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Wetter
III. Wétter, n., –s; uv.; -:
1) (gw. nur in Ez.) die jeweilige Beschaffenheit der Atmosphäre, insofern die Verändrungen derselben sich uns bemerkbar machen, nam. in Bezug auf Temperatur, Luftströmungen, Gewölk und Wolkenentladungen (s. Witterung; W.-Glas; Meteorologie): Wie ist das W.?; Was haben wir für W.?; Es ist schönes, gutes, schlechtes, (un)angenehmes; heitres, helles, klares, freundliches, dunkles, trübes, nebliges, unfreundliches etc.; trocknes, feuchtes, schmutziges, regnichtes, nasses, naßkaltes, kaltes, warmes, heißes, lindes, mildes, rauhes, ungestümes, windiges, stürmisches; (un)beständiges W.; Wenn’s bessres W. wird; Auf gutes W. warten; Sich nach dem W. richten; Das W. ändert sich, schlägt um, springt um, schlägt auf, geht auf, fällt ab etc.; Von dem schlechten W., wo man keinen Hund ausjagen möchte. Alexis H. 2, 1, 32; Wenn das W. am härtesten und kältesten ist, so bricht es. Luther SW. 35, 40; Ich rechnete so lange am W., bis ich grade das schlechteste getroffen. IP. HV. 110; Sich vom W. unterhalten etc.
a) seltne Verkl.: Jeden Morgen . mache ich mein Promenädchen .., es mag ein W–chen sein, wie es will. JKinkel Jb. 2, 150.
b) seltne Mz.: Die warnenden Kenner der W. und Winde (vgl. 2b). Hagedorn 3, 96.
c) bildl., z. B.: Mädchen sind Mai, wenn sie Mädchen sind; aber das W. schlägt um, wann sie Weiber sind. V. Sh. 3, 105; Nicht weiß ich, wie sich das W. geändert [das Blatt gewendet] hat. Zwingli 2, 7 etc.; Regen (s. d. II1b) und schönes W. machen, ähnl.: Die mit dem Hauche ihres Mundes gut und bös W. machen, himmeldonnern, hageln und blitzen. Gotthelf Sch. 2, 225; Endlich sah sie ein, sie müsse wieder gutes W. machen. oHorn Schmj. 142, ihren Mann heiter stimmen; Als der Knabe sah, daß für ihn so gut W. war, wuchs ihm der Muth. Kurz Weihn. 227; Ein Sappermenter! er weiß überall gut W. zu machen; was er will, Das setzt er durch. Mügge NLeb. 1, 16; Ihm das gute W. [die Laune] verderben. Musäus Ph. 3, 77; Es wird eine Stelle vakant. Hurrah! gut W. für Kuppler! Sch. 205b, eine günstige Gelegenheit für sie, wo ihr Geschäft floriert etc.; Es ist bet mir nicht das W. [die Laune] darnach, in einem so grillenhaften Gespräch eine Person abzugeben. Schlegel Sh. 2, 187; Doch muß ich eine Weil schön W. machen [gute Worte geben, mich schmiegen etc., die Gunst zu gewinnen], | bis Heinrich schwächer ist und stärker ich. 8, 164; So soll mein Mund den Sturm des Krieges stillen, | in dem durchtobten Land schön W. geben. Joh. 5, 1, gedeihliche Ruhe und Frieden; Er bat wieder um gut W. [daß man wieder freundlich gegen sie sei]. Wagner Kind. 97; Wenn’s nicht gut W. bei Ihnen ist [Sie nicht gutgelaunt sind]. W. Merck 2, 93 etc. 2) ein mit ungestümen Ausbrüchen und Entladungen, z. B. mit Sturm und nam. mit Donner und Blitz sich kundgebendes W. (1), vgl. Gewitter; W.-Leuchten:
a) eig., z. B. sehr häufig in der Bibel; ferner: In den Lüften hängt ein Meer | voll Dunst und W. Echtermeyer 144; Ihr W., Sturm und Regen, | verschont das heil’ge Holz! G. 6, 63; Vorgestern hatten wir ein gewaltiges W. mit Donner, Blitz und Regengüssen. 23, 276; 24, 164; Rasch knatternd schlägt ein W. auf dich ein. 6, 18; 35, 215; Dessen erhabene Gipfel des Äthers W. umleuchten. 5, 105; Wie vom W. gerührt. 14, 45; War ein drohendes W. .. von Süden heraufgestiegen, es zog sich nach Westen, rückte .. un- aufhaltsam auf uns heran, es entlud sich sodann mit heftigem Regen und Schlossen. Br. 440a; König Kl. 2, 133; Das Donner-W. mit der Winterkälte zu vergleichen, also W. mit Witterung. Lichtenberg 5, 214; Das W. ist im Anzug, die Wolken laufen zusammen. Sch. 164a; Ein sanfter Schau’r hält an, ein W. nicht. Schlegel Rich. II. 2, 2; Stumpf 592a („wäter“); Da das gestrige W. | selbst für die Heide genug platzregnete. V. 1, 61; Waldis Ps. 78, 20; Weichmann 1, 29; Ein Genius .. kann W. machen, donnern, blitzen. W. 10, 151 (s. W.-Macher) etc.
