Faksimile 0783 | Seite 1605
Faksimile 0783 | Seite 1605
Faksimile 0783 | Seite 1605
Faksimile 0783 | Seite 1605
Faksimile 0783 | Seite 1605
Faksimile 0783 | Seite 1605
Faksimile 0783 | Seite 1605
Wille Willen)
III. Will~e(~en), m., -ens, (-en); -en:
(s. Wahl, Anm.) das Vermögen zu wollen (s. d.); die Außerungen dieses Vermögens in Thun und Handeln und der Ausdruck desselben als Gesinnung; die aus diesem Vermögen hervorgehnden Bestimmungen und Anordnungen etc. Die vielfach ineinandergreifenden Anwendungen des ungemein häufigen Worts (s. z. B. Sprchw. Körte 6832 ff.) ordnen wir mit Rücksicht auf die Übersichtlichkeit hauptsächlich nach grammat. Beziehungen:
1) Der W., untersch. von dem subst. Infin.: das Wollen (s. d. und Willelei), z. B.: Der W. ist die Potenz, die Möglichkeit des Wollens; das Wollen selbst ist Aktus. Schelling 2, 2, 36 etc.; Ich konnte meinen W–n nicht mehr regen; | denn selbst die Kraft des Wollens war zerschlagen. Ders. (Hungari 2, 380); Da ist’s denn wieder, wie die Sterne wollten. | Bedingung und Gesetz und aller W. | ist nur ein Wollen, weil wir eben sollten | und vor dem W. [der Sterne, des Geschicks] schweigt die Willkür stille. G. 3, 346; Das Hauptfundament des Sittlichen ist der gute W., der seiner Natur nach nur aufs Rechte gerichtet sein kann; das Hauptfundament des Charakters ist das entschiedene Wollen, ohne Rücksicht auf Recht und Unrecht etc. .. Der W. gehört der Freiheit, er bezieht sich auf den innern Menschen, auf den Zweck; das Wollen gehört der Natur und bezieht sich auf die äußere Welt, auf die That; und weil das irdische Wollen nur immer ein beschränktes sein kann, so etc. 39, 293; Weil all und jedes Theil von unserm Wollen | in Eurer Hoheit W–n sich ergiebt. Schlegel Joh. 4, 2; Da in deinem Briefe keine Spur ist von deinem W–n und Wollen. Zelter 2, 206 etc.
2) W. im Ggstz. zu That (s. d. 1). L. 12, 505; Cham. 4, 98; Du, rascher Sohn des Augenblickes, W., gebäre rasch die That! 193 etc.; zu Werk (s. d. 1a); ferner z. B.: Du hast .. das Wort gemieden .., | obgleich der W. das Verbrechen theilte. Sch. 443b etc.; Ob die Räder des Wissens und des W–ns in dir immer mit einander und ob sie nicht oft gegen einander gehen. Claudius 6, 30; ferner im Ggstz. zum bloßen Instinkt, Naturtrieb etc., s. bes.: Auf die Begierde und Verabscheuung erfolgt bei dem Thiere .. nothwendig Handlung. . . Bei dem Menschen ist noch eine Instanz mehr, nämlich der W., der als ein übersinnliches Vermögen weder dem Gesetz der Natur so unterworfen ist, daß ihm nicht vollkommen freie Wahl bliebe, sich entweder nach diesem oder nach jenem zu richten. . . Der W. des Menschen ist ein erhabener Begriff, auch dann, wenn man auf seinen moralischen Gebrauch nicht achtet. Schon der bloße W. erhebt den Menschen über die Thierheit, der moralische erhebt ihn zur Gottheit etc. Sch. 1120a ff.; 1128a ff.
3) W. mit attrib. Ew., z. B.:
a) s. 2, Schluß; ferner: Ein fester, entschiedner, bestimmter, starker, unbeugsamer, eiserner etc.; schwacher, schwankender, unentschiedner W. etc.; Ein muth’ger Will’ ist gut. Rückert W. 2, 187; Jenen ward der gewaltige W. | und die unzerbrechliche Kraft. Sch. 4, 91b etc.
b) Freier W., wonach man in seinem Thun und Lassen freie Wahl hat, frei schalten und walten kann etc.: Weil er ungezwungen ist und seinen freien W–n hat. 1. Kor. 7, 37; Wer ein Dankopfer .. thun will, ein sonderliches Gelübde oder von freiem W–n. 3. Mos. 22, 21; 18; Aus freiem W–n. Chr. 1, 4 (vgl.: Von oder aus freien Stücken); Es ist noch kein Mensch erfunden, der seinen freien W–n über und wider den Tod beweiset hätte etc. Luther 5, 297b; Mir war’s beinah, als ging ich nicht freiwillig; | doch freier Will’ ist Wahn der Philosophen. Schlegel (Wackern. 2, 1289¹²) etc., vgl. auch: „Aber muß dann der Vater ausreiten, wenn’s so gefährlich ist?“ Es ist sein guter W. so. G. 9, 18 etc., vgl. c; 10c und frei-, gutwillig.
