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wickeln Um-Wickeln Um-Wickeln Wickse
Wíckeln, tr., refl. (s. Wickel, Anm.):
1) Etwas Biegsames um Etwas w. (herum-w.), es windend darum schlagen, schlingen etc.; Papier, einen Band, Faden um Etwas w.; Wolle, Flachs um den Rocken w.; Stark sind vielmal die Zöpfe um silberne Nadeln gewickelt. G. 5, 48; Über dem Balgen fielen ihre langen Haare herunter und wickelten sich um die Gruppe. 17, 26; [Schriften] von einem Nürnberger Krämer um einen Lebkuchen gewickelt. Sch. 106b etc.; sprchw. von Pers.: So gelind und geschlacht . ., daß er sich ließ um einen Finger (s. d. 1s) w. Moscherosch Gs. 4, 530 etc. 2) (s. 1) Einen Gegenstand auf Etwas w., ihn darum w., so daß und damit er darauf eine best. Gestalt annehme: Papier, Fäden auf eine Rolle w.; Ein Wickel (s. d. 2a), um den Zwirn darauf zum Knäul (s. 5) zu w. etc. 3) (s. 1) Einen Gegenstand in Etwas w. (ein-w.), dies um ihn herum-w., so daß es ihn umgiebt, umhüllt etc.: Ein Packet in Papier; das Schwert in den Mantel (1. Sam. 21, 9); Etwas in einander (oder zusammen); ein Kind in Windeln (Lukas 2, 7; 12 etc.); den Leichnam in reine Leinwand (Matth. 27, 59 etc.); sich in eine Decke (G. 34, 116), in einen Mantel (22, 409), in dessen Falten (2, 4), in einen Pelz (W. 13, 121), in seinen Überrock bis an die Nasenspitze (11, 224) w.; bildl. (s. Mantel 1f): Sich in seine Tugend w. [hüllen]. PHeyse Mer. 41; Die Christen wickelten sich in die platonische Philosophie und erhielten, daß man sie für Philosophen ansah. Haller Br. 2, 219 etc., auch: Sich in einen Schelm (s. d. 3a) w. etc.; Einen in eine Schlinge, in ein Netz etc. w.; bildl.: Daß er mich in solche Händel w. und mischen will. Luther SW. 61, 179 etc. (s. ver-w. und 3); im Partic. auch zuw.: In Hüllen und Häuten, wie eine Zwiebel, | gewickelt. W. 10, 200 etc. 4) (s. 3 und binden 3f) Einen Gegenstand etc. aus etwas ihn Umhüllendem, Umgebendem w. (heraus-w.); Er wickelt’ es aus dem umhüllten [Drckf. für: umhüllenden?] Papier. Thümmel 7, 183 etc.; Etwas Zusammengewickeltes, z. B. die Zeitung (Hebel 3, 213), Verwickeltes auseinander w. etc.; Das Vortuch von dem Schoß w. Günther 498 etc.; bildl. (s. 4): Sich aus dem Handel w. Engel 4, 242; L. 5, 373 etc.; Unsern Agathon, wenn es auch durch irgend einen Deus ex machina hätte geschehen müssen, unversehrt aus der Gefahr, worin er sich befindet, heraus-zu-w. [befreien]. W. 4, 194 etc. 5) mit Nennung des durch das Jneinander- W. Entstehnden: Baumwolle zu einem oder: in ein Knäul; Haare zu (oder in) Locken; die feinsten Tabackblätter zu Cigarren w. etc. 6) mit bloßem Obj., z. B.:
a) (s. 2) Ein Packet w. [in Papier etc.]; Ein Kind w. [in Windeln], z. B.: Leinwand, das Kind hinein-zu- w. . . In einem Nu war das Kind gereinigt und gewickelt. G. 25, 92; Gewickelt wie ein Wochenkind. 9, 191; 5, 57; W. 11, 252 (vgl. Wickelfrau) etc.
