Faksimile 0886 | Seite 1708
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Zaun Gezäun zäunen Um-Zaun Um-Zaun Zäunert
Zāūn, m., –(e)s; Zäune; Zäunchen, lein; -:
(ahd., mhd. zdn)
1) Einfriedigung eines Grundstücks aus Gesträuch oder Holz: (vgl. Hecke I 1; Knick 2c etc.):
a) Wo kein Z. ist, da wird das Gut verwüstet. Sir. 36, 27; 22, 21; Pflanzte einen Weinberg und führte einen Z. darum. Matth. 21, 33 etc.; Lebendige Zäune. Döbel 3, 92a; Über alle Zäun’ und Hage .. springen. Fischart B. 50a; Alle Besitzungen mit grünen Zäunen abgeschnitten. G. 14, 186; Möser Ph. 2, 189; Macht Planken in den Z. Opitz 1, 126; Geschwind war der Z., der den Grasplatz von dem Park abschnitt, überstiegen. Thümmel 5, 205; Zäune aus geflochtenem Reisig, auch von Latten und aufwärts gestellten Planken. V. Ländl. 3, 399 etc.; Wo der Z. am niedrigsten ist, da steigt man über. Sprchw. [der Schwache muß sich Alles gefallen lassen] etc.; ferner (b—d) in stehnden Verbind., abhängig von Präpos.:
b) Durch den Z. stechen (s. d. 22).
c) Das ist hinter jedem Z. zu finden, etwas sehr Gemeines, Werthloses: Was aber die vom Z. gebrochene (s. d) Revolution betrifft, so ist Das eben eine Redensart, die man hinter allen Zäunen trifst. Börne Frzfr. 102; Meint Ihr denn, das Schicksal wird euch solches Glück hinter jedem Z. finden lassen? Tieck DQ. 1, 262 etc.; Was einmal hinter dem Z. geboren ist, bleibt ein Lump. Prutz Mus. 1, 71; Hinterm Z. sterben [im Elend etc., s. Knick 2c] etc.; auch: Die Galreden [s. Gallerte, Anm.], so die Bauern hinter den Z. setzen. Luther 8, 10b etc., vgl.: Ein Männchen, in die Stellung hingebückt, | die unter Zäunen heimisch ist und Hecken. Uhland 494.
d) Etwas vom alten Z. (Luther 1, 387b; 5, 270b), heute gw. nur: vom Z. brechen (s. d. 4a, auch Belege), das Erste, Beste, was Einem eben zur Hand ist nehmen, weil man überh. nur Etwas in der Art des Obj. zu haben sucht, unbekümmert um die weitre Beschaffenheit desselben: Viele brechen ihnen eine Feh[d]e ab einem Z. Franck Weltb. 46b; Bräch’ [Druckf.: Brächt’] ich mir nicht gar manche Lust vom Z–e, | lacht’ ich nicht da, wo keine Seele lacht. G. 6, 60; Wir [im Modenjournal] sollten denn doch auch einmal | was Konsequentes sprechen | und nicht, wie immer, Haub’ und Shawl | und Hut vom Z–e brechen. 157; Mit allen diesen gemachten und vom Z–e gebrochenen Bedenklichkeiten. Strauß Streitschr. 1, 124; Die erste, die beste Ursache wird vom Z–e abgebrochen. W. Luc. 5, 161 etc.; auch: Daß ich das erste beste Posthorn .. als eine Gelegenheit vom Z. ergriff. JP. Fat. 1, 49 etc.
2) (s. 1) bildl., verallgemeint, z. B.: Der aus Beiden Eins hat gemacht und hat abgebrochen den Z., der dazwischen war. Eph. 2, 14 [die trennende Scheidewand. Eß] etc.; Der spätere Z. des Gesetzes, die Masora. H. R. 9, 163, das zum Schutz um dasselbe Herumgezogne etc.; Ein Wort springt über den Z. der Zähne (s. d. 1f und umzäunen. G. 2, 295), Lippen (W. 21, 23) etc.
