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zart Zärte Zartelei zarteln Zarter Zärter Zartheit zärtlich Zartlichkeit Zartling
Zārt, a., –est, zärtest:
(ahd., mhd. zart) eine feine, schonende, rücksichtsvolle Behandlung erheischend oder ausübend und nach beiden oft in ein- andergreifenden Beziehungen verallgemeint = fein, als Ggstz. zu derb, plump, rauh, roh (vgl. zärtlich 2) etc.:
1) im Posit.: Z–e [junge, schwache] Kinder. 1. Mos. 33, 13; 2. Sam. 3, 39 etc.; Du Z–e in Lüstlein. Jes. 47, 1 [,,Weichliche und Verzärtelte“. Zunz]; Meine z–e[n] Kinder mußten gehn auf rauhem Wege. Bar. 4, 26; Spr. 4, 3 etc.; Ein z–es Reis. Hes. 17, 22; Jes. 5, 7 etc.; Die z–e Sohle, wie schien sie so plump in den bauschigen Socken. Beck Arm. 47; Geh den Weibern z. entgegen! G. 1, 29; Sie will z. geworben sein, | die den Rauhen flieht. 4, 13; Ein z–es Herz. 7, 277; Der z–e Sänger. 8, 298; Erist .. plump, wie Jener z. ist. ebd.; 13, 70; 135; Daß sie sein z–es Gemüth verletzt habe. 15, 203; Wie oft macht der gute Mensch sich Vorwürfe, daß er nicht z. genug gehandelt habe und doch, wenn nun eine schöne Natur sich allzu z. bildet, für diese scheint keine Duldung . . zu sein. 17, 292; 18, 67; 193; So z. fühlend. 22, 6; 45; Die derbe Natürlichkeit des alten Testaments, die z–e Naīvetät des neuen. 76; 80; Daß eine [Art von Kunstwerken] in die andre sich z. verlaufen lz. übergehn] kann. 31, 34; 39, 187; 247; 250; 274; 307 etc.; H. R. 7, 8; Weil die Schwertbohnen lange z. bleiben. Rumohr Kochk. 140; Sch. 55a; Wo das Strenge mit dem Z–en, | wo Starkes sich und Mildes paarten. 78a; Man pflegt, unser [das weibliche] Geschlecht z. und zer- brechlich zu nennen. 206b; Ihnen steht es an, | so z. zu denken. 339a; 406a; 408b; 452a; Hörte ich .. ein z–es Wispern, wie wenn Jemand leise spricht. 742a; Alle sind nach seiner Meinung z. Der Z–e aber, der nicht eben durch Zartheit kräftig und stark ist, ist nur krankhaft und schwach und niemals z. Tieck NK. 4, 305; V. Od. 12, 357; W. 9, 206; 11, 207; 249; Eine Seele, deren Schönheiten mit den Reizen ihres .. animalischen Theils so z. verwebt waren. 17, 126; 20, 286; Ein Mann von so z–em und gleichsam wundem Gefühl. 33, 29 etc.
2) Kompar. ohne Uml.: Auerbach SchV. 42; Campe; Auf zartere, feinere . . Vhe Rücksicht zu nehmen. G. 15, 214; 18, 245; 19, 138; Ein z–eres Ohr. 21, 43; 170; Eine z–ere Sittlichkeit. 22, 146; 350; 30, 14; Daß er durchaus, z–er oder derber, die Nutzanwendung ausspricht. 32, 132; 37, 246; Im gröbern Sinne . ., im z–ern. 39, 113; 306; 429; 433 etc.; Gutzkow R. 9, 90; Börn. 56; MHartmann Unst. 1, 221; [Himmelsstrich] zu rauh für den Olbaum und die noch z–ere Zitrone. Heinse H. 1, 6; H. Ph. 3, 211; 221; Kohl A. 2, 223; Pet. 1, 73; Novalis 1, 84; Platen 4, 294; Prutz Mus. 1, 292; Tieck N. 2, 14; NK. 4, 232; Vogt Köhl. 53; W. 20, 207; HB. 1, 6 u. o.