b) oft in der alliterierenden Verbind.: Wind und W., z. B.: Gegen Wind und W. geschützt. ALewald 1, 27; [Früchte,] die der Wind und W. abschlägt. Luther 6, 49b; Eine Wanderschaft in Wind und W. Mendelssohn Morg. 134 etc.
c) Wie ein oder das W. (vgl. Blitz 2b; Wind) = zum Verwundern schnell; dann auch zuw. nur: zum Verwundern (s. d), z. B.: War sie wie das W. hinunter. Alexis H. 1, 1, 14; Wir hinauf wie W. und zum Fenster hinunter mit dem Kerl! G. 9, 113; Mit ihr [tanzend] herumzufliegen wie W. 14, 27; Sie erwidert den Druck; wie das W., legt er den Arm um ihre Taille. Görner Kl. Erz. o. Nam. 24; Gotthelf G. 318; Das Mädchen tanzte wie ein W. Ruppius V. 2, 50 etc.
d) in Flüchen: als Ausruf der Ver-, Bewundrung (vgl. Blitz 2c; Donner 2; Hagel 5 etc.), z. B.: So schlage das W. mich gleich in den Grund! Cham. 3, 256 etc.; So soll Sie doch das W. regieren! Prutz E. 3, 93; Mich soll der Donner und das W., wenn etc.! W. 34, 290 etc.; Daß das Donnerhageltausend W.! Lenz 1, 92 etc.; Donner und W.! Sch. 210a etc.; Hagel und W.! 113b; W. auch! 322a; Alle W.! Mügge Leb. 1, 204 etc.; Potz (s. d.) W. noch ’mal! Prutz Woch. 44 etc.; Zum W. (auch)! W. 10, 42; 12, 23; I zum W.! 28, 367; Prutz E. 3, 62 etc.; auch als Bstw.: Ein W.- (oder verwetterter, Blitz-) Junge! etc.; ferner: Fluche, Freund, nicht alle W. | auf deinen eigensinn’gen Vetter. L. 1, 72 etc. und als Bez. fluchenden Lärmens, Scheltens etc.: Wenn der Alte dazu käme, so wär das W. [vgl.: der Teufel] los. Gott- helf G. 233; Da erhob sich im Hause sogleich ein Donner und W. DMus. 1, 2, 731 etc.
e) übertr. (vgl. Blitz 2d) In dichter Pulvernacht, | umzuckt von 1000 W–n. Echtermeyer 250; Die W. des Krieges. G. 27, 449, Frevlern deiner Stirne W., | uns ein gnädig Angesicht! 7, 200; 8, 58 etc.; Des Zweifels finstre W. zogen | sich um der Wahrheit Sonnenbild. Sch. 49a; Sei behutsam auf der Wacht! | sei ein W. in der Schlacht! Stolberg Gd. 50 etc. 3) Bergb. (vgl. 1 und lösen 4b): W. nennt der Bergmann überh. die Luftmasse, die ihn in seinen unterirdischen Räumen umgiebt. Er untersch. daher: Frische [s. d. 1] W. . ., auch gute W.; matte [s. d. 2h, vgl. faul 1g] W. . .; böse W., auch schlechte W.; schlagende [s. d. 14c, vgl. sticken II 2; Grubengas; Schwaden 2c] W. Scheuchenstuel 264; Karmarsch 1, 174; 2, 66; 3, 305; 388; Daß man gut W. durch Windfang etc. .. in einen Stollen führen oder treiben und das böse W. heraustreiben kann. Mathesius 146b etc.
