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Züngel ~ler ~eler züngeln züngen züngig zünglich
Züng~el: s. Zingel. ~(e)ler~(e)ler, m., –s; uv.:
1) ein Züngelnder: Logau warnt, zu vertrauen dem Z., der, wenn er Beifall | lächelte, spitzig die Zung’ über den Zähnen dir wies. V. 4, 196 etc.
2) ein Wesen nach Beschaffenheit seiner Zunge: Nach welchen Dingen keinem feinen Z. [s. u.: Fein-Z.] mehr lüstet. Musäus M. 1, 124; Ph. 2, 92 etc. Zusstzgn zu 2, z. B.: Blátt-: eine Gattung Fledermäuse, Glossophaga. Giebel 969 = Lang-Z. Oken 7, 968. Dóppel-: Zwei-Z. Fēīn-: Einer mit feiner Zunge, Feinschmecker. Jahn V. 178 etc. Láng-: s. Blatt-Z. Lä́ster-: (vgl. Lästermaul). Musäus M. 4, 80. Zwēī-: ein Zweizüngelnder, Zweizüngiger: Die Freundschaft aller Z., aller Doppelleute, aller Falschen zu fliehen. L. 5, 366; 10, 103 etc.
~eln: 1) intr. (s. flammen, Anm.):
a) Die Zunge züngelt, bewegt sich vorgestreckt schnell hin und her, z.B. von Schlangenzungen. G. 33, 6 (Zelt. 3, 446); H. 4, 110 etc.; ferner: Die Hyder | der Brunst erhebt schon ihr Gefieder | und ihre Flammenzungen z. fahl. Freiligrath SW. 5, 55 etc., s. auch heraus-z.
b) (s. a, Schluß) Starrten ins z–de [flackernde] Licht. Beck Arm. 49; Feuriger z. die Blitze. Echtermeyer 293; Z. die Feuer .. in die Höhe. G. 27, 151; Die z–den Ausläufer der gestiegenen Rakete. Gutzkow R. 6, 157; Die Flammen z. zum Kirchthurm. 9, 493; Lewald W. 4, 151; Prutz E. 2, 229 etc., s. 2a.
c) (s. a und Mastzunge) Das Fähnlein züngelt [flattert] da über dem Wasser. Claudius 4, 2; Der z–de Wimpel. Stolberg 228. Ferner (faktit.): Ein Wesen mit einer Zunge züngelt, bewegt sie eifrig etc., z. B.:
d) So schön er züngelt auch und schwänzet. Baggesen 4, 135; [Ulysses’ Hund] naht sich mit regem Ohr, riecht, wedelt, züngelt. Hagedorn 1, 60 (s. V. Od. 17, 302) etc.
e) [Da] lüstert und züngelt schon der Mund nach dem Braten. Tieck N. 5, 195.
f) Dann würden sie erst z. und schreien. Alexis H. 2, 2, 185.
g) bes. oft: Schlangen, Nattern etc. z.. z. B.: Die Natter züngelt bei dem Stechen | und kitzelt, wenn sie tödtlich beißt. Günther 1006 etc., vgl.: Die [Blind-] Schleiche, die mit dem besten Willen nicht beißen kann, sondern nur züngelt. Tschudi Th. 59 etc. und bildl. (s. h): Daß die Schlangen der Verleumdung unter den Rosen züngelten. Scherr Bl. 1, 230.
h) (s. g) schlangenhaft falsch sein und wirken, nam. von einer hinter scheinbarer Harmlosigkeit sich bewegenden lauernden Bosheit: Wer am Hof war, züngelt. Alexis H. 1, 2, 323; Die z–den Augen in dem feisten Vollmondsgesicht. 2, 1, 101; In den Pariser Briefen wird bereits von meinem charakterlosen Poetenthum und meiner poetischen Charakterlosigkeit hinlänglich gezüngelt und es winden und krümmen sich dort die giftigsten Insinuationen. Heine B. 343. 2) tr.:
a) faktit. zu 1a etc.: die Zunge hervorstrecken und bewegen, z. B. (s. 1b): Es dünkte ihnen, die Hölle züngle ihre Flamme aus dem Boden. Alexis H. 2, 3, 217.
b) (vgl. 1e) z–d schmecken, proben etc.: Diese Weine muß der Kenner nippen und z. und nicht mehr trinken. Tieck N. 1, 164.
