Faksimile 0641 | Seite 1463
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Wald
II. Wáld, m., –(e)s; Wälder (s. Anm.); Wäldchen, lein, Mz.:
Wälderchen, lein; -, –es -:
1) eine dichte Menge von Bäumen, vgl. auch für die leicht zu mehrenden Belege außer den Zsstzgn Waldung, Gewäld; Busch 5 (z. B.: So ist ja für Kinder ein Busch ein W. IP. 36, 93); Gebüsch; Forst; Hain; Hard; Heide I1; Holz5 (z. B.: Hinter den Erlen wurde das Holz zum W–e. Frenzel Watt. 2, 59); Gehölz 2; Holzung 2; Horst 1 (und Anm.); Kamp; LohI1 (und Anm.); Wildnis etc., z. B. (sprchw.): Den W. vor lauter Bäumen (s. d. 1, Schluß) nicht sehen; Wie man in den W. schreit, so schreit’s wieder (Hebel 3, 8; 451 etc.); Der W. ist heller (s. d. 2) etc.
a) Als Name waldbewachsner Gegenden und Gebiete, nam. solcher Gebirge auch wenn der W. in spätern Zeiten mehr oder minder gelichtet oder verschwunden ist, s. nam. Schm. 4, 62 ff.; Döbel 4, 19a; Ein langes waldiges Gebirg . ., der lippische W., sonst auch der Teutoburger W. genannt. G. 31, 287; V. Ländl. 4, 578 etc.; Der Böhmer-W.; Der Harz-W.; Der Oden-W.; Der Schwarz-W. (s. u.); Unterwalden ob und nid dem W–e etc. Dazu von den Bewohnern (s. Schm.): Die Wäld(l)er; Ober-, Unterwälder etc.; allgem. üblich nam.: Schwarzwälder, z. B. auch: Schwarzwälder Uhren (s. d.) etc. Fortbild.: Wäld(herisch (s. d.) etc. und in Namen von Ortschaften, z. B.: Dannen-, Fischer-, Mittenwalde etc. und so in volksthüml. Witz: Nach Fingerwalde laufen. Günther 501 = fingern (s. d.), von handgreiflicher Liebesschäkerei.
b) (s. a) So wurde W. ehemals, auch wo er’s wirklich nicht mehr war, lange noch als figürl. Ausdr. für „Grenze“ gebraucht . .. Die 4 Wäld; die Grenzen nach den 4 Weltgegenden etc. Schm.
c) übertr. (vgl. Baum 3; Hain etc.), z. B.: Ein edler Fels im W–e deutscher Dichtung. Freiligrath 2, 16; In dem deutschen Dichter-W. Uhland 54; Sänger-W. 136 etc., s. d. Folg.
2) (s. 1) selten: Holz (als Stoffname): Sie hatten noch kein Feuer, W. hatten sie genug (vgl. 4d). Simrock Gudr. 104, vgl. Waldung 2 und: walden: Holz im Walde rüsten. Stalder.
3) Forstw.: Der Baum ist nichtsnutz, der hat lauter W. (Gezweige) und fast keinen Stamm. Auerbach J. 10; Döbel 4, 19a; Stalder; dazu: Einen Baum (aus-)walden, ihn vom Gezweige (Rauchwerk) freimachen, (rauchwerken). Ders. etc.
4) (s. 1) eine dichtgedrängte, große Menge von Etwas, z. B. (s. Zsstzg.):
a) Mit grünen Halmen schmückt | sich der Boden. .. Wogt es, wie ein goldner W. Sch. 55b etc.
b) Ihr seht den W. von Lanzen. 537b; 224b; W. 20, 5 etc.; Von Spießen .. ein W–e. Wackern. 1, 1051⁴⁰ etc.; Der dichtgepflanzte W. hellglänzender Gewehre. Cronegk 2, 193; Langbein L. 320 etc.
c) Ein W. von Statuen. G. 22, 64; Wurde ein W. von Masten in das sumpfige Erdreich eingerammt. Kohl Pet. 1, 178; Der Schiffe mastenreicher W. Sch. 57a etc. c) Den .. W. der schwarzen Augenbraunen. Forster Br. 1, 174; Blitzten ihre .. Augen . . unter dem dunkeln W–e hervor. Pfeffel Pr. 10, 79 etc.; Der W. der Locken, Haare etc. (s. Rückert Mak. 1, 65).
d) Es wird hier zu heiß sein, das Volk legt immer einen W. in den Ofen. Iffland 3, 1, 62; Auch glimmt | aus goldnen Räucherpfannen | ein ganzer W. von Adlerholz und Zimmt. W. 10, 292 etc. (vgl. 2). e) Ein W. von Kleidern. Kürnberger N. 2, 252 etc. f) In diesem W–e von Sprachen und Mundarten. Herrig 30, 26; In dem W–e von Begriffen. H. Ph. 13, 318 u. ä. m.