Anm. Ahd. wëtar, mhd. wëter, vgl. russ. srpb, Wind, gr. cρ, αīρ, Luft, Äther, dazu Gewitter, ahd. giwitiri, mhd. gewitere; wettern, wittern, mhd. witeren.
Zsstzg. leicht zu mehren und zu verstehn nach dem Obigen und folg. Bsp. (vgl. Gewitter): Allmacht-: z. B. [2]: Wie die Welt | durch ein plötzlich A. | in ihr altes Nichts zerfällt. Creuz 1, 10. Apríl- [1]: wie’s im April (s. d.) gw. ist entsprechend mit den Namen der Monate und Jahreszeiten als Bstw. —: So ver- änderlich wie A. Tieck Okt. 50 etc.; Ein Sonnenblick bei A. Alexis H. 1, 1, 196 etc.; [Die Gefühle] wechselten auf und ab, wie ein A. Heinse A. 1, 133 etc.; auch: Mars fährt auf Aprillen-W., | Laune heißt des Ruhmes Vetter. WhMüller 1, 80; Günther 825 etc. mit Fortbild.: Aprillenwetterische Gunst. Simplicissimus 1, 85. Āūfstands- [1]: wie es sich zu einem Aufstand eignet: Es liebt Keiner, sich so den Pelz waschen zu lassen. s ist eben kein A. Höfer V. 107, ähnlich: Bade-W. etc. Blítz- [2]: In den Blitz-, Hagel- und Donner-W–n von Kolophonium und Bärlappen (s. d.), so die Herren Genies um uns herum machen. W. Merck 1, 103. Búller- [2]: (s. Boller, Anm.) IGMüller Lind. 3, 52.
Dónner-:
1) [2a] G. 3, 282; 40, 340; Stein 2, 88 etc.; Zeus’ Stimme spricht im D. Ramler F. 3, 153; So ein Blick, als ob ein D. | ihm in die Seele schlüg. W. 10, 77 etc.
2) [2c] vgl.: Wie Gottes D. brach | hervor die Reiterei. Gleim 4, 9; Es kam so schnell, so unerwartet als ein D. G. 9, 270 etc. und adverbiell (gw. betont ⏑–⏑, vgl. 3): „Kannst du das Vaterunser sagen?“ Wie ’n D. Heine 16, 113; Ich wie alle D. reiß aus und davon. Sch. 107b; Er eilt .. | wie ein D. auf sie zu. W. 11, 47 etc.
3) [2d] wobei der Hauptton auf der ersten oder dritten Silbe liegen kann: „Aber, Vetter“ Das D. über Euer Gevetter! Alexis H. 1, 1, 241; So soll ihm das D. die Knochen’ zerschmeißen. Immermann M. 3, 7 etc.; D.! DMus. 1, 2, 297 etc.; D. und kein Ende! Tieck NK. 2, 105; Kreuz (s. d. 1f) D.! Droysen A. 3, 168; Laube Dr. 5, 153; Himmel-Kreuz-D.! Tieck N. 7, 6; Das heilige Kreuz-D. soll dich erschlagen! Hausbl. (56) 1, 341; Euch soll ja ein Kreuzsternschockmillionen-D. etc. Immermann M. 1, 64 etc., vgl.: In dem .. preußischen Potztausendhimmelsakrement-D.-Dialekte. Kohl A. 2, 295 etc.; auch = fluchendes Schelten etc.: Kotzebue Dr. Spiele 1, 30; Schuppius 200 etc. Dréck- [1]: nasses, wobei der Erdboden aufweicht (Koth-, Schlack(er)-, Schmutz-W.). Ernte- [1]: Gutes E. Flámmen- [2]: Das junge Herz verzagt im F. Körner 1, 193. Fȫhn- [1]: Petermann (64) 384b etc. Fróst- [1]: Ggstz. Thau- W. Frǖhlings- [1]: Das schönste F. | ist nicht so warm, so schön etc. G. 8, 87. Gǟh- [2]: Stöber- W. Spindler V. 4, 297, s. Schm. 2, 29. Ge-:
1) [2] gw. Gewitter (s. d.): Im Rollen der G. Hebel 8, 77 etc.; Vom Donner, Hagel, Blitz und andern Un- G–n unversehret. Luther SW. 64, 140.
