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Zisch Zischel zischeln zischen
Zísch: 1) m., –(e)s; –e:
ein einmaliges Zischen: Von einem kleinen Z. in die Flucht getrieben. Jris 3, 13 (Heinse). 2) n., –(e)s; 0: in Zsstzg.: Ge-: das (dauernde) Zischen: Das G. | von 2 versteckten Quellen. Baggesen 5, 47; Vermischt mit dem G. der Winde. G. 29, 290; Kosegarten Rh. 3, 165; Das G–e einer Heime. Möser Ph. 3, 91; Pyrker 95; 316; Der Dampf zischte .. hervor. .. Das G. Ruge Rev. 2, 147; Ward ein G. und Gelächter über dir. Sch. 107b. Tiedge Ur. 5, 177; V. 2, 97; Ein rauschendes Hauchen oder G. Georg. XVI; Ein G–e wie von zehntausend Schlangen. W. 27, 336; 12, 253; Unter dem G–e und Gelächter aller Zuschauer. Luc. 6, 44 etc. Doppelzsstzg.: Das Hohn-G. des Witzlers. Salis 124; Ins Pfeil-G. der Staatskunst. Münchn. Dicht. 248; Vom Schlangen-G–e der Lüste. W. 26, 70; Ein bloßes Silben-G–e [ohne Bedeutung]. 31, 155; Des rothen | Phlegethon’s Wogen-G. Kl. Od. 2, 15 etc.
~el, n., –s; (uv.):
in Zsstzg.: Ge-: das Zischeln: Goltz 3, 161; Kaffeschwesterliches G. Lichtenberg 4, 140 etc., auch in seltner Mz.: Aufruhr, jährlich empört, und unverbürgte G. V. Ov. 2, 253 etc., gew.: Zischeleien.
~eln, intr. (haben), tr.:
zischend flistern (s. d., vgl. wispern, tuscheln, zascheln, zispern etc.), z. B.: Einem (Etwas) ins Ohr (s. d. 9g) oder in die Ohren z. G. 9, 316; 19, 70; Hagedorn 2, 258; Thümmel 4, 115; 6, 27; 7, 109; W. 1, 205; 4, 152 etc.; ferner z. B.: Als der Sonntag wiederkam, | zischelt’s [s. Es 7, fast = man] im Dorf umher: | Sie war’s etc. Bodenstedt Ausgew. 126; Die z–den Muhmen und Basen. Heine Reis. 1, 24; Wovon die franz. Presse . . so geheimnisvoll und bedrohsam flüsterte und zischelte. Lut. 1, 146; Immermann M. 3, 66; Ich möchte nur wissen, zischelte und wispelte es hie und da, was etc. Kompert Gass. 2, 246; Was über die Tochter gezischelt und gemunkelt wurde. Kurz Sonn. 178; Ruhig schlafen, ohne daß ein Kammerherr im Vorsaal zu z. brauche: pst! Leisewitz Jul. 80; Nicolai 8, 106; Daß man in kleinen Dörfern über Alles spricht und über Alles zischelt. Tieck DQ. 1, 70; NK. 4, 157; 258; V. 4, 158; Jedes verscharrete Wörtchen | zischelt er [der Hain]. Ov. 2, 211; Dennoch zischelt man von einem feinen Knaben | .., den sie .. soll aufgelesen haben. W. 3, 166 etc.; auch zuw. tr. mit Angabe der Wirkung: Böse Zungen | zischelten Zwiespalt. Heine Lied. 314, erregten z–d etc.; im subst. Jnfin.: Gartenl. 12, 563b; Viel Z. und Geflüster. Tieck NK. 4, 342; V. 4, 142; Das Z. hinter Fächern. W. 12, 13 etc. Dazu: Der Geheimnisvolle: Der Zischler Ältester Bisbill etc. Hagedorn 1, 145; Mommsen Pind. 73 etc. Zsstzgn, vgl. die svrwdten Wörter, z. B.: [Sie] zischelten in die Stube hinein: Der Herr rührt sich. Spindler St. 1, 153; Eine andre [Klatschgeschichte] hat sich nur heimlich herum- gezischelt [verbreitet]. V. Br. 2, 315; Da die deutsche Aussprache weder näsele, wie die französische, noch lispelzischle wie die englische. Jen. Lit. (1804) 1, 189 (Kl.), ugw.; Wie euch die Schlangenzungen umzischelten. Spielhagen Pr. 6, 115; „Der Herr Brigadier“, zischelte sie mir zu etc. Thümmel 5, 125; 7, 54; Verse, die dem Menelaus zugezischelt wurden. W. Luc. 1, 331 etc., auch: Aber die Weibsen .. haben sich zugezüschelt: ob’s denn etc.? Alexis H. 1, 1, 34; 2, 2, 162.