b) (s. 5) Ein Knäul oder Baumwolle; die Haare oder Locken; Cigarren w. (z. B. Karmarsch 3, 445) etc.; minder gew.: Er wickelte [drehte, zwirbelte] seinen ungeheuren Knebelbart. G. 29, 78; Gott hat den Menschen einfach gemacht, aber wie er gewickelt wird und sich verwickelt, ist nicht zu sagen. Stein 1, 190 etc. d) sprchw.: Schief (s. d. 3 Schluß) gewickelt sein, im Irrthum. Dazu: 7) Wickler, bes. in Zsstzg.:
a) von Pers., z.B. Cigarrenwickler.
b) Andre [Nachtfalter] wickeln Blätter, in denen sie fressen und sich verpuppen, wie die Blatt wickler. Oken 5, 1088 etc., mit vielen Arten, nam. benannt nach den verschiedenen Pflanzen, z. B.: Apfel-, Buchen-, Eichen-, Kirschen-, Trauben-, Weidenwickler etc.
c) Rollenwickler (vgl. b), Art Rüsselkäfer, Attelabus coryli. Nemnich. 8) Wick(e)lung, gw. nur von Zsstzg. (s. d.) und z. B.: Diesem die Auseinanderwickelung [der Angelegenheit] zu übergeben. Tieck N. 5, 400 (vgl. ab-w. etc.) etc. Zsstzg. vgl. die von winden, rollen etc., z. B.: Áb- [4]: Das Papier von einem Packet a.; Aufgewickeltes, Verwickeltes a.; Garn mit oder auf der Winde, Weife, dem Haspel a.; Ein Knäul a.; Das Stück [Zeug] wurde abgewickelt, gemessen und wieder aufgewickelt. Hackländer Hdl. 2, 27 etc.; bildl.: Ein leeres Phantasiegespinnste ab-zu-w. Böttiger Sab. VII; Daß ich hiemit kein falsches Ende aufgefasst habe, zeigt der lange nicht abreißende Faden, den ich dadurch von einem sehr verwirrten Knaule ab-zu-w. im Stande bin. L. 11, 504; Scherr Nem. 2, 241; Drum, wie die Gunst von ihm Ihr abgewickelt [sie ihm entzogen], | daß sie sich nicht ganz unbrauchbar verwirre, | müsst ihr bei mir sie anzuzetteln suchen. Shakspeare 6, 151 etc.; ohne Hervorhebung des Bildes: Etwas a., das Verwirrte zu Ende führen etc., z. B.: Der Baron hatte noch einige Geschäfte ab-zu-w. Spielhagen Pr. 6, 14; Rösch. 63; Einige blieben hartnäckig [am Spieltisch] sitzen, weil sich die Bête nicht a. ließen. Steffens Erl. 5, 89 etc.; Die Abwickelung des Fadens, Knäuels, Geschäftes etc.; Ge- schäftsabwicklung.
Āūf-:
1) (s. aufrollen 2a; 3a) auf Etwas [2] oder zusammen-w., z. B.:
a) Der Eine hielt den Zwirn, der Andre wickelte ihn auf. Möser Ph. 1, 127; Die Garnfäden bilden einen stumpfen Winkel mit den Spindeln und können sich deßhalb nicht auf letztere a. .. In dieser Lage können sie sich aufwinden. Karmarsch 1, 147; Die Baumwolle wird .. auf die dünne hölzerne Walze aufgerollt... Damit die Aufwickelung der Watte recht fest geschieht. 121 u. o., s. b.
b) s. a und [5]: Die Spindeln wickeln den Faden um sich selbst zu einem schlank birnförmigen Körper (Kötzer..) auf. M. 2, 533 etc.; Dieser Gürtel .. zerriß an einer oder mehrern Stellen und wickelte sich zu ebensovielen Kugeln auf. Burmeister Gsch. 140 etc.
c) Seine Löckchen auszukämmen, jede derselben frisch auf-zuw. Bahrdt 1, 42 (s. Wickel 2b): auch meton.: Einen a. 101; G. 16, 167; Die Jungens .. wickeln sich auf und bereiten sich zu Bette. Stein 1, 107 etc.
