Faksimile 0698 | Seite 1520
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Wehr
III. Wêhr, n., –(e)s; –e:
1) s. II 2, heute gw.: Ge-W. (s. d.).
2) s. II 7 (und Wuhr), sehr gw.: Das, wodurch das Wasser gestaut wird und zuw.: das dadurch mit größrem Gefäll niederrauschende Wasser: Der stillstehende Bach braucht nur Zufluß und der schon angeschwollne nur Weghebung des W–s, um in seinem natürlichen Bette fortzuwallen. Engel 8, 309; Murmelt das W. Freiligrath SW. 4, 57 ff.; An den klaren hier und da über ein W. rauschenden Bächen. Gartenl. 12, 628a; Der Neckar ist .. zum Behufe verschiedener Mühlen durch W–e gedämmt. G. 26, 59; 27, 518; Das zurückstauchende W., welches das Wasser zu den Mühlen bringt. 40, 221; Gott- helf Sch. 60; Jahn M. 162; Kohl Irl. 1, 378; Die Matrone zog das W. ihrer Beredtsamkeit auf und es wirbelte und rauschte ein Rheinfall von .. Verwünschungen auf ihn herab. Musäus M. 3, 112; Ein rauschend W: Sch. 498a; Uhland 66 etc.; selten von strömender Lava: Es schäumt durch den Bergriß furchtbar ein W. | der feurigen rauchenden Masse. Echtermeyer 292; 293 (Kind). Zsstzg. s. II 7; ferner z. B.: Aufzieh- oder Schleusen-W., über dem eig. W. mit einem Grieswerk, dessen Schütze aufgezogen und niedergelassen werden kann: Das natürliche Felsen-W., über das der Fluß in die Nera stürzt. Hackländer Erl. 1, 242; Kürnberger N. 2, 142 etc., vgl.: Wo der See mit grüner Welle | dumpf der moosbedeckten Zelle | schroffe Klippen-W. umschäumt. Matthisson 164 etc. und Stein-, Ggstz.: Holz-W.; Das Mūhl-W. G. 40, 138; Hackländer Hdl. 1, 221 etc., auch: Spruch, werde Blutborn’s hemmend Mühlen-W.! [stille das Blut] Fouqué Dr. 1, 111; Das Mühlen-W. des [= das hemmende] Inkognito abtragen. König Spiel 111; Rauch- W., ein nicht kunstmäßig, sondern von Materialien „aus dem Rauhen“ (s. d. 8) zusammengesetztes W. (bei Campe: im Wasserb., ein mit Weidenreisern bepflanztes Ufer?); Auch ist dort und in der Divenow die Anlage neuer Reusenbohlwerke und neuer Reusen-W–e .. verboten. Preuß. Gesetzs. (59) 455, Behufs der Reusenfischerei; Schleusen-, s. Aufzieh-W., Ggstz.: Streich- oder Überfall-W., worüber das bis zu einer best. Höhe getriebne Wasser von selbst abfließend, fortstreichend fällt: Das große Wasser-W., das er .. aufgeführt. Spittler Han. 2, 171 etc.
3) = II 3, s. (in II) Land-W., Schluß.
4) Bergb.: s. in II: Ge-W. 3.
Zsstzg. mit Bstw., s. o.; ferner: Ge-:
1) s. Wehr II 6 und 10.
2) s. ebd.: G. 2; 3.
3) [1] Waffen, theils kollektiv, theils einzeln, z. B.:
a) von Thieren (s. Waffe 1cc): Man kann ein’ eigen Art G. | zum Anfall und auch zur Beschützung an jedem Thiere fast erblicken. Brockes 9, 241; Opitz 2, 256 etc.; [Die Mücke] mit saugendem G. L. 1, 109 etc.; bes.: Klauen und Zähne der Raubthiere; insonderheit die Hauzähne des Wildschweins, gw. kollektiv (Döbel 1, 25a etc.), doch auch: Ein Keiler mit krummen, beschäumten G–en. B. 246b.
b) Waffen, deren sich Pers. bedienen, z. B. in der Zusammenstellung: Der Sach mit G. und Waffen Austrag zu geben. Stumpf 379a etc.; Mit Waffen und G. Wackern. 3, 220² etc.; ferner: Viel Städt sich bracht haben in G. Brant N. 99¹³³ (und Zarncke 442a); Nicht vergebens will ich dies tödtliche G. bei mir verborgen haben (er zieht einen Dolch hervor). L. (Danzel 528); Gal. 4, 7; Eine Rüstkammer von Flinten und anderem G–e. Rabner 4, 393; So lang sie noch besitzt, kann sie noch schaden; | denn Alles wird G. in ihrer Hand. Sch. 405b; Ein großer Napf .. | dient ihm zugleich als Schild und als G. W. 20, 128; Wackern. 2, 618³¹ etc., s. bildl. (vgl. c): Will man dem Dichter dieses Gefühl .. rauben .., dann steht der friedliche Mann auf, greift zum G. und schreitet gewaltig gegen die ihn bedrohenden Irrsale ..: Schnellglauben und Aberglauben. G. 32, 121 etc. Die Art der Waffe näher zu bestimmen, dienen Zsstzgn (s. d, vgl. c).
