Faksimile 0745 | Seite 1567
Faksimile 0745 | Seite 1567
Faksimile 0745 | Seite 1567
Faksimile 0745 | Seite 1567
Faksimile 0745 | Seite 1567
Faksimile 0745 | Seite 1567
werden
Wêrden, wárd (wúrde), würde; gewórden (s. Anm. 3); wirst, wird; werde!; Werde-, intr. (sein):
entstehn; ins Dasein treten; ins Sein oder in einen Zustand des Seins übergehn etc., mit versch. Nüancen: 1) Ein (sachl. oder persönl.) Subj. wird, ohne weitern Zusatz = entsteht, entwickelt sich (vgl. 2 etc.), z. B.:
a) Es werde Licht! und es ward Licht. 1. Mos. 1, 3; 14 etc. (vgl.: Er sprach das Wort: es werde! G. 4, 104; Schöpfungswort und Werde. 2) etc.; Also ist Himmel und Erde [ge]worden. 2, 4; Ein solches [Sein], das ewigfort nur w. soll. Fichte 7, 304; Ich dachte: Was will w.? Freiligrath SW. 1, 450; [Das Feuer,] das immer ward und immer sich verlor. G. 12, 57; Da wurde das Licht! Du Gabriel, sahest, | wie es hervorriß. Kl. M. 6, 504; Da wird ein, augenblicklich Brausen und Bewegen. Sch. 336a; Dann wardst du [geboren]. 239a; Daß über uns .. | der Liebe Kranz aus funkelnden Gestirnen, | da wir erst wurden, schon geflochten ward. 348a (s. Schm. 4, 145, a); Unter seinen Augen bin ich geworden [hab ich mich entwickelt, ausgebildet]. 736a; Man weiß nicht, was noch w. mag. Uhland 49 etc., vgl. auch: Dazu; Deß; Das; es kann Rath (s. d. 1b) w. [geschafft werden] etc.; ferner: Jung (s. d. 1a, Schluß) w. = geboren werden.
b) adjekt. Partic. Präs.: Wenn der Sporn an einer Reiterferse | dein w–d Lied zerriß. Freiligrath SW. 1, 442; Als . . Venus .. aus dem Meerschaum entstand, da sah der Himmel .. auf das w–de Wunder. Geßner 4, 212; W–d betrachte sie nun, wie nach und nach sich die Pflanze | .. bildet etc. G. 2, 291; Wer fertig ist, Dem ist Nichts recht zu machen, | ein W–der wird immer dankbar sein. 11, 10; 13, 295; 24, 25; Ins Wirkende, W–de, sich Entwickelnde. 40, 502; Jetzt ist schon ein w–des Leben an meine Verwesung angewiesen. Sch. 740a; Manches w–de Talent ist aber noch kein gewordenes (s. c). Schütze Hamb. 705; Nicht nur gewordene (s. c) Zeuge vergnügte sie dort zu betrachten [betrachteten sie mit Vergnügen], | sondern die w–den auch. V. Ov. 1, 311; Il. 20, 128; Wackern. 2, 891²¹ etc.
c) adjekt. Partic. Präter. (s. b: Schütze; V.): Wenn wir uns aus dem bekannten Gewordenen das unbekannte W. (s. d) aufzubauen genöthigt finden. G. 39, 57; Und doch ist der Ton als solcher so selbständig, als Gewordenes doch so ein Ureignes, so ein von Menschenhänden gar nicht zu schaffendes Geschaffenes. Gutzkow R. 9, 11; Die Gaunersprachen zeigen klärlich den Unterschied einer gemachten [s. d. 1t: Heinse] Sprache von einer naturgemäß gewordenen. Pott Zig. 2, 2 etc., auch verneint, z. B.: Ewige, ungewordene und ungezeugte [Götter]. Schelling 2, 2, 398, als nicht gewordene, sondern ewig seinde etc.; Mit Recht nennt uns Herder die ungewordene Nation. Jahn V. 12, die nicht fertige [nicht Nation gewordene, s. 8a] etc.
