Zelt
Zelten
Zelten
Zelter
zelterig
zeltern
Zelterer
Zeltner
zeltig
Zélt: I. m., –(e)s; 0:
eine Gangart der Reitthiere, s. Paß I 1 und außer dem dort Angeführten: In .. Portugall sind Roß .., wir heißen sie Thieldones. .. Die traben nicht, sondern gehen ein „zellt“. Daher man die anderen mit Geschicklichkeit auch zellten“ lehret. 77, vgl. Zeltert 1 und: Das „Zeltet“ und Dreischlag hat seine besondre Art mehr von Unterweisung, denn von Natur, derhalben solche Pferd gemeiniglich sehr strauchen. Th. 30 etc.; auch: Sie geht im Z. H. 359 und wortspielend mit III: „Darf unser Oberster reiten auch im Z.?“ Ja, oder im Schritt etc. Mak. 2, 61. — II. m., –(e)s; –e, er; –chen, lein.
(~en, m., –s; uv.) oberd. = Platz III (s. d.), platter, scheibenförmiger Kuchen, z. B.: 1) aus Brot-Teig (vgl. Fladen): Brot-Z–en, Feuer-, Ofen-Z–en: an der Mündung des Backofens beim noch brennenden Feuer gebacken; Seelen-Z–en: Brötchen am Allerseelentage zu spenden. . . Wird der Brotteig mit Ingredienzien mehr oder minder versetzt [vgl. Hutzelbrot etc.], so ergiebt sich der Äpfel-, Birn-, Hutzel-, Zwetschgen- u. ä. Z–en. Ihre Krone ist am Gebirge der Weihnachts-Z–en etc. 4, 256, vgl.: Ein Z–en, ein Weihnachts-Z–en von Teig und Mandeln. V. 1, 238; Die Opfer- Z–en. .. Als die Z–en geopfert waren. 13a [3, 445]; Ihn mit Feigen-Z–en füttern. . . Eine Art vierecktger Z–er oder Brote. Luc. 1, 385; Einen Sesamkuchen .., noch einen Feigen-Z–en. 439; 441 etc. —
2) (zumeist verkl.) Zuckerplätzchen und ähnl. Naschwerk (Konfekt), auch Arzneimittel, nam. für Kinder, enthaltend: [Der Zuckerbäcker backt]. . . Ulmer Brot .., Quitten-Z–lein. EfA. 2, 786; Die Scheifelein oder Z–lein darauf zu gießen. Das Süßholz und die daraus bereiteten braunen gestempelten Z–lein. 20, 44; Wie es allerhand Z–lein als z. B.: Anis., Brust-, Husten-, Mandel-, Manna-, Purgier-, Wurm- Z–lein aus leibl. Apotheken giebt, so kamen weiland aus geistlichen die Agatha-, Erhard-, Lukas- etc. Z–lein. etc. Im Räthsel wortspielend mit III: Manches Weib des Reichen, das auf dem Lagerplatz | verzehrte ganze Z–e. Mak. 2, 168 mit Anm.: Das Z–chen: ein Konfekt, Küchelchen etc. — Zsstzg. s. 1; 2; außerdem (s. nam. Gips-Z–lein, durch den Trichter gemacht, die den Schein von Dragéen [s. d. und Konfetti] haben. 24, 228 etc.; Der Imm-Z–en, Stück von der Honigwabe. (s. Zelle 5a); Der Leb-Z–en (s. Lebkuchen; bei 2, 162: Lebselten) mit Fortbild.: Der Lebzelterer, Lebzeltner, Lebküchler. vgl. [Honig] brauchen die Lettzeltner für Schleckerbisse des menschl. Appetits. EfA. 1, 454 etc.; Lein-Z–en oder -Kuchen (s. d.), ähnlich: Loh-Z–en oder -Kuchen (aus benutzter Gärberlohe) u. ä. m. — III. n., –(e)s; –e, (–en, –er); –chen, lein; -; –en:
1) ein auf dem jedesmaligen Lagerplatz aus Stangen und umkleidenden biegsamen Stoffen (z. B. Thierfellen, Leinwand und ähnlichem Zeug) aufzuschlagendes und beim Fortrücken wieder abzubrechendes Obdach im Freien: Die Z–e der Nomaden, der Zigeuner, der Soldaten etc.; In der Z–e Mitten | hob sich des Stiftes Z. SW. 1, 191, s. Stifts-Z.; Ich fand unsere Z–e aufgeschlagen, aber im schrecklichsten Zustande ..: die verfaulten Schlingen der Z.-Tücher zerrissen eine nach der andern und die Leinwand schlug Dem über Kopf und Schulter zusammen, der darunter sein Heil zu suchen gedachte. 25, 38; 4, 4; Nachdem der Lappe sein Z. abgeschlagen. 1, 11; Die ledernen Z–e (tentoria, tabernacula) nebst den zu ihrer Aufstellung nöthigen Z.-Stangen und Pflöcken. Die Z–e . . faßten eine Z.-Kameradschaft (tubernium) von etwa 10 Mann. 2, 358; R. 7, 10; Schlug seine Z–e [sein Ge-Z. s. u.] auf. (1. 26, 17); [Ceres, die] in friedliche, feste Hütten | wandelte das bewegliche Z. 55a; Bauet der Soldat | von Leinwand seine leichte Stadt. .. Plötzlich siehet man | die Z–e fallen, weiter rückt die Horde. 336a; Die Z–e jener herumstreifenden Hirten. Ländl. 4, 610 etc. —
a) erwähnt als niederd. die — dem sächl. Genus entsprechende — Mz.: Z–er. —
b) Häufiger ist, auch in der Schriftspr., die dem noch mundartl. Femin. (s. 4, 257) entsprechende Mz.: Z–en, z. B. 4, 28; Der Glanz der Z–en Asan Aga. 1, 205; Die beweglichen | Z–en. 2, 327; 12, 103; Tausend Z–en waren aufgeschlagen. 4, 274; 69; 7, 49; 15, 13; 52; 20, 56 etc., vgl. als Bstw. z. B. Zeltenbehör. 4, 229 etc. —
2) (s. 1) verallgemeint und bildl., z. B.:
~en: I. m.: a) = Pavillon (s.d. 2; 3), auch von festern Bauten: Sind es Z–e des Vesires, | die er lieben Frauen baute? 4, 9; Unter dem Dach bewimpelter Z–e. E. 1, 162 etc. —
b) An manchen Orten ein Platz, wo früher Lager-Z–e gestanden, z. B. (in Berlin): Unter den Z–en im Thiergarten; Ging mit uns über die Z–er zum Hofjäger. T. 5, 9. —
c) veralt. = Zelle (s. d. 5a) des Bienenbaus etc. —
d) das sich über uns wölbende Dach (s. d. 3) eines Baums, des Himmels etc.: Sonn’ge Räume.| Um diese breiteten ein duft’ges Z. | die dichten Reihen hoher Lindenbäume. 4, 28; Der Baum wird zum Z–e, zum Teppich das Gras. 7, 191 etc.; Blaues Z. [des Himmels]. 6, 99; Wenn über dir des Himmel ehrnes Z. einbräche. Pol. 46; Hoch in des Himmels | bläulichem Z. 81; Himmel, spann dein blaues Z.; | mein [der Blume] vergrüntes sinket hier. 1, 28 etc. —
e) Der breite Z–en-Rock (s. d.). . . Der kleine Fuß unter dem breiten Z. 11, 286 u. ä. m. —
f) bildl.: Je einfacher .ihre Worte sind, desto mehr wird man .. in ihr schönes weites Z. Sachen hineintragen, an die sie wahrlich nicht R. 7, 111 etc. —
g) Anat.: Z. des kleinen Ge- 217 hirns; Gehirn-, Hirn-Z., eine Querfalte der harten Hirnhaut zw. den hintern Lappen des großen Gehirns und dem kleinen Gehirn etc. — Zsstzg., zunächst: Ge-: nam. im gehobnen Stil = Zelt, häufig in der Bibel (s. ferner z. B.: Gelangten an die myrmidonischen | G.’ und Schiff’ und trafen den Achill, | der zw. dem G. und schwarzen Schiff | itzt saß. 146a = Erreichten die Schiff’ und Zelte der Myrmidonen, | ihn erblickten sie zw. dem schwarzen Schiff’ und G–e. 189b (s. Il. 1, 329; 306; 346 etc.); 1, 19; 4, 60; Säulchen von Holz tragen des Daches G. [2a]. 