c) in Bezug auf die Gesinnung, die Einen beseelt; die man gegen Pers. oder in Bezug auf etwas Geschehndes hat, z. B. (s. b, Schluß): Mehr noch | kränkte mich’s tief, daß sie den guten W–n verkannten. G. 5, 22; [Ihre Verse hatten] Scherz ohne Spott und einen guten W–n gegen Jedermann [vgl. Wohlwollen]. 14, 166; 22, 211; Der gute W. hilft zu vollkommener Kenntnis. 33, 169; Unsre Vorväter .. zeigten ihren guten W–n gegen die Franken, nämlich den bösen bei jeder Gelegenheit mit der That. Hebel 3, 423; Er bedurfte jetzt mehr als jemals den guten W–n der Staaten. Sch. 797a; Der zu Eurem Dienst | aus Pflicht und gutem W–n sich gewidmet. W. 11, 113; Du stelltest es seinem guten W–n anheim. Luc. 5, 135 etc. (s. 10i); Dieses zog ihm nicht den besten W–n seiner Kollegen .. zu. G. 36, 368; 6, 246 etc. (s. 10i); Der Held.. ihnen geneigten W–n trug. Simrock N. 1674 etc.; Eh daß ihr mir so argen W–n traget, | bestraft mich. Schlegel Gd. 1, 105 etc.; Sandte Gott einen bösen W–n zwischen Abimelech und den Männern von Sichem. Richt. 9, 23; Daß er sich gegen unsre Abgötter, die Griechen, erklärte und dadurch unsern bösen W–n gegen ihn noch schärfte. G. 22, 247; 6, 246; Mir soll sein böser W. nicht viel schaden. Sch. 532b etc.; Sein schlimmer W. gegen den König. Um seinen Haß gegen Diesen zu befriedigen. 815a etc.; Übler W. führt keine gute Nachrede. Schlegel Sh. 7, 101 etc.
d) zuw. als Bez. eines Wesens, dessen W. herrschend waltet etc.: So manches Jahr bewahrt mich hier verborgen | ein hoher W., dem ich mich ergebe. G. 13, 3; Und ein Gott ist, ein heiliger W. lebt, | wie auch der menschliche wanke. Sch. 88a etc.
e) = W–ns-Bestimmung, gw. mit Angabe des Wessen? (s. 4), bes. auch: Jemandes letzter W. (s. Testament 1; letztwillig), z. B.: Mich wählte er zu seines letzten W–ns | Vollstreckerin. 308b; Schreiber und Notarien verlang’ ich, | um meinen letzten W–n aufzusetzen. 407a etc.
4) mit Angabe des Wessen: Jemandes W.; Sein W.; Gottes W. etc., s. 3e; ferner 6 ff.
5) Die Mz. ist nicht häufig, doch z. B. (vgl. 3d): Die Liebe ist eine Übereinstimmung zweener Willen zu gleichen Zwecken. Gellert 3, 60; Mit dem besten W–n leisten wir | so Wenig, weil uns tausend W–n kreuzen. G. 13, 242 etc.; dagegen wohl als Ez.: Es fehlt auch zwar an Beider guten [= gutem] W–n nicht. Luther 6, 315a etc.
6) im Nomin. als Subj. oder Prädik., bes. oft zu 4: Des Menschen W. [Begehren, Verlangen] ist sein Himmelreich; Das ist mein (ernstlicher etc.) W., ich will, daß es geschehe; Jch habe Alles gehört, ohne daß es mein W. war, ohne daß ich es gewollt, ohne meine Absicht etc.; Das ist Gottes W.; Dein W. geschehe im Himmel, wie auf Erden!; So ist es Gottes W., daß Krieg sein soll, und Gottes W. [Befehl etc.] an ihn, daß er den Krieg beschließe. Fichte 6, 425; Dessen W. dein W. war. G. 9, 348 etc. Zuw. in der Form: Noch .. gehört des Herzens Willen dir. Cham. 4, 193, noch ist er nicht zur That geworden; Ach, was hilft der gute W–n? Novalis 1, 97 etc.