d) substant. Infin.: Daß alles W. ein Geheimnis ist, auf welches wir nur im Gewordenen (c) einige Hindeutungen besitzen. Danzel 142; Die Zeiten . ., | da ich noch selbst im W. war. G. 11, 10; 22, 410; 39, 310; Zeiten .., wo Alles zum W. und Verändern strebt. 26, 186; Den Gipfel des eigenen W–s und Wesens. 30, 10; Die Geister, die .. ihrem W. bang entgegenzittern. Herwegh 1, 188; Das Seiende ist aber im Begreifen der Natur nicht von dem W. der Natur absolut zu scheiden; denn nicht allein das Organische ist ununterbrochen im W. und Untergehen begriffen. Humboldt K. 1, 63; 87; Nicht ein Wesen, sondern ein W. Luther 1, 406b; JvMüller 14, 251; Von dem allerersten W. | der unendlichen Natur. Sch. 49b; Weitschicht’ge Dinge sind im Werk und W. 545b etc. 2) Die Fügung von 1a auch prägn.: in gewünschter Weise sich gestalten, sich entwickeln etc., z. B.: Der Kranke wird; wird wieder, genest; Der Knabe wird, schlägt gut ein, wird tüchtig etc.; Die Sache wird, kommt zu Stande; nimmt einen guten Verlauf etc.; Angelika malt mich, daraus wird aber Nichts (s. 3). Es verdrießt sie sehr, daß es nicht gleichen und w. will. G. 24, 43; Der Kerl wird schon werden. Sausen kann er wie ein Teufel. Rabner 4, 30 etc. Dazu auch der ungeduldig treibende Ausruf Dessen, dem das Geheischte nicht schnell genug kommt oder da ist: Komm mit deinem Märchen | nun bald zu Ende! Wird’s? L. Nath. 3, 7; „Nun! wird’s? wird’s?“ herrschte der Kommerzienrath den Diener an. Prutz E. 3, 342; 423 etc., auch: Wird’s mit dem Wagen? Gutzkow Z. 1, 169 (s. 4) etc. 3) (s. 1) Aus Etwas wird Etwas (vgl. 8), z. B.: Aus Kindern werden Leute; Aus dem Most wird durch Gärung Wein; Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. 1. Mos. 1, 3; Aus dem Knaben wird etwas Tüchtiges etc., prägn.: Etwas, Ggstz.: nichts Tüchtiges etc. oder: Nichts; Ich bin neugierig, was aus der Sache w. [wie sie sich entwickeln] wird; „Glaubst du, daß aus der Sache ’was wird? [sie zu Stande kommt, Erfolg hat, s. 2].“ Nein, es wird Nichts draus; Jch habe einmal Posto gefasst und ich denke mir, daß daraus ’was w. soll. G. 6, 338 etc. 4) (vgl. 3) in der Frage: Was wird [geschieht] mit dieser Pers., Sache?; Was soll damit w.?; [Erst] will ich gewiß sein, was in Frankreich mit dir w. wird. G. 28, 303. 5) Einem wird Etwas, er empfängt es als sein Theil (s. d. 12; 14c), als das ihm Zugetheilte:
a) Jedem Lande ward für jedes trübe Entbehren irgend eine freundliche Vergütung. Börne 2, 259; Brant N. 20, 25; Dir ward, was du gewollt. Cham. 3, 319; Also Das ist mir zuletzt für die höchste Nachsicht geworden [als Dank etc.]. G. 5, 87; Die entfernteste Veranlassung und Mitwirkung, wodurch mir Dinge geworden, die mir lieb und werth sind. 21, 244; Götz: Gott sei Dank! warum [worum] ich warb, ist mir [ge-]worden. 9, 111 (34, 111); Wie manches Angenehme wird uns durch seinen Umgang! 15, 7; 208; 25, 154; 33, 269; Zelt. 4, 65; Hebel 3, 264; Luther 5, 271a; Welche Antwort wurde dir? Sch. 69a; Ehre ward euch und Sieg. 76a; Geworden ist ihm eine Herrscherseele. 335b; 343a; 358b; Da wurde eurem Vater eines Tages | ein seltsam wunderbarer Traum. 500b; Jenen ward der gewaltige Wille. 491; Jedem Wesen ward | ein Nothgewehr. 523b; 786a; V. Sh. 3, 359; Klementine soll die Meinige [s. 7a] oder wenigstens nicht diesem englischen Protestanten w. 28, 93 (vgl. mit Genit.: Fragen Sie lieber, was er sagen würde, wenn ich eines Andern w. sollte. Weiße ꝛC., s. 7a).
