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Zehr Zehrbar zehren Zehrer zehrhaft zehrlich Zehrling Zehrung
II. Zêhr, m., –(e)s; 0:
(veralt.) Unersättlichkeit, die, immer zehrend, nicht genug bekommen kann: Die Fürsten, so die Schwindsucht hätten | aus unmäßigem Z. erlangt. Rollenhagen Fr. 487. Zsstzg.: Ver-: Konsum; Verbrauch an Zehrung: Jhnen all den V. Jahre lang in meinen Büchern nachzutragen [borgen]. Hackländer Stillfr. 2, 49.
~bar: s. zehrlich Zsstzg. ~en: 1) tr.:
Etwas durch oder: wie durch Nagen daran, ätzend, fressend hinschwinden machen:
a) bloß in Bezug auf das zerstörte, aufgeriebne Obj.: Roste [Schwert]! | Zehrt dich der Thau, so zehrt das Weinen mich. Fouqué Dr. 1, 126; Ehe diese fremden Wespen | z. sollen unsre Beute. H. Cid. 17 etc.
b) zugleich in Bezug darauf, daß von dem zerstörten, aufgeriebnen Obj. das Subj. sich ernährt, erhält, sein Leben fristet: [Der Dachs] zehret sein stark aufgelegt Fett wieder vom Leibe. Döbel 1, 37b; Er raubet früh | und zehrt den Raub. H. R. 9, 73 (vgl.: Des Morgens verzehrt er den Raub. Mendelssohn; 1. Mos. 49, 27). 2) (s. 1a) ohne Obj. oder intr. (haben), z. B.:
a) An Etwas z., zerstörend, aufreibend nagen etc. (vgl. 3a): Schade, daß die Zeit unaufhörlich an diesem schönen Gemälde zehrt und seine Farben auslöscht. Forster Jt. 2, 103; An deren | Frühschatten jetzt des Mittags Stunden z. Freiligrath SW. 5, 289; Was eigentlich den modernen Staat wurme und an ihm zehre. Gutzkow R. 9, 255; Zehrt wie der Krebs am angesteckten Fleisch. Klinger F. 238; Es zehre Krieg und Pestilenz | an seinem Reich. Platen 6, 25; Kunstübungen . ., die den Menschen aushöhlen und am vollen Mark seines Lebens z. FSchlegel Luc. 274 etc.
b) Von Etwas z., selten (s. 3f): Dann war es Zeit, die Pferde, die uns nähren, nicht aber von uns z. sollten, einzuschlachten. Cham. 5, 172 etc. Ferner ohne Präpos., z. B.:
c) Wer zehrt nicht wohl ein bischen vorauf, wenn man Hoffnung hat, seine Einnahme dereinst zu vergrößern? Möser Ph. 3, 7, s. 1; 3b und vorgegessen Brot etc.
d) Der Wein, der Thee, das Wasser zehret, macht den Menschen mager. Adelung, s. 6.
e) s. d) Die Seeluft, Landluft, das Baden, das Wassertrinken zehrt, bewirkt, daß der Körper viel Nahrung verlangt; reizt die Eßlust.
f) adjekt. Partic. Präs.: Die Müllerin hat ein z–des Siechthum. Gutzkow R. 7, 269; Meine z–de Sehnsucht. 5, 24; Das .. Bild des z–den Kummers. Sch. 702a; Eine düstere Schwermuth .., den z–den Wurm jeder Geistesblüthe. 762b etc. 3) (s. 1b) ohne Obj. oder intr. (haben), z. B.:
a) An Etwas z. (vgl. 2a): Der Pater .. zehrt zum Morgenbrot an einem wälschen Hahn. Zachariä 1, 238 etc.; An unsicherer Hoffnung hatte er lange gezehrt. Freytag NB. 519; Genugsamen Eindruck mitwegnehmen, um eine Zeitlang daran zu z. G. 18, 185; Ein geistiges Raupen- Z. am Maulbeerbaume des Lebens, womit wir uns einspinnen etc. König Kl. 2, 211; Monatbl. 1, 360a etc.
b) Auf andrer Leute Kosten z., leben; fich Nahrung, Kost reichen lassen; Auf Borg, Kredit z. etc.; Aus (s. f) der Schnur (s. d. 3b) z.
c) (vgl. b) Bei einem Wirthe z.
d) (s. b; c) Der Sultan ließ ihnen keine Lebensmittel reichen, so daß sie für ihr Geld z. musten. Ense B. 4, 155.
