Faksimile 0864 | Seite 1686
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bewusst
I. Bewússt, a.:
adjekt. Partic. pass. des seltnen bewissen (s. d.): 1) Jch bin b., habe ein Wissen, eine best. Vorstellung von Dem, was in Beziehung zu mir steht, s. B.-sein:
a) ohne abhäng. Vhe: Jene literarische Revolution, wozu wir, b. oder un-b., mitwirkten. G. 22, 51; In Sturz und Sieg | b. und groß. | so riß er uns von Feinden los. 31, 286; Nur wir, die b–en | Götter, wir wissen allein selig zu sein im Genuß. Xen. d. Ggnw. 173 etc., auch meton.: Diese b–e Bewusstlosigkeit [bei der man das B.-Sein bewahrt, b. bleibt]. G. 32, 337; Sie, nur ein Jahr jünger als ich, hatte mein ganzes b–es Leben mit mir herangelebt. 21, 13, das Leben von da an, wo ich b. gelebt etc.
b) (s. a) mit Dat. der Pers.: So wurd’ auch ich, nach lang durchträumten Ewigkeiten, | urplötzlich mir b. Creuz 1, 77; Wo bin ich? Bin ich mir b.? [wach ich? etc.]. G. 10, 243; Wohl . . bei Menschen, die nur dunkel vor sich hinleben, nicht bei solchen, die, schon durch Erfahrung aufgeklärt, sich mehr b. sind. 15, 10; Mendelssohn Morg. 245; W. 22, 356; 11, 197 etc. Das, wovon die im Dat. genannte Pers. eine best. Vorstellung hat oder bekommt, kann ausgedrückt sein: c) durch einen Satz: Ich werde | gefangen eingesetzt und frei erklärt | und ohne mir b. zu sein, warum | ich Beides werde. Sch. 299a; Ich bin mir b., das Rechte erstrebt zu haben etc. 8) mit Genit.: All die Bosheit, der dir [deren sich] dein Herz b. ist. 1. Kön. 2, 44; Weil ich mir keines deutlichen Begriffs b. werden konnte. Bahrdt 1, 117; Sehend und sich deutlich b. der Gründe ihres Verfahrens. Fichte 7, 9; Du bist dir nur des einen Triebs b. G. 11, 47; 15; 16; 29, 321 etc.; V. Ov. 2, 91; Keines mehr sich seiner selbst b. W. 20, 187; 17, 152 etc., s. γ; c; d. γ) (s. 8) mit Acc. st. Genit., nicht bloß (s. Es 9). sächl. Fw. und Ew.: Ich bin wohl Nichts [nichts Böses] mir b. 1. Kor. 4, 4; Diejenigen, welche wegen ihrer Mißhandlung (s. d.
a) ihnen nichts Gutes b. [sind]. Qlearius Ros. 114b; Über Das, was sie sich b. sind, schamroth. W. 6, 113; Was ich mir von meinem Gemüthszustand am deutlichsten b. bin. 30, 186; Du bist .. dir so Manches b. Xen. d. Ggnw. 173 etc., sondern auch: Zum mindsten waren sie .. | sich einen Überfluß von Lieblichkeit b. 12, 228; Weil ich mir noch Kräfte zu bessern Dingen b. bin. L. 12, 492 etc., s. e. c) (s. b 8) Ich bin mich [st. mir] einer Sache b., z. B.: Was anlangt, das Geheimnis, | bin ich mich keines b. Kosegarten D. 2, 194; Dessen bin ich mich völlig b. Möser Ph. 3, 55; Ohne mich Dessen deutlich b. zu sein. Tieck Schr. 4, 157; Nun ich mich meiner Leidenschaft b. war. Gs. N. 1, 140; Ich bin mich meiner und des wirklichen Alles b. Zschokke 1, 229 etc. In vielen Fällen unentschieden, ob hierher oder zu bs gehörend: Er ist sich —; wir sind uns; ihr seid euch; sie sind sich dessen b. etc., s. auch d; e. d) (s. bê; c) Ich bin eines Dings b., ohne pers. Dat. oder Acc.: Siehst du die Farben um dich klingen, | wirst