b) So gut ist es (s. d. 7) mir vgl.: solch Glück ist mir nicht geworden etc.
c) mit zu (versch. 8), z. B.: Etwas wird Einem zum Lohn, zur Belohnung, zum Dank, zur Strafe etc.; zu Eigen (s. d. 2), zu Theil (s. d. 14c), z. B.: Daß dem Menschen wirklich solche Gaben und Fähigkeiten zu Theil [ge]worden sind. L. 5, 14 etc.; ferner zuw. mit Infin. und zu, z. B.: Ihr wird [sie bekommt] Nichts davon zu sehen. W. 11, 227 etc. 6) mehr mundartl. (nach Adelung in und um Dresden) mit Angabe der Ortsverändrung, des Woher, Wohin = sich begeben, gehen etc., was im Präs. auch durch einen zu ergänzenden Infin. (s. 9c) erklärt werden kann —: Nach Leipzig; über Feld w. [reisen]. Adelung; Morgen werde ich zum ersten Mal aus [-gehn etc.]. L. 13, 296; Ich bin alt und Sie w. in den Krieg [ziehn etc.]. Lewald Ferd. 3, 161 etc., aber auch z. B. Impf.: Ich ward [gerieth] halb außer mir (s. 7). Kl. 11, 18 etc. 7) mit Beifügung Deß, wie das Subj. wird oder sich gestaltet, oft ganz nah grenzend an 8, wie denn als Ersatz des Prädikats, wo der Engländer so anwendet, nach deutschem Sprachgebrauch es (s. d. 2), Das (s. d. 3c) gilt, z. B.: „Wär ich denn wirklich so klug?“ Die ganze Welt sagt’s .. und weil ich es auch gern würde „Je nun, wenn Er Das w. will etc. Engel 1, 88; Ihr werdet nie gescheit w. „Wird man Das?“ G. 9, 46 etc.
a) mit persönl. (oder belebtem) Subj.: „Wie ist der Knabe unter seiner Zucht geworden?“ Er ist ganz anders geworden; so geworden, wie wir es gewünscht; ganz nach Wunsch geworden; gut, brav, tüchtig etc. geworden. „Und was [s. 8] ist er geworden?“ Ein (tüchtiger) Kaufmann; Der Knabe wird ganz wie sein Vater oder: er wird sein Vater (s. d. 1b); Adam ist [ge-]worden als Unser- einer. 1. Mos. 3, 22 = Der Mensch ist [ge-]worden wie Einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses. Zunz etc.; So lasst mich scheinen, bis ich werde [so, wie oder: Das, was ich jetzt nur scheine]. G. 1, 130 etc.; Durch Schaden wird man klug; Ein durch fremden Schaden klug W–der oder Gewordner ist klug; Jemand wird arm; (immer) ärmer; reich; krank; gesund; besser; schlechter; elend; schwach; stark; kräftig; alt; grau; froh; heiter; traurig; trübe; zornig; bald roth, bald blaß etc.; Jemand wird einer Sache müde, satt, überdrüssig etc., wird Etwas gewahr (s. d. 2), inne (s. d. 1 und s. Zsstzg.), los (s. d. 4) etc.; Sie w. einig (s. d. I), eins (s. ein II 1h), handelseins, schlüssig (s. d.), räthig (s. d. 2), Raths (s. d. 6) oder zu Rath, zu Rede (s. d. 3); Jemand wird andern Sinns oder andersgesinnt, andrer Meinung; frohen Muths etc.; Sie ward guter Hoffnung (s. d.), schwanger etc.; Sie wird mein und keines Andern [Eigen etc.], vgl. öa, Schluß; Da möchte ich des Teufels (s. d. 1l) w. etc. Auch substant. Infin.: Daß also dieses Leben nicht ist eine Frömm[ig]keit, sondern ein Fromm-W.; nicht eine Gesundheit, sondern ein Gesund-W.; nicht ein Wesen, sondern ein W. (s. 1d). Luther 1, 406b; Manches aufblühende Talent zum Besser-W. angespornt. Schütze Hamb. 705; Das Gewahr [s. d. 2d] -W. etc.