e) Weil du hast, so „zeret“ [schmaust] er mit dir. Sir. 13, 6 etc.
f) (vgl. a und 2b) Kommt, „zehret“ von meinem Brot und trinkt des Weins! Spr. 9, 5; Habe | 6 Jahr ich schon vom Mitleidsbrot gezehrt. Cham. 4, 122; Hat doch .. z. B. Weiße sein Lebelang von den Zinsen eines weit ärmlicheren geistigen Kapitals gezehrt. Danzel 212; Es zehrt von Harm und Klagen | das Herze trostesleer, | gleichwie bei Wintertagen | von eignem Fett der Bär. Freiligrath 1, 70; Noch als Regent von dem Ruhme zu z., den er sich als Kronprinz erworben. D Mus. 14, 2, 50; Rückert Morg. 1, 153; Simrock N. 1019 etc.; sprchw. (s. b, Schluß): Von der Schnur oder von dem Bändlein z. (s. Schm. 4, 281).
g) ohne Präpos., z. B.: Von einem Schlamp zu dem andern, einen Tag 5mal gezehrt [gegessen] und ausgeleert. Fischart Garg. 44b und so im subst. Jnfin. (als oberd.): Das Abend-, Mittags- Z. etc. Adelung. 4) refl.: Aber unausgesprochen zehrte [fraß] sich der Ärger immer tiefer in ihr Herz. Kompert Pfl. 1, 227. 5) medial zu 1 und 2 oder intr. (sein; haben): durch (oder wie durch) z–de Einwirkung abnehmen, schwinden, z. B.:
a) Ich konnt’ ihn z. sehn. G. 8, 121; Dann befiel auch noch | den Grafen gestern sein verjährtes Übel, | an dem er lange zehrt. Platen 3, 330; Alle waren hager und gezehrt; wo Fülle zu sein schien, war es Gedunsenheit ohne Kraft. Waldau N. 2, 132 etc.
b) Der junge Wein „zehrt“, d. h. verdunstet am stärksten und der dadurch entstehnde leere Raum im Faß muß wieder mit Wein ausgefüllt werden. Maje 1, 439 etc. 6) Dazu (s. u.): Zehr-er, -ung. Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) [1a; 2; 5]:
a) tr.: Es ist unglaublich, was der Umgang mit Menschen, die nicht unser sind, den armen Reisenden abzehrt. G. Stein 1, 283; Auf abgezehrten Sträuchen | sah ein Schmetterling die Raupe schleichen (vgl. 2 und e). H. 15, 45; Von seinem milden [iron.] Landesvater | durch Frohnen abgezehrt. Ramler F. 3, 193; Dieses Fieber, das euch abgezehrt. Schlegel Cäs. 2, 3; Eine hoffnungslose Liebe, von welcher sie .. zu einem so hagern .. Gespenst abgezehrt wurde. W. 23, 287 etc., s. e.
b) (s. a) ohne Obj., nam. Partic. Präs. [2f]: In einer a–den Melancholie. G. 16, 93.
c) (s. a) refl.: Sich in langem Kummer (Mohnike Fr. 41) etc.; sich mit Sehnsucht und Verlangen (W. 10, 79), mit Gram (12, 324) a. etc.
d) [5a] medial = c, z. B.: Nur hatt’ es [das Pferd] schon noch ärger abgezehrt. Göckingk 1, 103; Zehrte ab und starb. Heine 7, 48; Immermann M. 1, 125; Daß er ein A–der am Grabesrande wäre. Lewald Reis. 1, 412; Mügge Rom. 3, 1, 250; Daß sie [die Bäume], a–d, die Mühe, ihr Dasein zu vertilgen, erleichtern. DMus. 1, 1, 588; Sie zehrte zu einem Schatten ab. Scherr Gr. 1, 97; Sch. 1033a; Daß er zusehends abzehrte und dahin welkte. W. Luc. 5, 308 etc., s. e.
e) Partic. Präter. zu a oder d: Abgezehrt und bleich. Cham. 3, 16; Freiligrath H. 162; Abgezehrt von Hunger und Durst. G. 12, 43; Träufelte wie Thau auf die abgezehrten Kräuter. H. R. 7, 96; Mohnike Fr. 28; Rückert Erb. 2, 113; Zum Schatten abgezehrt. Sch. 98b etc.
