Faksimile 0652 | Seite 1474
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Wamme Wammeln Wammer Wammes wammig Wampe Wams Wamme wammen
Wámm~e, f.; –n; –n-:
goth. vamba, ahd. wamba, mhd. wambe, wamme, Bauch, (s. nam. Schm. 4, 77)
1) veralt.: Mutterleib (engl. womb), auch: Bär-W. [s. Bärmutter]. Melissus Ps. 2, 8a und selbst noch (bildl.): Die Trägheit .. ist .. der Hilfsbedürftigkeit Mutter-W. Rückert Mak. 2, 226, diese kommt aus jener hervor, gw. aber nur:
2) der Bauch von Thieren als (gw. hellfarbigeres) Pelzwerk: Eine glänzende Weste, die wie die weiße W. eines drolligen Eichhörnchens, unter seinem rothplüschnen Rock hervorleuchtete. Thümmel 7, 174 (vgl. Wams); Die Bälge [des im Winter grau gewordnen Eichhorns] mit dem Rücken kommen unter dem Namen Grauwerk, die Bäuche unter dem der Veh- W–n in den Handel. Oken 7, 711, s. Fehe; Fuchs-, Hasen- W. etc.; auch: Fuchskehlen und [-]Wampen zur Bräme. IGMüler 3, 8.
3) der Bauch, insofern er mit Speisen gefüllt wird oder ist (vgl. Wanst, ahd. wanast, mhd. wanst, lat. venter), z. B.: W–n, Rinds-, Schaf-W–n, Kaldaunen. Adelung, gw. aber in der Form: Wampe, z. B.: Witz und Weisheit dunstet auf | aus gefüllter Wampe. B. 50b; Wegen der angeschoppten Wampen. SClara EfA. 2, 729; Einer unmäßigen Freß- wampen. 1, 443; Hätte dieser verdammte Saumagen nicht allezeit seiner unersättlichen Schmerwampe abgewartet. 232 (s. Wampenvogt. ebd.); Mit wohlgenährten Wampen. Linck Schl. 28; Wann ihm der Wein aufbläht sein Wampen. HSachs G. 1, 158; Daß Sünau’s Augen immer neidisch auf der feisten Wampe des Mönchs verweilten. VWeber 2, 175 etc.; Die Kuttelwampen: der ganze Wanst des Rindviehs. Schm. (Das Gewämp: Eingeweide; Der Kuttelwamper, Wämstler: der die Eingeweide vom Rindvieh reinigt und verkauft. Ders., vgl. Kuttel). Dazu: Wampet: wanstig, fett. Spindler V. 2, 200; 406; 3, 79; 4, 139; Schm.; „Marsch!“ | grunzte der vollwampigen Bache Rüssel. B. 288b; So schöne feiste Ochsen . ., so vollwampig. Tieck Okt. 203 etc.
4) W. (Wammel, Wampel, n.), Bauchfleisch. Schm.
5) Flanke 1, Dünnung etc., z. B.: Indem fährt Hüon’s Stahl ihm [dem Löwen] seitwärts in die W. W. 20, 91 etc.; bes. weidm. von Sauen (Döbel 1, 21b; Laube Br. 299) und Edelwild (Ders.); Flämen oder W–n. 303; Hieb mit einem Hirschfänger die W. der Sau gewaltig in zwei. Heinse Petr. 1, 107.
6) Manchmal verlängert sich auch die Kehlhaut und heißt W., wie beim Rindvieh. Oken 4, 331 („Triel, Brustlappen“); Docemius 181; Haarborsten an .. den W–n [des Gnu]. Forster R. 1, 62; Lenz Nat. 3, 20; Bergbewohner | mit W–n so wie Stiere. Schlegel Sh. 3, 94; Schmarda 1, 72 etc., auch: Wampe: die herabhangende Haut unter dem Halse des Rindviehs. V. Ländl. 4, 539; 469; Ov. 1, 136; 2, 15 etc., vgl.: Das Wamperl [Kinn], s. Devrient 1, 448. Dazu: Hunde .., wammig wie Thessaliens Stiere. Schlegel Somm. 4, 1 etc.