~en, intr. (haben, sein, s. Anm. zu flammen etc.), tr.:
tonnachahmendes Zeitw.:
1) Etwas Lebloses zischt, z. B.: Vor dem tödtlichen Blei, das durch die Luft zischet. Abbt (Wackern. 4, 336¹⁰); Hörte man einen Bratapfel auf dem Ofensims z. Auerbach Jos. 14; Und lauter gischt’s und zischt’s darinnen. Baggesen 5, 47; Wie aus einem feuchten Brand | die eingesperrte Luft mit Rauschen zischet. Brockes (Weichmann 1, 4): Wenn . . ein Feuerwerk in Brand geräth und die künstlich gebohrten und gefüllten Hülsen .. durch einander z. und sausen. G. 16, 85; Wie Feuer sich gegen Wasser wehrt und z–d [,,gischend“. 13, 81] seinen Feind zu verzehren sucht. 13, 81; Als .. z–de Wasser .. hervorsprühten. 20, 71; Zische, Nord, | tausendschlangenzüngig [s. 2] | mir ums Haupt. 2, 42; 12, 139; Gotthelf G. 355; Ein heißer Stein, auf dem alle Möglichkeiten [wie Wasser] aus einander zischten. Gutzkow R. 8, 365; Die Flintenkugel pfeift, die Granate zischt ungefähr wie eine s. g. Sonne bei einem Feuerwerk. Hackländer SoldKr. 158; Die letzte Lampe ächzt und zischt. Heine Rom. 198; Immermann M. 2, 122; Ein Blitzstrahl z–d. HKleist Hint. 202; Das z–dste tiefste Brandmal der Menschheit. Kl. Od. 2, 45; Kohl E. 2, 402; Lewald W. 4, 91; Das Z., das ein Schwert erreget. Nicolai 8, 249; Es wallet und siedet und brauset und zischt, | wie wenn Feuer und Wasser sich mengt. Sch. 63b; 76a; Das Z. der Dampfschiffe. Sealsf. Leg. 3, 58; V. Ov. 1, 360; Zischt ihr der Säbel um die Ohren. W. 11, 47 etc.
2) Thiere z., z. B.: Gänse (s. d. 6a) z.; Dies Ohreulengeschlecht wird darum Zischer [strix] benennet, | weil wie Z. ihr Ruf tönet. Oken 7, 126 etc., vgl. (s. 3e) Jes. 10, 14; ferner: Die Fledermäuse (s. d.) zischten. Hebel 3, 256; Stellte er sich vor, er sei eine Fledermaus . ., zischte . . leise, wie diese Geschöpfe. G. 28, 243 etc.; Wo ungestört im Gras die Sommergrille zischt. W. 12, 26 (s. zirpen 1) und bes. von Schlangen: Weish. 17, 9; G. 5, 243; Sch. 511b; Tiedge Ur. 6, 334 und o., s. 3e.
3) von Pers.:
a) bloß zu bezeichnen, wie ihre Sprache oder Aussprache ins Ohr tönt, z. B.: Indeß die Fremden in einer unbekannten sehr behenden Sprache gegen einander zischten. G. 19, 312; Einsilbig harsche Worte, verdrießlich hervorgebrummt und gezischt im Charakter jener engl. Mundart. Heine Sal. 1, 96; Ch bezeichnet im Deutschen einen Kehllaut, im Franz. dagegen, wie unser sch, einen gezischten, s. Zischlaut, vgl.: Wegen ihrer [der Franzosen] schischenden Aussprache des ch. L. 8, 79.
b) (veralt., vgl. zipp 1) mit schwacher, matter Stimme sprechen: Wie er zu Mose spricht ..: „Was schreiest du zu mir?“ so doch Mose vor Sorgen und Zittern nicht wohl konnte „zisschen“. Luther 8, 47a etc.