1, 217; Der heitre Nachthimmel .. breitet .. sein goldenes G. [2d] über uns aus. 4, 270; 5, 95; Baue das feste G. [2a]. 112; 25, 240; 31, 124; Ihre G–e waren .. von weißem Filz. 1, 900; 879; Daß die Kinder Jsrael 40 Jahr in der Wüsten in G–en hatten gewohnet. 8, 69b; 1, 504; 1, 212; Morg. 1, 148; Der feindlichen G–e ganzes Heer. 34a; Seine nomadischen G–e. 1031b; Der Widerschein des azurnen G–es [2d]. 4, 181; 483; Od. 4, 255; Il. 9, 69; 14, 10; 11, 111; 117; 15, 4; 226; 20, 73; 27, 16; 58 etc. (bei auch Mz.: G–er); ferner leicht zu mehrende Zsstzgn zu Z. und Ge-Z., z. B.: Schlief im grünen Bettgezelt. Po. 3, 97 (s. Himmelbett); Blätter-Z. [2d]. 4, 126; 6, 105 etc.; Braut-Z. Hint. 48 (s. Trau- Z.); Ein schimmerndes Brokat gezelt. 356; Du schönbelaubtes Buchen-Z. [2d]. 46b; 2, 164 etc.; ’Sist wahrlich keines Bleibens mehr | in diesem Erden-Z. 2, 44, die Erde als zeitweiliger Aufenthalt; Erfrischungs-Z. an Erfrischungs-Z. 13, 472a; Hinter der Küche stehn die Eß-Z–e. Par. 3, 145; Du ruhest .. | in deinem Feder-Z. [Bett]. Bibl. 13, 303); Im Feldherrn-Z–e; Bis dem grünen Fluren-Z. | sich der Himmel wieder hellt. 232, der vom Himmel überwölbten Flur (vgl. Erden-, Himmels-Z.); Bis daß ich aus dem Tanz dich trüge | zum Friedens-Z. der Lieb’ und Treu. Fr. 31 [zum Z., wo einzig Liebe wacht. Fr. 47]; In einem Garten-Z. [2a] beisammen übernachten. 14, 114; Gehirn-Z. [2g]; Im Generals-Z. 13, 235a; Im blauen | ausgespannten Himmels-Z. [2d]. 12, 306; 80a; 2, 450 etc.; Das Himmelsgezelt. 156; Hirn-Z. [2g]; Das Königs- Z. 13, 115; Laß im Krieges-Z. [Druckf. Königs-Z.] | mich betten dir zur Nacht. 8, 334; Kriegs- Mensch. 143), Krieges- 66a) Gezelt; Kuppel- gezelt. Ländl. 4, 493, kuppelförmiges; Im Lager-Z. 1, 400), Gezelt. Rep.3, 222; Lust-Z. [2a]; Lustgezelt. 35, 73; Prachtlustzelt. 4,252 etc.; Nomaden-Z–e; Officiers-Z. 13, 235b; Ein Pracht-G. 20, 228, vgl. Lust-Z. und: Des goldnen Prunkgezelts, in welchem Xerxes auf einem sidonischen Schiffe seine unüberwindl. Flotte gemustert. 7, 387); Da brach ich ab mein Reise-Z. Mak. 1, 91 (Mz.: Reisezelten. B. 4, 145); Rosen-G. Bibl. 13, 84; Unter golddurchwirktem Schatten-Z. [2a]. 17, 519), s. Sonnen-Z.; Unter den Schiffs-G–en des Ajax. 6, 366, Z–e bei dem am Ufer liegenden Schiffen; s. ferner Sonnen-Z.; Das Schlaf-Z. 258; Schlummer- Z. Ur. 4, 171; Indeß die Nemesis umwittert | das Sieges-Z. Pol. 36, das des Siegers; Sonnen-Z., gegen Sonnenstrahlen schirmend, nam. auch auf Schiffen = Sonnendeck (s. d.). 234; Die kleinen Spitz-Z–e [oben spitz zulaufend] der Ordonanzen. 13, 234a; Das luftige spitze SteinG. [2a; der Dom]. NN. 3, 110; Im Steppen-Z. Ausgw. 201; Vom hohen Sternen-Z. [2d]. 4, 18; 19a etc.; Stern- Ep. 6; 2, 17), Sternen- 15, 278) Gezelt; Vor dem Stifts-Z–e. (3. 