2) (s. aufrollen 2b; 3b) auseinander wickeln, ent-w., eig. und übertr.:
a) tr.: Den verschlungenen Knäuel auf-zu-w., über dessen Auflösung so viele Tausende die Ruhe .. verloren. Klinger F. 8; Endlich werden Sie ihn [den Knoten] so verwickelt haben, daß er gar nicht wieder auf-zu-w. ist. L. 1, 352; Wickle das Konvolut auf und lies. Mathestus Chr. 1, 39a; Indem Dessen innrer Mensch seine .. starr gefrorenen Glieder allmählich wieder aufwickelte. IP. 25, 74 etc.
b) refl.: Daß die Vergangenheit in ähnlicher Weise sich aufgewickelt hat, wie die Gegenwart weiterrollt. Burmeister gB. 1, 146; Jetzt wickelt sich der Himmel auf [wird heiter]. Spee (Wackern. 2, 281); Der Chor fängt spielend . . an und wickelt sich zum Kolossalen auf. Zelter 3, 412 etc., im Partic. auch mit Fortfall des sich (s. d. †): Ihr [der Könige] Geschick ist faltenreich; | a–d enthüllt es Gefahr oftmals. Platen 2, 244.
c) Was bei einem Trauerspiele die Aufwickelung des Knotens heißt. Rabner 1, 117; Der Zeuge aller dieser wundersamen Ent- und Aufwicklungen. G. 23, 145 etc.
3) veralt. st. aufwiegeln (s. d.). Āūs- [4]:
1) Etwas Eingewickeltes a., heraus-w., z. B.:
a) Er hatt’ es in ein Tuch geschlagen, er wickelt’s aus. Gellert 1, 116; Die ausgewickelten Orakelsprüche wurden laut gelesen. Thümmel 7, 182 etc.
b) Sich a., aus einer Schlinge, Fessel, einem verdrießlichen Handel etc.; [Der Bürge] gehet mit Ränken um, daß er sich auswickele. Sir. 29, 26; Wird sie nicht aus Knechtschaft aus, wird sie mehr sich wickeln ein. Logau 2, 10, 90.
2) (veraltend) auseinander wickeln, entfalten, heute gw. ent-w. —: Im salnitrischen Feuer ist die Auswicklung der Eigenschaften, da sich jede Eigenschaft wieder in 7 auswickelt. JBöhme (Wackern. 3, 598²³); Weil Nichts eine Stelle findet, sich ganz aus-zu-w. H. Ph. 3, 67; Nach einem ordentlichen Naturgesetze ihres Gleichen zu erzeugen und nicht bloß aus-zu-w. Kant SW. 1, 225 u. v.; Er schwellet den Keim der Pflanze und weiß ihn aus-zu-w. zum Grashalm etc. Kosegarten Rh. 2, 151; Die Natur, welche der Künstler nicht verschönern konnte, hat er ausgewickelter .. zu zeigen gesucht. Sch. 1129a, Citat aus Winckelmann, wo es aber M. 1, 412a: entwickelter heißt etc.; Die Auswicklung aller dieser kleinen Umstände dem Leser .. überlassen. L. 4, 83; Gang der Natur in dieser Auswicklung des Menschen. W. 21, 284; Kant SW. 1, 225 etc. Be-: wickelnd bedecken (s. um-w. II1): Bäume mit Stroh b. etc.; Zufolge der Bewicklung. Karmarsch 1, 121. Eīn- [3]: s. Ggstz. aus-w.:
1) wickelnd einhüllen, in Etwas hinein-w., eig. und übertr.:
a) mit in und Acc.: Da ich das Meer . . in Dunkel einwickelt wie in Windeln. Hiob 38, 9; Wir mußten unsere Schritte verdoppeln, um .. nicht in Wolken eingewickelt zu werden. G. 14, 213; Napoleon wurde von den Alliierten immer mehr eingewickelt, aber nicht in Baumwolle. Hebel 3, 374; Wickeln sich in ihren Mantel ein. Möser Ph. 3, 8; W. 20, 146; So lange .. als das Volk in Unwissenheit und Vorurtheile gleich einem Wickelkinde um und um eingewickelt bleibt. 8, 251; Ein Mädchen, bei welchem Das, was man gw. Häßlichkeit nennt, in so viele Reizungen eingewickelt wäre. 21, 59; 12, 291; Die Warnung . ., die, ungeachtet sie in das drolligste Gleichnis eingewickelt ist, dem Dichterling nicht sehr angenehm zu verschlucken sein mochte. HB. 1, 74.