c) (vgl. b) selten wie zischeln, s. d. flüsternd sprechen: Glück zu!“ zischt ihm der Graf Melüne | vertraut ins Ohr. Göckingk 2, 191; Die Ritter zischten allesammt: | „Nun, Der wird’s übel gehn.“ H. 8, 374; Seine Frau zischt ihm ins Ohr. Weiße Lyr. 35 etc.
d) von unartikulierten Lauten einer Pers. oder von dem unvernehmlichen Lärmen vieler durch einander Sprechender: Wenigstens machte der Kranke vergebliche Anstrengungen, irgendwelche vernehmliche Töne hervorzubringen, es gab nur ein dumpfes Knurren, Prusten, Z. Prutz Mus. 1, 297 etc.; Das zischt und quirlt, Das zieht und plappert! | .. ein wahres Hexenelement! G. 11, 176.
e) bildl. nach 2, z. B. bibl.: Da Niemand [wie ein Vogel] eine Feder reget oder den Schnabel aufsperret und zischet. Jes. 10, 14; gew. aber: Sie schleicht heran und zischt mit glatter Zunge, | die kleine Schlange (s. d. 2a). G. 13, 191; Die Nattern (s. d. 1) der Verleumdung z. Uz 2, 150; Wie die beschworene Natter .. mit Gezisch antwortet dem Bann, so zischt er und krümmt sich etc. V. 2, 97 etc.
f) (vgl. e) Gefühlen der Erbittrung, des Spotts, Hohns etc. in Tönen Ausdruck geben: Man wird .. über ihn „zisschen“, da er gewesen ist. Hiob 27, 23 [= Jeglicher .. zischt ihm nach. Zunz; Man zischt ihn fort von seiner Stelle. Gesenius s. v. p]; Kein Weib rings auf den Dächern, | die nicht wider ihn zischt’ und spie. Freiligrath SW. 4, 121; Schwelgt’ er und zischete Spott den Verstummten. Kl. M. 16, 441, vgl.: So zischt der Spott in allen Landen. Lenau A. 101; [Sie] z. den erloschnen Reizen, | lachen deinem Winter Hohn. Sch. 10a; Knechtisch feig, nicht adlig wichen wir | dem Pack, das aus der Stadt ihn zischte [z–d trieb, s. aus-z.]. Shakspeare 6, 316 etc.
g) zuw.: mit der Interj. sch! (s. d. 1, vgl. tusch I; tuschen 1) etc. Stille gebieten: Daß sie mich zum Stillschweigen zischte. Holtei Jahr. 2, 210.
h) bibl.: durch z–de Töne locken (s. Gesenius s. v. 7, vgl. etwa V. Ländl. 4, 752 ff.): Zu der Zeit wird der Herr zisschen der Fliege .. und der Biene .., daß sie kommen etc. Jes. 7, 18 = An jenem Tage wird Jehova herbei-z. die Fliegen etc. Körner Sch. 3, 459 etc.
4) Dazu: Zischer: ein z–des Wesen, z. B. von Personen. Meißner Sans. 2, 100; ferner von Thieren, s. 2; auch = Zischnatter, Coluber sibilans (Nemnich); ferner = Zischlaut etc. Zsstzg., wie bei ähnl. Tonw., (s. namentl. pfeifen) z. B.: Es fällt ein Tropfen Lust an ein erhitztes Herz, | zischt ab und raucht hinweg. Uz 1, 22 etc., verschwindet z–d. Alle .. zischten den Neuangekommenen wüthend an. Eichendorff 3, 72; Er hörte das bewegte Wasser am Ufer anprallen und an-z. Meißner Sans. 2, 33; Du dort, wie die Frühlingsschlang’ an dem Dornbusch, | zischest den Wanderer an. V. 2, 49 etc. Die Flammen z. auf. Alxinger D. 361; Ich tauche meine Wünsche in den tiefsten Sumpf, daß sie auf-z. und dann ewig schweigen. Börne Par. 1, 22; Auf-z– den Schaum. Platen 4, 50; Da zischte es [überkochend] in den Kohlen auf. Ruppius West. 2, 19 etc. Aus-z.: [3f] Alle ausgezischten Schauspieler, alle ausgepfiffenen (s. d.) Schauspielerinnen. G. 29, 262; 32, 85; Daß, was man bei weltl. Schriftstellern aus-z. würde, man bei heiligen lobet. H. R. 9, 210; L. 1, 352; 3, 411; 13, 379; Mein Stück .. | wird ausgezischt. Nicolai 5, 185; Schlegel Cäs. 1, 2; JGSchlosser Plat. 10; Thümmel 2, 220; 7, 175; V. H. 2, 12; W. 3, 153 u. o.; seltner intr.: z–d aus-, verlöschen (ver-z.): Die Fackel lodert wild und zischt|schnell aus. Koner Sinnspr. 