2) [1b; 3] abessen etc., z. B.: Jemand, dem ein Gastwirth Geld schuldig ist, zehrt bei Diesem seine Forderung ab etc. und an 1 grenzend —: Wir Werber sollen ..ihm a. nicht das Seine. HSachs 3, 2, 92d; Schaidenreißer 6a; 7b etc. Án- [1a]: zehrend annagen etc.: Von leisem Odem angezehrt. Stolberg 5, 229. Aūf-: [1a] tr. und refl., eig. und übertr.: Daß Charlottens Wintervorräthe nun bald aufgezehrt sein. .. Kommen Sie nun und zehren mich [meine Vorräthe] auch auf. G. 15, 195; 20, 7; [Jsegrim] zehrte das Kloster fast auf, man reicht’ ihm für Sechse zu essen. 5, 187 etc.; Wo eine Eselin die Arbeit des beschäftigten Seildrehers aufzehrt. 31, 141; Semele .. ward verderbt und aufgezehrt durch himmlisches Feuer. 33, 44; Daß die Dachrinnen . . vom Rost .. aufgezehrt werden. 39, 113; Unsre Tagereise bis in die Nacht .. hatte die .. Kräfte aufgezehrt. 19, 45; Ich sterbe. .. Ich zehr mich selber auf. 7, 88; Endlich wurden auch diese [Nebel] aufgezehrt. 23, 7; Das A. einer solchen Wolke. 13; Ihr Götter, die mit flammender Gewalt | ihr schwere Wolke auf-zu-z. wandelt. 13, 55; Auch die Seinen | .. zehre du zu Schatten auf! 381; So wird .. das Wort.. so oft wiederholt, daß es seine Bed. am Ende selbst aufzehrt. 32, 98; 9, 162; Sch. 2, 74 etc., s. aus-z. 2a; Mittlerweile du .. dich zum Schatten aufzehrtest. Klinger Gris. 131; Noch ruhn die Fluren öde, | aufgezehrt vom Neid des Nordwinds. Knebel 1, 62; Ein mark-a–d Gift. Platen 2, 245; Bis meiner Rede lodernd Feuer | in dir der Lüge Ungeheuer | zu Aschenhaufen aufgezehrt. Redwitz Am. 184; Wann des Lasters Riesentrotz die Langmuth | des Himmels aufgezehrt. Sch. 259a; Daß .. | gierige Fisch’ ihn im Meer aufzehreten. Wiedasch Od. 24, 291 [Den .. im Meere die Fische verzehrten. V.]; W. 11, 253 etc. Āūs-:
1) [3] zu Ende zehren. Sir. 14, 17.
2) durch Zehren leer machen, erschöpfen, aussaugen, ausöden:
a) Den Einfluß, welchen die so stark wirkenden Dunstarten selbst auf das Urgestein ausübten, indem sie einige Theile desselben völlig aus- und a ufzehrten. G. 40, 165; Wie ein starker Fresser eine ganze Wirthschaft a. kann. Immermann M. 3, 239; Daß er mein Erbtheil ausgezehret. Günther 434; Als ihr des Brudern Flucht die Geister ausgezehrt. 1069; Linck Schl. 21; Das Gut (V. Od. 1, 249; 22, 36 etc.), das Haus (4, 318), seine Hab’ in der Wohnung (22, 370) a.; Den Bettler . ., der uns selber nur auszehrt. 17, 387; Der so aussieht, als ob er von einer langwierigen Krankheit ausgezehrt wäre (s. b). W. Luc. 6, 101 etc.
b) adjekt. Partic. Prät. (vgl. 4): Jch fühle meinen Boden .. so entkräftet, | so ausgezehrt durch deine Blumen. L. 2, 261; Einen ausgezehrten Leib, der seine Gestalt verloren. Mosheim (Gottsched Red. 218); Ein ausgezehrtes, verödetes Land. Sch. 924b (Gentz Rev. 81); Uz 1, 202 etc.
c) adjekt. Partic. Präs. (versch. 4): A–de Seuch’. V. Od. 11, 172; Ein a–des Fieber. W. 8, 189 etc.
3) (s. 2) refl.: Die Glieder zu erlaben, | die in der Liebesgluth sich ausgezehret haben. Bodmer Gd. 124; Schweinichen 2, 31 etc.
4) [5a] intr., medial = 3: Er zehrt aus [hat die Schwindsucht, Auszehrung]. Adelung; bes. im Partic. Präs.: Eine nahrhafte Gallerte für A–de. Oken 3, 259; G. 7, 221 etc.; seltner: Ein junger, von Wollust a–der Mensch. Platen 7, 431 (Fugger). Dahin- [5a]. Eīn- [5b]. Fórt-:
1) fortfahren zu zehren. Schweinichen 1, 150.