b) mit sachl. Subj.: „Wie wird die Ernte?“ Sie wird gut, nach Wunsch, schlecht, mittelmäßig, eine Mittelernte etc.; „Wie wird das Porträt? ähnlich oder unähnlich?“ Es wird zum Sprechen etc.; Das Eisen wird hart, härter, rostig, magnetisch (s. 8) etc.; Das Wachs wird weich, knetbar, flüssig etc.; Das Wetter (s. c) ist warm, wärmer, kalt, rauh, ungestüm geworden; Da der Tag kühl(e) [ge-]worden war. 1. Mos. 3, 8 etc.; Die Tage w. länger, die Nächte kürzer; Die Zeit ist mir sehr lang geworden etc.; Wir möchten jede That | so groß gleich thun, als wie sie wächst und wird, wenn etc. G. 13, 29 etc.; seltner: Sein ganzes Alter ward 930 Jahr. 1. Mos. 5, 5 ff. Substant. Jnfin.: Das Anders-W. der Sache ist noch nicht immer ein Besser-W.; Das Flüssig-W. fester Körper etc.
c) (s. d) mit Es (s. d. 7) als Subj.: Wie wird es [oder: die Sache]?, auch: Wie wird es mit der Sache, mit dir?; So kann’s nicht bleiben, es muß anders w. (damit) etc.; Es oder: das Wetter, s. b wird warm, kalt, Frost-, Thauwetter etc.; Es wird jetzt früh dunkel oder Nacht, spät hell oder Tag etc.; Es wird spät, Mittag, über 12 (Uhr) etc., ehe wir fertig w.; Es wird [währt] nicht lange, so zeigt sie sich. G. Stein 1, 290 etc.; Morgen wird es ein Jahr oder jährig, daß etc.; Es wird nöthig; dringend nothwendig; Zeit; die höchste Zeit, daß wir aufbrechen etc.
d) (s. c) mit hinzutretendem persönl. Dat., wobei es wegfällt, wenn ein andres Wort an die Spitze des Satzes tritt, z. B.: Es wird mir oder: Mir wird so und so zu Muth, zu Sinne etc.; schlimm und übel; zum Erbrechen zu Muth; ekel(ig); wabbelig; flau etc.; angst und bange; ängstlich (zu Sinn); grausig; schwer ums Herz etc.; schwindlig; drehend vor den Augen etc.; so leicht, so wonnig zu Muth etc.; So leicht wird ihm nicht wieder danach zu Muth w. [gelüsten] etc.; Wie ward dir? was bewegt dich so auf einmal? Sch. 336a; Wie ward mir?. . Wie wurde mir. als etc.? 409b etc.; Wie wird Cid (Nomin., s. a oder Dat. ?) auf dieses Wort? H. Cid 3 = wie entbrannte er? 8) (s. 7) mit Beifügung Deß, was das Subj. wird; in was es übergeht, sich verwandelt, wozu es sich gestaltet. Dies kann ein einfaches Prädikat sein (Ew. oder Hw.) oder mit zu angeknüpft, das mit dem best. Artikel (z. B. beim Superl.), wie mit dem unbest. außer wenn noch eine nähere Best. dem Hw. vorangeht gw. verschmilzt (zum, zur), z. B.: „Was wird ein Weißer, wenn er ins schwarze Meer fällt?“ Er wird naß (vgl. 7); Der Wein wird sauer; Essig; zu Essig; zu starkem Essig; zum stärksten Essig, vgl. (s. 3): Aus dem Wein wird Essig etc.; Der Schnee wird (zu) Wasser; Das Unternehmen wurde zu Wasser (s. d. 1); Das Eisen wird dadurch magnetisch (s. 7b); ein Magnet; zu einem oder häufiger: zum Magnet; zu einem sehr starken Magnet etc.; Die Ausnahme darf nicht Regel; zu einer, häufiger: zur Regel w.; Dies Wort ist zum Sprichwort; zu einem gäng und geben Sprichwort geworden; Was Midas sich als Gunst erbat, wird ihm zur (schrecklichsten) Strafe (versch. 