b) (s. a) im Pass., nam. im Partic., auch zuw. mit in und Dat.: Damit Derselbe nicht auch in diesem Krieg eingewickelt werde. Fronsperg 3, 154; Eingewickelt in ihren uralten Buchstabenwindeln. Heine Reis. 4, 102; Wackern. 3, 75335 etc.
c) Mit Etwas e., z. B.: Ermüsse sich jetzt ganz mit Decken überspannen und e. lassen. Arnim 90; Die scharfen Ingredienzien mit etwas mehr Sirup (s. d.) e. G. Sch. 5, 84.
d) meton. erscheint Das, worein Etwas gewickelt ist, als Subj., pass. mit von, z. B.: Daß Phrase die Empfindung, Ausdruck den Gedanken meist so einwickelt, daß etc. G. 32, 72; Wir wurden bald ganz vom Nebel eingewickelt. 14, 180; Meine ganze Seele wickelte ein weicher Leichenschleier ein. IP. 10, 183 etc.
e) (s. a) Etwas e. [in Papier etc.] und im Partic. (vgl. d u. 2): Die bleiche eingewickelte Sonne sank in ein .. kohlschwarzes Gewölk. Dünzer H. 3, 60; Kohl A. 3, 368; Die höhern prangenden Freuden .. sind noch eingewickelt und die Farbenwelt der Jdeale ist noch in eine dunkle Knospe zusammengezogen. IP. 48, 1; Die noch eingewickelte gedrückte Gestalt mit göttlicher Glorie auseinanderbreiten. Sch. 1112b etc.
f) Einwickelung. Tschudi Th. 471 etc.
2) (veralt.) in sich zusammen-w.: Der Himmel wird eingewickelt werden wie ein Brief. Jes. 34, 4 [zusammengerollt. Zunz]; Off. 6, 14 [zusammen- (H. R. 7, 247), zu- (Eß) gerollt]; Joh. 20, 7 [zusammengelegt. Eß] etc., s. 1e die 2 letzten Bsp. Ent- [4]: s. aus-w. 2:
1) tr.:
a) eig.: Das köstliche Geweb’ entwickelt er [der Seidenwurm] | aus seinem Innersten. G. 13, 212; Eine von den griechischen Handschriften zu e. L. 6, 70; Indem ich mein Schnupftuch entwickelte. Thümmel 5, 77; Mitten hindurch wird geschossen mit spitzigem Schifflein der Einschlag | aus der e–den Hand. V. Ov. 1, 315 etc., bes. übertr., z. B. (theilweise ineinander greifend):
b) Verworrenes e., entwirren etc., z. B.: Einen alten verworrenen Zustand zu e. und die vielen verschränkten Fäden auf einen Knaul zu winden. G. 18, 261; Wenn ich so ein Possenspiel nicht e. wollte! 9, 292; Des glücklichen Geschicks, welches diesem Chaos zu Theil ward, entwickelt, gesondert und einer schon lebendig geordneten Welt einverleibt zu werden. 26, 310; Den verwirrten Knoten zu e., den die meisten Weltweisen .. zerschnitten. Mendelssohn Ph. 1, 77; Einen verwickelten Stoff e. V. Ant. 2, 1; W. 30, 374 (s. 3b) etc.