2) weg-z. (s. d.), hinweg-z. (s. d.). Hin- etc.: s. dahin-z.; nam. tr.: Eine Brustkrankheit, die seine Kräfte hinzehrte [1a]. Ense B. 4, 267; Wo sie kein kleines Loch in den Beutel der Stadt hinein- zehrten. Schwab V. 1, 319 etc.; Sonne, zehre den Groll mir hinweg. Kinkel 167; Das Feuer der bräutlichen Sehnsucht | zehrt aus den Röhren das Mark mir hinweg. Kosegarten D. 3, 76; CRudolphi NGd. 120 etc. Lōs-: [3]: s. los III3: Auf den alten Kaiser (s. d.) l. Jablonsky 68b; Auf Jemandes Kosten wacker l. Berlichingen 151 etc. Mít-: nam. [3]. Nāch-: z. B. zehrend nachwirken: Das frühzeitige Welken seiner Lebensgefährtin, an welcher .. mehr das Harren .. des Brautstandes nachzehrte als etc. LDiefenbach Nov. 1, 67. Ver-:
1) (mundartl. etc.): Einen oder sich v.:
a) mit Zehrung, Kost unterhalten; beköstigen. Wackern. 2, 1192; ²; Schm. 4, 282 etc.
b) in Kosten setzen. ebd.
2) allgm. üblich aber:
a) tr.: auf-z.; zehrend verbrauchen, vertilgen, eig. und übertr.: Speisen, Geld, sein Vermögen v. etc.; So und so viel jährlich zu ver-z. haben etc.; Einen oder seinen Geist verzehrt nagender Kummer, Schmerz, Herzeleid, eine Leidenschaft etc.; Einen oder seinen Leib ver-z. Strapazen, Anstrengungen, Wachen, Krankheiten etc.; Ein Haus wird vom Feuer, Eisen vom Rost, Eis von der Sonne verzehrt; Wie die Hitze und Dürre das Schneewasser verzehret. Hiob 24, 19; Die theure Zeit wird das Land ver-z. 1. Mos. 41, 30 u. o.; Den Unmuth abzuthun, die Weile zu ver-z. Logau 2, 70; Von dieser Feuerpein der Angst verzehrt. Möricke N. 469; Seitdem der Mensch in der traurigen Selbstvertheidigung seine Kräfte nicht mehr unnütz verzehrt. Sch. 1004b; Sie holte aus tiefster Brust Odem und den verzehrte sie in einem brünstigen Seufzer. Stilling 1, 149; W. 17, 117 etc.; auch ohne Obj.: Und gröblich wie die Thiere verzehrten [fraßen] die Menschen. Freytag NB. 504 etc.; Friede ernährt, Unfriede verzehrt. Hebel 3, 488 etc. und im Partic. Präs. mit Obj.: Geist-v–deZwietracht. V. Jl. 7, 210; Ihre herz-v–den Augen. Kinkel E. 16 etc.; Vorschläge zu rauch-v–den Öfen. Karmarsch 2, 236 etc.; ohne Obj. (versch. c): In ein schnell v–des Grab geworfen. Gentz Rev. 83; Sie hat ihren Mann durch geheime v–de Mittel zu Tode gesaugt. G. 34, 146; In still v–des Elend. 5, 86 etc.; im pass. Partic. (vgl. c): Der lange, hagre, früh verzehrte Mann. Ahland 502, auch mit Bstw. (entsprechend einem von): Der gramverzehrte Vater. CRudolphi NGd. 71; Seine sorgenverzehrte geängstigte Gestalt. Nat.–Z. 18, 241 etc.
b) (s. a) refl.: Wie der kranke Königssohn sich in Liebe verzehrt über die Braut seines Vaters. G. 16, 77; 13, 86; 4, 36; Wie sich thäte Kraft in Kraft ver-z. 7, 193; Wenn nicht die Stunde sich selbst verzehrte. 3, 78; Platen 4, 278; Daß sich der halbe Theil verzehre oder einsiede. Ryff Sp. 245b; 246a; Schon lange verzehrt sich unser tapfrer Muth | im trägen Frieden. Sch. 664b; Das Mädchen wird sich zu einem Schatten ver-z. Spindler V. 3, 220.
c) [5a] medial = b, z. B.: Er müsse sich ver-z. (b) und sterben. .. Ihr müßtet ver-z. und sterben. G. 34, 133; Denen, so am Leib verzehrt, .. abgenommen. Ryff Sp. 282b; [Seine Braut] wurde von allen Ärzten v–d [schwindsüchtig] erklärt. Stilling 4, 135; Daß mein so blühendes Alter . . ver-z. und verdorren soll. Tieck DQ. 2, 271 etc., s. a. hinweg-z.: Ihm zehrt der Gram | das nächste Glück vor seinen Lippen weg. G. 13, 3; Weichere Flecken werden weggezehrt. 14, 177; Verwehet oder weggezehret hat die Eindringlinge der stille Hauch des Klima. H. Ph. 4, 117 etc.
