Faksimile 0742 | Seite 1564
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Wer
* Wêr, pronom. (Genit.:
wessen oder weß; Dat.: wem s. d. —; Acc.: wen, s. Benecke 3, 564 ff.):
1) in direkter oder indirekter Frage = welche Person, z. B.: An wem und an was [s. d.] soll ich diese Wuth auslassen? König Kl. 2, 188; 1, 325 etc.
a) Daß nach einer Mz. von Pers. gefragt wird, kann durch hinzutretendes Alles bez. werden: Wer kommt denn Alles? Gutzkow R. 7, 198; Ich weiß nicht, wen Alles er eingeladen hat; wem Alles er eine Einladung geschickt hat etc. oder wenn w. bei sein als Prädik. erscheint, in welchem Fall auch das Geschlecht der Pers. hervorgehoben werden kann, vgl.: W. sind die Schauspieler, die Schauspielerinnen; Können Sie mir sagen, w. die Schauspielerin ist; W. ist denn deine Charmante? Körner 248b etc.
b) substantiviert: Eine Frage . .: w. soll fallen? . . Das W. ist berichtigt; nun zum gleichwichtigen Wie. Sch. 164b etc.
2) als adjektivisches Fragewort (bei Hw.) = welcher, was für ein?:
a) gw. nur im einsilb. Genit. weß (während für 1 in der Prosa gw. wessen gilt), z. B.: Weß Geistes Kind ist er?; Ich weiß nicht, weß Geistes Kind er ist; Weß Geistes Kind er auch sein mag etc.; Weß herrlichen Geschlechts Töchter ihr sein möget. Hebel 3, 444; Aus welchem Land? weß Namens? Schlegel Sh. 2, 303 etc.
b) selten: Wer Künstler möcht’s erdenken? Spee Tr. 114 (Wackern. 2, 285¹), vgl.: „Soll er oder ich?“ Wer Er? Ich seh ihn nicht. Klinger F. 206.
3) = derjenige, welcher, eine Gattung bezeichnend, wie der (s. d. 3b) ein Individuum (vgl. mhd. swër), ugw.: Wohl haben Jene gelebt allesammt, | dein schlichter Ahn an der Reuß und Albrecht | und w. [der] den Freiheitsbrief mit der Scheer’ entzweischnitt sodann. Platen 2, 250, vgl., wo Fiesko freilich auch 2 best. Pers. im Auge hat, aber doch die Gattung der Tyrannei darstellen will: W. die Freiheit zu stürzen Miene macht [wie Gianettino] oder Gewicht hat [wie Andreas Doria], w. [von Beiden] ist mehr Tyrann? Sch. 164a, wobei man das doppelte w. (zu 3 und
1) beachte, vgl. auch: Niemand, w., z. B.: Schelte .. meine Person . ., w. da (s. d. 1) will: es ist ihm schon vergeben; aber Niemand warte von mir .. Geduld, w. [wenn er] .. Christum .. und den heil. Geist zu Lügnern machen will. Luther 1, 278b etc.; ferner: Der ist der Herr der Erden, | w. ihre Tiefen misst [der Bergmann]. Novalis 1, 66 etc. Wo der Bezug auf das weibl. Geschlecht oder auf mehrere Individuen hervortritt, wählt man lieber eine andre Wendung, vgl.: W. lange Mamsell gewesen ist etc. Lichtenberg Hog. 1, 150, wenn ein Frauenzimmer etc.; W. sich jetzt gegenseitig besuchte, durfte voraussetzen, freundlicher .. aufgenommen zu werden. Gutzkow R. 7, 342, wenn sich jetzt Welche etc. 4) = Jemand, Einer, z. B.: Jst W., der’s leugnen will, Der komm. Blumauer 1, 14; Hat schon W. so gesagt? B. 137b; Göttlich, meinte W. aus der Gesellschaft. Cham. 4, 241; Claudius 6, 52; Freiligrath SW. 5, 225; 6, 295; 333; Wen (1) suchst du denn? du suchst Wen. G. 10, 237; Gotter 1, 258; 3, 490; H. 15, 157; Logau (L. 5, 352); Mülner 6, 21; 127; Schlegel Sh. 1, 169; Schwab 2, 437; Simrock Gudr. 233; N. 819; Werner Osts. 1, 105 etc., auch: Am Tage, wo das Spital nur selten Anderswen beherbergt als den Spittler. Gartenl. 12, 534a etc.; Weiß es denn jetzt noch irgend W.? Uhland 121 etc., vgl. auch: Ohne Etwas [s. d. Anm.] oder Etwen zu treffen. Vischer Ästh. 1, 425 etc.