3) Kompar. mit Uml.: Adelung; Mit den zärteren Regungen. Bouterweck Gsch. Poes. 1, 31; Brentano Fr. 1, 323; Engel 8, 341; Zärter als unser Gebratenes. Forster R. 1, 305; Fouqué Gd. 1, 20; Ein zärteres Schleierchen. Gerhard Wil. 1, 113; Gleich zeigt die Gestalt zärtere Wirkungen an. . . Der zärtere Stengel. G. 2, 291; 21; Ich hätte können zärter | mit dieser guten Seele handeln. 8, 91; 10, 294; 22, 204; 23, 15; 24, 130; 33, 90; 39, 342; 40, 135 etc.; Haller 184; H. Ph. 3, 220; 4, 95; 174; R. 7, 78; Immermann 12, 125; Kant SchE. 48; Kl. M. 5, 103; 10, 297; Möricke N. 541; 535; JP. 41, 65; Fat. 1, 24; 94; 2, 214; HV. 68; Sch. 590a; W. 10, 153; 18, 54; 19, 216; 22, 291; 23, 66; 26, 315; 318; 35, 99 etc.
4) Superl. ohne Uml.: Die zartesten Keime. Auerbach SchV. 135; Börne 2, 3; Brockes 1, 73; Burmeister gB. 2, 208; Ense D. 2, 366; Forster R. 1, 332; Gerhard Wil. 1, 25; Vom z–esten Gelispel | bis zum wildesten Tumulte. G. 6, 312; Die z–esten Empfindungen. 10, 57; 15, 90; 18, 277; 268; 19, 307; 21, 193; 22, 217; 390; 26,334; 27,216; 28, 46; 30, 457; Die Falten auf das z–este behandelt. 31, 48; Zwischen Rohstem und Z–estem. 33, 118; 313; 321; 32, 115; 37, 10; 184; 360; 361; 39, 303 etc.; Guhrauer Less. 2, 204; Gutzkow 3, 84; 172; R. 2, 108; 3, 423; 5, 97; 8, 396; Heine B. 97; H. R. 7, 36; Ph. 4, 126; 10, 369 etc.; Kl. Od. 1, 288; Möser Ph. 3, 62; Platen 4, 190; Rabner 1, 63; Sch. (s. 5); FSchlegel Luc. 38; GR. 302; 303; Schlegel Dr. 2, 2, 137; Gd. 1, 309; Schleiermacher (Wackern. 4, 1205³⁰); Tieck NK. 4, 14; V. Th. 1, 55; 15, 119; W. 11, 162; 220; 18, 249; 271; 20, 238; 23, 406; 33, 22; 35, 80 etc.
5) Superl. mit Uml.: Bouterweck Gsch. Poes. 1, 125; Den zärtesten Bau keimender Blätter. G. 2, 291; Die zärtesten Formen. 292; 8, 4; Die wir am zärtsten lieben. 13, 171; H. 9, 373; R. 7, 116; Das zärtste Weiß. Logau 2, 4, 17; Merck’s Br. 1, 311; Möricke N. 592; Die engsten Bande sind’s, die zärtesten, | die das Geheimnis stiftet. Sch. M. 5, 68 [Stuart 90]; Daß im Gewebe menschlicher Dinge oft die größten Gewichte an den kleinsten und zärtesten Fäden hangen. 10, 68 [Wackern. 4, 972³³], beidemal unbefugt geändert in: zartesten. Sch. 420b; 703b —; Tieck NK. 4, 259; Uhland 87; 88; W. 11, 224 etc.
6) Mhd. zart, verkl. zärtel, m., substantivisch = Liebling, Liebchen, so z. B. noch als Anrede an einen Jüngling: Du Zärtlein [Liebster]! V. Ar. 3, 285 etc.
7) Zsstzg. oder Zusammenschiebungen: Áther- z–e Elfe. Waldau N. 1, 33; Ein ehern Rohr, | zierlich zum Mund gespitzt, | blätter-z. angeschlitzt. G. 10, 279; Die blumen-z–en Lippen. Heine Lied. 264; Die keuscheste und ehren-z–este Liebe. Immermann M. 4, 169; Extra-z–es Mehl. LPHahn Mühl. 82; Flächsen-z. sein Scheitel war. H. 8, 356; Der Brief hatte etwas Mädchen-Z–es in seinen Schriftzügen. König SeltsGsch. 304; Hier mondschein-z. säuselnd, dort gewitterstürmisch brausend. Scherr Bl. 1, 215; Das ohren- z. Frauenzimmer. Fischart Garg. 7; Die scharf-z–e Bemerkungsgabe. G. 22, 377; Mein über-z–es Gefühl. 218; Ense D. 5, 231; Heine Reis. 3, 110 etc.; Un-z. handeln. Freytag Soll 3, 180; Un-z–e Bemerkung, Äußerung etc.