7) als Obj., bes. oft zu 4: Jemandes, Gottes W–n kennen, wissen, thun, aus- üben, vollbringen etc.; Jemandes W–n nicht beschränken; ihm seinen (freien) W–n lassen; Lasse ihr [der Sünde] nicht ihren W–n, sondern herrsche über sie. 1. Mos. 4, 7; Laß ihm seinen W–n nicht in der Jugend. Sir. 30, 11 etc.; Folge nicht deinen bösen Lüsten, sondern brich deinen W–n. 18, 30; Jemandes W–n brechen, beugen, bändigen etc.; Einem seinen W–n thun; Lotte sagte selbst, ich sollte ihnen den W–n thun [ihr Verlangen erfüllen]. G. 14, 60 etc.; Wollen? Seit wann haben denn die Gitschen [Kinder] ihren W–n? Spindler V. 4, 101; Sie bestehen .. darauf? .. Sie sollen Ihren W–n haben. W. 32, 234; Wenn der Papst und die Seinen das Evangelium frei und rein lassen wollen gehen, so sollen sie allen ihren W–n an mir haben. Luther 6, 359b, ich will Alles thun, was sie wollen etc.; Der König will seinen W–n. G. 9, 216, er will, daß sein W. geschehe etc.; Lachend gab ich meinen W–n | dazu. Nicolai 2, 27, ich willigte darein, erklärte mich dazu bereit, damit zufrieden; Ich gab nicht gern den W–n drein. W. 11, 171 etc.; auch: Es gewährt die Liebe | gar oft ein schädlich Gut, wenn sie den W–n [das Verlangen, den Wunsch] | des Fordernden mehr als sein Glück bedenkt. G. 13, 197 etc.; ferner (s. 3c): Ich habe, Tasso, deinen W–n [deine Gesinnung] nie | verkannt. 129 etc.
8) im Dat. (ohne Präpos.), z. B.: Jemandes W–n gehorchen, sich fügen, sich bequemen, nachleben, gemäß handeln, entsprechen etc.; widersprechen, entgegen-, zuwider handeln; Etwas anheim geben, stellen etc.; Jesum übergab er ihrem W–n. Luk. 23, 25 (s. 10h); Also gefällt es dem W–n des übergewaltigen Gottes. B. 195b etc.
9) im Genit.: Die Festigkeit, Entschiedenheit des (seines) W–ns etc.; adverb.: W–ns sein mit Infin. und zu = gewillt (s. d.) sein, die Absicht haben etc., z. B. Forster R. 1, 133; Sch. 407a; W. 31, 457; L. 12, 455 etc.; zuw. ellipt.: Was ich jetzt gegen ihn [zu unternehmen etc.] W–ns bin. 196 etc.; auch: Des W–ns sein. Simrock R. 110; Tieck DQ. 1, 61 etc.; vgl. seltner: Was man zu suchen im W–e ist. KAugust 2, 238 etc.; ferner (von Adelung etc. verworfen): W–ns (1. Sam. 2, 25; W. 28, 345; Rabner 3, 183 etc.) oder: in W–ns (4, 165; 182; Guhrauer Less. 1, 11) haben mit Jnf. und zu, vgl.: Er hatte W–ns, er wollte etc. Hammer RH. 310; auch: In W–ns [seind etc.], seiner Herrschaft zu dienen. Tieck DQ. 2, 310 etc.; ferner (s. 10): Wissens und W–s = mit Wissen und W–n; wissentlich und willentlich, absichtlich, z. B. Spate 1, XIX; Luther 1, 218a etc.; Man soll das Kind nicht zwingen, sondern es seines W–ns lassen. 5, 253b, (vgl. 10k) nach seinem W–n (thun) lassen etc.
10) abhäng. von Präpos. (alphab.), nam. adverb., z. B.:
a) An seinem W–n liegt es nicht etc.
b) Auf seinem W–n bestehn, beharren etc.
c) Aus freiem, aus gutem W–n, s. 3b; c; Bei etc., s. i, Schluß.
d) Durch deinen W–n [durch dich, vgl. 3d] haben sie das Wesen. Of. 4, 11 etc.; ferner veralt., mundartl.: Durch [= um] Gotts (Gotthelf Sch. 232), der armen Seelen (Luther 6, 501a) willen (s. n).
e) Für etc., s. p.
f) Das ist gegen (wider, s. q) meinen W–n geschehn etc.; Daß selbst die entschiedensten Vertreter dieser Denkart gegen ihren Dank [s. d. 1] und W–n .. noch immer etwas Besseres sind, als wofür ihre Worte sie ausgeben. Fichte 7, 33 etc., s. g; m.
g) veralt. (vgl. f) Hinter seinem W–n. Luther 6, 82b; Hinter Wissen und W–n Derer, soetc. 533a; 5, 253a.
h) s. 9; ferner: Etwas in Jemandes W–n (Sch. 1115a), freien W–n (AWall Stammb. 20) stellen etc.; Einen in den W–n seiner Feinde geben (Ps. 27, 12; 41, 13) etc., s. 8, Schluß.