c) Ohne nähere Best. (s. b, Schluß) versteht man unter G. heute gw. die seit Einführung des Schießpulvers im Krieg allgm. üblichen Hand-Feuerwaffen (Feuer-, Schieß-G.), s. nam. Karmarsch 2, 76 ff., vgl. G.-Fabrik, -Schrank etc.; Flinte, Büchse etc. und als Ggstz. Geschütz etc., z. B.: Sich ein G. zur Jagd anschaffen, halten etc.; Das G. laden; abschießen, abfeuern, veralt.: lösen (s. d. 1m) etc.; Ein G. einschießen etc.; Der Schaft; der Lauf: das Schloß; der Hahn; die Rast; der Abzug, Stecher; die Garnitur; der Ladstock des G–es etc.; Ach, keinen Degen! kein G.! mit diesen Händen will ich ihn erwürgen! G. 9, 228 etc. und bes. in Bezug aufs Militär: Ein Wald (s. d. 4b) von G–en; Ins G. treten, rufen (s. d. 4b); Im oder unterm G. stehn; Das G. strecken (s. d. 1c); Präsentiert’s G.!; Schultert’s G.!; G. beim Fuß! etc.; selten (kollektiv): Den Donner der Kanonen und das Massenfeuer des kleinen G–s. G. 20, 116, gw.: Klein-G. (s. d). Auch hier Zsstzg. zur Bez. der versch. Arten (s. d).
d) Doppelzsstzg. ohne Bem. zu c (vgl. Flinte, Büchse) —, z. B.: Bajonett-G.; Birsch- (oder Jagd-) G.; Es knallte 2mal aus dem Doppel-G. [mit Doppellauf]. Immermann M. 1, 303; Mügge Rom. 3, 1, 152 etc.; Feuer- G.; Hand-G. [im Ggstz. zum Geschütz]; Hau-G. (b) Adelung; Jagd- (oder Birsch-) G. im Ggstz. zu Militär- G. Karmarsch 2, 76; Kammerladungs-G–e. 88 [bei denen die Ladung von rückwärts in den Lauf gebracht wird]; Kinder-G., als Kinderspielzeug; Klein-G., Pelotonfeuer (s. c Schluß, vgl. Hand-G.), z. B.: Wenn endlich die Kanone brummt | und knattert’s „klein G.“ G. 1, 108; Das Sturmgetöse des s. g. Klein-G–s. Ense D. 2, 215; Kugel-G. Karmarsch 2, 76, woraus mit Kugeln (nicht mit Schrot) geschossen wird; Kutz-G. (b), kurze Partisane (s. d.); See-G–e, welche von etwas größerem Kaliber sind als die Land-G–e. Kohl E. 1, 25; Militär-G., s. Jagd-G.; Mord-G. (b) Mügge Rom. 3, 1, 253; Mit dem Schaft des Mord-G–es | furchet sie den leichten Sand. Sch. 55b; Thümmel 6, 4; W. 34, 281; Zschokke 8, 32 etc.; Jedem Wesen ward | ein Noth-G. (a) in der Verzweiflung Angst. Sch. 523b;. Mit Ober- und Unter-G. (b) aufmarschieren. Claudius 3, 63; Freytag B. 2, 390 etc., jenes auf der Schulter ruhnd (heute gew.: Schieß-G.), dies an der Seite (Seiten-G.), Degen, nam. Pallasch (s. d.); Perkussions-G. (s. Perkussion). Karmarsch 2, 82; Die Stiftbüchse (das Pickel-G.). 87, mit einem auf dem Boden des Pulversacks genau in der Achse der Seele eingeschraubten Stahlstift (oder Pickel);Schieß-G.; See-G., s. Land-G.; Seiten- G. Döbel 3, 106b etc., s. Ober-G.; Wir Beide sind nur mit Stöcken gerüstet, die Räuberhorde aber mit Stech-G. (b) JP. Lev. 574 = Stich-G.; Stoß-G. (b) Adelung; Unter-G., s. Ober-G.; Wall-G. Karmarsch 2, 90, beim Laden auf dem Wall aufliegend (vgl. Wallbüchse. 88); Zünder-G. 84, Art Perkussions-G. mit einem s. g. Zünder st. des Kupferhütchens; Zündnadel-G. (s. Zündnadel) 90; Gutzkow R. 3, 178; Waldau N. 2, 6 etc.