Zǟrte, f.; –n:
1) (ohne Mz.) das Zartsein, die Zartheit (s. d.): Z. mit Festigkeit. LPHahn Mühl. 98; 121; [Shakespeare und Cervantes] unterscheiden sich .. nur durch bedeutendere Tiefe, Innigkeit, Z. und Kraft. Heine 14, 127; Welche Z. ohne Weichlichkeit! Lavater 1, 115; Schwerlich werden einem Ohr von einiger Z. die Härten dieses Verses entwischen. IP. 26, 131; Lev. 371; Mit dem durchsichtigen Weiß und der Z. der Haut. Rau Raub Straßb. 1, 207; Ryff Sp. 79b; Soweit es die Z. und Schlaffheit ihrer Natur gestatten möchte. W. 24, 136 etc.
2) Art Fische: Die „Zärthe“, Cyprinus vimba, ist .. viel schmackhafter . ., sehr zärtlich und steht leicht ab. Oken 6, 315; „Zährten“. Berl. Fischerei- Polic. (12. Apr. 1859) § 14; „Zarten“. Kantzow 2, 431 (s. Rabe 4) etc.
3) s. Zerter.
~elēī, f.; –en:
zärtelndes Wesen oder Thun; Zartheit, affektierende Empfindelei: Die Delikatesse, da man den und jenen Gram allein behalten und seines Freundes schonen will, ist meist Z. Claudius 4, 8.
~eln, intr. (haben), tr.:
(s. zart 6 und ahd. zartjan, mhd. zerten) liebkosen, z. B.: Alles liebt und zärtelt dort. Klencke Parn. 1, 374; bes. = hätscheln (s. d.), mit übertrieben zärtlicher Sorgfalt behandeln, z. B.: Wer seinem Kinde zu weich ist. .. „Zertle“ mit deinem Kinde, so musst du dich hernach vor ihm fürchten. Sir. 30, 9; Diejenigeln], so ihre Haut in allen Dingen zu sehr „zärtlen“. SClara EfA. 1, 325; Wie thörlich thun wir nun das Fleisch also „hayen“ und „zärtlin“. SFranck Last. B. 1a (s. hegen, Anm.) und ohne Uml.: Daman ihm liebkoset, zartlet. Sprchw. (Frkf. 1541) 2, 171b etc., zumeist in Zsstzg.: Ver-, tr.: 1) (selten) Eine Zeit v., zärtelnd (liebkosend, in zärtlichen Vhen) verbringen, verliebeln (s. d.): Die vordem ihre Tage in den Boudoirs russischer Damen verzärtelten. Demokr. Stud. 276 (Hartmann). 2) durch Zärteln verwöhnen, allzuempfindlich gegen alles Rauhe machen, wobei der tadelnde Sinn zuw. mehr zurücktritt, selten (s. Lenz) ganz verschwindet: Die Kunstrichter sind an Geschmack verzärtelt, welche Alles verwerfen. Bodmer Gd. 154; Selbst verwöhnt und verzärtelt, verwöhnt und verzärtelt er auch die Kinder seines Geistes:er windelt sie gegen die Luft bis zum Halse ein. Börne 1, XXIV; 2, 130; 288; 3, 132; Par. 6, 141; G. 2, 49; In .. v–den, nachgieb’gen Weiberhänden. 13, 288; Das einzige, verzogene Kind. .. Auf alle Weise verzärtelt. 15, 12; Laß die weiche Lehre neuerer Schönheitelei dich für das bedeutende Rauhe nicht ver-z., daß nicht zuletzt deine kränkelnde Empfindung nur eine unbedeutende Glätte ertragen könne. 