Wég-:
Zêhr~er, m., –s; uv.:
Einer, der und insofern er Nahrung, Geld etc. zehrt, verzehrt: Ein Sparer will einen (Ver-) Z. haben. Sprchw.; Müßige Z. Jahn M. 3; Als sich mir mehrten die Z. Rückert Mak. 1, 46 etc. Zsstzg. z. B.: Winkel-Z.: die im Verborgnen essen, um Niemand einladen zu dürfen, s. L. 11, 635 etc., nam.: Ver-: Die Blattlausfresser haben wieder ihre V. Oken 5, 847; Wie er [Ulyß] mit den Werbern und V–n würde umgehen. Schaidenreißer 3, 3b; Wackern. 4, 1211²⁶ etc.; Bankiers und sorglosen Renten-V–n. Gentz Rev. 45 etc.
~haft, a.:
(veralt.) viel verzehrend: Ein Eheweib, das z. ist und gern schlemmt. HSachs (Schm. 4, 282), vgl.: Du bist und bleibst ein Nagenranft [Knauser], | ich aber leb zehrlich und sanft. G. 2, 149 etc.; Das Volk ist sehr fräßig und zehrig. Kantzow 2, 405.
~lich, a.:
1) s. zehrhaft. 2) was gezehrt (gegessen werden kann): was zur Nahrung (Zehrung) gehörig. Schm.; in Zsstzg. entsprechend denen von zehren, z. B.: Nun aber kann wohl Stein| und Stahl und Erz und Blei nicht un-ver-z. sein. Günther 718 (auch unverzehrbar etc.).
~ling, m., –(e)s; –e:
1) So wollen wir dich sammt deinen Z–en | dafür machen zu unseren Nährlingen. Rückert Mak. 1, 107, dich sammt deinen zehrlustigen Kindern speisen. 2) s. Zährling.
~ung, f.; –en; –s-:
1) Das, was und wie viel man bei einem Aufenthalt außerm Hause verzehrt, und —: das für solchen Zweck best. Geld (s. Zehr-Geld, -Pfennig), z. B.: „Zerung“ auf den Weg. 1. Mos. 42, 25 (Daß man ihnen auch Z. auf die Reise mitgebe. Mendelssohn); Sie hatten ihnen [sich] sonst keine „Zerung“ zubereitet [außer dem ungesäuerten Teig]. 2, 12, 39 (Reise-Z. hatten sie nicht für sich bereitet. Zunz); Gab ihm „Zerung“ und Geschenk und ließ ihn gehen. Jer. 40, 5; Ich nähm sein „Zerung“ für sein [auf dem Schießen gewonnenes] Theil. Brant N. 75¹, die Kosten sind größer als der Gewinn; Hielt um eine Z. an. Pfeffel Fab. 2, 21; Schweinichen 3, 108; Der Schenkwirth.. ließ ihn, ohne seine Z. zu verlangen, .. fortziehen. Tieck DQ. 1, 17; Ihre Z. holt sie [die Kriegerschar] mit Gewalt. Uhland Dr. 65; Wackern. 3, 453³⁵; Zinkgräf 2, 12 etc.
2) (s. 1) die s. g. Sterbesakramente: Von ihm hätte sie am liebsten die letzte Z. erhalten. Gutzkow Z. 2, 208 (Weg-Z. 207); Sie hat die heilige Z., so wie die Euren sie darreichen, mit auf den Weg genommen. Hausbl. (62) 3, 354 etc.
3) (s. 1) Feuerw.: bei Raketen ein über der Höhlung stehnd bleibendes massives Stück der Ladung. Bobrik 551a; Karmarsch 1, 779; Prechtl 6, 56; 70 etc.
4) (s. 1) das Fett, das ein Radzapfen als Einschmierung bedarf.
