Faksimile 0948 | Seite 1770
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Zipf Zipfel Z. ~lig ~elig Zipfeln Zipolle
Zípf, m., –(e)s; –e:
(mhd. zipf, zipp) mund- artl.:
1) Spitze; spitzes Ende, Zipfel. Schm. mit Belegen und Zsstzg.
2) (s. 1) = Pips (s. d. 1). ebd.; Ziller Th. 282; 288 etc., auch: Zips. Adelung, vgl.: Spanischer Zips, als eine im J. 1590 auftretende Krankheit bei Menschen. Frisch 2, 479b.
3) Schweif: Den Z. hängen lassen (auch bildl.). Schm.
~el, m., –s; uv.; –chen, ein; -:
(mhd. zipfel, vgl. Zipf; Tipp 2; Z.-Zehe etc.) eine Ecke, ein Ende von Etwas, worin dies ausläuft, z. B. (ineinandergreifend):
1) Der Z. eines Kleidungsstücks, z. B.: Ergriff er ihn bei einem Z. seines Rocks (vgl. Fittig 3). 1. Sam. 15, 27; 24, 5; 12; Haut er von seinem Mantel fast | des einen Z–s Hälft’ herab. Castelli (Echtermeyer 29); Ich erwischte den Z. eines Oberrocks. G. 28, 224; Thümmel 7, 160; Den Schlipf (s. d. 2) oder Z. meines Rockes. Olearius Ros. XII etc.; daneben mundartl.: Ergriff mich bei dem Zippel des Rocks. XV; 10b; 99a etc.; auch bloß: Einen bei dem Z. ergreifen. Zach. 8, 23 (= Seinen Rock-Z. anfassen. Zunz); Komm, fasse meinen Z.! G. 11, 191 etc.; ferner z. B.: Sie hielt den Schürzen-Z. vor ihre Augen. Spindler V. 3, 230 etc.; Den Z. seiner weißen Halsbinde auszuzupfen. König Saalf. 3, 19; Ärmel-, Gugel-, Hauben-Z. etc.; Die Domina .. ergreift des Propsts Niederwat für ihre Weihel und hängt es auf ihr Haupt. .. Würdige Frau Domina, die „zippel“ stehen Euch auch nicht sehr wohl. Agricola 743 (vgl. 4).
2) (s. 1) Die Z. an einem Kissen. Adelung etc.; Ein Tuch an vier Z–n gebunden. Ap. 10, 11; 11, 5; Ich hänge an seinen 4 Z–n dies Schnupftuch mit Gaben dabei auf. G. 31, 4 etc.; sprchw.: Den Sack (s. d. 1i) bei den 4 Z–n haben, vgl.: Ho ho! halt doch ein wenig! da hab ich dich schon bei allen 4 Z–n. ChGSchütz Wolk. 99 etc., auch: Die verstehn, die Sache am rechten Z. zu packen. Scherr Gr. 2, 142 etc.; Den fünften Z. am Sack (s. d. 1k) suchen, haben wollen (Schottel 1117a) etc.; bildl.: Da knüpft er die beiden besten
Z., die Traurigkeit und Freude haben, zusammen. Leisewitz Jul. 85 etc.; s. ferner bei Grimm als schwzr.:
Drei-Z., dreieckiger Hut.
3) (s. 1) Die Sicherheit der weißen Flagge vor Seeräubern. .. In der farb- und wappenlosen Leinwand. . . Dieser weiße Z. G. 23, 398.
4) (s. 1, Schluß) Magen-Z. = Haube (s. d. 2n), der zweite Magen der Wiederkäuer. 5) Z. von Körpertheilen, nam.:
a) Z. der Nase (Nasen-Z.), des Ohrs; Sich den Ohr-Z. reibend. Prutz Ob. 1, 170; Wenn also ein deutscher Gelehrter, wir sagen nicht: das Ohr (s. d. 8c), sondern nur: den Ohr-Z. eines solchen Fürsten hat. Kl. Gel. 362 etc.
b) mundartl. = männliches Glied. Schm. und daher auch (s. Schwanz 3) = Kerl etc.; Sau-Z. Ders. Veralt. wohl auch = Brustwarze, Dutte (s. d.), vgl. Franck LastJ. 2a, wo Edelleute einen Standesgenossen, der sich von ihren Saufgelagen fern hält, bez. als: Ein Weib .., ein „saugenzyppffel“, ein Küssenpfennig (s. saugen 2, Schluß). 6) Der Z. einer Wurst, das äußerste Ende. Adelung; Dieser Wurst- zippel. Mag. des Ausl. 33, 389a etc., vgl.: Das Z–ein: das Bischen, eine Kleinigkeit Schm. (dazu: Zipfelweis, in kleinen Portionen; zipfeln, zipfelweis nehmen, geben, essen, trinken etc. Ders.; W. 547, vgl. zippen 2; zippern 1); Bis endlich das Schicksal ermüdete und ihm ein Z–chen Glück zuwarf. Prutz Ob. 2, 116 etc. 7) Der Z. von einem Terrain etc., z. B.: Der Acker macht einen Z., bildet einen vorspringenden schmalen Endstreifen. Schm.; Z. einer Wiese. Ders.; Pforzheim in dem in Würtenberg einschneidenden Land-Z. [Badens]. Daniel Geogr. 378; Ich wandte mich mit mehrern Nachbaren gegen die Flamme. Unserer Anstrengung gelang es, diesen Z. der Stadt aufrecht zu erhalten. G. 18, 174; Durch die Ritzen .. der Wolkenballen einen Z. besonnter Erde, einen schmalen Ufer zug und ein EndchenSee zu gewinnen [erblicken]. 22, 360 etc.; Ein Wolken-Z. Nat.-Z. 18, 427 etc. 8) Sie predigen und rühmen viel von der Liebe, aber sie ziehen’s nur auf ihren Z. und bringen’s auf ihr Theil. Luther 6, 36a, es soll nur Geltung haben, so weit es sie betrifft. Zstzg. (s. d.) Armel- [1]; Drēi- [2]; Gūgel- [2]; Hāūben- [1]; Land-[7]; Māgen-[4]; Näsen- [5a]; Shr- [5a]; Röck- [1]; Sāū- [5b]; Sāūgen- [5c]; Schürzen- [1]; Wölken- [7]; Würst- [6] Z. u. ä. m.
~(e)lig~(e)lig, a.:
mit einem Zipfel (s. d. nam.
1) oder mehrern versehn, vgl.: Die gezipfelten Mützen. Oppenheim 12, 398 (s. Zipfelmütze), bes. in Zsstzg., z. B. mit Zahlw.: Adams zwei-z–er Pelz. Fischart Garg. 117a; Mit vier-z–em Mantel. G. 31, 399 etc.; ferner z. B. Eine lang-z–e Nachtmütze. Spielhagen Hoh. 3, 45 etc.; Die zierlich gestärkte lang-z–e Halsbinde. Spindler V. 2, 330; Stahr Par. 2, 122 etc.
~eln: s. Zipfel 6; zipfelig. Zipólle: s. Zwiebel.