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Winter winterhaft ~richt ~ericht e)rig ~risch ~erisch winterlich Winterling wintern
Wint~er, m., –s; uv.; -:
(goth. vintrus, ahd. wintar, mhd. winter, winder, zu Wind): die kalte Jahreszeit, s. (auch für die leicht zu mehrenden Belege) den Ggstz. Sommer 1, worauf die Hinweise in () gehn:
a) (a) astron.: vom kürzesten Tag bis zur Frühlingsnachtgleiche.
b) (b;
c) im gw. Leben bes. in Bezug auf die Temperatur: Im W. etc.; Noch vor W–s. G. 24, 175; Zelt. 1, 144 etc. (vgl. Mittag 1d: Thümmel); Nun wird’s W. [kalt], bisher hatten wir gar keinen rechten W.; Einen frühen, späten, langen, kurzen W. haben; Ein kalter, harter, hartnäckiger etc.; milder, linder, weicher W. etc.; Gar grausam ist der W. Cham. 3, 208; Solcher großer W. [strenge Kälte]. Hammer RH. 385; Im „größten“ W. Kompert Pfl. 126 etc.; Dieses bei uns in Treibhäusern verzärtelte Gewächs an deutsche W. zu gewöhnen. V. Ländl. 3, 419 etc., auch (s. c): Bläss’ und W. beherrschen den wustigen Ort. Ov. 1, 227; Der .. | bis hierher in das Reich des W–s [nach Sibirien] drang. Cham. 4, 60 etc. c) (d) mehr oder minder personif., s. c Schluß; Der W. ist ein Ehrenmann, | kernfest und auf die Dauer etc. Claudius 4, 87; Der beeisete W., umstarrt von grauendem Haupthaar. V. Ov. 1, 67; Ländl. 4, 616 etc.
d) (e) mit Zahlw. theils von der Jahreszeit als Theil des Jahrs: Vier träge W. und vier lust’ge Maien. Schlegel Rich. II. 1, 3 etc., theils = Jahr (als Theil fürs Ganze): Daß ich so viele W. durchgelebt [alt geworden]. 4, 1 etc. e (f) übertr.: Nun hat der W. [das Alter] mir das Haar gebleicht. Cham. 4, 139; 3, 83; Wenn schon mein W. schneit. SDach (WhMüller B. 5, 28); Nie soll das rosige Weib | kaltem Winter schenken den lenzhaften Leib. Geibel Jun. 336; Göckingk Lieb. 58; Um dich W., in dir W. | und dein Herz ist eingefroren. Heine Reis. 2, 257; 3, 34; Pfeffel Po. 3, 198; Sch. 11b etc. Zsstzg. z. B.: After-W. [Nach-W.]. HSachs 5, 366d; Im Früh-W. DMus. 14, 2, 376; Nach den trüben Regen des Früh-W–s. Vischer Ästh. 2, 59, der Beginn des W–s [= Vor-W.; Spätherbst]; Kannst du im Lebens-W. | dir schaffen den fröhlichen Mai. Hungari 1, 681; Zschokke 1, 193 etc., s. e; Unsere Freudenfrühlinge und Leidens-W. (s. e). Polko Mus. 127; Nach-W., auf die eig. W.-Zeit noch nachfolgende kalte Zeit, z. B.: Als plötzlich ein Nach-W. mit Schnee und Frost eintrat. Natur 13, 190a; 143b etc.; bildl.: Giftig ist jeder Nach-W. des Nachzürnens. IP. 36, 123; Die jetzige Zeit des deutschen Vor- und Nach-W–s. Herbstbl. 1, 60; Fat. 1, 115 etc.; Todes-W. starret ihr Herz. Sonnenberg, in tödtl. Kälte; Tröst-W., s. trösten 1f; Seit Ur- W–n thront hier ein einsames Scheusal. Baggesen 1, 146 (vgl. Urzeit); Der Vor-W. war da. An die Fenster schlug jetzt der Regen eines .. naßkalten Herbstes. Gutzkow R. 7, 3 (s. Früh- und Ggstz.: Nach-W.); Wolfs-W. V. Sh. 3, 663, grimme Kälte etc.
