Faksimile 0743 | Seite 1565
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Werb werbbar Werbe Werbel
Wérb, m., n., –(e)s; –e:
(veralt.) ein auszurichtendes Geschäft (s. werben 5; 6a); Was ihm der Oberste ..für ein W. befohlen. Kantzow 2, 239; Nach verbrachtem W. seiner Lieb’ und Begierd. Schaidenreißer 47b [11, 246] etc. Zsstzg. (s. die von werben) z.B.: Be- (selten):
1) auszurichtendes Geschäft, z. B. neutr. Reutter Kriegsordn. 63.
2) das Sich-Bemühn um etwas zu Erlangendes: Der B. um des Mächtigen Freundschaft. V. H. 2, 296; Wett-B. [Konkurrenz]. Ausland 37, 792a. Er-, m.: das Erwerben und: das Erworbne (vgl. Erwerb-ung, -nis), eig. und übertr., sehr häufig in Ez., z. B.: Hier [bei Goethe] ist die Kunst ein Besitz, wenn sie bei Schiller oft ein E. scheint. Gervinus Lit. 5, 451; Göckingk 1, 157; Der ich mich auf den E. schlecht, als ein Dichter, verstand. G. 1, 282; 5, 223; Ans Lateinische .., das uns .. den übrigen E. aller Zeiten in Übersetzungen darbietet. 21, 28; 20, 36; 22, 46; 88; JvMüller 6, 14; Platen 2, 308; Thümmel 3, 57; V. 1, 65; 3, 36; Mit dem E. neuer größerer, lichtvoller Jdeen muß sich auch die Sprache erweitern. W. 33, 358 etc.; auch zuw. in Mz.: Es ist einer der besten E–e unsres Jahrhunderts, daß etc. Scherr Bl. 1, 112 etc.; Doppelzsstzg. z. B.: Noch einen Brot-E. zu erlernen. Saphir DBr. 95; D Mus. 14, 2, 81; Diese Trennung durch Stände und Brot- E–e. Goltz 3, 172 etc.; Auf Geld-E. bedacht etc.; Meine bürgerl. Ideen von Arbeit, von Selbst-E. [E. durch mich selbst] und Thätigkeit. Hartmann Erz. 382; Der langsame Wieder-E. eines verlorenen Kapitals. Kant Anthr. 170 etc. Ge- (gw. n.):
1) ein drehbarer Theil, nam. wodurch 2 Stücke beweglich mit einander verbunden, in einander gelenkt sind:
a) an Geräthschaften (s. Scharnier): In dem G., Kopf oder Nagel des Zirkels, da er auf- und zugeht. Egenolph Abm. 31; Wenn .. das Stielchen [der Mimosa] wie an einem G–e niederklappt. G. 22, 278; Die 2 Backen der Zange, die sich um ihr G–e drehen. Prechtl 10, 238; Dieses G–e dahinten [am Klapptisch] .. und die Ausschnitte am G–e. Stilling 2, 6; Das G–e an einer Schraube. Frisch 2, 440c etc. Nbnf.: Alle Schrauben, Ge- würbe und Löcher [des Fuchseisens]. Döbel 2, 143a etc.; Schrauben-, Zirkel-G. etc.
b) (s. a und vgl.: Ginglymus, Gewinde, Winkel-, Scharnier-, G.-Gelenk. Bock An. 59) im thierischen Körper: An die Hüft’, allwo | das Schenkelbein sich im G–e dreht, | genannt die Pfanne [s. d. 2c]. B. 162a = Wo der Schenkel | in dem Hüft-G–e sich dreht. 224a; Ins Schulter-G–e. 222a (= Beim Schulterwirbel. 160a = Ins Schulterge- lenk. V. Il. 5, 146); Im Knöchel und G. der Hand. Garzoni 361a; An jedem Ellenbogen ist ein rundes Beinlein, wie eine Rolle, darüber die G. auf- und abgehen. ebd; 353b; Kein Gleich [s. d. I] im Knie. .. Solche Glied oder G. Ryff Th. 28; 34 etc.
