Faksimile 0979 | Seite 1801
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zupsen Zupfer Zur Zure Zürgel
Zúpsen, intr. (haben), tr.:
rupfend, pflückend ziehn:
1) intr.: An Etwas z., eig. und bildl.: Sie pflückte und zupfte an ihren Kleidern [aus Verlegenheit]. Engel 12, 340; Da man an seinen Lebens-Vhen nicht so viel z. und zerren (s. d.) soll. G. 15, 15; 21, 238; An den Dingen .. bekrittelnd zu z. Kriegk 2, 185; Thümmel 3, 17 etc.; seltner: Er zupfte [faßte sich] .. am Ohre. Gutkow R. 6, 205; Reithard 69 etc.
2) (s. 1) ohne an: Das Z. der Sterbenden. Guhrauer Less. 1, 147; L. 12, 182 etc.
3) Jemand an oder bei Etwas z., wobei (s. beißen, Anm. 1) die Pers. im Dat. stehn kann: lDal zupfte es mir am Ärmel und ich erblickte meinen Sohn. Hagen Nor. VIII etc., doch überwiegend (s. 4) im Acc., z. B. eig. und bildl. von leisen Warnungen, Erinnrungen etc. (s. 4a) —: Einen am oder beim Ärmel (s. d.), Kragen (s. d. 2), Ohr (s. d. 9a; d) z.; aber auch (s. 4b): Einen schlafenden, hungrigen Wolf bei den Ohren zu z. Klinger F. 61, ihn verierend, reizend etc., vgl. ähnl.: Daß jeder Muthwillige .. den alten Steinbock .. neckte und am Barte zupfte. Fichte N. 58; Wie er an dem Barte zupft und an des Mantels Falten | die größten Männer. Prutz W. 114 etc. (vgl. ziepen); ferner z. B.: So zupfte er sich [verlegen] wechselsweise bald an der Nase, bald am Barte, hustete etc. W. 14, 156 etc. (mundartl.: Zuppte sie die Frau .. am Kleide. Gotthelf Obramtm. 28).
4) (s. 3) Einen etc. z., z. B.:
a) sich bemerklich zu machen, einen Wink gebend, erinnernd, mahnend etc.: Er sah den Vater lächelnd an, zupfte ihn verstohlen etc. G. 18, 47; Ich zupfte meinen Gefährten, daß wir ins Freie .. kämen. 23, 150; So zupft mich die Erfahrung wieder und erinnert mich, daß etc. 30, 336; Da die Furcht mich zupfet und spricht: steh auf! Olearius B.IV.—
b) Einen beunruhigend, vexierend etc.: Mit Höhnwort sein spotten . ., | ihn z., rupfen. HSachs 3, 2, 32c; Da will ich ihn nicht einzing [einzeln] z. | sondern die Schwingfedern ausrupfen. 3, 3, 22b; Wie die Natur .. die versunkensten Kräfte | so lange zupfet und neckt. Thümmel 5, 196; Sich nicht z., foppen, anzapfen, zerren .. lassen. V. 2, 208.
5) in Bezug auf eine durchs Zupfen zu erreichende Wirkung:
a) mit Angabe derselben: Die klargezupfte Baumwolle. Gerstäcker Wald, 2, 51; Indem sie die .. Schleife der Brieftasche sorgfältig zurechtzupfte. G. 18, 232; Ein Rehböcklein .. zupft .. sein Frühstück von den Zweigen. 30, 474; Und zupft’ ihr .. | die Busenschleifen los. Hölty 105; Etwas aus einander z.; Leinwand zu Charpie z. etc.
b) elliptisch (s. a): Charpie z. Börne 1, 227; Freytag NB. 529 etc.; Wird die Wolle .. mit den Händen zerpflückt (z., zausen etc.). Karmarsch M. 2, 683; Unsereins, wenn’s Wolle zupft. Echtermeyer 145; Dort zupften .. Nymphen | weiche Milesierfließe. V. Ländl. 4, 707 etc.; Baumwolle z.; (Etliche Buben „zopften“ Baumwolle. Jris 3, 107 etc., s. Schm. 4, 280) etc.; Seide z.; Rosen z.; Die Borsten z. (sortierend) etc. Zsstzgn, vgl. die von zausen, rupfen, pflücken etc., z. B.: Ab-: zupfend Etwas abnehmen und meton.: das Obj. dadurch vermindern: Man denkt, man könne von seiner Persönlichkeit Etwas a. und sich zueignen. G. 22, 285; Jndem die Haufenwolken immer abgezupft und der allgemeinen Sanders, deutsches Wörterb. II. Atmosphäre zugeeignet wurden. 40, 321 etc. Einen a., an ihm zupfen, zerren (vgl. anzapfen): Erlöse mich von dem unbilligen A. und Ziehen der Menschen. Keisersberg Pilg. 195d (Zupfen 196a), auch veralt. mit Uml.: Darin etwa ein Laster wird angezüpft, anzüglich abgebildet. Schottel 984.
Án-: Āūf-:
1) zupfend emporziehn: Pflanzen a., aus dem Boden reißen. B. 94b; 204a [V. Il. 2, 776].
2) zupfend auflockern, auflösen: So werden diese geballten [Wolken-] Massen aufgelöst, aufgezupft. G. 40, 335; Zelt. 5, 107 etc.
3) Eine Schleife a., zupfend aufziehn; aufgehn machen etc. Āūs-:
1) zupfend ausreißen: Die gelblichen Röhrenkronen [der Schlüsselblumen] a. G. 18, 330; Ich will ihm seine Schwingfedern a. HSachs 3, 3, 78b etc.
2) aus einander zupfen: Den Zipfel seiner weißen Halsbinde a. König Saalf. 3, 19 etc. Be-: s. bezausen und z. B.: Ihn so lange bezupft, daß kein Blättchen mehr daran zu sehen ist. Seume Sp. 191 etc. Ent-: Dem Fittig die Schwingfedern e. etc. Ver-: (s. zer-z.) Jene verzupften das Wichtige, Diese bauschten das Unbedeutende auf. D Mus. 1, 2, 408. Zer-: entzwei zupfen; zupfend zerpflücken: Sogar das Hemdchen wird zerzupft, | Das nenn’ ich doch Charpie. G. 1, 109; Freytag NB. 529; Den Epheu z–d. Gutzkow Z. 4, 366; Karmatsch 2, 797; Prutz Ob. 2, 17 etc.
Zúpfer, m., –s; uv.:
1) Einer, der zupft (s. d. und Zsstzg.): Die Charpie-Z–innen etc.
2) ein zupfender Ruck. Spindler V. 2, 90 (s. Zwick2), auch: Der Zupf.
Zúr: s. zu 1a. Zūre: s. Zuhre. Zürgel, m., –s; uv.; -:
Z., Z.-Baum, ein Baum, Celtis australis. Natur 14, 123a; Oken 3, 1556.