5b); Der Knabe wird ein Mann; zum Mann; zu einem tapfern Mann; Die Knaben w. Männer, zu (tapfern) Männern etc.; Das wird etwas Rechtes, prägn.: Etwas, Ggstz.: Nichts (vgl. 3), z. B.: Das kann ’was w. G. 10, 194 etc. Wir fügen noch einige leicht zu mehrende Belege bei: Also ward der Mensch eine lebendige Seele. 1. Mos. 2, 7 (= Es ward der Mensch zu einem Leben- Athmenden. Zunz); Bis daß du wieder zu Erden werdest. 3, 19; Habel ward ein Schäfer, Kain aber ward ein Ackermann. 4, 2 (Es wurde Hebel ein Schafhirt etc. Zunz); Wir wurden Alle lauter Sieg (vgl. Ohr 2b etc.) | und lachten ihrer Zahl. Gleim 4, 32; Den König, der mein zweiter Vater ward. G. 13, 67; Ward nun ihr Schlummer uns Schlaf, ward nun ihr Schlaf uns zum Tod. 1, 212; Fromme Herrschaft zieht frommes Gesinde und wird Eines des Andern Segen; böse Herrschaft zieht böses Gesinde und wird Eines dem Andern zum Unsegen. Hebel 4, 26; Das Wort ward Stahl und Eisen, | zum Schwerte ward das Lied. Putlitz W. 3; Da werden Weiber zu Hyänen. Sch. 80a; Die prächtige Zukunft ist eine jämmerliche Gegenwart geworden. Wackenroder Kl. 258; Hast uns dein[en] Sohn | .. zum Heiland lassen (s. d. 5) werden. Waldis Ps. 68, 11; Es tönt, als ob ringsum auf jedem Baum | ein jedes Blatt zur Kehle [ge-]worden wäre. W. 20, 74; 3, 174 etc. Ferner verschmelzend mit dem artikellosen Prädik.:
a) Partic. Präter.: Erschien sie der Versammlung wie die menschgewordene Göttin der Freiheit. Stahr Rep. 1, 318; W. 16, 37 etc.; Das Genie sagt: die Regel bin ich; es ist lebendige, Person[-]gewordene Regel. Vischer Ästh. 2, 396 etc.
b) substant. Infin. und dafür auch Werdung, z. B.: Vor der öffentlichen Bekanntwerdung. Ense D. 2, 357; Dies sind Wischnus Fleischwerdungen. Forster Voln. 226 (s. Inkarnation); Die Froschwerdung der lycischen Bauern. W. 13, 228; Besteht nun die heutige Religion in der Geld werdung Gottes oder in der Gott- werdung des Geldes? Heine 6, 234; Die zehn Irdisch- werdungen Wischnu’s. WHumboldt 1, 36; Zu weiterer Kundwerdung. Erbvgl. 216; Wackern. 4, 811²⁶ etc.; Die gnädige Mensch werdung Gottes. Luther 1, 38a; Heine 5, 99 etc.; In dem großen Wochenbette des Ende Juli wurde die Revolution wiedergeboren, nicht als ein einzelner Mensch, sondern als ꝛein ganzes Volk und in dieser Volkwerdung spottet sie des Kerkermeisters. 14, 23; Lut. 2, 134 etc.; Zur Wirklich werdung eines ewigen Friedens. Börne 5, 19 etc. 9) W. verbunden mit Formen des Zeitw.:
a) mit Partic. Präs., vgl. 7 und z. B.: Er wird, ward zornig (s. 7) oder: zürnend, wüthend etc.; Da ward das ganze Heer laufend [es fing an zu laufen] und schrien und flohen. Richt. 7, 21; Und Rache schäumend wird mein Blut. Göckingk. Lieb. 92 = Matthisson A. 8, 253; Der König wurde dar- über lachend. Olearius Ros. 73b; Je mehr sie davon verzehrten, je größer die Leber wachsend ward. Schaidenreißer 50a; Der König, Dieses sehend, ward sehr betrübt, der Prinz aber von England ward lachend. Weidner 134; Ihr werdet, wie Gott, erkennend Gutes und Böses. Zunz (1. Mos. 3, 5) etc.