5) (s. 4) zunächst nach lat. silva: Wälder als Titel von Sammlungen, s. Opitz 1, 1 und bes. Wackern. 3, 627¹⁴; So Manches in unsern poetischen Wäldern. Thümmel 7, 115 etc.; Altdeutsche Wälder, herausgegeben durch die Brüder Grimm etc.
Anm. Ahd., mhd. walt, vrwdt mit wild, a. (s. d. und Wildnis), goth. viltheis, ahd. wildi, mhd. wilde. Veralt., mundartl. Mz. (wie mhd. wälde): Wäld. Berlichingen 94; In den Wälden. Eppendorf 51; 74; Luther 5, 491a; Alle Wälde. 6, 265a; Ryff Th. 56; Schaiden- reißer 43a; 73a; Stumpf 5a; 392a; 602a; 608b; Wackern. 2, 377; 276³ etc. Über Waldrappe s. Rappe II 4.
Zsstzg. s. die der Sinnvrwdten [1], nam. zu [1], was unbez. bleibt, z. B. mit Bäumen als Bstw. etc., leicht zu mehren nach Vorstehndem und folg. Bsp. (s. auch 2a): Durch diesen hanöverischen Adels-W. [1c; 4] drang niemals ein Sonnenstrahl brittischer Freiheit. Heine Reis. 2, 44 etc.; Des hochstammigen Ahorn- und Tannen-W–s. Nat.-Z. 12, 385; Ein Alléenwäldchen. JP. Fat. 1, 271 (vgl. Park, Garten-, Lust-W., mit Alléen); Alt wälder. G. 12, 205 (vgl. Ur-W.); Ein sog. Bann-W., in dem kein Holz gefällt werden darf und der dem Dorfe vor Lawinen einige Sicherheit bietet. Kohl A. 2, 284; 1, 207; 3, 46 (vgl. Sch. 535a) etc.; Des un- ermeßlichen Berg-W–s | oberste Wipfel. B. 200b; G. 6, 304; Simrock N. 902; V. Georg. 3, 199 etc.; Schmetterlinge wiegten sich über den sonnetrunkenen Blumenwäldern [4] der Beete. Spielhagen Pr. 1, 162; G. 6, 20; Schwab 4 etc.; Buchen-W. (vgl. buchen I, Anm.); Der Busch- W. Cham. 4, 125 (vgl. Busch 5); Cedern-W.; Cypressen-W.; Dichter-W. [1c]; Vom Dunkel-W. im innersten Kolchis. Fallmerayer Or. 2, 35; Eichen- oder Eich- (Sch. 349a), Eichel- (V. Ländl. 3, 417) W. (vgl. Schäl-W.); Erlen-W. Fallmerayer Or. 1, 2; Espen- W. Sch. 3a; Mit dunklem Fichten-W. besetzte Abhänge. Kohl A. 3, 182; Sch. 56a etc.; Föhren-W. W. 20, 60; Frohn-W.: Hau-W., Forst. Pictorius (veralt.: herrschaftlicher W.); Grimm Weisth. 1, 423; Der Königin .. in ihrem Gartenwäldchen. Sch. 248a (vgl. Alléen-, Obst- W.); Der Gebirgs-W. ist nicht nur ein Regulator für die atmosphärischen Niederschläge etc. Oppenheim 1, 54; Ge- meinde-W. Gutzkow Liesl. 25; Kohl Irl. 1, 41 etc. (vgl. Almende); Den drangen Halm-W. ihrer Speere [4a; b]. Kosegarten Po. 2, 124; Hau-W. (s. Frohn-, Schlag-W.); In dem Häuser-W–e [London’s]. MScott FrWeiß 3, 2; Heg[el-W. Klinger Zw. 35, gehegter, geschonter; Mit gedrängtem Lanzen- und Hellebarden-W. [4b]. Mager 2, 158⁸; Den Nieder-W. (s. d.) bilden strauchartige Gewächse, den Mittel-W. Sträucher und Bäume, der Hoch-W. besteht aus stämmigen Bäumen, unter seinem Schatten gedeiht kein Gestrüpp, kein sog. Unterholz. Schacht B. 320; 3; Den Hoch-W., | der schirmend die Gletscher umspannt. Cham. 6, 242; Der gipfeldürre, weniger dicht bestockte Ur-W. als altersgrauer Greis neben dem jungen Grün des festgeschlossenen jungen Hoch-W–s. Grube 3, 136; 149; Die Schweiz ist reich an Hochwäldern, arm an Schlagwaldung. MvKnonau 1, 88; Der Jahrhunderte alte Hoch-W. Volger EE. 246 etc.; In den Hügelwäldern der Ostseeküste. Natur 13, 151 etc.; Fliehen nach der Löwenhöhle, fliehen zum Hyänen-W. Platen 