31, 10; Wurde ich verhätschelt und verzärtelt. Gutzkow R. 4, 302; 8, 359; Die Erde verzärtelte .. die Athener nicht mit Liebkosungen und übergütigen Gaben, wie sonst wohl hie und da die thörichte Mutter thut. Hölderlin H. 1, 140; Iris 3, 163; Meine Hand ist zu verzärtelt [empfindlich], um ein Nesselbeet von Intrigen zu jäten. König Kl. 2, 214; Majorin (zu Graf Wermuth): Ich weiß, welchen verzärtelten [überaus zarten] Geschmack der Graf Wermuth hat. Lenz Hofmeister 12; Sein Geschmack sei etwas verzärtelt und beinahe verwöhnt. Mendelssohn 4, 1, 365; Monatbl. 1, 437a; Möser Ph. 3, 62; Ein wenig verzärtelt gegen rauhere Lebenslüfte. Palleske Sch. 1, 283; Ich verzärtele mich und folge meinen Launen. Platen 7, 52; Rabner 1, 90; Sch. 1106b; 1224b; FSchlegel GR. 307; Schottel 1125a; Tieck NK. 4, 202; Wie leicht verzärtelt sich das Herz in steten Freuden! Uz (s. 1, 57 und Mendels- sohn 4, 2, 172); Dieses bei uns in Treibhäusern verzärtelte Gewächs an deutsche Winter zu gewöhnen. V. Ländl. 3, 419; Die verzärteltste Einbildung. W. 5, 134; 7, 83; 24, 17; 34, 76 etc.; dazu:
a) Die unverzärtelten Gaumen. 26, 299; 8, 125 etc.
b) Weh über den blinden Verzärtler! Sch. M. 2, 259, s. c.
c) Wehe dem Vater, der die Rathschlüsse einer höhern Weisheit durch Verzärtelung zernichtet. Sch. 105a etc.; Verzärtelung des Geschmacks. Kant phys. Geogr. 2, 19 etc., s. zärtlich 2a. 3) selten (vgl. verlindern; verzierlichen etc.): Etwas durch die Art der Darstellung zarter erscheinen lassen als es in der That ist: Nichts verzärtelt, ja ich darf wohl sagen: vergröbert hab’ ich’s, indem ich’s mit unsern hergebrachten sittlichen Worten vorgetragen. G. 14, 95 etc.
Zārter, Zǟrter: s. Zerter. Zārtheit, f.; –en:
1) (ohne Mz.) das Zartsein (s. Zärte 1): Rauher Wirklichkeit nur mag er fröhnen, | ohne Z., ohne Poesie. Cham. 3, 117; Welche unbeschreibliche Z. der Glieder und der Bildung. Forster Jt. 1, 108; Es sprechen keine Worte die Z. aus, die in seinem ganzen Wesen und Ausdruck war. G. 14, 19; Z. der Gesinnung. 20, 160; 22, 187; 214; 26, 327; 32, 115; 39, 184; Die Z., womit Sie mich behandeln, heißt mich alle sog. Delikatesse zu vermeiden. Aug. 1, 113; Guhl 2, 213; Heinse A. 1, 189; Die außerordentliche Weiche und Z. der feinen Schattierungen. Karmarsch 2, 588; Knebel Dünz. 3, 62; IP. Herbstbl. 1, 28; So ist Z. Gefühl mit Geist. Rahel 2, 159; Schlegel (Wackern. 2, 1307¹); FSchlegel Luc. 74; Tieck NK. 4, 305; W. 4, 237; 15, 62; 33, 73; Luc. 5, 202 u. o., nicht (wie Adelung meint) „wenig gebräuchlich“, was aber von Zartigkeit (z. B. Ryff Th. 9; Sp. 70b etc.) gilt; auch: Die Über-Z.; Es wird den Mädchen durch die Art, wie sie auf den beleidigenden Scherz eingehen, die gleiche Un-Z. aufgebürdet. Nat.-Z. 18, 159.
2) (s. 1) zuw.: etwas Zartes, vgl.: Wieviel Zart- und Kleinigkeiten | man in ihren Theilen sah. Brockes 9, 99, nam. im Ggstz.: Unzarte Äußerungen.:. Solche Un-Z–en; Wenn sich Elise .. zu einer Un-Z. aufraffte, um ihn geradezu zu fragen. Hartmann N. 1, 48 etc.
