Wald
II. Wáld, m., –(e)s; Wälder (s. Anm.); Wäldchen, lein, Mz.:
Wälderchen, lein; -, –es -:
1) eine dichte Menge von Bäumen, vgl. — auch für die leicht zu mehrenden Belege — außer den Zsstzgn Waldung, Gewäld; Busch 5 (z. B.: So ist ja für Kinder ein Busch ein W. 36, 93); Gebüsch; Forst; Hain; Hard; Heide I1; Holz5 (z. B.: Hinter den Erlen wurde das Holz zum W–e. Watt. 2, 59); Gehölz 2; Holzung 2; Horst 1 (und Anm.); Kamp; LohI1 (und Anm.); Wildnis etc., z. B. (sprchw.): Den W. vor lauter Bäumen (s. d. 1, Schluß) nicht sehen; Wie man in den W. schreit, so schreit’s wieder 3, 8; 451 etc.); Der W. ist heller (s. d. 2) etc. —
a) Als Name waldbewachsner Gegenden und Gebiete, nam. solcher Gebirge — auch wenn der W. in spätern Zeiten mehr oder minder gelichtet oder verschwunden ist, s. nam. 4, 62 ff.; 4, 19a; Ein langes waldiges Gebirg . ., der lippische W., sonst auch der Teutoburger W. genannt. 31, 287; Ländl. 4, 578 etc.; Der Böhmer-W.; Der Harz-W.; Der Oden-W.; Der Schwarz-W. (s. u.); Unterwalden ob und nid dem W–e etc. Dazu von den Bewohnern (s. Die Wäld(l)er; Ober-, Unterwälder etc.; allgem. üblich nam.: Schwarzwälder, z. B. auch: Schwarzwälder Uhren (s. d.) etc. Fortbild.: Wäld(herisch (s. d.) etc. und in Namen von Ortschaften, z. B.: Dannen-, Fischer-, Mittenwalde etc. und so in volksthüml. Witz: Nach Fingerwalde laufen. 501 = fingern (s. d.), von handgreiflicher Liebesschäkerei. —
b) (s. a) So wurde W. ehemals, auch wo er’s wirklich nicht mehr war, lange noch als figürl. Ausdr. für „Grenze“ gebraucht . .. Die 4 Wäld; die Grenzen nach den 4 Weltgegenden etc. —
c) übertr. (vgl. Baum 3; Hain etc.), z. B.: Ein edler Fels im W–e deutscher Dichtung. 2, 16; In dem deutschen Dichter-W. 54; Sänger-W. 136 etc., s. d. Folg. —
2) (s. 1) selten: Holz (als Stoffname): Sie hatten noch kein Feuer, W. hatten sie genug (vgl. 4d). Gudr. 104, vgl. Waldung 2 und: walden: Holz im Walde rüsten. —
3) Forstw.: Der Baum ist nichtsnutz, der hat lauter W. (Gezweige) und fast keinen Stamm. J. 10; 4, 19a; dazu: Einen Baum (aus-)walden, ihn vom Gezweige (Rauchwerk) freimachen, (rauchwerken). etc. —
4) (s. 1) eine dichtgedrängte, große Menge von Etwas, z. B. (s. Zsstzg.):
a) Mit grünen Halmen schmückt | sich der Boden. .. Wogt es, wie ein goldner W. 55b etc. —
b) Ihr seht den W. von Lanzen. 537b; 224b; 20, 5 etc.; Von Spießen .. ein W–e. 1, 1051⁴⁰ etc.; Der dichtgepflanzte W. hellglänzender Gewehre. 2, 193; L. 320 etc. —
c) Ein W. von Statuen. 22, 64; Wurde ein W. von Masten in das sumpfige Erdreich eingerammt. Pet. 1, 178; Der Schiffe mastenreicher W. 57a etc. — c) Den .. W. der schwarzen Augenbraunen. Br. 1, 174; Blitzten ihre .. Augen . . unter dem dunkeln W–e hervor. Pr. 10, 79 etc.; Der W. der Locken, Haare etc. (s. Mak. 1, 65). —
d) Es wird hier zu heiß sein, das Volk legt immer einen W. in den Ofen. 3, 1, 62; Auch glimmt | aus goldnen Räucherpfannen | ein ganzer W. von Adlerholz und Zimmt. 10, 292 etc. (vgl. 2). — e) Ein W. von Kleidern. N. 2, 252 etc. — f) In diesem W–e von Sprachen und Mundarten. 30, 26; In dem W–e von Begriffen. Ph. 13, 318 u. ä. m. —
5) (s. 4) zunächst nach lat. silva: Wälder als Titel von Sammlungen, s. 1, 1 und bes. 3, 627¹⁴; So Manches in unsern poetischen Wäldern. 7, 115 etc.; Altdeutsche Wälder, herausgegeben durch die Brüder Grimm etc.
