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wund verwundbar Wunde wunden Unbe-Wund Unumwundenheit
II. Wúnd, a., –est:
(s. Wand I, Anm.): gw. von Lebendem, Gefühlbegabtem: in der Weise verletzt, daß, was von Haut bedeckt sein sollte, offen und bloß liegt, eig. und in Bezug auf das dadurch entstandne Wehgefühl übertr.: Sich w. reiben (vgl. fratt); Sich die Füße w. gehen; Sich w. reiten (s. Wolf 13c): Einen w. hauen, schlagen, drücken etc.; Eine w–e Stelle, den w–en Fleck berühren, treffen etc.; Die noch zu w–en Glieder. Bagge- sen 2, 122; Der Sonne . ., | die Freude noch in w–e Herzen senkt. Cham. 4, 158; Fouqué Dr. 1, 104; Freiligrath H. 251; Lieg und bettle deine Kniee w. Göckingk Lieb. 151; Der .. dem Kranken Heil, dem W–en Lindrung schafft. G. 12, 116; 4, 31; Die magern Leibchen trugen | w–e Spuren der Mißhandlung. Heine Rom. 138; Seid ihr auf der Stirne [s. d.] w.? [vom Hahnrei]. Nicolai 5, 93; Hoffnung ist Labsal dem w–esten Herzen. Salis 11; Eine w.-gesungne Philomele. Saphir DBr. 73; Sch. 21a; Wie w. er war zum Tode. . . Der W–e. Simrock N. 926 ff.; 1044; Gudr. 418; Uhland 132; Eh spännen wir .. uns die Finger w. und weh. W. 11, 230; Ein Mann von so zartem und gleichsam w–em Gefühl. 33, 29; 20, 274 etc. Dichterisch in einer Art Belebung: So sinkt das w–e Schiff. Nicolai 3, 20; Die Taue sind verwirrt, die Segel w. und naß. 1, 9 = Ramler F. 1, 208; Wie der Mast, von des Süds fliegendem Sturme w. | sammt den Rahen erseufzt. V. H. 1, 43; Dem Karst nie pflichtig, noch jemals | w. vom schneidenden Pflug, gab freudiger Alles die Erde. Ov. 1, 10 etc. Zsstzg. etc., z. B.: Manchen Fährlich-W–en. Simrock Gudr. 791; Die Hände fessel- (oder ketten-) w., von den Fesseln w.; Berührte eine frisch-w–e Stelle des Herzens. König Kl. 2, 50; Mit frost-w–en Füßen. Scherr Bl. 2, 497; Rostem war um seinen Sohn herz-w. (––). Rückert Rost. 113a; Meinte, sein Sohnseihirn-w. [verrückt] geworden. Schwab V. 1, 212; Wessen Seite lanzen-w. Gd. 432; Liebe-w. Sch. 221a; Deines Leibes ruthen-w–e Stellen. Lenau A. 156; Der tod-w–e Mann. .. Der Tod-W–e. Simrock N. 2237 ff.; 925 etc.; Im Antlitz todesbleich, am Herzen todes-w. Rückert Rost. 107b; Uhland 406 etc.; Tödtlich-w. Opitz 2, 50; Ein Thier weide-w. schießen (so daß der Schuß durch den Wanst und das Gescheide geht, s. II. Weide, Anm. 2d und Laube Br. 300). Döbel 1, 107b; Winkell 2, 334; Houwald 5, 67 etc.; Der Schuß sitzt weide-w. 51; Gartenl. 9, 151b etc.; Im Herzen zorn- w. Fouqué Gd. 176 etc.
Verwúndbar, a.:
was zu verwunden ist: Seinen wie Achill an der Ferse v–en Geisteskindern. B. 339a; An seiner v–sten Stelle. Frenzel Watt. 1, 190; G. 33, 308; So leicht ver-w. Knebel Dünz. 3, 284; Sch. 581a; Wackern. 3, 33³²; W. 24, 196 etc.; V–keit. Vischer Ästh. 1, 467 etc.; vgl.: Der nicht verwundsam ist als an des Knöchels Rand. Mühlpforth Geistl. 11; Ggstz.: Sich | unsterblich, un-v. wähnend. G. 13, 287; Oppenheim 13, 61; Schlegel Joh. 2, 1; W. 1, 210 etc.; vgl.: Wie lange hielt ich mich für unzerstörbar, für unverwundlich? G. 16, 96; Arndt Ber. 40 etc.