4, 126 [wo Hyänen hausen]; Ein großer entsetzlicher Irr-W. Fouqué Dr. 1, 327 (vgl. Labyrinth); Ein Kastanienwäldchen; Ein Kieferwäldchen. G. 40, 290; Kiefern-W. DMus. 1, 1, 590; Lanzen-W. [4b]. Freiligrath SW. 5, 207; Uicolai 4, 140 etc.; Frühlingsgrünende Laubwälder. Holtei Ob. 1, 64 etc. (Ggstz. Nadel-W.); Ein wahrer Lianen-W. .., dessen Zweige und Wurzeln niederwachsen etc. IP. 7, VIII; 36, 22 etc.; Ein funkelnder Lichter-W. [4]. Heine 13, 79; Aus einem dichten Locken- W–e [4c]. Maje 3, 537; Lorbeer-W. (Platen 4, 176), -Wäldchen (W. 18, 276); Lust wälder. G. 6, 211; W. 34, 35 etc.; Nachdem wir in den Alléen des Lustwäldchens einigemal hin- und widergegangen. 18, 247; 1, 14; 17, 118 etc. (s. Alléen-W.); Daß alle diese Gruppierungen bald rein, bald gemischt auftreten, dort die „Reinwälder“, hier die „Misch wälder“ bilden können. Natur 4, 211a (vgl.: Tannenwäldchen, das mit jungen Eichen durchmischt war. Miller Siegw. 310); Mittel-W., s. Hoch-W. (Schacht); In diesen unfruchtbaren Mooswäldern. G. 18, 10 etc. (s. Moos 2); Ein geweihter Myrten-W. Uz 2, 58; Nadel-W., s. Laub-, Schwarz-W.; Der Hoch-W. (s. d.) wird alle 80 oder 120 Jahr geschlagen, der Nieder-W. dagegen alle 10 15 Jahre abgetrieben. Schacht B. 3; Grube 3, 149 etc.; Ein Obst wäldchen. Wackern. 4, 902²⁶, s. Garten-W., vgl.: Des Kirchthurms Giebelspitze | halb im Obstbaum-W. versteckt. Salis 83; Ölwälder. Platen 7, 404; Seume Sp. 147, auch Oliven-W., s. Ölbaum etc.; Orangenwäldchen. Thümmel 7, 172 etc.; Palmen-W.; Ein Pappelwäldchen. G. 2, 172; Dein [des Doms] Pfeiler-W. [4]. Freiligrath SW. 1, 420; Pfirsich- wäldchen. Tiedge 2, 2; Die Pomeranzenwälder von Sardinien. Sch. 1056a; Leisewitz Jul. 13; Rein-W., s. Misch-W.; Im Rosenwäldchen. W. 11, 39 (vgl. Garten- und Blumen-W.); Sänger-W. [1c]; Eichenschälwaldungen. . . Mit Schäl-W. besetzt. Nat.–Z. 16, 88 (vgl. Loh 3); Der Schatten-W. Falmerayer Or. 1, 239; Schlag-W., in dem Holz geschlagen wird, Hau-W. (Ggstz. Bann-W., vergl. Hoch-W. Knonau); Thal voll Felsen und Schwarz-W. [Nadel-W.]. Laube Kön. 1, 133; Schluchten in den furchtbaren Schwarzwäldern. Seume Sp. 420; 49 etc. (vgl.: Meist war es „schwarzer Wald“ .., selten nur „buchender Wald“. Kohl A. 2, 196 etc.); nam. auch[1a]; Des See-W–s Buchenhallen. Matthisson 165; O Sommer-W. [Wald zur Sommerzeit], wie dunkelgrün! KMayer 278; Der dichte Speer-W. [4b]. Kosegarten Rh. 3, 289; Schädigung des Staats-W–s [als Staatseigenthum]. Oppenheim 11, 267; Ihr müsst den Stock-W. durchwandern. vHorn Pollm. 33, wo viel Wurzelstöcke (s. d. und ausstocken) sind; Tannenwäl- der. Heine Reis. 3, 77 etc. (s. Misch-W.); Thal-W. G. 18, 185 (Ggstz. Berg-W.); Uferwälder, feuchte Auen. Natur 13, 46b; Die neue Welt, | wo himmelwärts der dunkle Ur-W. braust. Beck FPo. 4, 40, uralt, im Naturzustande; Das Dickicht des Ur-W–es. Burmeister gB. 2, 223; 195; Wenn die Axt des Siedlers in den Ur-W. kommt. Lewald W. 3, 155 etc. (vergl. Alt-, Hoch-W.; Hinterwäldler etc.); bildl. [4]: Ganze Urwälder von Unwissenheit im Kopf tragen. Heine B. 200; Der junge Ritter, der in den Zauber-W. zog. SW. 14, 106; Zimmet- wälder. Mandelslo 103a etc.