i) Mit W–n, absichtlich (mit Fleiß), z. B.: Mit W–n thät’ ich’s; Zufall aber bleibt verhasst. G. 10, 309; [Das] übergehe ich mit W–n. Haller Br. 1, 211 und o.; vgl. oft ganz nah daran grenzend = aus freien Stücken etc.: Mag er mit W–n barfuß gehn? G. 1, 168; Wer früh genießt, entbehrt in seinem Leben | mit W–n nicht, was einmal er besaß. 13, 113; Mein Bruder wird ihn nicht mit W–n [freiwillig ziehn] lassen. 160; Luther 5, 251b (s. Ehe-W.); 252a etc., vgl. (s. 3b): Welches Zeugnis ich mit freiem W–n und ungezwungen von mir gegeben habe. G. 9, 269 etc.; Als ob sie mit gutem W–n und gern neben dem Hübelrudi absitze. Pestalozzi 4, 207; Er verkauft sie, jedoch mit ihrem guten W–n [mit ihrer Einwilligung; sodaß sie damit zufrieden ist]. Möser Ph. 4, 124; Rabner Br. 292; Es schien mit gutem W–n der Dame zuzugehen. W. 15, 244 etc. und als Oxymoron: Eine Klapperschlange, in deren Rachen man sich mit widerwilligem W–n [wollend und nicht wollend, s. q] stürzt. G. Zelt. 3, 107 etc.; ferner verbunden: O wie hab ich mein ganzes Dasein so mit Wissen und W–n weggeworfen! (vgl. 9 Schluß). G. 16, 337; Mit des guten Gottes Wissen und W–n mein! Sch. 210a; Mit W–n und mit Wissen. B. 73b etc.; Mit meinem W–n [mit meiner Einwilligung; wenn mein W. gilt] soll er keinen Fuß mehr in das vermaledeite Haus setzen. L. 1, 510 etc.; ferner: Mit (oder bei) dem besten W–n [wenn er auch noch sehr will] kann er es nicht; Mit dem besten W–n leisten wir so Wenig, | weil etc. G. 13, 247; Die mit dem besten W–n nicht beißen kann. Tschudi Th. 59 etc. k) Er hat uns gezeuget nach seinem W–n. Jak. 1, 18, (weil und) wie er es gewollt; Weiß er sie .. nach seinem W–n und zu seinem Zwecke zu lenken. Forster Ans. 2, 46; Nach ihrem Wink und W–n. G. 13, 138; Heinse A. 1, 119 etc.; auch: So magst du der Trauben essen nach deinem W–n. 5. Mos. 23, 24 = soviel du willst. Mendelssohn, nach Belieben, und ohne besitzanzeig. Fw.: Tränk’ ich auch nach W–n. B. 120a; Sich des köstl. Organs nach W–n und Bequemlichkeit zu bedienen. G. 22, 288; Gewisse Phänomene bequemer .. nach W–n und Belieben vorzuzeigen. 37, 347; 345 etc. l) (vgl. i) Einer Leidenschaft, die ihn ohne seinen W–n befallen. W. Luc. 5, 309; Zwar nicht wider seinen W–n, aber doch ohne seinen W–n. L. 11, 514 etc. und verbunden mit dem sächl. Infin. Wissen: Ohne Wissen und W–n des Pfarrherrs. Luther 6, 352b, heute zumeist: Hinter meinem Rücken, ohne mein Wissen und W–n. G. 6, 322; früher auch (vgl. Nacht 2a etc.): Der .. ohn ihren Wissen und W–n heimlich .. wegläuft. Luther 5, 255a, vgl.: Wider ihren Wissen und W–n. ebd. etc. und (selten): Ohne Wissen und ohne W–n meiner. Tieck 2, 255 (s. Ich). m) (veralt.) Über [wider] W–n. SClara (Wackern. 3, 893²) etc. n) Um w–n (vgl. d und für die Bed., Fügung und Schreibw.: halb II; wegen I) präpositionsartig, zur Anknüpfung des zum Handeln in der angegebnen Weise Bestimmenden im Genit., auch mit Wegfall des um und zuw. des willen, so daß also willen und zuw. um (s. d. 1) als Präpos. mit Genit. erscheinen: α) mit abhäng. Hw., gw. zwischengeschoben: Um Gottes, um Jesu, um des Himmels, um der Menschlichkeit w–n, erbarmt euch! etc.; Der um’s Aufruhrs und Mords w–n war ins Gefängnis geworfen. Luk. 23, 25 (= Den wegen Aufruhr und Mord Verhafteten. Eß); Um Lebens oder Sterbens w–n | bitt ich mir ein paar Zeilen aus. G. 11, 70; Nur um der Dinge w–n, die ich dir hier zeigte, um desBauches, der Lust und des Emporsteigens [w–n] arbeitet ihr. Klinger F. 84; Daß das ganze menschliche Geschlecht soll um fremder Schuld w–n eines einigen Menschen allzumal sterben. Luther 6, 232a; Um meiner Ruhe w–n, Marquis, | erklären Sie sich deutlicher! Sch. 294b; Um meiner Schuld, um meines Frevels w–n, | blind! 