Zu
† Zū: 1) präp. mit Dat., mit der Grundbed., ein Vh. des Annahens zu bezeichnen. — a) Mit dem Artikel verschmelzend (vgl. Sanders Kr. 1, 75 und Orth. 111 ff.):
Zum (s. d) = zu dem; zu einem; Zur = zu der; zu einer (heute ugw.: Zur Propheten und Apostel Zeiten. 6, 351b st. zu der etc., wo der Artikel nicht ein von zu abhäng. Dat., sondern der von Zeiten abhängige Genit. ist); seltner: Zun = zu den, z. B.: Zu’n Zeiten Homer’s. 1, 17; Fall ihm zun Füßen. 2, 135; Zun Häupten. 10, 219; Zun Himmelspsorten. 2, 2764); Der Nichts will in der Zeit zun Sachen thun. 6, 826 etc. und vereinzelt (wie sich zu mit Acc. st. Dat. findet): Daß mich der Teufel in der Höllen zun [= zum] ewigen Brand gemacht. 315a etc. — b) vor Hauptzahlen, ein Zusammenfassen bezeichnend, — oft auch in distributivem Sinne (vgl. paar-, dutzendweise etc.), z. B.: Kommen wir zu Zweien, | gleich ist der Sommer da. 1, 28, vgl. auch: Vier, bisher je zwei zu zwei verbundene Wesen. 15, 44; Nun saßen sie zu Dreien [Drei zusammen] um dasselbe Tischchen. 15, 24; Man saß zum ersten Mal darin zu Vieren. 66; Nun ging der Zug zu Fünfen zum Dorfe hinaus. 14, 228 etc.; [Die Besen] liegen zu Tausenden in der Straße. 23, 292 etc., ähnl.: Zu Dutzenden (s. d.) etc.; versch.: Wir Bursche frisch hinaus zu Siebzehnhundert. 107a, zu solcher Zahl herangewachsen, sich ihr nähernd = nahe; fast; an 1700 etc. — c) zuw. vor flexionslosen Ordnungszahlen, z. B.: Seid ihr alleine oder zu Dritt? Arm. 209, als Dritter mit noch Zweien (= selbdritt); Wenn . . man zu Dritt | macht oder Vieren (s. b) einen wilden Ritt. 1, 245 etc., vgl.: Zuerst, zu allererst, als Erster oder Erstes, in erster Stelle, entsprechend: zu (aller)letzt; versch.: Zum ersten; zum andern; zum dritten [sc. Mal]. — c) zum (s. a) zuw. vor dem adverb. Superl. (vgl. aufs), z. B.: Erscheint er als Fürst und Heerführer zum günstigsten. 33, 58 etc. — 2) Tonloses zu als Anknüpfung eines Infin., bei trennbaren Zsstzgn (z. B. mit betontem zu) zwischengeschoben, sonst vor dem Jnfin. stehend, z. B.: Er wünscht, — es zu sehn; es zu besehn; es anzu sehn; zūzusehn etc. Vor diesem Infin. mit zu können auch Präpos. stehn, nam.: ohne (s. d. 2b); um (s. d. 3) etc. — 3) (s. 2) Dem von sein abhäng. Infin. mit zu entspricht ein Partic. (Präs.), vgl.: Der Erfolg ist mehr zu wünschen als zu hoffen; der zu wünschende, zu hoffende Erfolg —; Der Wunsch ist leicht (oder nicht) zu erfüllen; der leicht (oder nicht) zu erfüllende Wunsch; Der Brief ist noch zuzusiegeln; der zūzu siegelnde Brief etc. — 4) Zu vor Ew. und Adv., ein Ubermaß bezeichnend, — verstärkt: allzu, z. B.: Das Glück ist zu groß (oder allzugroß), — als daß es dauerhaft sein sollte oder: um dauerhaft zu (s. 2) sein etc.; Ein zu großes (oder: allzugroßes) Glück ist selten dauerhaft; Allzuviel ist ungesund etc. Auch, nam. modificiert durch gar (s. d. I 2b), indem der Begriff des Übermaßes in den eines sehr hohen Grads übergeht, z. B.: Ich freue mich gar zu sehr etc. — 5) adverbiell oder prädikativ = verschlossen, Ggstz. auf (s. d. † und offen, Anm.), z. B.: Die Thür ist nicht zu, mach sie zu etc.; Die Thür ist zu, | die Thüre bleibet verschlossen. 