c) Verhülltes e., enthüllen, offen zeigen, sehen oder hervortreten lassen: Unvorsichtig entwickelst du die Falten deines Herzens. G. 9, 218; Das Kind entwickelte bei dieser Gelegenheit ein Talent, was man bisher noch nicht an ihm kannte. 16, 171; W. 8, 125; 23, 258 etc. und nam. oft:
d) Etwas, das im oder wie im Keime in Etwas liegt, darin eingewickelt, eingeschlossen ist, daraus entfaltet hervorgehen machen, z. B.: Schlüsse daraus zu e. Fichte 8, 144; Das geringste Faktum ist aus so vielen andern Fakten verwickelt .., daß man . nicht Alles, was darin begriffen ist, e. kann. G. 39, 312; 40, 520; Aus dem Bekannten das Unbekannte e. 3, 218; Die Anlagen, die in dir .. ruhen mögen, . . zu e. und auszubilden. 16, 333; 13, 326; 31, 436; Das ganze Bild . aus dem Gleichnisse zu e. H. (Wackern. 4, 442¹⁶); Lewald W. 1, 389; Der Lauben grüne Nacht | entwickelt zärtliche unnennbare Gefühle. W. 12, 325 etc.
e) (s. d) Algebr.: Eine algebraīsche Formel, eine Gleichung e., die angedeuteten Rechnungsoperationen darin ausführend, z. B.: Wenn wir (a b)² —(a b)² e., so erhalten wir: 2ab 2ab = 4ab etc.
f) (s. d) Photogr.: Das Bild e., das aufgenommene durch Behandlung mit einer Flüssigkeit (dem s. g. Entwickler) hervortreten machen.
g) (s. a) Kriegsk.: Eine Heeresmasse etc. e., entfaltend aufrollen (s. d. 2c), s. 3a etc. 2)refl., s. 1, z.B.:
a) Siche. aus, von oder mit bloßem Dat., sich von dem Umschlingenden los, frei machen: Da er, wie von einem Netze sich | vergebens zu e. strebte. G. 13, 37; Zuletzt entwickelten wir uns doch diesem Labyrinthe. 23, 375; So kann er sich weiter nicht aus dem Netze e. Rabner 4, 368 etc.
b) (s. 1b) Etwas Verschlungnes etc. entwickelt sich, löst, entwirrt sich: So mußte mir die Verworrenheit des 17ten [Jahrhunderts] sich mehr .. e. G. 27, 6; Erhole dich, Sohn, es entwickelt sich gut. 1, 143; Mich schaudert, wie sich Das e. soll. Sch. 168a; Wie der Knoten | von all den Wundern sich zuletzt e. soll. W. 20, 128 etc.
c) (s. 1c) fich entfaltend, offen zeigen: Welch köstliches Gewand entwickelt sich | .. meinem Blick! G. 13, 273; Ich näherte mich den Gebirgen, die sich nach und nach entwickelten. 23, 7 etc., bes. aber:
d) (s. 1d) aus Etwas, als oder wie aus einem Keim sich entfalten, hervorgehn, sich daraus ergeben etc.: So entwickelte sich dann der eig. Charakter dieser Zeit. Görres V. 16; Aus dem Samen entwickelt sie [die Pflanze] sich. G. 2, 291; Deutend entwickelt’ ich mich an dem erhabenen Wort. 1, 258; Dem in reiferen Jahren | sich der gesetzte Verstand aus solchem Frohsinn entwickelt. 5, 7; 13, 234; 259; 15, 14; 152; 18, 326; 39, 443; 40, 502; Die Organe e. sich aus- und aneinander zu einem nothwendigen ins Ganze greifenden Dasein. 40, 520; Hat sich bei ihnen eine große Geldgier entwickelt. Kohl E. 3, 36; Der feurige Geist hat sich nun entwickelt. Sch. 104a; W. 10, 60 etc. 3) pass. Partic., auch mit un-, z. B.:
a) (s. 1g) Stürzte er ungestüm auf den noch unentwickelten Feind. Ense B. 3, 57 etc.