2) das Gefluch (s. wettern 3). Grūben- [3]: Humboldt K. 2, 384 etc. Hāgel- [2]: z. B.:
1) [2a] G. 20, 31; 6. 208 etc.
2) [2c] Ich will kommen wie ein H. 9, 105; In demselben Augenblick fegte die ganze Tanzgesellschaft [Katzen] wie ein H. von der Eiche herunter. Brentano Wehm. 104 etc.
3) [2d] Blitz und H.! Was? etc. W. 28, 379.
4) [2e] Das war ein böses H. in meiner Lusternte. Arnim 323. Hérbst- [1]: s. April-, Frühlings-W. Húnde- [1]: sehr schlechtes: Reise bei dem H. Spielhagen Pr. 7, 228 etc. Kōth-: Dreck-W. Krīēgs- [2e]: s. Schlachten-W. Lêbens- [2e]: Wir trotzten . . | denselben L–n. Meißner Gd. 69. Lēīdens- [2e]: DKunst 103. Lénz-: Frühlings-W. Māī- [1]: (s. April-W.) z. B. bildl.: Nun schien mir nach einem stürmischen März und April das schönste M. beschert. G. 17, 124, auch: Maien-W. Míß- [1]: schlechtes: Nebel und M. 18, 141. Paradīēses- [1]: das schönste. Matthisson E. 1, 112. Púrpur-: z. B. bildl. = Blutbad etc.: Daß solch ein P. sollte tränken | den grünen Schoß von König Richard’s Land. Schlegel Rich. II. 3, 4. Rêgen- [1]: regnichtes. Claudius 5, 4; V. Od. 4, 566 etc.; Ausschaun, wie sieben (Hausbl. [60] 1, 178); ein Gesicht machen wie drei (Grimm M. 120) Tage R., sehr mürrisch etc. Rēīse- [1]: Wir haben angenehmes R. Platen 3, 238. Rīēsel- [1]: Ein Schauer oder „Rissel-W.“ SClara EfA. 1, 385. Schláchten- [2e]: Laut durchs Sch. | ruft Kaiser Karl ins Feld. ASchults, vgl. Schlachtgewitter. Schláck- (Lewald Leid. 2, 172), Schlácker-: Dreck-W. (s. schlacken 1), Schmutz-W. Schlóssen-: Hagel-W. (s. d.), doch gw. nicht in Flüchen. Schnēē- [1]. Schūl- [1]: (vgl. Aufstands-W.) Es schneite der Himmel ein gar herrliches Sch. Gotthelf 5, 107. Sómmer-: s. Frühlings-W. Stírn- [2]: (mundartl.) Königsberg seufzt oft über das „St.“, worunter man ein Durch- einander von Schnee, Regen und Wind versteht. Grube 3, 11. Stȫber- [2]: G. 25, 184; Körner Sch. 3, 314, vgl. Gestöber. Strāf- [2e]: H. 11, 113. Strāhl-: (oberd.) Blitz-W. Stúrm- [2]. Thāū- [1]: (Ggstz. Frost W.) Sch. 993b etc.; bildl.: Das Th. ihrer warmen Stimme schmolz das Eis um meinem Herzen. Börne 2, 81; Hebel 3, 400; Das Augen-Th. [Thränen]. JP. 64, 191. Tramontāna- [1]: Kaltes T. Platen 7, 216. Ún-: arges Miß-W. (s. d., vgl. Ungewitter). Grube 1, 63 etc.; Ich nenne es ein U., denn es ist eig. keines; so war es vor allem Wetter, eine Ungeburt aller Bestandtheile zu einem Wetter. Rahel 1, 279. Vergéltungs- [2e]. Wéchsel- [1]: wechselndes, unbeständiges, z. B. (bildl.): In unserm politischen W. Monatbl. 1, 536b. Wínd- [1]: windiges (vgl. Sturm-W.). Gols 3, 207. Winter- [1]: s. Frühlings-W. Wírbel-[2]. Zórn-[2e]u. ä. m.