b) (s. a) mit Infin. statt des Partic. Präs., im Sinn von anfangen zu, häufig in Nordd., z. B. sehr gw. in Mecklbg. und so, wie in der frühern, theilw. auch noch in der heutigen Schriftspr.: Moses aber ward zittern. Ap. 7, 32; Was ist euch, Vater? ihr werdet ja so heroisch aussehen. Claudius 4, 10; Dann ward mich frieren. Höfer Hausbl. (57) 1, 41; Frau Alheid wurd gar zornig w. Keller Fastn. 480, 7; Da sind die Kinder zittern worden. Luther Tischr. 61b; Wird dir allein nicht bangen? Mülner 2, 10; Da warden die Bauren gar sehr lachen. Murner Ul. 6; Er ward ihm fluchen. 10 etc. (s. Glossar 462b); Alle Hund w. blind geworfen, aber der, so am langsamsten sehen wird .., der wird für den besten geachtet. Ryff Th. 11; Indem ein Vogel auf ein Ast | wurd flattern. HSachs G. 2, 45; Da es tagen ward. Schaidenreißer 36b; Sie ward laut schreien. 43b; 53b; 60b etc.; Die Sieben wurden erschrecken. Uhland V. 308; Es ward die Bürger verdrießen. 458; 459; 461; 462; 464 u. o.; Wackern. 2, 9²⁰; 48³² etc.
c) Aus b entwickelt sich die heute allgm. geltende Verbind. des Präs. und Konjunkt. Impf. von w. mit dem Infin. Präs. und Perf. zur Bildung des Futuri und Konditionalis simpler und exaktum, zum Theil mit versch. Nüancen, von denen wir hier folg. hervorheben: α) einfach als Bez. der Zukunft: 1. Mos. 2, 23; 24; 3, 4; 5; 4, 12; 14; 24 etc.; So gewiß es ist, daß ich meine Sara ewiglieben werde, sowenig will es mir ein, daß ich sie ewig lieben soll, soll! L. Samps. 4, 3 etc.; Morgen des Nachmittags um drei Uhr, wird sein der siebente Mai. Rabner 3, 43, heute gw.: als am siebenten Mai etc. 8) die Form von α auch volksthüml. statt des Präs., z. B.: Warte hm! wo werde ich nun den Schlüssel haben? Jffland 3, 1, 34 = wo hab’ ich ihn nur oder wohl? etc.; ferner: Ich werde Martin Krumm heißen und werde auf diesem Gute hier wohlbestallter Vogt sein. L. 1, 305 = ich heiße etc. und bin etc., eig.: wie es sich ergeben wird; wie Sie von mir des Nähern erfahren w. etc.; Nun gut! ich werde das alte Wochenblatt lesen und was werde ich darin finden? Prutz Mus. 3, 69 = ich lese .. und was finde ich? etc. γ) als Drohung: Wart! euch werd’ ich (bringen, kuranzen)! etc., auch mit Fortlassung des Infin.
d) zur Bez. des als wahrscheinlich Vermutheten, z. B.: Du wirst der neue Meisterknecht sein sollen. Gotthelf U. 1, 139 = du bist wohl (wahrscheinlich; so denk’ ich mir) der neue Meisterknecht etc. und bes. im Fut. exakt.: Ihr werdet heut in Blumenstein gewesen sein? 267; Hier wird der Ludwig seine Knabenjahre verlebt haben. . . Auch der Unterricht wird sich auf das Gewöhnlichste beschränkt haben. Droysen Y. 1, 8; Hebel 3, 491; Man wird ungefähr auf eben die Art verfahren sein. Winckelmann M. 1, 252a etc. ε) mit Konj. Jmpf. z. B. in indirekter Rede: Wie der Mensch allerlei lebendige Thiere nennen würde [nennte], so sollten sie heißen, vgl. direkt: Wie du sie nennen wirst, so sollen sie heißen etc.; ferner in Bedingungssätzen (als sog. Konditionalis): Wenn du Das thun würdest (= thätest) oder: gethan haben würdest (= gethan hättest), so würde es mir lieb sein oder gewesen sein (= so wäre es mir lieb oder mir lieb gewesen) etc. und z. B. den Gedanken nur halb aussprechend: Die Mutter würde mich [bringen etc., wenn ich Das thäte] Lebt wohl! G. 11, 140; auch substantiviert: Dies Würde = dies Wenn etc. (s. mögen 2b). η) das Partic. Präs. mit dem Infin. ist unübl., vgl.: Für in Zukunft (s. d.) Dürstende sorgend. Platen 4, 34; Hast du künftig (s. d.) Drohendes bedacht. G. 13, 323 etc. d) mit Partic. Präter. (vgl. 7 und s. Anm.) zur Bildung der Zeiten des Passiv. Wir heben dabei als seltner, aber nicht ganz unüblich das Partic. Präs. hervor, z. B.: Daher unsere Sprache das Wort Bildung sowohl von dem Hervorgebrachten als von dem Hervorgebracht-w–den gehörig genug zu gebrauchen pflegt. G. 36, 6; Nicht ohne unterdrückt w–den Widerwillen öffnete der Herr. Klencke Gsp. 1, 64; Der Werth des jährlich von Irland nach Liverpool eingeführt w–den Viehs. Kohl E. 1, 137 etc.
