Faksimile 0770 | Seite 1592
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Wetterer wetterisch wetterlich Wetterling wettern Wetterung Wettling
Wétt~erer, m., –s; uv.:
(veralt.) Wetterprophet etc.: Vogelseher, W., Aussprecher etc. Aventin Chr. 369.
~erisch, a.:
s. Aprilwetter.
~erlich, a.:
(mundartl.)
1) das Wetter betreffend: Einige machen aus dem w–en Zustand dieser zwölf Nächte Schlüsse etc. Schm. 3, 12; 4, 198.
2) gewitterhaft. ebd.
3) verwettert, verflucht, zur Bez. des hohen Grads: Ich hab einen w–en Hunger gehabt. Auerbach D. 2, 328; Da hat er w. gelacht. 520, s. Stalder etc.
~erling, m., –(e)s; –e:
Kalte W–e, Unfläther, Grindbatzen. Fischart Großm. 94 (?).
~ern, intr. (doch s. 2f; 5); zuw. (s. 2e; g) tr. und (s. 4) refl.:
s. wittern: 1) Es wettert mit Beifügung des Wie, das Wetter ist in der angegebnen Weise, z. B.: Wie’s am Siebenbrüdertag wettert (wittert), wettert’s sieben Wochen etc. 2) (s. 1) ohne Wie: es giebt ein Wetter (s. d. 2), gewittert (s. d.), z. B.:
a) Rasch hinaus! gehäufelt und gebunden! es wettert auf den Abend. Gotthelf U. 2, 47; Gleichwie’s um Rosenbüsche wettert. Herwegh 1, 14; Es mag schneien oder w. Kohl Südr. 1, 295; Alp. 1, 167; Wenn es donnert, wettert, blitzet. Matthisson A. 1, 143 (Tscherning) etc., auch subst. Infin.: Fühlt ihr nicht ein dumpfes W.? G. 12, 200.
b) mit best. Subj.: Bis endlich, längst umwölkt, der Himmel wettert. G. 6, 88; Des Vaters [Zeus] Rechte, die aus Wolken wettert. Schlegel Gd. 1, 324 etc.
c) (s. Wetter 2c) Wenn dein Verhängnis tobt. Es wettre, wie es will. Neumatk Fortgepfl. Lustw. 3, 45; G. 3, 93; Gutzkow R. 8, 14 etc.
d) donnernd tönen: Geschossen .., daß es gewettert [gekracht] hat. LPHahn Hoh. 104.
e) donnernd sprechen, sich hören lassen: Kurio hatte .. gewettert sowohl gegen Cäsar wie gegen Pompejus. Momm- sen 3, 334; Prutz Tasch. 2, 65 etc. (s. 3; los-w.) und tr.: Der es freudig hört, wenn man ihm Beifall wettert. Zachariä.
f) (mit sein) donnernd sich fortbewegen: Bronnen, die zu Thale [oder nieder-] w. Reithard XII.
g) tr.: Erzählt oder ich wettre Euch! Klinger LeidW. 44, ich komm Euch wie ein Donnerwetter —, schick Euch eins auf den Hals, vgl. 3 und zusammen-w. 3) mit dem Ausruf „Wetter!“ (s. d. 2d) oder ähnlichen fluchen (vgl. 2e): W. (Freytag Soll 2, 38; Michaelis 68 etc.); mit dem Fuß stampfen und w. (Gutzkow R. 5, 176; Heine B. 294 etc.); fluchen und w. (Immermann M. 4, 266 etc.); über Etwas (Gutzkow 3, 145), auf Etwas (Seume Gd. 114); gegen Einen (vgl. 2e, z. B. Alexis Neap. 129); in den Bart hinein (FHofmann Waldm. 190); Einem ins Gesicht (Dingelsedt 7) w. etc.; auch mit den ausgestoßnen Worten, in dirckter Rede (Mügge Rom. 3, 1, 32; Prutz E. 3, 187 etc.) oder indirekt: Fluchte und wetterte, daß man .. nie auslerne. Immermann M. 2, 299.
4) rcfl.: sich sonnen, s. ver-w. 4.
5) intr. (sein) zuw.: von der Wittrung verändert werden, nam. im Partic.: Von einem schön gewetterten rothen Sandstein gebaut. Hesekiel Jen. 1, 2 etc. und saktit., vgl. ver-w. 1; zer-w. 1. Zsstzg. z. B.: Áb-:
1) [2a] Es wettert sich ab, das Wetter erschöpft sich durch Entladung (vgl. abregnen 1).