~erhaft, a.:
dem Winter eignend, gemäß; in der Weise desselben etc. (vgl. sommerhaft etc.): Kalt und w. Droysen A. 3, 422; W–e Auen. G. 2, 4; Immer w–er zeigte sich die Landschaft. 352; In w–er Häuslichkeit den Sommer zu heucheln. 32, 117; Die w–e Reise. Kosegarten Rh. 3, 236; An den w–en Mann | schloß sich ein Bild des Frühlings an, | ein Kind von 16 Jahren. Langbein L. 450; V. Ar. 1, 82 etc.
~(e)richt~(e)richt, a.:
winterhaft: Über die w–e Gegend hin. Geßner 3, 12.
(e)rig, a.:
winterhaft: Himmlische Blumen, o deckt mit eurem w–en Frühling, | deckt mit wärmendem Frost auch mein entschlummertes Herz. H. 16, 71; Von dem kalten und w–en Saturno. Stumpf 390b; Diese Seite auf der Helvetier Gestad ist etwas w–er und liegt mehr wider die Sonnen. 393b; 657b; Es schneit. | Zum Henker! Das sieht w. aus. W. 34, 339 etc.
~(e)risch~(e)risch, a.:
winterhaft: Ein’ echt w–en Winter, wie er sein muß, der .. mit stürmischem Regen und Schnee wintert. V. Arat. 195.
~erlich, a.:
1) winterhaft: Die schönsten Lebensblüthen | trifft der w–ste Nord. Bouterweck (Langbein L. 352); Hier ist mein w–er Aufenthalt. Cham. 4, 20; Es schauerte so w. Daumer 2, 105; Der Ernst dieses w–en Waldes. Forster Jt. 1, 47; Freiligrath H. 27; Wenn es w–st aussieht. Gartenl. 10, 124b; Mir ist es w. im Leibe. G. 11, 169; Die w–e Kälte. Guhl 2, 221; Gutzkow R. 7, 480; W–er Trübsinn. Heine Lut. 2, 299; In der w–en Vermummung. PHeyse Mer. 377; Auf dem Scheitel | blüht es mir w. schon. Kl. Od. 2, 104; Tieck Cymb. 3, 4; Diese w–en [nordischen] Menschen. Vischer Ästh. 2, 248 etc.; Zu dem ganzen vor- w–en Schauspiel. Eug. Salinger Franck-Pickharter 1, 11 etc. 2) All-w. [jeden Winter]. Nat.~Zeit. 18, 25 etc.
~erling, m., –(e)s; –e:
1) Schneeammer.
2) Insekten, die im Winter erscheinen: Ohne Ausnahme sind die W–e solche Individuen, welche, wahrscheinlich in Folge einer verspäteten Entwicklung, nicht zur Begattung gelangten. Natur 4, 39b etc.
~ern, intr. (haben) und (3) tr.:
1) winterlich sein, werden:
a) unpersönl.: Es (s. d. 7) wintert, es wird Winter, kalt, z. B.: Ein Bauer fand (es wintert’ hart) | ein buntes Schlängelein. H. 15, 322; Lehmann Meisn. Erzg. 414; Rauh geht die Luft, auch Elstern will | es w. schon im Traum. KMayer 52; Rückert W. 4, 261 (s. lenzen 2); „Es herbstelt halt ein Bissel!“ Ich sag dir, es wintert. Spindler V. 4, 293; V. 4, 20 etc.
b) mit best. Subj.: Die Liebe wintert nicht [wird nicht winterlich; für sie giebt’s keinen Winter], | nein, nein! | ist und bleibt Frühlingsschein. Tieck (Wackern. 2, 1326²³); Trotz dem Orkan, wie er wintere, komm! V. 3, 49; Nichts hier wintere noch! Maililien schau an dem Fenster. 59; Steinbock wintert zuletzt und der Wassermann mit den Fischen. Ländl. 3, 118 [Das sind die 3 winterlichen oder Winter-Zeichen des Thierkreises]; Einen echt winterischen Winter, .. der mit stürmischem Regen und Schnee wintert. Arat. 195 etc.