523a; Bist doch nie dummer, als wenn du um Gottes w–n gescheit sein solltest. Sch. 183a, als da, wo man dich um Gottes w–n grade ganz bes. gescheit zu sein beschwören möchte etc.; auch als gw. Formel der Almosen Heischenden (vgl. Gottslohn): Um Gottes w–n = umsonst. Hebel 3, 24; Er wird vermuthlich auch um Gottes w–n balbiert. 127 etc. Selten mit nachgestelltem Genit.: Um w–n meiner Buß, um meiner Liebe w–n, | um w–n deiner Huld laß mich die Pflicht erfüllen. Rückert BE. 198 etc. 8) (Um) meinet-, deinet-, seinet-, unsert-, euret-, euert-(G. 20, 117), ihret- (35, 325 etc.), ihrent- (28, 67; Sch. 406a; W. 3, 156; 222); um meiner selbst (s. d. †) w–n; Nicht um meinet-w–n allein, auch um dein selbst w–n. G. 17, 248 etc.; veralt.: Verflucht sei der Acker um deinen willen. 1. Mos. 3, 17 [um deinet-w–n. Mendelssohn]; Daß ihr .. um seinen w–n leidet. . . Wenn euch die Menschen um meinen w–n schmähen. Luther 6, 11a (Matth. 5, 11); Nicht um seinen, sondern um unsern w–n. 241b; 42b; 287b; Nicht um meinen w–n, sonderu um euer w–n. SW. 64, 233; Um „ewr“ w–n. Mich. 3, 12 etc. und vereinzelt: Um euch selber w–n, um eures Mannes w–n. Alexis H. 2, 2, 45; Um ihrer w–n. Fichte 6, 188; Um den W–n mein. Simrock N. 70; 501 etc. γ) mit hinzeigenden, bezügl. und fragenden Fw.: Das Wort . ., um dessen w–n [dessentwillen] Sie mich hier sehen. G. 9, 258; Jndessen Die elend ist, um derent-w–n wir uns .. zu vergnügen scheinen. 8, 173; Die Omelette .., um deren w–n ein solcher Lärm geschlagen wird. Schwegler (46) 1, 38; Um Derer w–n, die [Mz.] etc. W. 28, 8; Wessentwillen habt ihr, Herr, nach mir gesandt? Simrock N. 799 etc.; Um Deß w–n, daß etc. = weil, vgl. (veralt.) Gab dem Meier einen groben Filz, um w–n [weil] er den rechtschaffenen Kavalier so lange warten ließ. Simplicissimus Vogeln. 1, 2 etc. o) Von freiem W–n, s. 3b. p) veraltend: Mit Etwas vor W–n (Schweinichen 2, 326); vorn W–n (Hippel Leb. 1, 114); vor lieb [s. d. 5] und (vor) W–n (Claudius 4, V.; Rabner 3, 44; Weise Jak. 90) nehmen, zufrieden sein, sich geben etc., vgl. r Schluß. g) (s. g; l) Krummholzöl .. | mußte sich der Hund bequemen, | wider W–n einzunehmen. Gellert 1, 37 (obgleich er es nicht wollte, ungern that etc., vgl.: widerwillig; mit Widerwillen); Wie schwer wird mir’s, dir wider W–n dienen. G. 34, 156 = Wie beschämt gesteh’ ich, daß ich dir | mit stillem Widerwillen diene. 13, 4; Du scheinst hier wider W–n zu verweilen. 45; 87; Warum .. | wider W–n die Thräne dem Auge sich dringt zu entstürzen. 5, 36; 11, 6; 27, 315; W. 29, 132 etc.; Den das Schicksal getroffen hat, wider Dank [s. d. 1] und W–n zum Poète consultant aufgeworfen zu werden. HB. 2, 164 etc.; Den Schritt, den sie wider ihren W–n gethan. L. 12, 327; Ich muß jetzt wider meinen W–n und doch mit Vorsatz tagelöhnern. 13, 620 etc. r) Des Teufels .., von dem sie gefangen sind zu seinem W–n. 2. Tim. 2, 26 etc.; Einem zu W–n sein etc., thun, was er will, wünscht; sich ihm gefällig erweisen etc.: Die dem Wütherich zu W–n | Christensklaven hier verladen. Cham. 3, 345; Hier will ich .Eurem christl. Anlangen und heftigen Anmuthen zu W–n werden. Franck Last. A. 2a; Dirnen, | die dem Fremden gleich zu W–n sind. G. 1, 193, (19, 256 etc.); Er [mein Mann] lebt mir nicht mehr zu W–n. 6, 318; 29, 14 etc.; Musst’ ich doch letzthin ihm zu W–n tanzen (s. d. 1a). Schlegel Sh. 8, 33 etc.; Wär es Ihnen nicht zu W–n und zu Dank [s. d. 1 = genehm etc.], daß sie Das dann nehmen vor Un-W–n [s. o] und haben keinen Dank dazu. Murner Ul. 74.