Zǟrt~lich, a.:
1) (s. zart 6) liebevolles Wohlgefallen gegen Jemand hegend od. äußernd und: solchem gemäß: Z–e Liebhaber, Gatten, Eltern, Kinder etc., Liebe, Sorgfalt, Sorge; Z. sorgen für Jemand; Er ist gar zu z. gegen seine Braut etc.; Die z–en Herzen. G. 1, 289; Übergang vom ersten Liebhaber zum z–en Vater. 18, 262; Selbst ihre z–en Gedichte beschäftigen sich mit traurigen Ggstdn. 22, 163; Haller 99; Sch. 104b; Stilling 2, 84; W. 15, 208; Ebenso streng . ., als z. ich Sie geliebt. 211; Bloß Anwandlung einer z–en Laune gegen ein begünstigtes Kind. 21, 114 u. o. 2) Wegen der überwiegenden Bed. 1 meist veraltend = zart (s. d.) mit versch. (ineinandergreifenden) Nüancen:
a) sehr empfindlich gegen alle auch nur einigermaßen rauhen und unangenehmen körperl. Einwirkungen: Ein Weib.., das „zertlich“ und in Lüsten gelebet hat, daß sie nicht versucht hat, ihre Fußsohlen auf die Erde zu setzen vor „zertligkeit“ und Wollust. 5. Mos. 28, 56 [Die Weichlichste und Verzärteltste .. vor Verzärtelung und Weichlichkeit. Zunz, vgl. Mendelosohn]; Spr. 29, 21; Sie sind auch sehr z. Sie werden an der Wunde nicht sterben. Gellert 3, 246; Zum Kampfe zieht ein z–es Geschlecht [ziehn Frauen] .. nicht. G. 35, 314; Oken (s. Zärte 2); Muß sie den z. weich gewöhnten Fuß | nicht auf gemeinen rauhen Boden setzen? Sch. 405b; Sorgfältig mußte er sich nach der z–en Natur des Gewächses richten, das er zog. 1010a; Seine z–e Gesundheit. W. HB. 1, 135; Sogar der Arme .. macht in einem Marktschiff .. den Z–en trotz einem Reichen | in seiner eigenen 3rudrigen Galere. 29 etc.
b) empfindlich gegen Das, was das innere Gefühl zu verletzen geeignet ist: Die z–e Sittsamkeit des schönen Geschlechtes in Verlegenheit setzen. Kant SchE. 61; Die Frauenzimmer sind reinlich und z. in Ansehung alles Dessen, was Ekel erregt. 49 etc.; So z. [zartfühlend] dachte jener Karl auch nicht. .. | Der nahm den Bourbon auf mit offnen Armen; | denn nur vom Nutzen wird die Welt regiert. Sch. 365a; Dem z–en Geschmack der heutigen Welt. Weichmann 1, LII etc.
c) im Ggstz. zu plump, derb etc. = fein, so daß rauhe Berührung dafür nicht passt etc.: Im z–en Geäder | und ihren dünnen Zäserchen. Brockes 9, 322; Im z–en Gebäu von wunderkleinen Schläuchen, | die jedem Theil von uns die Kraft und Nahrung reichen. Haller 150; Die z–e Wang’ in bezweifeltem Flaume gebräunet. V. Ov. 2, 318; Die z–en Hände. Än. 2, 405 [Die Fessel klemmt der Jungfrau zarte Hände. Sch. 33a].
d) sanft, milde berührend (vgl. 1): Es wehen .. z–e Lüfte mich an. Hölderlin (Wackern. 2, 1259³⁷).
e) Nur ein Herz wie deines ist eines so z. [genau, sorgfältig] abgewogenen Gleichgewichts zw. einer Freiheit und einer Zurückhaltung . . fähig. W. 6, 194.
f) s. Luther 64, 49. Zsstzg. nam. zu [1], z. B.: über-: allzu-z.: Heine 4, 198; W. 21, 176 etc. Ein u–es Kind! ach, aber mein Kind dort. Sch. 105a; Sich für dies Opfer auf die u–ste Art zu entschädigen. W. 23, 406; Luc. 5, 202 etc.