Anm.
1) Goth. vairthan, ahd. wërdan, mhd. wërden, vgl. lat. verto, wonach (s. wärts etc.) die Grundbed. wohl ist: sich wenden, eine Richtung nehmen etc. (vgl. engl. turn), s. Benecke 3, 728b; Wackern. Gl. 585, vgl. auch werth, Wort etc.
2) Nach allgm. Gebrauch finden sich Doppelformen im Jmpf. nur in der Ez.: ich, er ward oder wurde; du wardst oder wurdest (Mz. nur mit „u“ wie der Konjunkt. mit ü). Eine Unterscheidung, wonach wurde als Hilfszeitw. (s. 9d), sonst aber ward gelten soll, ist weder in der ältern Sprache begründet (s. ward im Pass. 1. Mos. 1, 21; 2, 1 etc.), noch wirklicher Sprachgebrauch, s. o. die Belege, nam. solche, in denen beide Formen nur aus Wohllautsrücksichten wechseln, z. B.: Wie Alles durch die zweite Beleuchtung in Gluth gesetzt wurde, ward das Licht des Mondes ausgelöscht. G. 24, 43; Als sie immer feiner und verständiger ward, wurde sie Kammerjungfer. Hebel 3, 301; Worte wurden, Liebe ward gewechselt. Platen 4, 293; Abend ward’s und wurde Morgen. Sch. 48a; Wie ward mir. .. Wie wurde mir etc.! 409b etc.
3) Im Partic. Präter. gilt heute worden (ohne ge) fürs Hilfszeitw. beim Pass. (s. 9d), d. h. in Verbindung mit einem andern Partic. Präter., sonst geworden, vgl. nam. Fälle, wo Ew. nur Participialform haben, z. B.: Das ist bekannt [= kund] geworden und: Der Verbrecher hat seine Schuld bekannt, pass.: sie ist von ihm bekannt worden; Dadurch ist er bei der einen Partei verhasst und bei der andern beliebt geworden, und: Er ist von der einen Partei gehasst und von der andern geliebt worden; Die Gäste sind betrunken geworden, weil so viel Wein getrunken worden ist u. ä. m. Doch findet sich in der ältern Spr. gw. worden für das heutige geworden und so z. B. noch:
a) bei Ew. und Adv.: Bin worden grau und alt. Cham. 3, 87; 4, 263; 4, 156; Daß ihm der Grundsatz je bekannt worden. Fichte N. 7; G. 19, 261; 8, 78; Wohl Euch, daß Ihr mit dem Verräther nicht näher verwandt worden. 9, 69; Haller 84; L. 12, 5; Lewald W. 4, 28; Der ihm persönlich ver- Sanders, deutsches Wörterb. II. hasst worden war. Ferd. 1, 131; W. 3, 11; 11, 150; HB. 1, 89; Luc. 1, 414; 3, 382 etc.
b) mit prädik. Hw.: Wir sind Freunde worden. Cham. 5, 152; Kaum war’s Nacht worden. Forster R. 1, 42; Nachdem das Schauspiel aber ein Gewerbe worden war. Gervinus Sh. 1, 154; Er ist ein Jüngling worden. G. 4, 27; 8, 168; 9, 294; Haler 76; 153; Könnt’ ich nicht | ein Kerl im Staat geworden sein? .. Schatzmeister bin ich bei | ihm worden. L. Nath. 1, 3; Waren .. | des kühnen Muthes Opfer worden. Sch. 65b; Ein Gott bist du dem Volke worden. 67a; 464b; 690b; Bis er anders worden. 105b; W. Merck 2, 129 etc.
c) bei einem mit zu angeknüpften Hw.: So ist mir denn das schönste Königreich . . | zur Wüste worden. G. 13, 340; Haler 121; 222; H. 11, 73; Mendelssohn Ps. 109, 25; 118, 22 etc.
d) selten geworden statt worden, z. B.: Als die Frucht gespeist geworden. G. 6, 96; Und bestohlen bin ich auch geworden. Gutzkow R. 4, 71 etc.
