Faksimile 0729 | Seite 1551
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welk welkbar Welke welken Welkheit welklich
Wélk, a.:
(ahd. wëlh, mhd. wëlc, vgl. schwelk, s. schwelen, Anm.):
1) der lebendigen Frische und Spannkraft ermangelnd, zunächst von Pflanzen und Pflanzentheilen (s. 2), danach auch bildl., verallgemeint: Ps. 90, 5 ff.; Jes. 28, 4; Hangen so schlaff und w. herunter, wie die Zweige einer Zitterespe. Engel 12, 130; Ihr Quellen all des Lebens . ., | dahin die w–e Brust sich drängt. G. 11, 22; Gotter 1, 253; Doch ist dieses Neue schon so alt, so w. und abgestorben. Heine Reis. 3, 13; Pfeffel Po. 3, 75; Deine junge blühende Gestalt soll unter seiner Umarmung w. wie eine Mumie zusammenfallen. Sch. 204b; Nicht will er einen Frühling, w. und taub, | nein, einen Frühling, welcher treibt im Saft. Uhland 435; Der w–en Stadtmamsell. V. 4, 146; Sein Antlitz, kurz zuvor so w., so todtenbleich, | wird feuerroth. W. 20, 181 etc.
2) (s. 1) (absichtlich) gedörrt: W–es Obst etc. Adelung.
~bar, a.:
welk werden könnend, gw. verneint: Aus nimmer w. treuer Mutterliebe. König Saalf. 2, 143 etc.; Tulpe, Bild des Ruhmes, | die mir un-w. schien. Hungari 1, 212; Ob ihre Lilj’ un-w. sei. Lohenstein JbrS. 87; Ver-w., s. verwelklich.
~e, f.; –n:
Brauer.: Darre (s. d. 2), auch: Darr-, Welk-, Schwelkboden.
~en: 1) intr. (sein) welk werden, eig.:
W–de Pflanzen, Blätter etc. und übertr., z. B.: Deine Wonnen w. nicht. Arndt 399; „Die Hoffnung blüht dem Dulder“ .. | Sie welkte in der schwer erkrankten Brust. Cham. 4, 191; Gervinus Sh. 1, 275; Gutzkow R. 9, 248; Heine Verm. 1, 171; Sank .. nieder in Ohnmacht und Arm und Beine welkten. Heinse A. 1, 124; Die Hände w., die dich groß gepflegt. Hungari 1, 649; Zu gelbem Krokos welkt des Halses Lilie. Kosegarten Po. 2, 317; Rückert 2, 91; Aus den w–den Lippen [der Sterbenden]. Sch. 160a; Stehst du nicht blühend da in Jugendkraft? | welkt Jene nicht mit jedem Tag zum Grabe? 418b; Indem alle Länder welkten, durch die sie [Wallenstein’s Armeen] zogen. 915a; Wann, am steten Licht verschmachtet, | die Wissenschaft zu Trägheit welkt. V. 3, 136; Th. 22, 63 etc. 2) tr.: welk machen:
a) (s. welk 1): Die Zeit welkt Rosen. Gleim 3, 184; Gutzkow R. 5, 445; Wie die Oberlippe .. die schlaffe Üppigkeit [Subj.] welke. H. 11, 308; Ein früher, schwüler Abend | welkte meine Lebensblüthe. Kretsch- mann 5, 216; Rückert 6, 30; Sanders Kutr. 4; Shakspeare 8, 295 etc.
b) (s. welk 2) Gewelkte [vorher: gedörrte] Pflaumen. G. 16, 15. Zsstzg. (vgl. dorren, dörren) bes. zu 1 z. B.: Áb-: Dort welket nicht, zerknickt | vom Fuß des bösen Glücks, die schönste Hoffnung ab. Alxinger D. 312; Wir grünen und wir welken ab. Daumer 2, 175; Sparta .. welkte ab, wie ein Baum. Fallmerayer Mor. 1, 46; Görres V. 26; JP. Fat. 1, XXVIII; Einer, dem abgewelkt der Jugend Kraut war. Rückert Mak. 2, 121; Seydelmann 220 etc.; bes. im Partic. Präter. vgl. [2]: Unsre Gefühle sind abgewelkt. Heine 6, 46; Ein abgewelktes Gesicht. Lied. 353; König J. 1, 121; Saalf. 2, 204; Uhland 212; Ihre Wangen sind wie ein abgewelkter Kranz. W. 11, 274; 9, 84 etc. Welken sie zu einem frühzeitigen .. Ende rettungslos dahin. Prutz DM. 1, 2, 516; Steub DTr. 2, 38; Sie welkt dahin, des Lebens Blüthezeit. W. 10, 131; Abzehren und d. Luc. 5, 308 etc. welkend einschrumpfen (selten): Das dürreste Herz und Gehirn, das in irgend einer Hauptstadt einwelkt. IP. 36, 52; 8, 218. (selten):
Dahín-: Eīn-: Ent-:
1) welkend entsinken: So entwelkten mir die Kränze, | die ins Haar mir Phöbus schlang. B. 3b.
2) [2] von der Welkheit frei, wieder frisch machen. Er-: Nicht e. ihre Blätter. Fischart Kinderz. 41. Hín-: Wenn mein fast ganz h–des Leben .. wieder aufzugrünen .. anfängt. B. 484b; Ihr Hauch durchwürzt die Lüfte, | am Abend welkt fie hin. Kosegarten Po. 1, 80; Zur Erklärung seines H–s vor dem 25sten Lebensjahre. Sch. 1078a; W. Luc. 4, 353 etc., vgl.: [Solcher Ruhm] welkt .. bald hinweg. Schwegler (47) 504. Nāch-: welkend folgen: Die Knospe fiel, bald welkt die Blume nach. Halm Griseld. Akt 3; Sie welken schnell, die Blumen unsres Lebens | und wir, wir welken ihnen langsam nach. Mahlmann 12. Ver-: welken vergehn. Ps. 1, 3; 37, 2 u. o.; Mein herrliches Rühmchen wird in der Blüthe v. B. 463b; Dein Verwelkter [Kranker] blüht. Göckingk Leb. 157; V. Jl. 9, 212; W. 27, 30 etc.; selten refl.: Deine Blum .. veraltet und verwelket sich. Weckherlin (WhMüller Bibl. 4, 6); auch: In unverwelkter Schönheit. Heinse A. 1, 271 etc.; Leise pflücket der Herbst ihre Verwelkungen [das Verwelkte] weg. Kosegarten Po. 2, 80. Wég-: hinweg-w.: Und welkt die Blüthenhülle weg, | dann steig aus deinem Busen | die volle Frucht. G. 2, 170; Hölderlin H. 2, 73; Kl. Od. 2, 239 etc. Zū-: Dem Grabe z. Cham. 3, 29; Stahr Rep. 1, 158, welkend sich zuneigen etc.
~heit, f.; 0:
das Welksein: Von jener W. im Gesichte. Klencke Gsp. 1, 207; Trotz der Lippen- W. Heine Sal. 1, 8.
~lich, a.:
(s. welkbar) in Zsstzg.: Ver-: Die Götter erheiterten wieder die v–e Seele der Menschen. Hölderlin H. 2, 71; Nicht ein v–er Lorbeer. Zachariä 2, 112 etc. und bes.: Un-v–e Blumen. G. 6, 443; 1, 259; Eine schöne, | un-v–e Gattin. 2, 48; Leben | un-v–er Natur. WhMüller 1, 64; Thümmel 5, 174; W. Luc. 6, 336 etc. Tes Baums Un-v–keit. G. 2, 35.