3, 192; Die Geisterwelt ist nicht verschlossen, | dein Sinn ist zu. 11, 21; Das leere Haus ist offen, das reiche zu. Fr. 10 etc., auch: Schläfst du auch mit Augen zu. 15, 132, (vgl. bei als mundartl.: Ein zues Haus); ferner: Draußen ging’s Thür auf, Thür zu. M. 4, 60 etc. und in zahlreichen Zsstzgn, z. B.: Etwas zu-machen, -schließen, -siegeln, -binden, -halten etc. — 6) adv. in der Verbind.: Ab (s. d. 2a) und zu = abwechselnd in der Zeit; hin und wider; dann und wann etc.; dafür ugw. (vgl. 5): Jena, wo sich diese beiden Brüder auf und zu befanden. 6, 42. — 7) adv., das Wohin einer Richtung bezeichnend, z. V.:
a) Nach Norden zu gelegen; Das Gebirge erstreckt sich, nach Norden zu, bis zum 20sten Grad etc.; [Häuser,] die gegen die Straßenecke zu lagen. 20, 8 etc. —
b) bes. von einer Bewegung nach einem Ziel hin, von einem Streben darauf los etc., z. B.: Auf Etwas zu [oder los] gehn, stürzen, eilen etc.; Nach der Insel zu oder (mit leichter Nüance): der Insel zu steuern, schiffen etc.; Einem Ziel zu(-)streben etc.; Die Stellung .. wird entweder von der Person .. ab .., oder auf sie zu geändert. 11, 19 etc. (selten: Sieh jenem Himmel zu. 212 = nach dem Himmel hin etc.); ferner mit zu ergänzendem Zeitw.: Er wirft seinen Zobel | sich um und frisch Sankt Peter’s Kirche zu [gehts; eilt er etc.]. 11, 226; Endlich erblick’ ich’s — von Bock merkt’s; von Bock darauf zu, reißt es mir aus den Händen etc. 196b etc., nam. auch mit zu ergänzendem Jmperat., interjektionsartig: Immer zu! [vorwärts; weiter etc.] immer zu! | ohne Rast und Ruh! 1, 68; Nur zu! jetzt oder nie! nur zu! Nath. 4, 8; Nur zu durch Dick und Dünne! 83) etc.; ferner neben Zeitw., ein unausgesetztes Fortfahren in der Thätigkeit zu bezeichnen (= drauf los; fort; weiter etc.), z. B.: Er läutete zu wie toll und thörig. 5, 157; Die dich [Bacchus] nicht recht ehren | und saufen zu getrost. 1, 135 etc. und bes. im Imper.: Esset nur . . zu! 5, 197; Heraus mit Fluch und Bann! hei! donnre zu! A. 17 etc. Daran schließt sich: Immer[-] z u = immerfort, immer weiter etc., z. B.: Die Gold- ammer sang fröhlich immerzu. 3, 96; Sie fuhren immerzu und wollten mit Gewalt neue Länder entdecken. 229 etc. und gehäuft: Ich versprach, was sie begehrte; ich hätte zu und immer zu versprochen. 19, 68 etc., vgl. auch: Es geht in Einem zu [hin, weg]. G. 7.
Zsstzg. adv. z. B.: Bei-: daneben vorbei: So werde der ungetheilte Fluch über mich ausgegossen und daß kein Blitz b. spritze! Leisewitz Jul. 92; Schad’ um Das, was [von den Schlägen] b. gehet. WhRaabe UHK. 1, 15 etc. —
Da-: s. da, Anm., — nach den versch. Nüancen der Präpos. [1], s. z. B. können II 3c etc.; ferner: Noch d. = obendrein, z. B.: Es ist so elend, betteln zu müssen, | und noch d. mit bösem Gewissen. G. 11, 204; Es ist noch d. falsch. 31, 6 etc.; relativ = wozu, z. B. 5. Mos. 34, 11; 1. Tim. 6, 12 u. o.; Es wurde kein kühnes Wagestück beschlossen, d. man nicht eben ihn zum Anführer gewünscht hätte. Fichte 6, 198; Sich zu der großen Bestimmung, d. der Schöpfer den Menschen erschaffen hat, .. vorbereiten. Jselin Tr. 333 etc.; ferner getrennt: Über den Eichen, da ihr Lust zu habt. Jes. 1, 29 = wozu ihr Lust habt etc.; Da habt ihr kein Recht zu. W. 28, 370 = d. habt etc. — G(e)rāde- [7b]: grade aufs Ziel los, örtl. und bildl., s. nam. grade I 2c; f; vgl. gradaus; graden Weges (s. d. 6g); direkt; ohne Weitres, unmittelbar etc., z. B.:
1) adv.: Sie zogen die Segel auf und gingen g. nach Neapel. 1081b etc.; ferner: G: macht gute Renner. Sprchw. Lthr. 87a; 2, 60 etc.); Es klopft! Wer geht denn so g., ohne sich melden zu lassen? 1, 149; Da seine Gewissenhaftigkeit .. g. an Ängstlichkeit streift. 348; Wobei man so unverschämt gewesen, nicht einmal einen Vorwand zu brauchen .., sondern g. zu sagen: wir nehmen, weil wir können. Br. 2, 464; Nicht etwa die Gemüther, sondern g. die Beutel aufzuschließen. 22, 207; Ohne die Natur selbst vor sich zu haben, noch auch sich g. ihrer ganz lebhaft zu erinnern. 31, 32; Dokumente | führt’ ich in ihr, die Ihr nur g. | ins Feuer werfen müßtet. 8, 63, ohne Weitres; ohne sie weiter benutzen zu können; Daß wir ein solches Präparat g. in den philosophischen Nutzen verwenden können. 40, 47; Wenn die Alten diesem Euphemismus zu Folge nicht gern g. sagten: „er ist gestorben“, sondern lieber: „er hat gelebt“ etc. 8, 250; Wenn sie offenbare Thatsachen g. nicht [= nicht g.] leugnen konnten, vernünftelten sie doch Alles aus natürl. Ursachen herbei. M. 3, 168 etc. —
2) prädik.: Einen halberwachsenen Sohn, verzogen, g., aber gescheit und gutmüthig. 18, 104; Ein wahrer Bauer, schalkhaft und g. 7, 79; Ein bissel g. sind wir Schlesier. Bank. 2, 308 etc. —
3) substant.:
a) persönl.: Er ist ein G. (s. 2). —
b) sachl.: Verzeihen Sie meinem G.! es zeugt von meinem aufrichtigen Wohlwollen. Kleist 300); 8, 477; Br. 1, 217 etc. — oberd. st. heimwärts. D. 4, 319 etc. —
Hēīme-: Her-: 1) örtl., — nach dem Sprechenden zu, s. her 1f, vgl. hinzu, z. B.: Tritt h. [,er zu“], mein Sohn! 1. 27, 21; Seine Söhne sollst du auch „erzu“ führen. 2, 29, 8 etc.; Sie trat näher h. 16, 273 etc. —
2) veralt. st. hier-, dazu, z. B.: So du sie h. unterrichten willst. Th. 13 etc. — Hīē- (⏑–):
1) entsprechend dem dazu (s. d. und hier 3): H. haben wir Recht und Titel. 3, 111 etc., auch: Hierzu. etc. —
2) (veralt.) Bis h. Ph. 1, 168; 190 etc. = bis jetzt (s. d., Anm.). — Hin-:
1) örtl. als Ggstz. zu herzu (s. d.), z. B. 1. 9, 23; 2, 20, 21 etc. —
2) als Vermehrung zu Etwas kommend, gefügt etc.: Etwas h.(-)thun, fügen, setzen, bringen etc.; Es kommt noch h. — oder: Dazu kommt noch, — daß etc.; Das Übrige muß h. empfunden, geschlossen, errathen werden. 1, 1 etc. — Jmmer- [6b]. — Irgend-: (Volksspr.) = irgend wozu, zu irgend Etwas. — Nāhe-: (s. nahe 3e) = beinah. — Nírgend-: zu Nichts (s. irgend-zu und nirgend): Gott [be]darf den Raub ihrer Keuschheit nirgends zu. SW. 23, 130. — Wō- (⏑–): entsprechend dem dazu, relat.; fragend und unbest. (vgl. irgendzu); auch als sächl. Hw.: Wie die Seele auch Ursache des W. (des Zwecks der Bewegung) ist. Bot. 1, 96; Die Zunge frage nicht nach dem Warum und W. 4, 403a; Kind, lerne, was du kannst, und frage nicht, w. | einft das Gelernte dient; für jetzo lerne du! | Das ist der Vorzug, den die Jugend hat im Lernen, | daß ihr das Was steht nah und das W. im Fernen. | Dem Alter nach und nach muß dieser Muth verrauchen, | zu lernen ohne Zweck, wozu es sei zu brauchen. W. 2, 42 etc. — Zurück-: auf dem Rückweg, — sehr gw. in Meklbg., vgl. heimezu.
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