Faksimile 0899 | Seite 1721
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Zeisig
Zēīsig, m., –(e)s; –e; -:
1) ein kleiner Singvogel, Fringilla spinus, s. Döbel 1, 65 ff.; Oken 7, 260 etc., vgl. Weber 2f; Erlenfink, Engel 2 etc.: Die Z–e haben | das Ohr mir taub gezwitschert. Kl. Od. 2, 9; Die grünliche Tochter des Z–s. V. 3, 21 (s. z.-grün) etc.; Munter (G. 29, 314), kirre (Brentano Wehm. 122) wie ein Z. etc.
a) auch z. B. von einem (grünbefiederten) Kanarienbastard. Holtei Mensch. 1, 185 etc.
b) in Zsstzg. auch von mehr oder minder ähnl. Vögeln, z. B.: Fr. linaria, Berg-, Blatt- oder Platt-, Plättlein-, Meer-Z.; Fr. citrinella, Citronen-Z. (s. Citrinchen); Motacilla trochilus, der große und: Silvia rufa, der kleine Weiden-Z. u. ä. m.
c) Nbnf. und Verkl.: Mehr als die Z. nach ihren | Jungen zurückverlangt. Geßner 4, 17; nach Adelung auch neutr., vgl.: Ein kleines Zeisichen. Luther 5, 423a etc., oft: Das Zeischen. Körner Sch. 4, 48; Rückert 6, 185; Sei begnügsam wie das Zeischen. Mak. 2, 229 etc.; Ein Zeißken oder Zyfinck. Ryff Th. 117 etc.; Das Zeißle. Wackern. 3, 610⁴² (Blattzeisl s. b Moll Nat. Br. 2, 337); Zeislein. Schm. 4, 289; Zeinslein. 273; Schwäb. W. 543; Wie bei einem solchen Bauern „die Zeinsle singen.“ (Man nennt Z–e und Zinsen Zeinsle). Auerbach D. 4, 164 etc.; Das Zinßle. Pictorius; Das Zeiserl. SClara EfA. 2, 703; Die Meisen und Zeiserlein. Hausbl. (57) 1, 270; ferner bei Nemnich: Der Ziesing, Ziesel; das Zieschen, Zischen etc.
2) (s. 1 und Vogel 3g) zur Bez. von Pers., z. B.: Ein feiner (s. d. 10, z. B. G. 21, 205; Gotter 3, 168 etc.), saubrer (s. d. 3), lockrer (s. d. 4, z. B. Bahrdt 2, 98; Daumer 1, 93; Gervinus Sh. 2, 269; Müllner 6, 42), arger (Sealsfield Leg. 2, 11) Z.; Verliebte Z–e. Littrow 359 etc.; Er war just so ein Z. als du. Gotter 3, 487; Du bist mir so ein Z., der, sobald er die Schwelle eines Wirthshauses betritt, mit dem Degen auf den Tisch schlägt. Schlegel Rom. 3, 1; Ich an Ihrer Stelle hätte den Z. wahrlich nicht ins Haus genommen. FLSchröder Btr. 3, 1, 7 etc.; ferner zuw. (s. Vogel 3f): Ein Z., den wir nicht belauert, | ihr Brü- 216 der, hat sich hier von selber eingebauert. Nicolai 3, 28; 4, 192 etc.
Anm. Mhd. zisec, m.; zîse(l), f.; zîslîn, n., vgl. russ. Anb, Mukb, tschish(ik), wohl Tonw. nach dem zitschernden (s. d.) Laut, vgl. Zitscherling etc., s.: Ein Kraut, welches sie allda [um Dresden] Szische nennen, dessen eig. Name Z.-Kraut, lat. Sideritis ist. Rockenphil. 1, 22.