b) (s. 1b).
c) [Die Poesie] lässt die verwirrten Irrgänge .. vor uns entwickelt daliegen. G. 22, 162 etc., bes. aber:
d) (s. 1d; 2d) Eine entwickeltere Kunst. 21, 213; 33, 350 etc.; Dessen unentwickeltes Wesen mir schon manches Gute vorzudeuten schien. 27, 381; Hagedorn 2, 270; Wackern. 4, 1205³²etc.; Inmitten einer vollentwickelten industriellen Gesellschaft. Gneist Pol. 6 etc. d) Dazu: Die Unentwickeltheit nicht bloß seines Körpers, sondern auch seines Charakters. DMus. 14, 2, 650. 4) Doppelzsstzg. nam. zu 1d; 2d: Eine nach diesem Gesetz fort entwickelte Sprache. Fichte 7, 317; Eine aus wirkl. Leben sich fort-e–de Ursache. 328; Die Geschichte wird diese That fruchtbar im Laufe der Dinge fort-e. Görres V. 114; Nat.-Z. 17, 397 etc.; Damit sich der schöne Keim nicht miß entwickle etc. (s. 6c). 5) Der prüfende Entwickler der so schnell erblickten Wahrheit (s. 1d). G. 22, 382 (Lavater); Die Entwicklerin unsres ganzen Labyrinths auf Erden (s. 1b). H. R. 9, 345; Klinger 10, 295 etc., s. 1f. 6) Entwicklung, s. 1; 2, nam.:
a) (s. 1b; 2b) Löset den Knoten (s. d. 2), vor dessen Entwicklung ich schaudre. G. 5, 82; 9, 262; 23, 145 (s. auf-w. 2c); Die Entwicklung [der Geschichte] haben wir freilich gehört, nun möchten wir aber auch gerne das Ende vernehmen [das weitre Schicksal der Pers.]. 19, 306; Der Mangel an künstlicher Verwickelung und Entwickelung [der Komödie]. W. 34; 248; 6, 154 etc.
b) (s. 1d; 2d, vgl.
a) Sind wir nun .. in Entfaltung des Stücks so weit gegangen, wird man wohl die Entwicklung der Charaktere gleichfalls erwarten. G. 33, 233; Volksgewäsch | statt folgerechten Gegenstands Entwickelung. Platen 4, 185; Geschaffen wird Nichts mehr und, was nun Neues wird, wird es nur durch Entwicklung. Sch. 688a; Sehen wir die Entwicklung der Staaten mit der Entwicklung der Köpfe einen sehr ungleichen Schritt beobachten. 1032a etc. c) (s. b) Alle Fortentwicklung (s. 4) der Menschheit. Fichte 7, 278; Noch entsprach das Ständewesen der damaligen Gesammtentwickelung. Gartenl. 13, 263b; Die ersten Stufen der modernen Gesellschaftsentwicklung. Gneist Pol. 6; Geistes- (Wackern. 4, 1109¹³), Ideen- entwicklung. WHumboldt 3, 276; Diese ungeheure Kraft- entwickelung. Freytag NB. 520; Kulturentwicklung. Natur Beil. 13, 9b; Wollte man Theilung der Blätter jederzeit als Mißentwickelung ansehen. G. 36, 129; Episode, die zur Schlußentwickelung kaum Etwas beiträgt. Nat.-Ztg. 18, 21; Die Sinnen- und Seelen- entwicklung eines Kindes. König Saalf. 