2) (s. Werb, Be-W.) ein auszurichtendes Geschäft, z. B.: Daß er sich bald dieses, bald jenes G–e bei ihr machte. Lewald Hel. 1, 205; Ein bloßes Bedientenleben, denn sie mußten G–e laufen etc. Niebuhr Nachg. 297 etc. Hieran schließen sich die folg., mehrfach ineinander greifenden Anwendungen: 3) (s. 2) die Werbung um ein Frauenzimmer: Ich that erst mein G. mit unterbrochner Rede. Bodmer 116; Franz war so dringend in seinem G–e. Musäus M. 4, 86; Da! hinter dem Rücken des Vaters muß er sein G–e an die Tochter bestellen. Sch. 183a etc. 4) (s. 2) der Erwerb und: darauf gerichtetes Geschäft, Thun etc. (s. 6): Die da meinen, Gottseligkeit sei ein G–e. 1. Tim. 6, 5 (mit Randgl.: Ein Händelchen, damit man Ehre oder Gut möge suchen etc.); Der Ägypter Handel und der Mohren G–e . . werden sich dir ergeben und dein Eigen sein. Jes. 45, 14; Thu dein G–e weg aus dem Lande! Jer. 10, 17 [dein Erworbnes, deine Habe, selten]; [Er fleht Götzen] um seinen Gewinn, G–e und Hantierung. Weish. 13, 19; Die Richter treiben ein öffentliches G–e mit der Gerechtigkeit. Forster Jt. 2, 203; Endlich trieb die Noth nach dem G–e mich aus. G. 1, 253; Die Wirthschaft ist groß und wichtig unser G–e. 5, 34; Die ein reichliches G–e mit den Erzeugnissen des Gebirges treiben. 19, 53; Es ist nun ein eignes G–e, Gipszeltlein.. zum Verkauf durch die Menge zu tragen. 24, 228; G–e ist besser als Geerbe. Jahn M. 296; Die See ist sein [des Fischervolks] G–e. Sch. 775b; Woher durchschifft ihr die Woge? | Ist es vielleicht um G.? etc. V. Od. 9, 253; Frauenzimmer .., welche mit Dem, was man etwas uneigentlich Liebe zu nennen pflegt, ein G–e treiben. W. 5, 179 etc. Veralt. masc.: Viel Salz darin gemacht, so auch ihr größter „gewärb“ ist. Stumpf 5a; Ihr größter G. ist spinnen, weben undoder Leinwat und Gespinnst sich ernähren. 430a; Ein Färber zu Konstanz wollt damals den Leinwat-G. aufbringen. 399b; Großen Seiden-G. 8a etc. 5) (s. 2) berufsmäßige Thätigkeit und Wirksamkeit, z. B.: Du [Diplomat] magst nun dein G–e treiben. G. 10, 229 etc., s. 6. 6) zumeist die Begrisse von 4 und 5 verbindend: zum Erwerb des Lebensunterhalts dienende berufsmäßige Thätigkeit und: ein Lebensberuf in Bezug auf solche Thätigkeit, wie auch kollektiv: die Gesammtheit solcher Berufsarten und Thätigkeiten (s. Gewerbnis), z. B.: In diesem Lande blühn die G–e oder: blüht das G–e. Adelung (vgl. Industrie); Gar oft verdirbt ein Handwerksmann, | der viel G. und Handwerk kann. Brant N. 18⁵; Mancher Fabriken befliß man sich da und manches G–es. G. 5, 5; Bedenken Sie, was .. Handel, Gewerke und G–e zusammenschaffen müssen, bis ein Gastmahl gegeben werden kann. 17, 43; Das Feld bauen und sonst mühseliges G. treiben. 33, 264; Welches G–es wird der Gatte sein? 300; Das Geschäft des Sattlers, sehr nahe verwandt mit dem G–e des Taschners und des Riemers. Prechtl 269; Munter entbrennt, des Eigenthums froh, das freie G–e. Sch. 76a; Den Fluß ableiten und den Felsen sprengen | und dem G. die leichte Straße bahnen. 348a; Schlegel Sh. 2, 8; Das Söldnerwesen kommt auf, der Krieg wird G–e (noch nicht Stand). Vischer Ästh. 2, 267; Hat sein G–e von der Pike auf entlernt. Waldau N. 2, 75 etc. Zahlreiche Zsstzgn (s. 4; 5 und vgl. die von Handwerk), z. B.: Dem Bürger des kleinen | Städtchens, welcher ländlich G. mit Bürger-G. paart. G. 5, 42; Das Fischer- G–e | giebt rüstigen Muth. Salis 77; Innerhalb des Fischerei-G–es. MWiggers Warn. 32; Ochsenmästung ist das Haupt-G–e (4). Niebuhr Nachg. 259; Ihr Schäfer da pfuscht doch gewöhnlich | halb in das Hexen-G. (5), Herzspann zu vertreiben und Zahnweh. V. 2, 91; Dein, Liebchen [Venus], ist das Kriegs-G–e (5) nicht. B. 163b [V. Il. 5, 428]; Indeß wir . . Kunst-G–e ritterlich verschmähn. G. 35, 251; Oppenheim 12, 40 etc. (Möser Ph. 3, 143 Druckf. st. Kunstgewebe); Daß alle Arten von Pferdegeschirr den Hauptartikel des Riemer-G–es ausmachen. Prechtl 11, 580; Das Sattler-G–e. 12, 269 etc.; Wo die Beredtsamkeit zu einem Welt- G–e (5) wurde und alle Talente in Beschlag zu nehmen schien. AdMüller Beredts. 206 etc. 7) (s. 5; 6) z. B. auch vom Schaffen und Wirken der Bienen (s. Gewirk): Rastlos glüht das G. und von Thymian duftet der Honig. V. (Jen. Lit.–Z. 1804) 1, 321; G.: Bienenwabe. Stalder 2, 446 etc.
~bar, a.:
was sich werben (s. d. und Zsstzg.) lässt, z. B.: Ein allgemeines, von Jedermann er-w–es Verdienst. DViertelj. 1, 1, 360, s. erwerblich 1.
~e, n.:
s. Gewerb.
~el, m., –s; uv.:
1) s. Wirbel. 2) Acker- W. = Werre, Maulwurfsgrille. Oken 5, 1528.