Anm. Ahd., mhd. walt, vrwdt mit wild, a. (s. d. und Wildnis), goth. viltheis, ahd. wildi, mhd. wilde. — Veralt., mundartl. Mz. (wie mhd. wälde): Wäld. 94; In den Wälden. 51; 74; 5, 491a; Alle Wälde. 6, 265a; Th. 56; reißer 43a; 73a; 5a; 392a; 602a; 608b; 2, 377; 276³ etc. Über Waldrappe s. Rappe II 4.
Zsstzg. s. die der Sinnvrwdten [1], — nam. zu [1], was unbez. bleibt, z. B. mit Bäumen als Bstw. etc., — leicht zu mehren nach Vorstehndem und folg. Bsp. (s. auch 2a): Durch diesen hanöverischen Adels-W. [1c; 4] drang niemals ein Sonnenstrahl brittischer Freiheit. Heine Reis. 2, 44 etc.; Des hochstammigen Ahorn- und Tannen-W–s. Nat.-Z. 12, 385; Ein Alléenwäldchen. JP. Fat. 1, 271 (vgl. Park, Garten-, Lust-W., mit Alléen); Alt wälder. G. 12, 205 (vgl. Ur-W.); Ein sog. Bann-W., in dem kein Holz gefällt werden darf und der dem Dorfe vor Lawinen einige Sicherheit bietet. Kohl A. 2, 284; 1, 207; 3, 46 (vgl. Sch. 535a) etc.; Des un- ermeßlichen Berg-W–s | oberste Wipfel. B. 200b; G. 6, 304; Simrock N. 902; V. Georg. 3, 199 etc.; Schmetterlinge wiegten sich über den sonnetrunkenen Blumenwäldern [4] der Beete. Spielhagen Pr. 1, 162; G. 6, 20; Schwab 4 etc.; Buchen-W. (vgl. buchen I, Anm.); Der Busch- W. Cham. 4, 125 (vgl. Busch 5); Cedern-W.; Cypressen-W.; Dichter-W. [1c]; Vom Dunkel-W. im innersten Kolchis. Fallmerayer Or. 2, 35; Eichen- oder Eich- (Sch. 349a), Eichel- (V. Ländl. 3, 417) W. (vgl. Schäl-W.); Erlen-W. Fallmerayer Or. 1, 2; Espen- W. Sch. 3a; Mit dunklem Fichten-W. besetzte Abhänge. Kohl A. 3, 182; Sch. 56a etc.; Föhren-W. W. 20, 60; Frohn-W.: Hau-W., Forst. Pictorius (veralt.: herrschaftlicher W.); Grimm Weisth. 1, 423; Der Königin .. in ihrem Gartenwäldchen. Sch. 248a (vgl. Alléen-, Obst- W.); Der Gebirgs-W. ist nicht nur ein Regulator für die atmosphärischen Niederschläge etc. Oppenheim 1, 54; Ge- meinde-W. Gutzkow Liesl. 25; Kohl Irl. 1, 41 etc. (vgl. Almende); Den drangen Halm-W. ihrer Speere [4a; b]. Kosegarten Po. 2, 124; Hau-W. (s. Frohn-, Schlag-W.); In dem Häuser-W–e [London’s]. MScott FrWeiß 3, 2; Heg[el-W. Klinger Zw. 35, gehegter, geschonter; Mit gedrängtem Lanzen- und Hellebarden-W. [4b]. Mager 2, 158⁸; Den Nieder-W. (s. d.) bilden strauchartige Gewächse, den Mittel-W. Sträucher und Bäume, der Hoch-W. besteht aus stämmigen Bäumen, unter seinem Schatten gedeiht kein Gestrüpp, kein sog. Unterholz. Schacht B. 320; 3; Den Hoch-W., | der schirmend die Gletscher umspannt. Cham. 6, 242; Der gipfeldürre, weniger dicht bestockte Ur-W. als altersgrauer Greis neben dem jungen Grün des festgeschlossenen jungen Hoch-W–s. Grube 3, 136; 149; Die Schweiz ist reich an Hochwäldern, arm an Schlagwaldung. MvKnonau 1, 88; Der Jahrhunderte alte Hoch-W. Volger EE. 246 etc.; In den Hügelwäldern der Ostseeküste. Natur 13, 151 etc.; Fliehen nach der Löwenhöhle, fliehen zum Hyänen-W. Platen 4, 126 [wo Hyänen hausen]; Ein großer entsetzlicher Irr-W. Fouqué Dr. 1, 327 (vgl. Labyrinth); Ein Kastanienwäldchen; Ein Kieferwäldchen. G. 40, 290; Kiefern-W. DMus. 