3) (s. 1) Fischer., Wasserb.: z.-artige Wände, Hürden (s. d. 1) im Wasser, s. Fisch-, Strich-Z.; verzäunen. Stumpf. Zsstzg. (ohne Bem. zu 1), z. B.: Balken-Z.; Bann-Z. [Grenz-, Flur-Z.]; Bau-Z., um eine Baustelle; Binnen-Z., auf der Grenze zweier Grundstücke; Block-Z. Gartenl. 12, 586b; Bretter-Z.; Der Bart ist .. ein scharfer Distel-Z. Abschatz (WhMüller Bibl. 6, 144); Dorf-Z., Z. der Dorfflur; Dornen-Z. B. 94a; Feld-Z.; Fischzäune [3] werden so geflochten, daß sie schieflaufend in .. Winkeln die ganze Breite eines Flusses beschließen. Die Spitze jedes Winkels .. hat eine enge Öffnung, vor welcher .. Reusen etc. Bronner 1, 155; Flur-Z., vgl. Dorf-G.; Garten-Z. G. 21, 283; Grenz-Z., die Grenze bezeichnend; Hecken-Z., lebendiger; Hollunder-Z. G. 7, 166; Todter Holz-Z. Döbel 3, 91b; Freytag NB. 533; Latten-Z.; Pfahl-Z. Simrock Fr. 160 = Pfähle-Z. Monicke Fr. 105; Planken-Z.; Rück-Z., aus Latten, die durch Querriegel verbunden sind; Matrosengärtchen . ., dessen Schilf-Z. Thümmel 4, 181; Spriegel-Z., wobei die Zaunstecken (Spriegel) in der Form eines Andreaskreuzes an den Querstangen befestigt sind; Staketen-, Stangen- (Magaz. d. Ausl. 33, 137a), Stecken-Z.; Strich-Z. [2], s. Nähter 1 u. ä. m.
Gezǟūn, n., –(e)s; –e:
Zaun, Umzäunung. Rückert Rost. 34a etc.
Zǟūnen, tr.:
(ahd. zünjan, mhd. ziunen, auch flechten, vgl. Zain 1): 1) mit (oder wie mit) einem Zaun umschließen: Zäunt Jeder sich ein kleines Gut. G. 7, 110; Sie warf die Alpen auf, dich von der Welt zu z. Haller 24, ältre Lesart: Sie hat dich von der Welt mit Bergen ab gezäunet etc. 2) Z aufz. st. zainen, s. d. 2b. Zstzg., z. B.: Ab- [1]:
1) durch oder wie durch einen Zaun absondern. Haller 24; IP. 36, 24 etc.; Die Abzäunung der Klügler [subjekt. Genit.] in alten Geschmack, neuen Geschmack etc. V. Br. 2, 163.
2) Dem Nachbar ein Stück Garten, Acker a., durch Über-Z. (d. h. Hinausrücken des Zauns über die Grenze) es ihm entziehen. Āūf- [2]. Āūs- [1]:
1) inwendig mit einem Zaun versehn. Adelung.
2) durch Ein-z. aussondern. Ders. Be- [1]: Einen Acker b. Waldis Es. 1, 60. Eīn-:
1) mit oder wie mit einem Zaun einschließen: Der Schloßbrunnen lag außerhalb dem eingezäunten Hofe. Freytag Soll 3, 9; Will ihn in diese Sphäre e. Geßner 1, V; Das schöne Fleck .. zum Garten e. G. 10, 177; Fruchtfeld, mit Aloen eingezäunt. 23, 224; Die Küche, die eig. nur ein eingezäunter Kamin war. Gutzkow R. 5, 137; Mommsen Pind. 65; Monatbl. 2, 447b; Möser Ps. 1, 214; Musäus M. 3, 9; Ohne sich in die Schranken eines Theaterstücks ein-zu-z. Sch. 102a; Thümmel 4, 4, 159; Waldau N. 3, 205 etc.; Die Abtheilungen, Einzäunungen. W. 24, 215.
2) in einen Zaun mit einflechten: Dornen mit e. Adelung. Ent-: den Zaun vomObj. entfernen, fortnehmen. Über-: s. ab-z. 2, vgl. schwzr.: Er hat mich überhagt. Stalder 2, 10. I.
