Faksimile 0919 | Seite 1741
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Ziefer
I. Zīēfer, n., –s; uv.:
von Campe als Verdeutschung von Jnsekt (s. d.) vorgeschlagen (vgl. Zsstzgn); mundartl. (s. Schm. 4, 228) = Federvieh; verächtl. von Pers.: Die Sekretärsfrau, das lateinisch Z., will uns gleich sein. SClara (ebd.) etc., vgl. Frauen-Z., als ,stehender Witz für Frauenzimmer“, z. B.: Philander 1, 65 etc. Andre Zsstzgn: Ge-: Gethier (s. d.), nam. schädliches oder doch beschwerliches, unangenehmes, unnützes etc., auch zuw. verächtl. von Pers., z. B.: „Ein Unthier ... Gar zu trutzig | entreckt es Schweif und Tatz.“ ... Wer dächte, daß am Rheine | noch solch G. sei! .. Wo liegt das Ungethüm? Freiligrath SW. 1, 413; Die Mücken und Spinnen. .. Das leidige G. mit seinen Stacheln und krabligen Füßen. G. 7, 288; Allerhand G. einzusammeln, das er dann in Schachteln und Gläsern mit nach Hause nahm. Gartenl. 10, 145a; Es kam G. aus dem Staube. Hebel 4, 57; Fledermäuse und andres G. PHeyse Mer. 171; Daß allerhand G. .. stach, biß, kratzte. Immermann M. 2, 158; Jahn M. 3; Hüter und Zuchtmeister solchen G–s zu sein! FMüller F. 28; Will das G. die Welt reformieren? Tieck N. 1, 166; Sein G. auf dem Misthaufen. V. Sh. 3 ..; Sie haben die Frösche vor allem andern G. und Un- G. der Welt in ihren besondern Schutz genommen. W. 14, 128; Doch hab ich mich mit allen Arten von Menschen, Thieren und G–n ganz gut vertragen können. W. Merck 2, 104 etc. Doppelzsstzg., z. B.: Ich hasse nicht den Thron, sondern nur das windige Adels-G., das sich in die Ritzen der alten Throne eingenistet. Heine Reis. 4, 105; Der all dein Mensch-G. hasst. V. Sh. 3, 560 und bes. (vgl. Un-Z.) Un-G., z. B.: Die Schaben. .. Dies „vngezyfer“ etc. Eppendorf 201 (s. u.); Salerno hat 10 Mönchskloster. . .. Unglückliche, von weißen, schwarzen, grauen und vielfarbigen Insekten aufgezehrte Stadt! .. Es wird eine Zeit kommen, da die Italiäner . .. auch dieses Un-G. abschütteln werden. Forster Jt. 2, 157; Kaltblütige Lurche, ringelndes, kriechendes, schleichendes Un- G. Görres V. 56; G. 25, 68; Engerlinge . ., aus welchen hernach die Maikäfer und anderes Un-G. kommen. Hebel 8, 110; Lauset euch an Christi Brust | von der Sünde Un-G. Heine Rom.*270; Unter diesem Un.-G. [dem gelehrten Geschmeiß] aufgewachsen, war es ein Wunder daß ich meine ersten satirischen Waffen wider dasselbe anwandte? L. 4, 4; Mosen Ah. 141; Das Gewürm und „vngezieffer“, schädliche und unschädliche, welche man Insekta nennen mag. Ryff Th. 299; Ein Frosch ist ein vierfüßig Thier, mag auch unter die Gewürmer und ,vngeziffer“ gezählet werden. 321 etc.; Zuletzt erstaunt man noch über die große Policei der Vorsicht, die auch in der Geisterwelt ihre Blindschleichen und Taranteln zur Ausfuhr des Giftes besoldet, aber .. an meine Blume soll mir das Un- G. nicht kriechen. Sch. 202a; Wo an die tausend dieses Un- G–s [der Policisten] umherwimmeln. Stahr Par. 2, 147; Jch will selber von ihm die Un-G. entfernen, | welche sonst die schlachterschlagenen Menschen verzehren. Stolberg Jl. 19, 30 [„,Fliegen“. V.]; Der Hund voll ekeles Un-G–s. V. Od. 17, 300 [,,ringsum von den Läusen zerfressen“. Wiedasch]; Daß die Rose allerlei Un-G. um sich her sumsen lassen muß. W. 2, 88; Ein so hübsches Gesichtchen in ein Un-G. [Schmetterling] zu verwandeln. 1, 49; 51 etc., vgl.: Viel Fliegen . .. Was von demselbigen „vngeseüfer“ auf ihnen sitzet. Eppendorf 47 etc. (s. Frisch 2, 473b; Schwäb. W. 493). Un-: veralt., mundartl. st. Ungeziefer (s. d.), z. B. bibl. wo neuernde Ausgaben dies setzen 2. Mos. 8, 21 ff., mit Randgl.: „Vnzifer“, das die Griechen heißen Kynomyia [κoνóμιc] ist alle böse Würm, so da Schaden thun im Felde: Raupen, Fliegen, Zwiefalter, Emmeise, Käfer, Brenner und dgl. Geschmeiß, das Bäume und Gewächse verderbet; 5, 28, 42; Ps. 78, 45; 105, 31; Schlangen und allerlei U. SClara EfA. 1, 287; Voller „Ungeziffer“ 211; Daß sie solches „Uziefer“ dulde im Lande. Das seien ja die Käfer und die Mäuse im Lande, wo [welche] der Bauersame die Würz [Pflanzen] abfressen. Gotthelf Sch. 183; Wäre das unzählige U., Gewürm und Geschwürm der Bücher nicht in die Kirche [ge]kommen. Luther 1, XVII; Ein Andrer predigte von den Heiligen, ein Andrer von seinem heiligen Orden, ein Andrer von blau Enten, ein Andrer von Hühnermilch. Wer kann es Alles herzählen, das U.? 6, 96a; Pfaffen, Mönch und alle das Gewürm und geiziges U. 121a; 149a; 323b; Solche greuliche Gotteslästerung des päpstischen Geschmeiß und U–s. 482a; „Unze ifer“. SW. 63, 274; Was hast du für ein U. [ge]bracht, | so knappet, höckricht und so hinkend? etc. HSachs 5, 245a; H. 288 etc., vgl. auch: Schelmen [Aas] oder ander Unzibel in die Brunnen werfen. Fronsberger Kriegsr. 99b etc., s. Schwäb. W. 493.