; im Partic.: Mit Ihnen verzürnt [böse]. Rahel 2, 31 etc.; dazu: Verzürnungen. 391 etc. Zū-: z. B.: Willst du zörnen, o so zörne zu [immerhin etc.], s. Jahn Moz. 1, 72 etc., auch [2]: Einem Worte z., zürnend zurufen etc.
Zürnig, a.:
s. zornig.