Zsstzg. z. B.: Āber-: schwzr. [3c] abgeneigter Wille, Wider-W. etc. Stalder 1, 86; Lesen Sie um’s Himmels willen kein Buch über Bern. .. Ich sehe den A–n voraus, welchen Sie auf den ganzen Plunder werfen würden. JvMüller 13, 34; Der Un-W. und A. gegen die Franzosen. Scherr Bl. 3, 92.
Allēīn-: der allein gelten will etc. (vgl. Alleinherrschaft, Selbst-, Gewalt-W. etc.): Daß A. nur durch Strenge geltend gemacht werden kann. Börne 1, 83; DMus. 14, 2, 374 etc.
Allgemēīn-: der Wille der Allgemeinheit, Gesammtheit (s. Ggstz.: Privat-W.): Sein Recht einem A–n opfern. Rellstab (J. 1812) 2, 324. Arg- [3c]: s. Haltaus 52 und danach als „alt und gut“. L. 11, 619.
Dóppel-: Wo gleicher Triebe Flammen lodern, | wo Harmonie aus D–n tönt. W. (bei Campe), aus dem Willen des Paars.
Ehe-: z. B.: Gott hat Mann und Weib also geschaffen, daß sie mit Lust und Liebe, mit Willen [10i] und von Herzen gerne zusammenkommen sollen und ist die Brautliebe oder E. ein natürlich Ding. Luther 5, 251b.
Eīgen-: das Beharren auf seinem Willen (vgl. Eigensinn und Selbst- W. etc.): Wann scheinet ihr nicht wichtig jede Grille | des Mannes, den sie liebt, und klug sein E.? Alxinger D. 54; Sie müssen einer jungen Frau schon etwas E–n nachsehen. Benedir 5, 137; Kein Eigennutz, kein E. dauert; | vor ihrem Kommen sind sie weggeschauert. G. 2, 97; Beschränkten E–n, heftige Begier. 6, 347; Der Gouverneur stehe im Rufe unbegrenzten E–ns, zaumloser Heftigkeit. 23, 394; Br. 303b; Luther 5, 12a; Oehlenschläger Gd. 92; Platen 2, 97 etc. Eīsen- [3a]: Doch blieb mein E. stark. Kinkel 255.
Frēī-: bei Luther oft = freier Wille, s. [3b], z. B. 3, 36a; 179a; 206a; 6, 28a etc.
Gêgen-: z. B.:
1) der entgegengesetzte Wille etc.
2) [3c] Ohne Mittheilung, ohne guten G–n konnte er nicht existieren. G. 22, 289, ohne Erwidrung seines guten Willens etc. Gewált-: (vgl. Allein-, Macht-W. etc.): Wo der G. sich zu rechtfertigen anfängt, da ist seine Macht im Sinken. Börne 5, 113. Hérrscher-: Kühne Fr. 342, s. Königs-W. Kínder-: z. B. als schwach und nichtig. Schlegel Sh. 2, 70. Kȫnigs-: (s. Herrscher-, Macht-W. etc.) Die sich erdreisten, deinem K–n | Zwang anzuthun, dein Urtheil zu regieren. Sch. 437a. Krīēges-: Ausw. d. Lied. 103. Mácht-: mächtiger (vgl. Gewalt-W.): Hindernisse, die aus dem Wege zu räumen entschiedener M. nöthig war. Ense T. 2, 294 etc. Míß- [3c]: (vgl. Aber-, Wider-W.; Mißwollen): Scheiterte das Emancipationsgesetz .. am M–n der zweiten Kammer. DMus. 1, 2, 55 etc. Mūth- (auch 2silbig Muthwill): 1) (veralt., s. Benecke 3, 662b; Schm. 2, 655 ff.) der Wille des Muthes (s. d. 1) oder Herzens, der freie Wille, vgl. 2. 2) (s. 1 und Willmuth) Gesinnung, die im Kitzel des Ubermuths (s. d.) sich frei und rücksichtslos ergeht, und: die Kundgebung, Außerung solcher Gesinnung, theils (z. B. bibl.) in hart tadelndem Sinn von Frevel-Muth und-Handlungen, theils in mildrem von losem Thun, Leichtfertigkeit, Ausgelassenheit etc.: M–n üben (an Einem); M–n treiben (mit Einem oder Etwas); M–n begehn etc.; Aus M–n etc.; Folge deinem M–n (s. 1) nicht, ob du es gleich vermagst, und thue nicht, was dich gelüstet. Sir. 5, 2; 26, 13; Der Gottlose rühmt sich seines M–ns. Ps. 10, 3 [,,seines Muthwills“. Mendelssohn]; 37, 7; 140, 9; Sie haben einen M–n und Thorheit gethan. Richt. 20, 6 [= Unzucht und Schandthat hatten sie verübt. Zunz] etc.; Unter der Decke des glühendsten Muthwill s. Bettine 1, 93; Sticht (s. d. 18g) dich der M., daß du mich aus der Küche herein vexierest? G. 9, 368; Eigentliche Bosheit war vielleicht nicht in diesem verneinenden Bestreben; ein selbstischer M. mochte sie gw. anreizen. 15, 185; Wird sich ihm .. der Muthwill aus dem Kopf verlieren. 28, 273; Hebel 3, 106; 226; Sinnt er auf Muthwill. Kinkel 127; Ein frecher Übermüthler .. übte eitel Muthwill und Schälkelei. Musäus M. 4, 63; Der fröhliche M. der Niederländer empörte sein [Philipp’s II.] Temperament. Sch. 786b; W. 11, 176; 16, 137 etc.