1, 1, 590; Lanzen-W. [4b]. Freiligrath SW. 5, 207; Uicolai 4, 140 etc.; Frühlingsgrünende Laubwälder. Holtei Ob. 1, 64 etc. (Ggstz. Nadel-W.); Ein wahrer Lianen-W. .., dessen Zweige und Wurzeln niederwachsen etc. IP. 7, VIII; 36, 22 etc.; Ein funkelnder Lichter-W. [4]. Heine 13, 79; Aus einem dichten Locken- W–e [4c]. Maje 3, 537; Lorbeer-W. (Platen 4, 176), -Wäldchen (W. 18, 276); Lust wälder. G. 6, 211; W. 34, 35 etc.; Nachdem wir in den Alléen des Lustwäldchens einigemal hin- und widergegangen. 18, 247; 1, 14; 17, 118 etc. (s. Alléen-W.); Daß alle diese Gruppierungen bald rein, bald gemischt auftreten, dort die „Reinwälder“, hier die „Misch wälder“ bilden können. Natur 4, 211a (vgl.: Tannenwäldchen, das mit jungen Eichen durchmischt war. Miller Siegw. 310); Mittel-W., s. Hoch-W. (Schacht); In diesen unfruchtbaren Mooswäldern. G. 18, 10 etc. (s. Moos 2); Ein geweihter Myrten-W. Uz 2, 58; Nadel-W., s. Laub-, Schwarz-W.; Der Hoch-W. (s. d.) wird alle 80 oder 120 Jahr geschlagen, der Nieder-W. dagegen alle 10 — 15 Jahre abgetrieben. Schacht B. 3; Grube 3, 149 etc.; Ein Obst wäldchen. Wackern. 4, 902²⁶, s. Garten-W., vgl.: Des Kirchthurms Giebelspitze | halb im Obstbaum-W. versteckt. Salis 83; Ölwälder. Platen 7, 404; Seume Sp. 147, auch Oliven-W., s. Ölbaum etc.; Orangenwäldchen. Thümmel 7, 172 etc.; Palmen-W.; Ein Pappelwäldchen. G. 2, 172; Dein [des Doms] Pfeiler-W. [4]. Freiligrath SW. 1, 420; Pfirsich- wäldchen. Tiedge 2, 2; Die Pomeranzenwälder von Sardinien. Sch. 1056a; Leisewitz Jul. 13; Rein-W., s. Misch-W.; Im Rosenwäldchen. W. 11, 39 (vgl. Garten- und Blumen-W.); Sänger-W. [1c]; Eichenschälwaldungen. . . Mit Schäl-W. besetzt. Nat.–Z. 16, 88 (vgl. Loh 3); Der Schatten-W. Falmerayer Or. 1, 239; Schlag-W., in dem Holz geschlagen wird, Hau-W. (Ggstz. Bann-W., vergl. Hoch-W. Knonau); Thal voll Felsen und Schwarz-W. [Nadel-W.]. Laube Kön. 1, 133; Schluchten in den furchtbaren Schwarzwäldern. Seume Sp. 420; 49 etc. (vgl.: Meist war es „schwarzer Wald“ .., selten nur „buchender Wald“. Kohl A. 2, 196 etc.); nam. auch[1a]; Des See-W–s Buchenhallen. Matthisson 165; O Sommer-W. [Wald zur Sommerzeit], wie dunkelgrün! KMayer 278; Der dichte Speer-W. [4b]. Kosegarten Rh. 3, 289; Schädigung des Staats-W–s [als Staatseigenthum]. Oppenheim 11, 267; Ihr müsst den Stock-W. durchwandern. vHorn Pollm. 33, wo viel Wurzelstöcke (s. d. und ausstocken) sind; Tannenwäl- der. Heine Reis. 3, 77 etc. (s. Misch-W.); Thal-W. G. 18, 185 (Ggstz. Berg-W.); Uferwälder, feuchte Auen. Natur 13, 46b; Die neue Welt, | wo himmelwärts der dunkle Ur-W. braust. Beck FPo. 4, 40, uralt, im Naturzustande; Das Dickicht des Ur-W–es. Burmeister gB. 2, 223; 195; Wenn die Axt des Siedlers in den Ur-W. kommt. Lewald W. 3, 155 etc. (vergl. Alt-, Hoch-W.; Hinterwäldler etc.); bildl. [4]: Ganze Urwälder von Unwissenheit im Kopf tragen. Heine B. 200; Der junge Ritter, der in den Zauber-W. zog. SW. 14, 106; Zimmet- wälder. Mandelslo 103a etc.
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