Faksimile 0771 | Seite 1593
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Wichs Wichse wichsen Wichsier
Wíchs (spr. wir), m., –es; e:
nam. burschik.:
1) (ohne Mz.) Toilette, in der man sich „in vollem Glanz“ zeigt: Die akademische Jugend in vollem W. Brachvogel FB. 2, 169; Da sie sich erst in W. geworfen. Holtei M. 2, 45; In dem damaligen sogen. W., d. h. in buntfarbigen, schnürebesetzten Kolletten, weißgekollerten Lederbeinkleidern, Kanonenstiefeln, Stürmer auf dem Kopf. Immermann 12, 229; Card. 4; Vollmann 511 ff.; Im höchsten Burschen-W. Jahn M. 273 etc.
2) in Zsstzg.: Schnurr-W.: (gewichster) Schnurrbart. Auerbach D. 2, 390; Dicht. 2, 122 etc.
3) (s. Wichse 3; Schmiere 1b etc.) Prügel: Laß dich nimmer sehn, sonst giebt’s W. Kurz Weihn. 199; Jetzt bekam der Teufel „Wix“, | und zwar so unbarmherzig groben, | daß etc. Reithard 358.
~e, f.; –n:
1) Schuhwachs (eine Mischung von Wachs, Kienöl und Kienruß oder Beinschwarz) und was an dessen Statt zum Blanken von Lederzeug dient, best.: Schuh-, Stiefel-W. und für einzelne Arten (wo auch die Mz. gilt), z. B.: Englische Patent-W. etc.
2) (vgl.
1) W., best. Bart-W. = Bartwachs (s. d.); ähnlich auch zuw. W. = Polierwachs etc. 3) (vgl. 1 und Schmiere 1c) Prügel, gw. ohne Artikel: W. bekommen etc. oder als Mz.: (s. Wichs 3): Die schönste (n) W. 4) (bair.) Hure. Schm., vgl. Wixer(in). Schwäb. W. 536, unzüchtige Pers., s. wichsen 6.
~en: I) a.:
s. wächsern 1. II) tr.: 1) mit Wichse (s. d. 1;
2) blank und glänzend machen, nam.:
a) Stiefel, Schuhe w. V. Ar. 1, 359 etc. Dazu: Schuh- (Bahrdt 3, 321), Stiefel- (Vogt Oc. 1, 235) Wichser; burschik. mit frz. Endung: Wichsier [spr. wixjē]. Vollmann 512; Wichsier, mit Verlaub, so, was man sagt: Stiefelputzer. Benedir 1, 149 etc., vgl. Stiefelfuchs.
b) Der Grenadier .. „,wixte“ seinen Bart. Zachariä 1, 231 etc.
c) Das Polieren mit Wachs (W.). Karmarsch M. 2, 216 (vgl. Polierwachs); Auf einem „gewixten“ Fußboden. Lichtenberg 4, 155 etc. 2) (s. 1) in best. Fällen: mit Wachs steif und fest machen, nam.:
a) Fäden (zum Nähen) w. Auerbach Jos. 161; Gutzkow R. 5, 140 etc.
b) Gewichste [oder Wachs-] Leinwand. G. 28, 246.
3) (s. 1) pass. Partic.:
a) = im Wichs (s. d. 1), z. B.: Geschniegelt und gewichst vom .. Zopfband .. bis zu .. den Stumpfschuhen. König Kl. 1, 105 (s. auf-w. 2).
b) Ich kam damals vom Militär, war ein gewichster Bursche. Benedix 10, 29, der sich in strammer Haltung und sauberm, adrettem Wesen sehen lassen konnte, s. auf-w. 3.
4) (s. Wichs 3): Daß Schlagen allemal wehe thue, man möge es „Wicksen“ oder Prügeln nennen. Möser Ph. 4, 126; IP. 1, 36 etc., s. Bernd 350.
5) (veralt.) foppen, entw. zu 4 oder wahrscheinlicher in Bezug aufs Reiben (s. d. 1c; vgl.
6) —: Wenn Alles Brüder sind, die öfter mit Bedacht | und sonder Eigensinn einander freundlich „wicksen“. Günther 486. 6) = ficken 3 (s. Wichse 4) und intr.: onanieren, s. ab-w. 3; s. ferner Schm. 4, 17. Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) [1a].
2) [4] Hottei Lammf. 1, 192; Tieck Schr. 5, 532 etc.
3) [6] Sich Eins a. Droysen A. 2, 315.
4) Partic.: Abgewichst, durchtrieben, ähnlich auch: aus-, durchgewichst. Schm. Āūf-:
1) [1b] Den Bart a., empor-w. (Hackländer Skl. 1, 27).
2) [3a] Seine Kasernen mit allem mögl. Flitter aufzuputzen und auf-zu-w. Oppenheim 12, 63 etc.
3) [3b] Er machte eine ziemlich miserable Figur, der vor Zeiten so resche und aufgewichste Bursche. Spindler V. 3, 150 etc.
4) Einem Etwas a., ihn damit traktierend, es ihm vorsetzen: Sie hat mir ein Frühstück aufgewichst, das war nicht bitter. DMaje 3, 531 etc. Āūs- [4]: Klencke Parn. 1, 17; 40; JP. 1, 69; 2, 174; 4, 108 etc.; s. auch ab w. 4. Dúrch-: aus-w. Empōr-: s. auf-w. 1. Herúm- [6]: (von Frauenzimmern) sich liederlich und gemein umhertreiben. Schm. Ver-: Geld etc. ver-w., in lustigem, flottem Leben verbringen, verjubeln. Ruppius Volksz. 2, 63; Spindler V. 2, 204; 4, 20 etc., vgl. auf-w. 4 etc.
~ier, m., –s; –s:
s. wichsen 1a.