844 (Gotter). Durch-z., tr.: z–d durchdringen, durchfahren etc.: Das .. Schwert . .| durchzischet schon des Königs breiten Nacken. Alxinger D. 352, vgl. V. Krit. Bl. 1, 165 etc.; Nachts durchzischt es [das Unthier] das Dunkel, wie giftige Drachen die Höhle. B. 247a, vgl. W. 25, 91: Die Fregatte sei von ihr [der Kugel] durchzischt. Freiligrath SW. 1, 362; Wie ein Blitz, der .. die Wolken durchzischt. Pyrker 61; Gluth von der Eiche durchzischt mir die Milchwurst. V. Th. 9, 19 etc. So hast du nun ins Herz mir eingezischt [Variante: mir ins Herz hineingezischt] | dein schlimmstes Gift, du Schlangenkönigin. Heine 16, 62, z–d einflößen. Die Gluth .. zischt empor. Freiligrath SW. 1, 345; Wo er, wie der junge Wein .. im Kelter braust .. und emporzischt. Heine B. 264; Meißner Nov. 1, 239; Wie der Gischt | emporzischt! Werner Osts. 1, 13. Wo die Quelle dem Boden wild entzischt. Kinkel 69. Dem unversehens unter dem Strauche eine Natter entgegenzischt. Immermann M. 4, 44; HSmidt Meeresst. 192. Auf dem Herd er-z–d ... die Alsen [Fische]. Oken 6, 378; Die . . Fackel erzischt in bethränendem Dampfe. V. Ov. 2, 157 etc. Fort-z., weiter z. und weg-z. (s. d.). Die Geißel der Tyrannei, die beständig um ihn herzische. Klinger Giaf. 13; Wo der Sonne Sprühen | hinabzischt Abends in die See. Freiligrath SW. 5, 205; Herbei-z., s. [3h]; Hinein-z., s. ein-z.; Da zischte eine Brandrakete .. herunter. Auerbach Tag. 201 etc. und tr. [3f]: Von der Bühne heruntergezischt. Nat.-Z. 17, 153 (Spielhagen); Der Dampf zischte aus seiner Röhre hervor. Ruge Rev. 2, 147 etc. Daß er das Parterr dadurch erinnert hat, ihm nachzuklatschen. Nach-z. sollte es ihm. L. 7, 26. [Der Wein] glüht .. im Kelch .. | und schäumt, daß ihn kein Tadel überzische. Schwab 145, z–d übertönen. Wo uns der Sorge Schlangen um-z. [um uns z.]. Alxinger D. 238; Von hunderttausend Schwärmern und Raketen umzischt. Brentano Wehm. 115; Angst- um-z –d, | der Hölle Schlangen. Cham. 4, 192; Göckingk 3, 151; Heine Lied. 103; Wieviele Blitze .. sie umzischt haben mögen. Kohl Irl. 1, 248; L. 4, 238; Nicolai 6, 241; Der Hohn, mein Ohr um-z–d. Reithard 255; Rückert BE. 233; Salis 110; Sch. 125b; ESchulze 3, 297; W. 12, 269 etc. Alekto . . zischt mit den Schlangen umher. Kl. Od. 2, 146. Ein Pfennigpfeifchen . ., | womit ich .. die dumme Welt verzische [3f]. Günther 385, aus-z., z–d verhöhnen etc. und intr.: z–d verlöschen: Verzischt er [der Blitz] in sich und verbrennet sich selber. W. Att. 2, 2, 110. Vor dessen Auge ein empyreisches Meteor vor- beizischt. Pseffel Pr. 3, 72. Der Tod .. hat ein Flammenschwert, vor dem alles Vergehen wegzischt. Fouqué Dr. 1, 336, zischend verschwindet etc. und tr. [3f]: Ein Künstler, der von der Lebensbühne weggezischt wurde. Saphir Kond. 37 etc. Du .. sollst nun umsonst fühllosen Winden grinsen, | die wie zum Hohn zurück dir z. werden. Schlegel Sh. 8, 119, antwortend etc.