5) das zehrende (s. d. 5) Schwinden, z. B.:
a) Der Wein muß wegen der Z. aufgefüllt werden.
b) Beim Setzen eines neuen Fachbaums giebt man der Z. halber an Höhe einen Zoll, den s. g. Zehrzoll, zu.
c) die Krankheit des Dahinzehrens (s. Ab-, Aus-Z., Schwindsucht): Der Schulverweser litt an der Z. Gutzkow 11, 316; Diak. 154; Die Arme schleppte sich schon lange mit der Z. Zaub. 2, 206; L. 13, 326; Schwindet er, halb lebend, halb sterbend in sichtbarer Z. hin. Sch. 762b; Sah man diese Monarchie an einer langsamen Z. schwinden, weil ihr die Milch der Staaten, der Feldbau, entzogen wurde. 906a. Zsstzg., vgl. für die mit Vors. die entsprechenden von zehren: Ab-: z. B.: Die fortwährende A. und Abätzung, welche auf die Schichten des Erdbodens wirken. Volger EE. 243 etc. und bes. [5c]: L. 13, 601; Epileptischen Zufällen, Gichtern und A–en unterworfene Sterblinge. Musäus Ph. 4, 167; Spindler St. 1, 177; Die Tante stirbt an der Jungfern-A. Vog. 3, 205. Nach A. alles Mundvorraths. Gisander Fels. 1, 93. Āūs- [5c]: Seiner .. hohläugigen Französin, der die A. aus allen Gliedern spricht. G. 9, 286; W. 15, 252; Zschokke 8, 55. Krām- [1]: (östreich.) Diäten, Tagegelder (vgl. kramen 3), z. B. eines Bergwerksbeamten bei Geschäftsgängen, wobei er sich außerhalb des Wohnorts verpflegen muß. Scheuchenstuel 146. Rēīse- [1]: V. Ar. 3, 268; Zunz (s. o. und Viatikum). Reise-Z., wie sie von fahrenden Rittern gefordert zu werden pflegte etc.: Mancher hungrige Marquis schimpft uns, damit er eine R. erhalten möge. Rabner 2, 15; Wenn wir dem schwachen Jsaak in seinem zukünftigen Erbe auf eine R. zusprechen sollten. Weise Is. 54.
Āūf-: Rítter-: Ver-:
1) Die V. der Vorräthe, der Kräfte etc.
2) [5c, s. verzehren 2c] Bis er an der V. stirbt. Spindler J. 1, 96; 141 etc.
3) (veralt., s. verzehren 1a): Von V. [Beköstigung etc.] der Zeugen. Schm. 4, 282 (vgl.: Von Zerung etc. Carol. § 75, vgl.: Von Verlegung etc. Bamberg. Halsger. § 88). Wêg(e)-:
1) [1] Mit reichlichen Gaben zur Wege-Z. beglückt. G. 22, 294 etc.; bildl. (vgl. 2): Soll ich dir eine Lüge als Weg-Z. in die jenseitige Welt mitgeben? Kompert Gass. 1, 48.
2) [2] Die allerheiligste Weg-Z. empfangen. SClara EfA. 1, 440; Gutzkow Z. 2, 207; PHeyse NN. 3, 233.
Anm. Zehren, mhd. zern, nach Wackern. Gl. 619 vielleicht zusammenhängend mit gr. ́cc (lebe), wahrscheinlicher aber mit der Grundbed. „zerstören“, s. goth. tairan, ahd. zeran, s. Benecke 3, 902 und außer dem dort Angeführten nam. Brem. W. 5, 54; Schm. 4, 281; 282. Veralt. Impf.: Er „rerzart“ so viel, daß ihn König Rudolf ab der Herberg lösen musst. Stumpf 369a etc., vgl.: Ein Sparer muß ein Zahrer haben. HSachs (Schm. 4, 283). Dazu mhd. zer, f.; zerhaft; zerlich etc., ferner zu der allgem. Bed. „zerstören, reißen“ etc.: zerren, ahd. zerjan, mhd. zerren, niederd. targen, tarren (s. Brem. W. 5, 26 ff.), mundartl. zergen (Adelung): durch Neckerei zum Zorn reizen etc., auch refl.: Sich mit dem Hund zergen (Suder Altpr. 29) etc.; vgl. dargen, Anm. und russ. Ieprarb, zerren; ferner wohl auch Zorn, ahd. zorn (n.), mhd. zorn (m.), dazu: zornig, ahd. zornag, mhd. zornec (zürnec); zürnen, ahd. zurnjan, mhd. zürnen etc.