Wúnde, f.; –n; –n-, Wund-:
eine eindringende Verletzung, wodurch ein belebtes oder doch mehr oder minder belebt gedachtes Subj. wund (s. d.) ist: Einem eine W. versetzen, beibringen, ritzen, stechen, schlagen etc.; Dem Staate, Jemandes Herzen, seinem Stolz etc. eine W. schlagen; Tiefe, oberflächliche, seichte W.; Frische, alte, eiternde W.; Die W. klafft, blutet, schmerzt, brennt, schrient etc.; schließt sich, heilt, verharscht, vernarbt etc.; Die W. zunähen, verbinden, kühlen, heilen etc.; Balsam in die W. gießen; Eine alte W. wieder aufreißen, verneuen und Salz darein streuen (Olearius Ros. 14a); In der W. wühlen etc.; Ehrenvolle W–n vorn auf der Brust haben; Mit W–n bedeckt sein; An seinen W–n daniederliegen, sterben etc.; seltnere Vrkl.: Wündlein. Ryff Th. 37; Ein kleines „Windelin“. Rollenhagen Fr. 247 etc. Dichterisch auch nicht bloß z. B.: Daß ich [Erde] W–n des hakigen Pfluges | W–n des Karstes ertrag. V. Ov. 1, 88, sondern z. B. auch: Weit geöffnet klafft des Thores W–e. Sch. 34a, das aufgebrochne etc. Zsstzg. nach der Ursache, dem Wo etc., z. B.: Er kann deine W–n verbinden, Arm-W–n wie Herz-W–n. Frenzel Watt. 1, 117; Biß- und Kratz-W–n; Das Milchblut dieser Blatt-W. [der Pflanze]. Ergänz. Natur 5, 7b; Brand-W. [wenn Einer sich verbrannt hat]; Dorn-W. G. 31, 115; Ehren-W–n [ehrende]. EKleist 2, 52; Aufgerissen seine Feuer-W. [brennende]. Sch. 1b; Wo der Liebe Flammen-W–nheilen. B. 100b; Die Gewissens-W–n [oder -Bisse]. Mendelssohn Ph. 1, 104; Daß es nur eine Haut-W. [oberflächl.] war. G. 28, 301; So wie Blut aus tiefen Herzens-W–n, | entquillt ein Schrei. Cham. 4, 52; und übertr.: Sch. 608a (s. o. Arm-W.); Der Leichnam mit 13 Hieb- und Stich-W–n. König Saalf. 1, 18; Bohr es plötzlich eine Höllen-W. | in der Wollust Rosenbild! Sch. 5a; Impf-W–n; Sieh der Lebens- W–n Tücke, | sieh der Liebes-W–n Lust. G. 4, 141; Quer- und Längen-W–n; Quetsch-W–n; bildl., z. B. IP. 21, 181; Fat. 1, 40 etc.; Schnitt-W–n. 96; Schuß-W.; Schmerzens-W. B. 163a; See- 1en-W. 101a; Platen 2, 28; W. 20, 233 etc.; Hat in des Meisters Seiten-W–n | die zweifelsbange Hand gelegt. Schwab 470; Stich-W.; Sühnungs-W. Ausw. d. Lied. 105; Mit tiefen Todes-W–n. Simrock N. 2203; Gudr. 890; H. R. 7, 301; Dieweil er .. das Heilpflaster als ein Arzt auf die gemeine Wein-W–n [den Durst] zu Handen gehabt. Fischart (Wackern. 3, 477³⁰) etc.