c) Gezüngelt: ) mit einem Zünglein versehn, bes. (Wappenk.), wenn es durch die Farbe unterschieden ist (bei größern Thieren: gezunget). Bernd Wapp. 201. 8) zungenförmig etc.: Ein Ölbaum mit fettem langgezüngeltem Blatt. Fallmerayer Or. 1, 241. Zsstzg. z. B.: Die Schlange, welche .. die Neugier der ersten Mutter anzüngelte [1g; h]. Schütze Hamb. 59 etc.; Die Flammen züngelten hoch auf [1b]. Beta 2, 241; Zu deiner Berge Stirn auf-z. soll sein Rauch. Freiligrath SW. 4, 277 etc.; Nacht, | durchzüngelt [1b] von Blitzen. Echtermeyer 292; Ein graugelbes roth durchzüngeltes Licht. Goldammer Lith. 185 etc.; Während die Flämmchen emporzüngelten [1b]. Freytag Hdschr. 1, 274; G. 12, 57; Überall züngelten die Flammen des Aufruhrs empor. Spielhagen Hoh. 3, 238; Dicke Schwefelflammen z. empor. W. 27, 336 etc.; Als Flamme nach Flamme ihm entgegenzüngelte [1b]. G. 19, 397 etc.; Wie die kleinen Feuerfünklein an der rußigen Flamme hin- und herzüngelten [1b]. Hebel 3, 14 etc.; Ein kleines Zöpfchen, welches schalkhaft aus dem Kragen des Rocks herauszüngelte [1a]. Holtei Jahr 1, 89, gleichsam z–d heraussah; Die Dampfwolken jagten über unsern Häuptern hin, nur zuw. züngelte ein abgerissener Streifen zu uns herunter [1b]. Nat.-Z. 18, 427 etc.; Von den Flammen umzüngelt [1b]. Gutzkow R. 1, 93; Hartmann N. 2, 268; Lewald Reis. 2, 186; Blick, der .. wie Blitz sie umzüngelte. Schücking Mark. 1, 228 etc.; Zwei-z. hört’ ich nie den Konsul Rom’s. Colin Reg. 4, 6, zweizüngig (s. d.) sich benehmen etc., vgl.: Er ist ein Meuchler, Lügner, Zweizu ngiger und leuget, meuchelt, zweizunget Alles, was er redet und thut. Luther SW. 26, 60, Alles, was er redet und thut, ist Lüge, Meuchelei und Zweizüngigkeit etc.
~en, intr. und tr. (auch ohne Uml.):
1) in veralt. Zsstzg.: Zweizungen, s. zweizüngeln. 2) mit einer Zunge versehn, s.: Be-z. Grimm; nam. im pass. Partic., s. züngeln 2 und bes. mit Bstw. wie züngig (s. d.), z. B.: Am schilfigten Ufer | liegt die .. | flammen- gezüngte Schlange. G. 2, 37; Glattgezüngt. V. Ar. 1, 345; Bunte Schlange, zwei gezüngt. Schlegel Somm. 2, 2 etc.
~ig, a. (auch ohne Uml.) in Zsstzg.:
mit Zungen, deren Art, Zahl etc. das Bstw. angiebt (s. züngen 2 und für die Zsstzgn mit Ew.: Zunge 1i und für die mit Hw. die entsprechenden von Zunge), z. B.: Brēīt-:
1) B–e Krähen. V. Od. 5, 66; Wiedasch ebd. (ähnlich in Bezug auf die Form: groß-, klein-, kurz-, lang-, schmal-, spitz-, stumpf-z. etc.).
2) in Bezug auf breite (s. d. 2e) Sprache (s. Zunge 4): B. kauderwelschend etc. Dóppel-: zwei-z. (s. d., vgl. viel-z.): 1) Die Schlangen galten wegen ihrer an der Spitze getheilten Zunge für d. oder drei-z. (vgl. spaltig 1 und V. Ländl. 4, 643). 2) Der doppelzüngichte Widerhall. FMüller (Wackern. 4, 788¹), personif.: dessen Zunge den Schall verdoppelt (selten).
3) sich in 2Zungen (s. d. 4) oder Sprachen bewegend (selten, wegen 4): So geredet d. | hab ich einst in Wälschland’s Flur, | Wälsches mit den Wälschen redend, | mit den Deutschen Deutsches nur. Rückert.