a) veralt., adverb. [9]: M–ns. 2. Petr. 3, 5; So Jemand sein eigen Kind M–ns erwürgete. Luther 5, 252a etc.
b) muthwillige Pers. (vgl. Übermuth c): nam. in der Anrede: M. selbst! wir wollen heute tauschen. Bronner 1, 133; Fernando .. zieht ihr den Kamm aus den Haaren und sie rollen tief herunter. Stella: M.! G. 9, 334; Komm zu mir, M–n! .. springe nicht so .. herum! Tieck NK. 3, 112 etc.
c) (s. b; Hochmuth l) als Pflanzenn. Dianthus superbus (vgl. Wilhelm). Nāch- [3e]: Kodieill (s. d.). (s. Allgemein-W.): Der unumschränkten Souverainetät, die den allgemeinen Willen ihrem P–n zu unterwerfen das Recht hat. W. 15, 324 etc. (vergl. Allein- und Eigen-W.) Daß Alles im Staate durch seinen S–n geschieht. Heine 8, 198.
Privāt-: Sélbst-: Un-:
1) heute gw.: das Gefühl des Ungehalten-, des Aufgebrachtseins und der zürnenden Mißstimmung über Etwas (vgl. Indignation; Entrüstung; Zorn etc.): Jemandes U–n erregen, erwecken; In U–n gerathen; U–n über Etwas empfinden; Seinem U–n in Worten Luft machen etc.; Aus Unwill über die Schauspieler. Brentano Fr. 1, 455; Der U–n war einstimmig. Ense T. 3, 468; 4, 36; Die beiden Stücke glänzten ihm so sehr in die Augen, daß der aufwallende Zorn, den er bei der Entdeckung fühlte, nur in einen kleinen U–n überging. Klinger Giaf. 163; „Was ist Das wieder für eine Sprache?“ Die Sprache der Wahrheit und des U–ns. L. Samps. 2, 6; Musäus M. 1, 24; Erröthete sie vor U[–n]. Pfarrius Soonw. 25; Du sollst auf den Singer gar keinen U–n, sondern vielmehr ob seinem Gesang, den ihm ein Gott einspricht, ein Gefallen haben. Schaidenreißer 4a; Dieser Mißbrauch entrüstete Oxenstierna so sehr, daß er ihm im ersten U–n den schwedischen Dienst aufkündigte. Sch. 972b; Alle durchdrang U–n und Eifer. V. Od. 17, 481 etc., s. d. Folg.
2) (s. 1 und Wider-W.) veraltend:
a) Ungeneigtheit, Unlust: Ein Jeglicher [gebe] nach seinem Willkör, nicht mit U–n oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. 2. Kor. 9, 7 = Gebe Jeder nach freiem Herzenstriebe, nicht mit U–n oder aus Zwang. Eß; Es [be]darf [bei der Ehe] noch großer Gnade .., daß [es] wohl gerathe, wenn es gleich .. mit Lust und Liebe, freundlich angefangen wird, daß man nicht dürft, wider Gottes Recht und mit U–n unfreundlich anfahen. . . Daß Eltern so thöricht sein mögen, ihre Kinder zu zwingen in ewigen U–n und Unlust. Luther 5, 252a; Mich verdrösse ebenso .., so mich ein Wirth zu lieb und gern hielt als wenn er mich mit U–n ausjagte und ungern hätte. Schaidenreißer 63a [15, 68] etc.; Etwas vor U–n nehmen, s. [10p; r Schluß].