3, 13) = Am Eingang des Stifts gezelts. s. Stiftshütte und [1] Als Klaudia sich unter dem Thron-Z. niedergelassen. Kanzl. 1, 39; Trau-Z. 228, s. Braut-Z.; Trauhimmel; Ulmen-Z. [2d]. 2, 21; Es war da das Vor-Z. aufgeschlagen. .. Das Z. aber, das hinter dem zweiten Vorhang war etc. 9, 2); Er durcheilte das Vor-Z. 390 etc.; Rauschend öffnen sich des Vorgezeltes Flügel. 15, 14; 26, 337 etc.; Nur eine leichte Hütte, | gebaut aus Fleisch und Bein, | gefügt aus losem Kitte, | mein Wander-Z. zu sein. 1771³⁴), bildl.; vgl. sonst Reise-Z.; Wappen-Z. 1337) oder Pavillon: Prachtstück, worunter die Wappen einiger Fürstenhäuser gestellt werden; Du kühles Wipfel-G. [2d]. NE. 254; Die Sonn’ hebt an, vom Wolken-Z. [2d] | verstohlnen Glanz zu schießen. 94; 1, 178; Das alte Wüsten-Z. (44) 2100b etc. —
s. Zelt II. — II. intr.: 1) im Zelt (s. d. I) gehn, im Ggstz. zu traben etc. N. 102²⁷ und dazu 446 ff.; bei etc. zeltnen, s. Zelter 2. — 2) (ugw.) ein Zelt ausspannen: Auf dem Schiffe nicht zelt! Fr. 80 = Nie umzelte das Schiff! Fr. 89 = Überzelte kein Schiff! Fr. 119. —
~er, m., –s; uv.; –chen, lein: 1) = Zelt I, z. B.: Garg. 132b (s. I Paß 1), vgl.: Mit sechstrabenden und fünfzelterigen Reimen [mit Herametern und Pentametern] .., Ergo, auf und davon! laß den Z. (s. 2) gohn! 36b. —
2) (s. 1) Pferd, das im Zelt geht oder zeltet, Reisepferd (s. Th. 2, 454b) etc., gw. von Reitpferden: Des Ritters Z. D. 123; Wie stand dein Z. mährengleich! Ven. 29; Sie führet | selber ihm den Z. zu. Cid 10; Z. heißt ein Prangpferd oder ein Damenpferd, das gw. nur im Schritt geht. 8, 901; 4, 332; 3, 319; Vier geschmückte Knaben führten | einen weißen Z., buntbehangen; | auf dem Z. saß die schönste Jungfrau etc. 4, 288; F. 2, 301; Besteige | du [Fürstin] den weißen Z. 667b; Auf weißem Z. .. kommt der Jagd Gebieterin. Fr. 134; Gudr. 65 etc.; Auf seinem Jagd-Z. Bl. 1, 165; Da brach ich ab mein Reisezelt | und rückte den Reise-Z. ins Feld. Mak. 1, 91 etc. (ugw.: Wie geschickt er seine Z. | im Zügel hält und herrschet auf dem Wagen! 238a). Nbnf. (s. Zeltner und z. B.: Ein Harttraber . ., ein Sanftzeltner. Garg. 176a etc. —
3) Immen-Z–lein, s. Zelle 5a. —
~erig, a.: s. Zelter 1. —
~ern, intr.: (mundartl.) verächtl. von Menschen: nach-, hinterdrein-traben. 4, 256 (s. zelten II 1). —
~erer, ~ner, m.: s. Zelter 2 und Lebzelt (s. II Zelt, Zsstzg.). —
~ig, a.: in Zsstzg., z. B.: Tausend-z. [mit tausend Zelten] glänzt im Norden | die Lagerstatt. SW. 1, 301.
Anm. Die vorstehenden Wörter (s. nam. 4, 256; 5, 660; 3, 869 ff.) gehören versch. Stämmen an: I. Zelt, mhd. zëlt, dazu zëlten, zëltenen, ahd. zeltjan u. Zelter, zëlter, vgl. lat. tolutim, tolutarius (wozu 357 trotter rechnet, s. trotten). — II. Zelt, ahd. zelto, mhd. zëlte (vgl. auch Zelle 5a). — III. Zelt, ahd. (ga)zelt, mhd. (ge)zelt, ags. teld, altnord. tiald etc., wozu auch span. toldo stellt, doch s. 538.
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