4) gew.: zweierlei Sprache führend und daher: unzuverlässig, falsch, trüglich etc.: Zweideutig d–e Redensarten. Sanders Kutr. 41; Wer bist du, d. falsches Wesen? Sch. 473a; [Das] macht solche Menschen [die Hofleute] d. und oft zu wahren Verräthern. Zimmermann FrGr. 232; Oppenheim 12, 264 etc.; Die krummen Pfade der D–keit zu wandeln. 13, 143; Ähnlich sind sich alle [die Weiber] in der Falschheit, im Verrath, in der Untreue und der D–keit. Meißner Sans. 3, 334; Die gespaltenen Menschenzungen sollten die orientalische D–keit bedeuten. Schmarda 1, 203 (vgl. 1). Drēī-: s. doppel-z. Eīgen-: Dieser prüfte e. | jene Feigenphänomene. Heine Rom. 259, mit eigner Zunge (s. d. 1g). Fēūer-, Flámmen-: s. Feuer-, Flammenzunge und züngen 2. Flínk-: Dein f. Maul. V. Ar. 1, 154. Gíft-: Eine giftzungige Natter. Karschin 305. Glátt-: bes. übrtr. (s. glatt 5; Zunge 1i): Eines heuchlerischen, g–en Sykophanten. Spielhagen Rösch. 77; Arnim 101; V. Ar. 1, 217 etc.; Von der höfischen G–keit. Arat. VIII etc. Grōß-: s. breit-z. 1. Hōnig-: süß-z.: Daß in dem honigz ungigen Dichter die süße, witzige Seele Ovid’s fortlebte. Gervinus Sh. 1, 71. Klēīn-, Kúrz-, Láng-, s. breit-z. 1. Lä́ster-: Die Wurfpfeile des l–en Gerüchts. Musäus M. 3, 116; Deinem l–en Weib. Tieck Wint. 2, 3. Lēīcht-: z. B.: Varnhagen würde vielleicht zu manchem dieser Worte, die ich, etwas leichtzungig oder leichtfederig, für ihn mit ausgehen lasse, die Nase rümpfen. Cham. 5, 211, mit leichter, leichtsinniger Zunge. Nátter(n)-: Du natternz ungiger Flegel! Tieck DQ. 1, 262 (vgl. schlangen-, gift-z.). Posāūnen-: s. Posaunenzunge. Schárf-: Sch–e Kritiker. Schlángen-: Sch–ten Lästrer. Kl. M. 10, 302; Seinen schlangenklugen und sch–en Freund. Meißner Sans. 3, 213; Sch–er Lügner! Sch. M. 2, 257 etc.; Zische, Nord, | tausend-sch., | mir ums Haupt. G. 2, 42. Schmāl-: s. breit-z. 1. Schnéll-: (s. flinkz). Heine Lut. 1, 63. Schȫn-: z. B.: schöne Worte machend etc. (vgl. glatt-z.). Bodenstedt 2, 331. Spítz-: Sp. wie ein Schlängelchen. Rückert Mak. 1, 64; Polko NN. 4, 136. Stúmpf-: s. breit-z. 1. Sǖß-: s. honig-z., auch von Schmeichlern etc.: Sich von Lug und S–keit frei erhalten. Nat.–Z. 17, 269 (Beck). Tāūsend-: (s. viel-z.) Die t–e Fama. Bahrdt 1, 386; Hagedorn 3, 157 (s. Sch. 39b) etc.; auch ohne Uml.: Ob auch tausendzungig [von 1000 Zungen] anders ausgesprochen. Cham. 4, 223; Wehl Allrw. 151 etc. Vīēl-: mit vielen Zungen (s. tausend-z.): Der v–e Ruf. Thümmel 1, 63 etc., auch (s. doppel-z. 3): Die v–en [in vielen Sprachen abgefaßten] Schilder. Beck (Nat.-Z. 17, 453) etc.; Man erstaunte über die V–keit der Stämme und das Bedürfnis geschickter Dolmetscher .. wurde .. gefühlt. Humboldt K. 2, 175 etc. und (s. doppel-z. 4): Mazarin’s V–keit. Woltmann Westf. 2, 106. Zwēī-: s. doppel-z., nam. 4, z. B. W. 13, 148 etc.; Jenen Anschein von Z–keit, der so häufig an Schleiermacher bemerkt worden ist. DMus. 15, 1, 384 etc.; nam. bei Alteren auch ohne Uml., z. B. Luther (s. zweizüngeln); Gott, der kein falscher, zweizungiger, sondern ein wahrhafter .. Gott. Strel. Gesetzs. 1, 81 = Revid. Kirchenordn. (1650) 115 etc.
~lich, a.:
UgW. auch in Zsstzg.: Die fremd-z–en Irrthümer. Berl. Montagsz. 5, 18, im Gebrauch einer fremden Zunge (s. d. 4) oder Sprache.