4) Bsp. von Formen, die im heutigen Gebrauch unüblich: Präs.: Ich wird. Agricola 9 etc.; Du wirdst. Schaiden- reißer 51a; 62b etc.; Imperat.: wird! Agricola 226 etc.; Impf.: Sie worden. Luther 6, 503a; Mandelslo 45b etc.; warden. Schaidenreißer 52 etc.; Kein Glocken noch kein Uhr | in ihr gehöret wur. HSachs (Wackern. 2, 111¹³) etc.; Konjunkt.: Du würst. Schaidenreißer 65a etc.; Wenn er .. umkommen müßte, so wurd ja unsre ganze Gegend verbrüllet. Gotthelf G. 157; Brant N. 20²⁸ etc., s. Schm. 4, 145.
Zsstzg. z. B.: I. An-: (mundartl., vgl. ahd. anawerdan) an das Obj. kommen, z. B. mit pers. Obj.: So war ein starker Türke; derselbige war vor Anderen Herzog Bugislaffen sonderlich angeworden. Kantzow 2, 233 etc. und bes. mit sachl. Obj.: Etwas gewohnt werden: Der Adel ist .. nicht sehr .. vorsichtig auf die Nahrung gewesen, aber jetzund .. sind sie es angeworden. 405 etc., s. Brem. W. 5, 234. II. Ān-: ohne (s. d. 1c und Anm.) oder los werden, vgl. währen 2, Schluß wozuwirnocheinigeBelege fügen: Welche ihre Waaren um einen geringen und spöttlichen Werth a. [losschlagen]. SClara EfA. 1, 101; 2, 723; Wie hast du das großse] mächtiglel Gut ohngeworn? HSachs 3, 2, 117d; Dein Anwern [Verschwenden]. G. 2, 156; So magst du sein nicht a. Schaidenreißer 67a [16, 66] etc.
Āūs-:
1) fertig werden, zu Ende kommen: Macht nur, daß unser Proceß bald aus wird. G. 10, 173; L. 7, 139; 140 etc.
2) [6] auch: Erst will dem Schimpf der Boden a. HSachs 3, 3, 62a, ausgehn [ausgeschlagen werden etc.]. Ent-: (veralt., s. Adelung) 1) entgehn, entfliehn etc.: Ist ihm das Herz entworden. Fleming 421; Dem Nichts e. kann. Günther 673; Logau 2, 55, 9; Damit er unsern Händen nicht entwerde. Schaidenreißer 69b [16, 372]; 73a [17, 316]; Jemehr du nach ihm greifst, jemehr entwird er dir. Silesius 1, 25 (vgl. Gervinus Lit. 3, 350) etc. 2) aufhören zu sein: Der Ggstz. des Werde, ein Entwerde. Ense T. 2, 79. Er-: (veralt.) verderben. Büchsenmeist. 21; 27 etc.; Schm. Hín-: (mundartl.) zu Grunde gehn, sterben, krepieren. Spindler V. 1, 42; 2, 204; 3, 184; 4, 53; 77 etc. Jnne(n)-: Etwas gewahr werden, so daß man zur innern Überzeugung davon kommt (s. inne 1), z. B.:
1) mit Genit.: Wenn sie ihrer Sünde innen würden. 3. Mos. 4, 14; 4, 32, 23; Pred. 4, 3; Als sie ihres zerstreuten Tiefsinns innewurde. Auerbach Ab. 30; Opitz 2, 218; 230; Sie werden ihres Wahnes innewerden. Sch. 482a; Stumpf 342b etc.
2) mit Acc., z. B.: Es (s. d. 9) innen werden. Hiob 9, 5; B. 145b; Simrock Gudr. 432 etc.; Man wird das Grobe und Ungleiche des Fadens über den Perlen nicht inne, die etc. Engel 8, 245; Haller 208; Hammer RH. 391; Tieck 16, 278 etc.
3) mit daß (Arndt Ber. 272 etc.), wie (Schaidenreißer 38a) etc. Lōs-: s. los III 4 etc. Ver-: in den Zustand des Nichtseins übergehn, vergehn (ugw.), z. B. Grimm Gramm. 4, 163, vgl. verwesen 1.