Um-: mit oder wie mit einem Zaun umschließen:
Daß der heil. röm. Kirche Macht und Gebiet zwischen den Pfählen der heil. Schrift nicht mag umzäunt werden. Fischart B. 17b; Der Thorweg .., | vom grünen Eichkamp sassisch noch umzäunt. Freiligrath Garb. 34; Der wohlumzäunete Weinberg. G. 5, 31; Nicht ist fest umzäunt die Grenze des Lebens. 104; Kein Thier, dem sämmtl. Zähne den obern | Kiefer um-z. 2, 295, vgl. Zaun (s. d. 2) der Zähne; Ihr umgebt . ., umzäunt mich mit Liebe und Pflege und Vorsorge und Rücksichten, daß ich rasend werden möchte. Iffland 9, 2, 36; Daß man den untersten Rand des Blattes mit Namen klassischer Schriftsteller [Citaten] umzäunt. L. 8, 46; Matthisson 134; Nicolai 6, 150; Pfeffel Pr. 3, 87; Wie reizend ist die Stadt Panorm | vom Hochgebirg umzäunt. Platen 1, 348; 4, 319; Ramler F. 2, 196; Rückert Erl. 2, 87; Salis 78; Wie sind wir eingehegt und rings umzäunt, | ein kleines Rudel scheues Wild. Schlegel Sh. 7, 302; Unser Land, der see-umzäunte Garten. Rich. II. 3, 5; V. 4, 67; Wackern. 4, 4417; Diese Höhen | des Glücks sind schlüpfrig, sind mit jähen Klippen | und Tiefen rings umzäunt. W. 28, 42; Des Königs Gewalt ward verfassungsmäßig umzäunt. Zschokke Rhät. 403 etc. (Druckf.: umzäumen z. B. Fischart B. 39b; Forster Br. 2, 107 etc.). Die Umzäunung, das U. und: der Zaun, z. B. G. 20, 64; Prutz Ob. 2, 202; 3, 73; Sealssield Leg. 2, 118. II.
Úm-: vereinzelt st. I:
Ist gleich das Paradies mit Dornen umgezäunt. Weichmann 2, 122 etc. Ver-:
1) mit oder wie mit einem Zaun verwahren, verschließen, versperren (vgl. um-z.), eig. und übertr.: Er hat ihn [den Weinberg] „verzeunet“. Jes. 5, 2; Der die Lücken „verzeunet“. 58, 12; Am. 9, 11; Er hat meinen Weg ,,verzeunet“, daß ich nicht kann hinübergehen. Hiob 19, 8; Warum verzäuntest du, Natur, mit Alpenhöhn | der Musen und der Künste Mutterland! H. 16, 65; Bleibet auf dem gebahnten Wege .., so verzäunet man euch nicht. Mathesius Lthr. 74a; Der Brotgelehrte verzäunet sich gegen alle seine Nachbarn. Sch. 1003b; 1010b; [Hier] ist das Wasser .. mit Hürden verzäunet. Stumpf 475b [s. Zaun 3]; Kaum nun hat er Das Alles verzäunt in sichere Grenzen. V. Ov. 1, 6; Die monstrosesten Hirngespinnste, welche.. von der Klerisei .. mit kräftigen Ernulphusflüchen gegen alle Unternehmungen der Vernunft verzäunt wurden. W. 30, 29; Um zum wenigsten den Busen zu ver-z. [verhüllen]. 12, 89 etc.; Verzäunung: das V. und: der Zaun.
2) (s. 1) Ein Schiff ver-z. (oder verteunen): die Hölzer und Planken zu dem vorn und hinten sich über dem Rah-Holz befindenden Theil des Schiffsgebäudes (der s. g. Verzäunung oder Verteuning) anlegen oder befestigen. Bobrik 708.
Zǟūnert, m., –s; –e:
Zaunkönig (s. d.), z. B. gegenübergestellt dem Adler (Göckingk 2, 51; CRudolphi NGd. 8) oder Aar (Tiedge Ep. 1, 191) etc.