2) [3] Jemand wettert sich ab (vgl. 1); Ich stehe schon seit Sechs da und wettre mich ab über die verdammten Mistfinken. IP. 3) (Bauk.) = abwässern 2(s. d., vgl. Wetterung). 4) (Kriegsk.) den feindlichen Andrang abhalten, abschlagen, zurückwerfen (vgl. ein-w.): Die Infanterie muß fortan die feindlichen Angriffe mit Kugel und Bajonett allein a. Gartenl. 12, 554a; Den Anprall der Dragoner hätten die frz. Leibwächter wohl ruhig abgewettert. 555a. 5) (Schiff.) an Gefahrdrohendem glücklich vorüberkommen (vgl. aussegeln 2): Wenn das Schiff hier links die Bucht erreichen kann und dort drüben glücklich jenes Riff abwettert .., so ist es außer aller Gefahr. FHofsmann Waldm. 451; Das Schlimmste ist glücklich abgewettert. 259. 6) [5] Partic, Prät.: wetterhart (s. d.; durch-w. II2; verw. 2b): So primitiv sah sein Anzug aus, so abgewettert sein Gesicht. Scherr Pilg. 1, 218; Ich bin ein abgewetterter Kerl. Nem. 2, 89 etc. Án-: vgl. andonnern, z. B. tr. [3]: Einen a., fluchend oder mit heftigen Worten anfahren etc., intr., vgl. ein-w. Aūs-:
1) [2a] zu Ende wettern, z. B.: Gleich einer Wolke, die sich hat erschöpft mit Blitzen, | geneigt, nachdem sie ausgewettert hat, zu regnen. Rückert Rost. 55a etc., auch refl. und übertr. tr., wie entladen, ergießen, z. B.: Nach diesem Sturm, worin der wunderliche Alte eine rechte Portion Angst und Argwohn ausgewettert. König SeltsGsch. 151 etc.
2) [5] Partic. Prät.: In einem ausgewetterten Rock. Freytag Soll 3, 8 (s. ver-w. 2a); Wenn von Sturm und Zeit, wenn von Fluth und Wind | seine Züge alle ausgewetter: sind. Reithard 333 (vgl. ver-w. 2b; ab-w. 6 etc.) Dónner-:
1) [2a] Wenn’s blitzt und donnerwettert etc.
2) [3; 2d] Dieser fluchte und donnerwetterte. Scherr Gr. 1, 73; Ganz anders zu toben und zu d. 59 etc.; Wie der alte Major es kommandiert und ihm der Polizeiassessor nachdonnerwettert. Gutzkow Z. 2, 174. I. Dúrch-: 1) [1]: Es hat die ganze Woche so durchgewettert, die Witterung war dieselbe. 2) tr.: allen Wettern (eig. und übertr.) Trotz bietend Etwas durchmachen: Welche als ehemalige Prinzipalin alle Wanderzüge nach Dänemark . durchgewettert hatte. Devrient 2, 100, vgl. II 2. II. Durch-: 1) tr. [2a]: Blitze, durchwettert mich! G. 12, 301, vgl. durchblitzen II1. 2) [5] Partic. Prät.: wetterhart: Die durchwetterte Gestalt des alten Kriegsknechts. Lewald Reis. 1, 414: Eine durchwetterte Korsarenphysiognomie. Stahr Rep. 1, 15 etc., vgl. I 2. Eīn- [2f]: wie ein Wetter eindringen auf Einen, ähnl.: an-w. (vgl. ab-w. 4): Als es gekrümmt mit auf die Brust | gesetzten Hörnern auf dich ein, | das rachentflammte Unthier, wetterte. HKleist Hint. 115. Entgêgen-: z. B. [2b]: Wie sich entgegen zwei Gewitterwolken wettern, | mit Blitz und Gegenblitz einander zu zerschmettern. Rückert Rost. 87b etc.; [3] Einem derbe Flüche e. etc. Hêr- etc.: z. B.:
1) [2a] Jetzt kann’s Kieselsteine vom Himmel her- unter-w., so etc. Kompert Pfl. 2, 240 etc., vgl.: Her- abgewetterte | [vom Wetter herabgeschleuderte] | himmlische Lichter. Meißner Gd. 163 etc., s. [2f] und nieder-w. 2) [2f]: [So] schmettern sie, wettern sie, massig und schwer, | eine Menschenstürzfluth, heran. Freiligrath SW. 6, 323; Als auf seinem Zelter durch Dickicht, Korn und Dorn | heran der Freiherr wettert. Reithard 57. 3) [3] Der jetzt im ganzen Hause herumwettert und auch den kleinsten Küchenjungen nicht ungezankt lässt. Waldau N. 2, 290 etc. Lōs-: s. los III3, z. B. [2e] Wenn dieser Klavierschläger loswettert. Heine Lut. 2, 91 etc.; [3] Auf die verdammte demokratische Richtung .. l. Gutzkow R. 7, 158 etc. Nīēder-: niederschmettern, z. B. intr. [2f]: Bevor dieses [das prügelnde Holz] niederwettert. Oppenheim 10, 349 etc.; tr.: Einen schlagend n. etc. Schlácker- [1]: Das schlackerwettert. Grabbe Herm. 112. Um-, tr.: um das Obj. herum wettern, z. B. [2a]: Vom Ouragan umheult, vom Hagelsturm umwettert. Kosegarten Po. 2, 293; Bis endlich niederschmetterte, | was lange mich umwetterte. Rückert Mak. 1, 150 etc. Ver-:
1) tr.: schwäb. (vgl. zer-w.), zerschmettern, entzwei machen (vgl. 2): Der Kuckuck ist zerschlagen. .. Die alte Susel hat ihn verwettert, wie sie die Stube fegte. Sch. 131a.
2) [5] Partic. Prät. [s. aus-w. 2):
a) vom Wetter zerstört (vgl. 1b): Einen alten, verwetterten, im Eise liegenden Kahn. Gartenl. 9, 151a; Ein altes verwettertes Haus. Kompert NGsch. 1, 207; Das edle Gewächs der preuß. Junkerschaft, soweit es nämlich in der Monturblüthe stand, verwelkt, verwettert. König Saalf. 3, 162 etc.
b) (vgl.
a) die Spuren davon tragend, daß man den Unbilden des Wetters viel ausgesetztgewesen (vgl. ab-w. 6): Die beiden verwetterten Helden. DKunst 62a; Ein starker | Kriegsmann, trotzig schaut das Auge | aus verwettertem Gesicht vor. Scheffel 197; Scherr Pr. 31.
3) [3] Einen ver-w., verfluchen (s. d.), nam. Partic. Prät.: Das ist eine verwetterte Geschichte. Prutz Mus. 1, 212; So ’n verwetterter Ahitophel! Schlegel Sh. 6, 202; V. Sh. 2, 460; Weiße Kom. Op. 3, 20; Daß meine Frau einen verwetterten Hochmuthsteufel im Kopfe hat. 253; Weißer Rom. 26; W. 14, 158 etc.
4) [4] Wenn es gut Wetter ist, so liegen die Seehunde . . auf dem Strande und ver-w. sich. Kantzow 2, 428, s. aus-w., verwittern. Zer-: s. [5] und verw. 1; 2a; b, z. B.: Trümmer, die der Sturm zerwettert (1). Hungari 659 (Schücking); Mlt seinem zerwetterten Klapphut (2a). Willkomm W. 15; Dem zerwetterten Antlitz (2b). 203 etc.; auch: Ein sturmzerwettert Flaggenzeichen (1; 2a). DKunst 79a etc. Zū-: z. B. tr.:
1) Die Thüre z. Kurz Sonn. 149, ungestüm zuwerfen, schließen. 2) [3] Einem Flüche z. etc. Zurück-: z. B. tr. [3]mit Flüchen zurück-treiben, -jagen: Fluch und wetter sie zurück! G. 9, 81. Zusámmen-, tr.: wie ein Wetter zusammenhauen [2g]: Wir wollen sie z., daß sie nicht wissen, wo sie die Ohrfeigen herkriegen. Sch. 121b etc.
~erung, f.; –en:
(niederd.) Zuggraben, der das Wasser wohin leitet, z. B. zu einem zu bewässernden Grundstück (Soltau Beitr. 79b) oder im Wasserb. zu einem Siel (s. d. 2) leitet, z. B. Adelung (s. v. Kammelung), vgl. abwettern 3.
~ling, m., –(e)s; –e:
am Rhein = Ellritze (s. d.).