du deines Augs b. G. 6, 126; Wüßte sie sich zu entschuld’gen, | schuldig, keiner Schuld b.? 1, 201; Dein Staat, dein Volk . ., | b. des Werths, den sie verlören, | mißgönnen dich der Ewigkeit. Haller 168; Der Meister bleibt dieses Unterschieds noch b. Heine 5, 192; 14, 13; Heinse A. 1, 272; Klinger 4, 26; Sch. 498b; 594b; Schütze Hamb. 570 etc. und mit dem Genit. verschmelzend: Seiner stolzen adels-b–en Haltung. Gutzkow R. 9, 53; Wenn gluth-b. | die Erde von Vulkanenathem bebt. Schwab 2, 446; Das Auftreten eines rechts-b–en Mannes. Volksz. 10, 44; [Wie] muß sich der Schatz-B–e drängen | zur Nachbarschaft der Unterwelt! G. 12, 19; Schuld-b. WHumboldt 3, 39; Platen 6, 22; Sch. 59a; W. 10, 268 etc.; Selbst-b. Carrière Stud. 4. e) (vgl. c und be) selten: Ich bin mich b. Etwas (zu sein) mit Wegfall des zum Prädikat gehörenden Infin. (vgl.: Ich weiß, ich fühle mich rein etc.), z.B.: Wem’s Herze schlägt in treuer Brust | und ist sich rein, wie ich, b. G. 1, 152; Doch mag nur Der die Kunde holen, | der selbst solch Räthsel sich b. [oder zu bγ?]. Pfizer 65. 2) bekannt; wovon man weiß:
a) prädikat., gw. mit sein und persönl. Dat.: Das ist mir b., wohl b.; nicht (oder un-) b.; Davon ist mir Nichts b. etc.; Ap. 15, 18; Fleming 33; 62; Allwissend bin ich nicht, doch Viel ist mir b. G. 11, 65; Des Vaterlandes schwere Sorgen, | die wachen Nächt’ und frühen Morgen | sind Keinem so wie dir b. Haler 166; Gewiß sind ihnen diese Wege schon 5—6 Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung b. gewesen. Zschokke Rhät. 5 etc.; auch: Wir können nicht immer so die unterscheidenden Merkmale der Dinge uns selbst b. werden lassen. Forster A. 1, 76; selten mit machen, z. B. Opitz W. 2, 20; Mache mir den rechten Weg b. Ps. 119 etc.
b) attrib., z. B.: Ich schicke es auf dem dir b–en Wege etc. oder ohne Dat.: Das Gespräch, das sich auf lauter b–e [den Sprechenden bekannte] Personen und Vhe bezog. G. 21, 269 etc. und so auch oft bei Angabe von Etwas, dessen nähere Bez., als dem Hörer ohnehin bekannt, man für unnöthig erachtet oder auch absichtlich vermeidet, z. B.: Unterdessen werd’ ich .. den b–en Liebesbrief aufsetzen. Sch. 196a; Kommen Sie an den b–en Ort .. zu Ihrer zärtlichen Luise. 200b; Dank | für das B–e abzutragen. 258a; Du hast dem b–en | Götzen gedient. Xen. d. Ggnw. 173 etc. Zsstzg. s. 1d; ferner Ggstz.: Un-:
1) [1] z. B.:
a) [1a] G. 22, 51; Das u–e, Desultorische der überdrängtesten Augenblicke. 32, 337; Durch u–en Reiz [von dem sie selbst Nichts wußte]. W. 15, 76; Un-b. das Richtige treffen etc.
b) mit Genit. und zwar gw. [1d] ohne pers. Dat. oder Acc.; Alles Andern un-b. Cham. 4, 41; Beide arbeiteten zusammen.., un-b. ihrer innern Differenz. G. 40, 495; Scherzer 1, 545 etc., auch: Als Mitregenten deines | grenz-u–en Reichs. G. 12, 198, das keine Grenzen kennt, hat.
2) [2] Wiewohl dir nicht un-b. war, daß etc. Weish. 12, 10; 2. Kor. 2, 11; G. 22, 261; Schlegel Sh. 3, 78 etc.; Mir un-b. | im Mondschein bin ich wieder umgewandelt. HKleist Hint. 11 etc.