c) (s. b) bes. oft im adjekt. Partic. Präs. = winterlich: Mit dem w–den [bereiften] Fuchsbart. Gutzkow R. 9, 160; Schmückt mit Frühlingstraum das w–de Gefild. Rückert W. 2, 166; Dodona’s Hain, den w–den. V. Il. 2, 750; W–der Frost. Ländl. 2, 495; W–de Kälte. H. 1, 21; Der w–de Hagel. Ov. 1, 264; Bei w–den Schauern. Th. 11, 58; W–der Sturm. 8, 53; Jl. 2, 294 etc.; W–der Regen. Ländl. 4, 719; Die w–de Regenzeit. Ant. 1, 142; In der w–den Zeit. Ov. 2, 245; Der w–den Tag’ [Wintertage] Unthätigkeit. Bion 6, 5; In w–der Nacht. Gd. 1, 62; Th. Ep. 8, 2 etc.; Beim w–den Untergang der Plejaden (um den Anfang des Novembers). Ländl. 1, 270; Die Erscheinung der sommernden und w–den Plejaden. Arat. III; Am niemals w–den Neilos. Myth. 1, 77; Im w–den Schwalle der Meerfluth. H. 2, 282; Felsriffe, | woran Neptun erhobne Salzfluth w–d schlägt. 1, 350; Die langen Winter und die bei ihrer Kürze auch w–den Sommer in den Nordländern waren verschrieen. Ländl. 4, 615 etc.
2) (veralt.) den Winter über sich wo aufhalten, bleiben: Da die Anfuhrt ungelegen war zu w. etc. Ap. 27, 12 [Da der Hafen zum Über-w. nicht beauem war etc. Eß]; Schiff .., welches in der Insel gewintert [,,überwintert“, Eß] hatte. 28, 11; 1. Kor. 16, 6; Im Winter liegen die Thunfische still und, wo er sie ergreift, da „,wynteren“ sie bis in den Oktober. Eppendorf 109 etc.
3) (s. 2) tr.: mit Fürsorge durch den Winter hindurch bringen: Ein Gut, welches viele Schafe mit seinem eignen Futter w. kann. Adelung; Wer Hirt ist, wintre ruhig seine Herde. Sch. 531b etc., s. 4 und aus-w. 3; durch-w. I 2 etc.
4) (s. 3) Winterung:
a) das W.: Der glatten Pferde wohlgenährte Zucht | ist von den Bergen glücklich heimgebracht, | zur Winterung in den bequemen Ställen. Sch. 519a.
b) die Räumlichkeit zum Wintern: Die Gewächse in die W. bringen. Adelung (s. Winterhaus); Ob gute Winterung und Fischhälter, die im Winter nicht zufrieren, die Brut, Setzlinge und Speisefische zu erhalten, vorhanden (s. Winterteich). Zink Ök. 1, 870 etc. Zsstzg., vgl. die von sommern, z. B.: Án-: intr. (sein): winterndannahen [1]: Eh Regen und Sturm anwinterte mit der Plejaden | Untergang. V. 3, 34 etc., s. her-w.
Āūs-:
1) tr.: den eindringenden Einwirkungen des Winters, des Frostes aussetzen und intr. (sein): diese Einwirkungen erfahren, z. B.:
a) Aller Winterdunst ist ausgesintert, | die tiefste Höhle ist ausgewintert [ausgekältet vom Frost]. Laube Br. 85 etc.
b) Das Getreide, der Klee etc. ist ausgewintert, hat vom Frost gelitten.
c) Beim Verfrieren zerschneidet das Wasser .. den Thon in viele kleine Theile; auf dieser tief eingreifenden Wirkung des Frostes beruht das sogen. A. des Thons. Nat.-Z. 13, 299, vgl.: Den Thon den Winter hindurch im Freien dem Frost und Regen auszusetzen. . . Den durchwinterten Thon. Karmarsch 3, 478 etc., s. auswittern 2a.
d) Einen Knaben a., dem abhärtenden, stählenden Frost aussetzen etc.
2) [2] Hamann 7, 324 etc.; auch rcfl.: Wiedemann Aug. 57, gw. über-w. (s. d. 1).
