weltisch
weltlich
Weltlichen
Geistliche
Weltling
Wélt~isch, a.:
in Zsstzg., s. die von weltlich, z. B.: Unsere neu-w–en Getränke. 1, 171, aus der Neuwelt (s. d. 1) stammend; Der vor-w–en Flora. 40, 253 (vgl. vorsündfluthlich) etc. —
~lich, a.: (gw. ohne Steigrung): der Welt angehörig oder darauf bezüglich:
1) zuw. allgem. (vgl. 2, s. 2aa), z. B.: Wie schön sich die w–en Dinge [die Dinge der Welt] gegen einander verhalten. 5, 7; Diese [die Bettler] seien wahrhaftige W–e, d. i. nicht eines Dörfleins oder Markts, sondern der ganzen Welt Einwohner und Bürger. 3, 756²³) — nach lat. mundanus. Tusc. 5, 37, s. Kosmopolit —; gw. nur in Zsstzgn (s. d.). —
2) insofern die Welt (s. d. 1f) dem Ewigen und Göttlichen entgegengesetzt wird, dann auch dem Religiösen und Gottesdienstlichen (s. d.) und endlich dem Geistlichen (s. d. 3):
a) in mehr oder minder tadelndem Sinn: der Welt und ihrer Lust und Eitelkeit fröhnend, dem Irdisch-Sinnlichen — statt dem Ewigen, Göttlichen — zugewendet etc., ihm gemäß (wo auch eine Steigrung statthaben kann): Das ungöttliche Wesen und die w–en Lüste. 2, 12; Den pfaffischen und w–en Sinn. E. 77; Was soll dem frommen Derwisch der w. eitle (s. d. 1c) Tand? 3, 317; 6, 253; 4, 22; Das Kleid wild und w. . . Weil der Teufel .. diesen w–en Adel [be]herrschet etc. 3, 3311⁸; ²⁴); Wie frömmelnde Richtungen sich oft w. entpuppten. R. 5, 72; Wie w. kokett sie bei der Procession einherschlendert! 8, 352; Daß nicht ihr stets Altvordere rühmend erhöhn mögt, | als gläubig und fromm und die jüngere Zeit darstellt als w. und gottlos. 4, 247; 333; Ob.. ein w. Wünschen mir im Herzen war. 502a etc. — α) vgl. dagegen in Aufhebung jener Gott und Welt trennenden und das Sinnliche als gottlos verdammenden Anschauung: Der große, heitere, die ganze Betrachtungsweise erfreulichst umkehrende Gedanke einer fortschreitenden, bei Dem, was jene Theologie und Mystik am leidenschaftlichsten verwirft und verfolgt, als ihrem Ziel anlangenden göttlich-w–en Lebensentwicklung. 1, 314 etc., s. 1. — 8) Dazu: Die W–keit seines Sinnes, Strebens etc.; Die Sage [der Genoveva] voll W–keit und Leidenschaft füllt er mit Frömmelei. Lit. 5, 662; So ließ auch damals schon die W–keit (s. α), die heitre Lust der Sinne, sich nicht ganz aus ihrem guten angeborenen Recht vertreiben. GschTh. 14 etc. —
b) nicht der Religion, dem Gottesdienst angehörig oder darauf bezüglich (vgl. als Ggstz.: geistlich 2; kirchlich etc.), z. B.: W–e Lieder, Gesänge, Musik etc.; Sollt’ ich nicht einen geistlichen Text unter eine w–e Weis singen können oder einen w–en Tanz aus der Psalmenweis .. geigen können? Garg. 5; Die besten w–en Schriften. 5, 7 etc. Dazu (vgl. as): Die starren Unterschiede zwischen Geistlichkeit und W–keit vernichtend. GschTh. 50 etc. —
