Faksimile 0754 | Seite 1576
Werg
Wérg, n. (m.), –(e)s; 0; -:
im Ggstz. zum reinen, feinen Flachs oder Hanf der unreine, grobe oder: der Abfall, auch ausgedehnt auf ähnl. Faserstoffe (z. B. Burmeister gB. 2, 209) und bildl., s. Kunkel 1; Rocken I2; ferner z. B.: Daß in unsern Reden .. auch unnützes W. .. steckt. Börne 2, 124; Allmählich zupfte sie das W. ihren Gedanken auseindnder. Gutzkow Unt. 2, 2, 375; Einen aus deutschem W. und lateinischen Splittern zusammengewürgten Kanzleistil spinnend. König Jer. 2, 370; Sein „Werk“ ist abgelaufen, | sobald er über die Schwelle tritt. Körner 102b, es ist mit seiner Weisheit (seinem Latein) zu Ende etc.
Anm. Nach Frisch etc. von wirren, vgl.: Das von den Zähnen zurückgehaltene Gewirre von Fasen, das „Werrig“, W. oder die Hede ist bei der groben Hechel unrein. Krapp Techn. 2, 626; Karmarsch 1, 812 ff.; 2, 598 etc. Richtiger sieht Schm. darin Verkürzung aus dem noch nam. schwäb. und schwzr. (s. Stalder 1, 247) Abwerk, Abwerch (s. Frisch, vgl. wirken), wie ahd. awirchi (Graff 1, 964) neben werih (962); mhd. âwürke neben wërc. Benecke 3, 595b ff. Im Auslaut findet sich nam. bei Älteren „k“, z. B.: Von Wachs und Werk gemacht. Fischart B. 180b(cera atque stuppa); Garzoni 563b; Ryff Th. 32; 47; Ihre Arbeit ist .. in Flachs oder (als sie nennen) in Werck. Stumpf 349a; 127b; Weidner 62 etc.; schwzr. auch: Werch, z. B. Gotthelf G. 128; Sch. 139 etc., zumeist aber (s. o.) Werg, z. B. Freiligrath SW. 6, 209; G. 28, 269; Feineren Flachs aus dem Werge gehechelt. V. 2, 188 etc.; bei H. auch masc.: Junge Mädchen fern vom Feuer, | wie den Werg! etc. Dazu als Ew.: wergen. Campe; Werkene Stricke nicht für hanfene verkauft. SClara EfA. 1, 376; Von purem grobwerkenem Garn. Döbel 2, 19a; Daß die flächsene zarte Wort nicht wirken Tuch machen. Simplicissimus 3, 731 (bildl.: etwas Grobes) etc. Als svrwdt s. Hede, Dusse, Kuder, Harplüs, Stuppe (lat. stuppa).
Zsstzg. (s. Hede): Áb- [Anm.].
Dícht(er)-: zum Dichten (s. d. I.) oder Kalfatern der Schiffe, aus aufgedrehtem und auseinander gepflücktem Tauwerk, auch: Kalfat-, Pflück-, (Schiffs-) Tau-W., nicht zu verwechseln mit Dicht-, Tau-Werk. Fláchs-. Hánf-.
Lēīn-: Abfall beim zweiten Hecheln des Flachses. Schm. Dazu: Den Flachs „ableinwerchen“, zum zweiten Mal hecheln. Ders.
Míttel-: von mittlerer Feinheit.
Schwíng-: der Abfall beim Schwingen (die schlechteste Sorte). Karmarsch M. 2, 598 etc.
Spinn-: s. Spinnwerk 2 etc.