Un-:
~lichkeit, f.; –en; –s-:
das Zärtlichsein (ohne Mz.) und Außerungen, Kundgebungen desselben:
1) (s. zärtlich 1, vgl. 4):
a) in Ez. (vgl. Liebe): Wenn sie noch so sehr | mir ihre Gunst, mir ihre Z. | mit süßen Worten zeigt. G. 13, 190; 35, 278; L. 7, 146; Nicolai 5, 147; Z. [ist] Witz der Liebe. Rahel 2, 159; Sch. 105a; W. 11, 224; 12, 324; 16, 153 etc.
b) in Mz. (vgl. Liebkosungen): Tausend widrige Z–en. Arnim 357; Sie versteht sich auf die Z–en des Herzens. Auerbach V. (61) 144; Burmann F. 95; Hagedorn 2, 191; 3, 18; Um schöne Wangen sich bemühn, | Das nennt man jetzo Z–en. 33; 130; 155; Holtei Bühn. 4, 255; Hungari 1, 549; Sch. 202b; W. 2, 53; 25, 293; Winckelmann M. 1, 471b etc.
2) s. zärtlich 2a: 5. Mos. 28, 56; Die Z. | der Weiber dehnet jeden Weg noch eins so weit. Nicolai 4, 18, ihre Weichlichkeit macht, daß man, um ihn zurückzulegen, die doppelte Zeit braucht.
3) s. zärtlich 2b, z. B.: Ich könnte .. befürchten, die Z. Derer, die vornehmlich über Trockenheit klagen, zu beleidigen. Kant SW. 1, 175; [Er] beleidigte mit roher Sitte eure Z. Sch. 408b; Nichts .., das der Z. seines Geschmacks hätte Genüge thun können. W. 1, 183 etc.
4) Zartheit des Gefühls, Gemüths, Wesens, Ausdrucks etc. (vgl. 1), z. B.: Eine liebliche Z. schleicht sich [in den Werken von JMRLenz] durch zw. den albernsten .. Fratzen. G. 22, 187; Alle diese Feinigkeiten und Z–en der Empfindung. Kant SchE. 80; Eine Menge Stellen sind von einer recht schmelzenden Z. L. 4, 327; Daß man in den Zeichnungen der besten Maler einen Geist, ein Leben, eine Freiheit, eine Z. findet, die man in ihren Malereien vermisst. 11, 135; Z. des Gemüths ohne Stärke, ohne Großmuth ist Weichlichkeit. W. 29, 19 etc. Zsstzg. nam. zu 1, z. B.: Die Abschieds-Z–en [1b]. Beta 2, 91 etc.; Die Ammen- und Säuglings- Z. G. 18, 326; Bruder-Z. W. 26, 281; Voll Gegen- Z. an seine Brust gelehnt. Alxinger D. 49; Ein Mann, der sich das größte Gewissen daraus machen würde, das Herz einer Dame zu betrüben. Aus dieser Gemüths-Z. [4]. W. 7, 232; In Freundschaft und treuer Jugend-Z. Prutz Ob. 2, 231; Mutter-Z. Lewald NRom. 1, 270; D Mus. 14, 2, 617; Über-Z.; Un-Z.; Die Ehefrau bewillkommt ihn mit einer Werktags-Z. Sch. 153aetc.
~ling, m., –(e)s; –e:
zärtlicher, verzärtelter Weichling (s. d.): Die lyrischen Z–e und blumenhaften Düftlinge. Auerbach Dicht. 2, 55; B. 170a; Z–e und Polsterhüter. SClara EfA. 2, 580; Fschart B. 261b; Hagedorn 2, 121; Der nervenschwache Z. Sanders, deutsches Wörterb. II. Heine Reis. 2, 77; Ein Z. in den Gärten der Armida verzaubert. H. 9, 329; Ein Mädchen aus den weichen Armen eines Z–s reißen. Leisewitz Jul. 68; L. 4, 155; 5, 42; Mommsen 3, 283; Der Z., der in allen Herbergen hungern muß, weil er seinen Mundkoch nicht bei sich hat. Möser Ph. 1, 76; 3, 123; Sch. 579a; Frischer Gesang giebt Muth auch dem Z–e. V. 1, 45; 4, 71; Ländl. 1, 111; Die am meisten verfeinerten Z–e. W. 31, 503; 34, 316; Feigere Memmen und größere Z–e. Luc. 1, 269; Ein Z. und weibisches Kerlchen. 430; 4, 357; Zinkgräf 1, 9; 304 etc.; Die Kinder, die Z–e meiner Liebe. Knebel 1, 103.