2, 187; 1, 288; Nothwendigkeit solcher Vorentwicklung. Kl. 3, 190; Weiterentwicklung. Heine 7, 257 etc. Hêr- etc.: z. B.: Den Beichtgroschen aus dem Papier heraus-w. [4]. IP. 31, 43 etc.; Durch diese Reibung mit der Natur wickelt sich aus der Roheit der Geist heraus. Vischer Ästh. 2, 182 (s. ent-w. 2d); L. 6, 270 etc.; Unsern Agathon .. aus der Gefahr heraus-zu-w. W. 4, 194; 27, 38 und refl. (s. ent-w. 2a): 53; Sich aus den schwierigsten Lagen herauszu-w. 6, 79 etc.; Aurikeln | wickeln [mischen] | golden häufig sich hinein [3]. Oehlenschläger Gd. 251 etc.; Eingewickeltes hervor-w. [4] etc. Lōs- [4]: Unvermögend, ein einziges Glied los-zu-w. [aus dem Netz]. Geßner 3, 110; Meinen Freund zu befreien. . . Kaum hatte ich meinen Freund losgewickelt. G. 30, 376; Von den Rochellern durch einen Vertrag sich l. Sch. 1077b; Tieck N. 2, 25; W. 9, 165; 17, 92; Luc. 5, 137 etc., minder gw.: Diesen verworrenen Knäuel l. Klinger Giaf. 48; Die Geschichte that mir damals sehr gut: sie wickelte mir die Galle los, die mich nach und nach erwürgt hätte. Zwill. 7 etc.; I.
Um-: 1) [1] Ein Band, Papier um-w., um Etwas herum-w. etc., vgl. II1. 2) Gewickeltes anders wickeln:
Ein Knäul, ein Kind um-w. II.
Um-: 1) Einen Gegenstand mit Etwas um-w., dies um denselben herum-w. (s. I 1):
Die Banden, womit diese scheusl. Thiere die Füße des Hilflosen um-w. Forster It. 2, 40; Sie nahm ihr Schnupftuch und umwickelte seine Hand damit. G. 16, 339; V. Od. 12, 360; W. 3, 78; Luc. 5, 144 etc.; bildl.: Man umwickle noch Alles mit dem freisinnigsten . . Schöngerede. Volksz. 10, 26; Während unser Gegner . . uns mit runden Perioden umwickelt. W. 34, 304 etc.; (veralt.) Rund ohn viel U–s. Fischart B. 206a, ohne Weitres (vgl. unumwunden).
2) (s. 1) metonym., indem Das, womit Etwas umwickelt ist, als Subj. erscheint: Die Täuschungen des Eigendünkels, die dich bisher umwickelten [umhüllten]. W. 27, 393 etc. Ver-: wickelnd verwirren (s. d.), verschlingen, eig. und übertr. (s. ent-w. 1b), z. B.:
1) ohne abhäng. Präpos.: Das aufzuwickelnde Garn ver-w.; Das Garn hat sich verwickelt; Hier .. verwickelte [vgl. entwickelte] sich sogleich ein lebhafter Streit. G. 18, 317; Die Fragen .. ver-w. sich bis zu jenem Knäuel, welcher .. wie jener gordische nur durch das Schwert gelöst werden kann. Heine Lut. 1, 215; [Die Pfaffen] möchten den Geist ver-w., der sich will befreien. Platen 2, 122; JvMüller 24, 6 etc., s. 3.