3) [3] Das Vieh a.; Da die Bienen jetzt schon meistens ausgewintert sind. Kirsten Kat. 56; Die Auswinterung der Bienen. Nat.~Zeit. 16, 179 etc.; Von ausgewinterten Blumenkohlstauden Samen. Reichardt Gart. 3, 109 etc.; bildl.: Die ausgewinterten Tage unsrer Liebe schlagen in meinem Dintenfasse wieder in Blüthen aus. IP. 1, 137 etc. I. Dúrch-: 1) [2] s. aus-w. 2: Nach Paris gereist, um dort lustig durch-zu-w. Eichendorff 3, 309 etc. 2) [3] s. aus-w. 3: Sie können neben ihren beiden Kühen wohl noch 3 andere d. [oder II ⏑–⏑]. Kohl A. 1, 71; Seine Bienenstöcke hatte er glücklich durchgewintert. Musäus Ph. 1, 22 (od. durchwintert) etc.; Durchwinterung des Viehs. V. Ländl. 4, 611. 3) s. II 2. II. Durch-, tr.:
1) s. I 2.
2) s. aus-w. 1c (auch ––⏑). Eīn-: z. B.:
1) [1a] Man säet hier früh, weil es auf den Höhen zeitig einwintert. G. 26, 115 etc., s. zu-w.
2) intr. (sein):
a) einfrieren: Wenn alte, eingewinterte Herzen .. aufthauen. IP. 20, 178 etc.
b) vom Winter, Frost überrascht werden, so daß man sein Thun einstellen muß etc.: Der Schiffer ist eingewintert, muß unterwegs liegen bleiben, bis die Schiffahrt wieder aufgeht; Der Landmann muß das Winterkorn rechtzeitig säen, um nicht ein-zu-w. etc.
3) refl.: s. einsommern 2. Ent-, tr.: vom Winterfrost etc. befreien und intr. (sein) befreit werden: Nun rauschen der Quellen | entwinterte Wellen. Matthisson 31; Der Blumenbund im Glase. .duftet linden März | und entwintert euch das Herz. V. 4, 43 etc. Hêr-: (s. an-w.) Durchtobt h–der Sturm die Gewässer. V. Ländl. 4, 503. Nāch- [1a]: Wenn’s nicht vor- wintert, nachwintert es gern. Körte Sprchw. pag. 543 [so wintert es gern nach]. Über-:
1) [2] (Ap. 27, 12; 28, 11); Wo Myrten schutzlos im freien Boden ü. Humboldt KlSchr. 1, 264; Auch dieser frühe Sänger überwintert einzeln bei uns. Natur 13, 143b; 190a; Oken 5, 967; Wo das Rind .. in manchen Gegenden unter freiem Himmel überwinterte. V. Ländl. 4, 614; 579 etc. und ohne Wo: den Winter überdauern, z. B. bildl.: Der [Haß] überwintert grüner als Cypressen. Lenau A. 218 etc., s. 2.
2) [3] Das Recht tausend Schafe zu halten, welches mit einer Anzahl Wiesen, diese zu ü., verpachtet ist. G. 26, 55; Hebel 3, 199 (s. übersommern); Sein [des Mönchthums] Griffel überwintert für das Lenzjahrhundert neuer Aufklärung die Körner der alten Wissenschaft. König 15, 112 etc.; auch was zu 1 oder 2 gehören kann —: Sah ich hier im Freien manchen seltenen Baum emporgewachsen, den ich nur in unsern Glashäusern ü. gesehen. G. 36, 85 und Partic.: In den überwinterten Möhren pflegt der Zuckerstoff nicht mehr so vorsprechend zu sein. Rumohr Kochk. 127; bildl.: Die alten überwinterten Jungfern. Klencke Parn. 1, 249 etc. Dazu: Levkoien etc. . . in Töpfen waren aus ihrer Überwinterung an die freie Luft getreten. König Saalf. 2, 25 etc. Ver-, intr. (sein): die verderblichen Einwirkungen des Winters erdulden: Eine verwinterte Ranunkel. Heine Reis. 3, 122. Vōr-: s. nach-w. Zū-:
1) [1a]: Sobald es frieret und zuwintert. Döbel 1, 37b; Gartenl. 9, 636b; Reichart Gart. 3, 6 etc.
2) zufrieren: Wenn Alles überschneit und zugewintert ist. Opitz etc.