c) nicht dem geistlichen (s. d. 3), sondern dem Laienstand angehörig, ihn betreffend, darauf bezüglich etc., z. B.: Die w–e Macht, Obrigkeit, Herrschaft; Der w–e Arm (s. d. 3). 4, 47; 816a etc.; Die w–en Könige 22, 25), Fürsten 20, 25), die Mächtigen der Erde (vgl. 2 und 8), — nam. aber im Ggstz.: W–e Kleidung. 12, 722a; Die geistlichen und die w–en Kurfürsten; Die w–en Stände, meine Nachbaren. 9, 52; Wenn die geistliche Hand der w–en Zügel sich anmaßt. 5, 64; Eine Menge von halb geistlichen, halb w–en Genossenschaften, die den Mönchs- und Ritterorden nachgebildet waren. R. 5, 277; Alle vor dem Frieden gemachte [säkularisierten] Bisthümer und Abteien. 882b; 883b; 380b; 725a (Druckf.: „weltiche“ Die W–en suchen.. wieder, was ihre Boreltern ihnen an die Geistlichen entmacht. 12 etc. — Dazu: Die W–keit: a) = Laienstand. — 8) ein w–er Herrscher (s. o.: die Bibelstellen): Ihr wisst, wie, die für Götter galten, | der Völker W–keiten, mit Verspotten | die ersten Jünger Christs — Empörer schalten. Gd. 1, 87. — y) w–e Macht, Herrschaft, Rechte, Stiftungen etc.: Daß der Papst alle seine W–keiten an Frankreich überlasse. 6, 209; Die wenigsten W–keiten waren Familienstiftungen. 24, 85 etc. — Zsstzg. yam. zu 1, s. die entsprechenden von Welt, z. B.: Alt-: der alten Welt (s. d. 2h) angehörig: Der größte a–e Geier. 12, 166a, Ggstz. neu-w. — außer der Welt seind und: auf das so Seinde bezüglich: Diese a–en Anlagen und Wünsche in uns. Lit. 5, 246; So sehr auch jederzeit sein Blick auf das Jrdische .. gerichtet schien: des A–en, des Übersinnlichen konnte er doch .. keineswegs entbehren... Sich eine a–e Welt .. nach seiner Weise aufzuerbauen. 27, 445 ff.; Dem Deīsten, welcher also einen a–en oder über-w–en Gott annimmt. 5, 131; 202; Sein Gott ist .. nicht a., sondern ein Insasse dieser Welt. Lut. 2, 217; So geben Sie .. zwar einen a–en Gott zu, leugnen aber eine außergöttliche Welt. Morg. 238; 250; Inner-w–e Götter, nicht vergleichbar mit jenem unerschaffenen, a–en Wesen. 2, 2, 492 etc. — der großen Welt (s. d. 2o) gemäß: Er hatte literarische und g–e Bildung. D. 6, 299; G–e Üppigkeit. 5, 4 etc., vgl. un-w. 2. — J., inner-w., s. Ggstz. außer-w., z. B.: Indem man, so (wie Jacobi that) von einem i–en Gott rede. Lit. 5, 321. — Vor- und j–e Pflanzen. Selts. 155. — eine Kleinwelt (Mikrokosmos) bildend etc. 6, 87. — s. Ggstz. alt-w.: Kinder des n–en Westens. gH. 1, 37; (47) 935. — Kaum erlauben sie ihm, wie die Hölle der Proserpina, die eine Hälfte des Jahrs im o–en Lichte zuzubringen. 8, 28. — Was über das S–e hinausgeht. Kl. 1, 58. — über die Welt hinausreichend, darüber erhaben (vgl. außer-w.): Indem ihr geistiges Ganze sich zwar um die Weltsonne, aber nach dem U–en in stetig zunehmenden Kreisen bewegte. 19, 172; Das ü. Große. 2, 95; Das Leben der Natur wird nicht von einem ü–en Schöpfer und Erhalter abstammend, sondern als in ureigner Gesetzmäßigkeit in sich selbst ruhend betrachtet. Lit. 2, 116; Daß Shakespeare durchweg mit allen ü–en Schicksalsmotiven .. gebrochen. 17, 557 Bis zu jenem höchsten ü–en und übermenschlichen Gipfel. G. 2, 481. — z. B.:
Āūßer-: Grōß-: In-: Jétzt-: Klēīn-: Nēū-: Ober-: Sínnen-: Úber-: Un-: 1) nicht irdisch: Du Sohn des Olymps, u–er Jüngling. —
2) unweltläufig (vgl. Welt 1e; 5a und als Ggstz.: groß-w.): Wenn ein s. g. Gelehrter . . spricht, klingt es nicht oft, als sei ein Mann vom Mond heruntergefallen, der die Sprache der Menschen nicht versteht? so dunkel, so un-w. und unmenschlich . . stellt der arme Mensch sein .. Leben . . hin. Bel. 14 — Unter-: z. B.: Mephistopheles ist ein subtiler Geist .hochgestellt in der u–en [höllischen] Hierarchie. 7, 190; 136 etc., auch: Diesen u–en [unterirdischen] Schienenweg. 12, 616b; 17, 521 etc. — Ūr-: U–e Gebirgsarten. 40, 167; Diese Reste einer u–en Vegetation [Steinkohlen]. KlSchr. 1, 126; U–e Fabel erzählt’s. 2, 238; Ar. 1, 261; 2, 1299¹¹ etc., s. vor-w. — Vōr-: (vgl. ur-w.) Unter den v–en Thieren. D. 5, 447; Mit v–en Beziehungen [wie bei Plato]. 5, 120 etc.; Ein Nachtwächter .. mit langem Spieß und ur-v–em Horn. Pr. 6, 127, wie sie es in gleichsam unvordenklichen Zeiten trugen ꝛe.; auch: Die fossilen V–keiten. Par. 2, 314, Überreste der Vorwelt. — Zwíschen-: Die Schleiermacher’sche Bez. der Engel als z–er Wesen. Streitschr. 1, 140. —
~lichen, in Zsstzg.: Ent-, tr.: von dem Weltlichen frei, los machen: Deutschland von der kirchl. Fremdherrschaft zu befreien und die Kirche selbst zu e. Hutten 2, 65. — Ver-:
1) tr.: weltlich machen:
Geistliche darf nicht verweltlicht werden. Jahn B. 147; Die Hymne hat bei ihm den religlösen Inhalt verloren und erscheint ganz verweltlicht. Prutz Lit. Tasch. 2, 28; Gsch. Th. 78; Stahr Jahr 1, 113 etc.; dazu: a) (s. weltlich 2a;
b) Den verweltlichten und paganisierten [dem Heidenthum zugewendeten] Gymnasien. (44) 1562a; R. 6, 21; 137; Das
Die Sittenverderbnis und Verweltlichung der Geistlichen. B. 1, 153; Daß zu viel Einsamkeit ebenso schadet als zu viel Verweltlichung. Stadtsch. 1, 78; In Folge bedenklicher Verweltlichung der Gesinnung. Sph. 16; Āsth. 2, 264 etc. — b) (s. Welt 2c) Klöster, Bisthümer etc. v., säkularisieren; Einen Mönch ver-w. etc.; Der ehemalige Benediktiner .. durch seine Verweltlichung sehr heruntergekommen. 15, 71; Saalf. 1, 269; 312; 321 etc.; Von der Verweltlichung der Landeshoheit. 1, 1, 117) etc. —
2) intr. (sein): weltlich werden, s. nam. 1a: Daß er allmählich selbst verweltlicht. Päd. 3, 1, 23. —
~ling, m., –(e)s; –e: ein weltlich (s. d. 2a) Gesinnter: Dem sinnlichsten W–e. Ap. 1, 186; 126; Bl. 3, 7; Sh. 6, 365; Du W. magst haben | nur weltliche Gaben. 971; Gd. 61; Gottloser W. Jak. 10; 12, 101; Der W–e Lüste verschwinden bei jedem Blicke in die ernste Ewigkeit. Eins. 42.
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