Wúnden, tr., auch ohne Obj.:
in der ältern und noch zuw. in der gehobnen Sprache st. der gw. Zsstzg. ver-w. (s. d.): dem Obj. eine Wunde versetzen: Der Leu .. reißt ihn zu Boden, wundet ihn aber nicht. Eppendorf 52; 62; Alle todt oder gewundet. Görres H. 1, 181; [Amor] wundet Herzen. Herrig 27, 74; Kantzow 2, 451; Der nicht mit der Scheiden hauet und nur mit der Schneiden wundet. Luther 1, 377a; Er wundet und heilet. 381b; Er wundet das Unthier auf den Tod. Reithard 75; Rollenhagen Fr. 193; Weidner 87; 99; 378; Erwählet, ihreln] zarte[n] Schoß | zu w., | zornig ein Geschoß. Weckherlin (WhMüler Bibl. 4, 33) etc. Zsstzg. z. B.: Āūf-: (veralt.) wundärztlich, durch eine Wunde öffnen, dazu: „Aufwünterlein“, ein zu solchem Behuf dienendes Werkzeug, Messer. Ryff Th. 32. Durch-: (selten) mit Wunden durchlöchern etc.: Die Mücken sie bissen in solcher Maß, daß ihr Leib allenthalben durchwundet war. Steinhöwel Decam. (Frkf. 1588) 2, 107b; [Licht,] du des Weltbaus, vom Leeren durchwundet, | bedeckender Mantel. Creuz 1, 194 etc. Ver-: sehr gw. st. des seltnen Grundw.:
1) eig. (vgl. blessieren): Einen im Duell, Kampf, Krieg; mit Hieb-, Stich-, Schußwaffen; leicht, schwer, tödtlich ver-w.; Sich ver-w.; Die Verwundeten verbinden; Mit Schuß und Hieb verwundet. G. 25, 225; Todverwundet, doch nicht todt. H. Cid 32; Im Duell auf den Tod verwundet. Sch. 104a; Des Kaisers Achtbrief ängstet dich, Buchstaben | verw. nicht, er findet keine Hände. Sch. 400a; Unverwundet. Simrock N. 1977 etc.
2) (s. 1) bildlich in Bezug auf Schmerzgefühl: Amor’s Pfeile, Liebesschmerzen; Stachel-, Spottreden, Scherze; nagende Sorgen ver-w. Jemandes Herz, ihn etc.; Ihr seid glücklich und froh, wie sollt’ ein Scherz euch ver-w.? G. 5, 85; Einem gekränkten, verwundeten Wesen. IP. Fat. 2, 227; Stets von Sorgen das Herz im Busen verwundet. V. Od. 13, 320; 19, 517; [Die] in langsam schmachtendem Elend | hinschmilzt, so wie das Eis [gleichsam belebt gedacht, vgl. 3], von flüchtiger Sonne verwundet. Ov. 1, 131 etc.
3) (s. 2, Schluß) auch zuw. von unbelebten, fühllosen Objekten, z. B.:
a) Der Pfirsich, dessen zarten Pflaum | ihr reiner Perlenzahn verwundet. B. 19a; Starren aus seiner blendenden, sanft verwundeten Decke die düstern rauhen Hörner und Zacken und Felsschollen hervor. Volger EE. 173 etc.
b) So will ich .. diese Verbrechen | Reinekens über mich nehmen und seine verwundete Sache. G. 5, 184, die nicht ohne Rechtsverletzungen ist etc.
c) (Bergb.) Ein Feld ver-w., erschroten (s. d.).
d) (weidm.) Der Hirsch verwundet den harten Boden, s. kränzen 3 etc.
4) Dazu:
a) (selten) Der Verwundete und Verwunder. Rachel 2, 18 etc.
b) Die Übel, die [dem Staat] von außen kommen, .. gleichen den Verwundungen ..; die Übel, die von innen kommen, gleichen den Krankheiten. Börne Frzfr. 55; Schützt vor der Hippe [subjekt. Genit.] Verwundung | . . grünende Blätter. V. Ov. 2, 155; Eine Verwundung meiner Ehre [objekt. Genit.], wovon ich die Narbe bis an meinen Tod behielt. W. 16, 71 etc.
Unbe~, Unum~wúndenheit: s. bewinden; umwinden II 1c.