Faksimile 0870 | Seite 1692
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zäh Zähe Zähen Zähigkeit
II. Zǟh, a.:
–(e)st: (ahd. zahi, mhd. zahe, zâh, zâch, vgl.: Zach und dicke. Rockenphil. 1, 21 etc., s. ziehen, Anm.): 1) von einer Konsistenz, die trennenden, zerreißenden, zerstörenden Einwirkungen nicht leicht nachgiebt:
a) eig., körperlich: Unter die weichen und flüssigen Materien, welche in vorzügl. Grade dehnbar oder z–e sind, gehören .. das geschmolzene oder sehr erhitzte Glas, die Gummi und Harze etc. Gehler 1, 570; 4, 836; Der z–e Schlamm. PHeyse Mer. 268; Ein „zehen“ Vogelleim. Luther 1, 539b; Daß die z–e Glockenspeise | fließe nach der rechten Weise. Sch. 77b; Sehr z–e lederne Braten. Seume Sp. 13; Aus z–em Thone. V. Ländl. 3, 17; Das z.-umrindete Holz. Th. 25, 250 etc. Ferner bildl., z. B.:
b) in Dem, wie es ist, ausdauernd, beharrend; nicht leicht davon abzubringen etc.: Die z–este Ausdauer; Der Bauer, der ist z.; der hat ein Sperrholz im Genick und einen steifen Daumen dazu (s. d). Auerbach Barf. 231; Mit z–er Beharrlichkeit. Frenzel Watt. 1, 190; Die Feldherren waren getroffen .. auf einen langweilig z–en Widerstand. Mommsen 3, 28; Prutz W. 72; Er sieht | ihr nach mit z–em Blick. Ramler F. 3, 122; Wohl wählte sich der Kanzler seinen Mann, | er hätt’ mir keinen z–ern schicken können. Sch. 364a; V. Ar. 1, 34; Ländl. 3, 27 etc., auch mit abhäng. Präs.: Z. gegen die Unbilden des Klimas. Tschudi Th. 168 etc.; Daß mein 50jähriger Kopf zu z. für das Lernen ist [Nichts leicht mehr lernt]. Sch. 187a etc.
c) (s. b) nicht leicht todt zu bekommen etc.: Dem die z–e orientalische Natur so gut nachhalf [bei der Kur]. G. 22, 293; Die von z–er Lebenskraft sind. H. Ph. 3, 239; Z., wie das Leben ihm ist. V. Ov. 2, 279 etc.
d) sich nicht leicht vom Geld trennend, zu Ausgaben entschließend etc.: Im Geben und Leihen sehr z–e. Bacher Brautsch. 66; Holtei Ob. Bot. 1, 98; Der Bauer ist überhaupt etwas z. im Geben, am z–esten aber, wo es sich um bar Geld handelt. Prutz Ob. 1, 35; Nicht „zeh“ oder ungastfrei. Weidner . 165; Er ist der z–este Filz (s. d.). W. 21, 44 etc.
e) Zsstzg. z. B.: Daher das Erdgeborne, Erd-z–e [b] und Dauerbare des hiesigen Geschlechts. Immermann M. 1, 542; Sein [des Heidekrauts] filz-z–es Wurzelnetz. Körner Sch. 3, 322; Menschen .. z., hagenbuchen-z. [b] in Liebe und Haß. Scherr Bl. 1, 78; Mein katzen-z–es [c] Leben. Kühne Fr. 333; Ein starr-z–er [b] Egoīsmus. G. Zelt. 6, 385 etc. 2) Hüttenw., Bergb. = fein, klar. Schm. 4, 238 etc.
~e, f.; 0:
das Zäh-Sein, die Zäheit, Zähigkeit. Ryff Sch. 260b.
~en, 1) m., –s; uv.:
(mundartl., auch Zachen) = Lunte; Docht; Wulst im gesponnenen Faden; dochtähnliche, zähe Materie etc., s. Schm. 2) tr. in mundartl. Zsstzg.: Einen aus-z., ihn an zäher Ausdauer übertreffen. Schm. (h)eit, f.; 0: die Zähe (vgl. Sanders Orth. 50): Mühsam durch Z. .. dem König abgerungen. Ense T. 1, 170; 5, 186; Seine Späße behielten eine gewisse dicke Z., Plattheit. Fichte N. 43; G. 18, 192; DMus. 1, 2, 20; Vischer Ästh. 2, 209 etc.
~igkeit, f.; 0:
die Zähe. Gehler 4, 835 ff.; Die Chinesen zeichnen sich durch eine .. beispiellose Z. und Starrheit aus. Kriegk 1, 15; Kohl Pet. 1, 290; Familie, die mit eiserner Z. an der Art ihres Landes festhält. Prutz Mus. 2, 295; Temme SchwM. 1, 143 (s. Festigkeit); Dauerbarkeit und Z. Tschudi Th. 504 etc.