7) (mundartl.) Kuh- (schles.), Moos- (bair.) Wampe, quabbiger (s. d.) Moorboden.
~eln: s. wabbeln. ~er, f.; –n:
im Holz verwachsner Ast. Adelung, dazu: Es muß .. solcher Stamm nicht wammerig, knotig etc. .. sein. Zink Ök. 1, 469, s. wimmerig.
~es: s. Wams. ~ig, a.:
s. Wamme 6.
Wámpe etc.:
s. Wamme.
Wáms, n. (m.), –es; Wämser etc.:
(mhd. wambîs, s. Wamme, nam. 2, vgl. Leib 6 etc.) Kamisol, Jacke, Koller etc.: Ein aufgeschnittnes W., die Tracht der alten Zeit. Canitz 248; Schnallt mir den Harnisch auf und gebt mir mein W. G. 9, 21; 35, 21 [„meinen Rock“. 34, 19]; Wenn ich den Namen Ungarn hör, | wird mir das deutsche W. zu enge. Heine Rom. 193; Wenn die Ehkonsorten ein- ander aufs W. greifen [s. wamsen]. Musäus Ph. 2, 193; Mein [des Kürassiers] eisernes W. Sch. 329a; Er trug ein W. von Leder. Uhland 424; V. 4, 151; W. 12, 9; HB. 1, 30 etc.
a) masc.: Droysen A. 2, 388; 3, 209 (ncutr. 2, 89); Meißner Jes. 1, 87 etc.
b) Mz.: Wämser. Auerbach D. 1, 35; Börne 1, 141; Freiligrath SW. 1, 459; Männer .. in kurzen Wämsern mit goldbesetzten Westen darunter. G. 24, 232; Stein 1, 221; Grün Ritt. 88; König Leb. 2, 24; Möser Ph. 1, 50; Schlegel Sh. 6, 248; Stilling’s Töchter probierten .. ihre neue[n] Wämser und Röcke. Stilling 2, 27 etc.; vereinzelt: Wäms. Gutzkow Liesli 104 etc.; Mit seinen drei „Schlafwamms“. Dünzer H. 1, 8; Verfertiger von Wammsen. Benecke 3, 479a.
c) verkl.: Sie irrt in Männertracht . .; ein Wämmschen. G. 8, 73; Möricke N. 39 etc.; O hätt’ ich [wie ein Mann] ein Wämmslein | und Hosen und Hut. G. 9, 155 etc.; vereinzelt: Sie hieben sich auf die eisernen Hüte und Wämsger. Stilling 1, 67; Ohne Wamsel. Stumpf 388b etc.
d) Des Wams [statt Wamses]. Rehfues NM. 2, 302.
e) Nbnf.: Das Wammes. SClara EfA. 1, 211; Musäus M. 4, 130; Ph. 4, 266; Sulzer 3, 134b etc.; Das Wambst. Fischart B. 56b; Iversen 150a; In Wamst und Hosen. Weise Mas. 157 etc. Zsstzg.: Weißseiden Atlas-Wambster(s. e). Schweinichen 3, 78; Büffelwämser. Alexis H. 1, 1, 185; Einen saubern Feier-W. (s. a) er trägt. G. 2, 117; Feiertags-W. 9, 125; Ein ländliches Fell-W. V. Ov. 1, 120; In Ruder-W. Freiligrath SW. 1, 455; Schäfer-W. Rückert 2, 100; Mein Scharlachwammes (s. e). V. Sh. 1, 51; Ein zerschnitten oder (wie man’s zu nennen pflegt) ein Schweinbraten-W. Andersen 37a (s. Bratenrock); Sklaven-W. W. 20, 248; 272 etc.
~e, pl.:
Prügel, Schläge. Weinhold 105a.
~en, tr.:
1) mit einem Wams bekleiden, nam.: Be-w.: Ein unbewamster Troß. Freiligrath 1, 293 etc.
2) prügeln. Shakspeare 6, 110 etc. (Er muß gewamscht werden. FMüller F. 108); Ihn so recht ab-w., durchdreschen. Tieck N. 4, 64; 3, 93; Einen durch-w. 4, 16; Holtei Lammf. 4, 209.