b) (s. a und
1) abgeneigt feindliche Mißstimmung, Feindseligkeit etc. (vgl. Aber-W.): Daraus entstand nun bald U., Hader und Streit. G. 19, 63; Man soll schwänken [Schwänke treiben], daß daraus wachs | kein Schad und Unwill. HSachs G. 1, 189; Stumpf 381b; Anno .. 1478 entsprang ein U. und Gehäder zw. den Lepontinern .. und ihren Nachbaren etc. 602a; Ein schwerer Span und U–n, der ward freundlich vertragen. 643a; 744b; Als er in etwas U–n stund mit dem Kaiser seinem Bruder wegen Abtheilung ihrer Erblanden. Zinkgräf 1, 110 etc. c) walgender (s. d. 2 und Anm. 1h, vgl. Schm. 4, 59; Benecke 3, 673b) Ekel und Wider-W. (s. d. 1): Gleichwie dem Magen, also hat auch den sinnreichen Köpfen, die mehr gelesen als sie verdauen können, der Unwill mehr Schaden gebracht als der Hunger. Keisersberg Narr. 3a (Frisch 2, 448b), vgl. dazu als Zeitw.: Dieweil du lau willst sein, | so unwillest du der Seelen mein. Brant N. 84²⁴ (Of. 3, 16); Es möchte ihm so sehr grauen und unwillen, daß er ein Kalb [s. d. 1 Schluß] legte. .. Wär alsdann Dies nicht wohl geunwillt? Fischart B. 224a; Er unwillet und bricht sich. Ryff Th. 291; 324 etc.; Wo man auch des Honigs zu viel nimmt, machet es den Magen unwillend. Sp. 78a etc. und im subst. Jnfin.: Daß man damit das Unwillen des Magens verhüte. 86a etc., vgl. unentschieden ob das Hw. oder der Jnfin.: Daß sie [die Kürbisse] „vnwillen“ machen und im Magen schwimmen. 47b; Brant N. 103¹³⁸; Den Unfläthern, die ab ihrem eigenen Unflath kein U–n schöpfen, aber von fremdem. Fischart B. 224a; Weil der Zitterfisch durch den bloßen Angriff [das Anfassen] den Magen entrüst (vgl.
1) und zu U–n ver- ursacht. Thurneißer Infl. Wirk. 156. Vāter-: G. 12, 176. Wīder- [3c]: Empfindung der Abgeneigtheit wider Einen oder Etwas nach den ineinandergreifenden Nüancen von Un-W., so:
1) gw. (s. Un-W. 2c) die Empfindung, wonach Einem Etwas zuwider ist: Einen W–n haben gegen Etwas, gegen eine Speise, gegen Katzen etc. (vgl. Antipathie); Nicht gegen den räudigen Hund kann man soviel Ekel und W–n zeigen als sie mir so offen bewies. Tieck A. 2, 265; Mein entschiedener W. gegen Alles, was etc. W. 6, 304 etc.; seltner (wegen des Übelklangs): Die Freundschaft . . allein konnte meinen W–n wider alles Gratulieren bezwingen. Haller 7 etc.; auch: Indeß verspür ich einen ordentl. W–n [Ekel] am Übersetzen. Forster Br. 2, 155 etc.; seltne Mz.: Für die vielen Abneigungen und W–n [Antipathien] mancher Personen. Gutzkow Unterh. II 1, 329 etc.
2) (s Un-W. 2a) widerstrebende Unlust: Wie beschämt gesteh ich, daß ich dir | mit stillem W–n diene, Göttin. G. 13, 4 [s. 10q]; „Doch tilgen sie den W–n nicht.“ | Fühlt eine schöne Seele W–n | [als Erwidrung] für eine Wohlthat, die der Edle reicht? 61; Sie hatten ihren Nacken mit W–n unter das bairische Joch gebeugt. Sch. 973a etc.
3) (s. Un-W. 2a) gehässige Mißstimmung etc.: Überall fand ich eine Art von Abneigung gegen meine Bemühungen, die sich .. immer mehr als unfreundlicher W. zu äußern pflegte. G. 39, 453; Dies [Iphigeniens Opferung] .. hat ihr [Klytemnästra] einen W–n [gegen Agamemnon] | so tief ins Herz geprägt. 13, 38; Ohne Segen, | in W–n scheid’ ich nicht von dir. 88; Es ist kein W., der erregt wird, aber es ist gar kein Wille, keine Abneigung, aber Unneigung. Zelt. 2, 21 etc.; veralt. auch Mz. = Feindschaften, z. B.: Etliche W–n und Zwiespalt, so sich unter ihnen erhoben, wegzulegen und zu vertragen. Mathesius Lthr. 173b.
4) (vgl. 2) zuw. = Un-W. 1, z. B.: Aber der Vater stand mit W–n dagegen | .. und sprach die verdrießlichen Worte. G. 5, 87 etc.