2) in abhäng. Präpos.:
a) mit in und Acc., sehr gew.: Das Blatt .. war in das Halstuch verwickelt. G. 17, 240; In der Verworrenheit, in die er sich .. ver-w. muß. 21, 91; Verwickelte sich immer unentwirrbarer in die Labyrinthe. 19, 103; Leib und Seele in eine unheilbare Krankheit zu ver-w. 20, 259; Er verwickelte den räthselhaften Besuch in räthselhafte Erklärungen. 15, 100; Eine große Anzahl Studenten ist in die Sache verwickelt [dabei betheiligt]. Heyne (Forster’s Br. 2, 188); In den Sturz des Ministers mit verwickelt werden. Sch. 646a; Wurden mit Schrecken gewahr, in welch ein gefährliches Unternehmen sie sich übereilterweise verwickelt. 828b; Daß der Geist, anstatt sich vom Stoffe loszuwinden, immer mehr in ihn verwickelt wird. W. 6, 310; 2, 198; 14, 69; 17, 124 etc., vgl. (veralt.): In keine Unruhe mit einverwickelt werden. Butschky Patm. 836 etc.
b) (s. a) vereinzelt mit in und Dat.: Das menschliche Herz verwickelt und verklebt sich zu tief in zeitlichen Dingen. Luther 1, 190a; Er war niemals in den Fehden seiner Nachbarn verwickelt. Tieck 4, 144; vgl.: In einem Netze, worin [st. des korrektern: worein] er sich immer .. mehr verwickelte. W. 1, 186; Dar in verwickel einen Faden. Ryff Sp. 262a etc. c) Er verwickelte sich mit gewissen brescianischen Redensarten die Zunge dergestalt im Munde. G. 28, 201; Preußen stand in Gefahr mit diesem .. Intrigengewebe verwickelt zu werden. Oppenheim 12, 225; Wo ich mit zärtlichen Damen mich je verwickelt gesehn. W. 15, 208 etc. d) Das geringste Faktum ist aus so viel andern Fakten verwickelt. G. 39, 312, aus ineinander verschlungnen zusammengesetzt etc., s. 3.
3) (s. 1; 2d) adjekt. Partic. pass. (Ggstz.: einfach etc.) nicht leicht zu lösen etc.: Eine etwas verwickelte Truppenbewegung. Ense B. 3, 608; Ein Geschäft, das, an sich selbst verwickelt, nun gar durch Unthaten so verworren schien. G. 22, 101; 27, 435; 29, 417; Dem Geiste, der das Verwickelte sich entwirrt. Br. 467a; Heine 5, 74; Mendelssohn 5, 486; Von der einfachen Organisation steigen Sie .. zu der mehr verwickelten hinauf, um endlich die verwickeltste .. zu erbauen. Sch. G. 1, 4; In den verwickeltsten Fällen. Wackern. 4, 1098³¹; W. 34, 123 etc.; Eine alt verwickelte Angelegenheit. König Saalf. 1, 160 etc.; Die Verwickeltheit der Aufgabe etc.
4) Verwickelung, z. B.:
a) Durch eine Verwickelung von Umständen. G. 17, 241 etc.
b) Gewisse Verwicklungen .. schlichten. 19, 54; Eine nicht zu entwirrende Verwickelung. 31, 116; 33, 325; Immermann M. 4, 204; Lewald Ferd. 1, 342; Tieck A. 1, 189 etc.; Sich von einer Lebensverwicklung so gepeinigt finden. König Saalf. 1, 268 etc.
c) Die Verwicklung in [s. 2b] die niedrigen Geschäfte. W. 6, 307; 30, 456 etc.
d) (s. Knoten 9): Verwicklung in einem Roman (G. 33, 124), Drama (15; L. 7, 308) etc.; Lustspielverwicklung. König Saalf. 1, 266 etc. im Ggstz. zu auf-w. 2: wickelnd zumachen, schließen: Indem er die Rolle halb zuwickelte. G. 17, 331. in einander wickeln: Der .. Schmetterling mit zusammengewickelten Flügeln in der Puppe. Devrient 1, 87; Sie wickelten das Tuch bahnenweise zusammen. G. 20, 243; Musäus M. 3, 96; Zachariä Tag. 100 etc.
Zū-: Zusámmen-:
Wickse etc.:
s. Wichse etc.