Wahrhaftig
heit
Wāhr~haftig (––⏑) etc.:
s. wahrhaft. —
heit, f.; –en; –s -: (o. Mz.) das Wahrsein; die Eigenschaft, wonach Etwas wahr ist, wonach das Jnnre und das Außre, das Geäußerte und das zu Außernde, das Bezeichnete und das zu Bezeichnende etc. in vollständiger Übereinstimmung einander entsprechen; oft auch (mehr oder minder) personif. (die Göttin der W. etc.) und nam. bibl.: Gott (als der im höchsten Sinn allein Wahre und Wahrhaftige); ferner (mit Mz.) etwas Wahres, nam.: eine wahre Behauptung, ein wahrer Ausspruch, ein wahrer Satz etc., — s. zahlreiche Belege zu den ineinandergreifenden Bedd. in Bibelkonkordanzen; Sinnspr. S. 300 ff.; Sprchw. 6412 ff.; 4, 718 etc., vgl. Wahrhaftigkeit; Wirklichkeit etc. und als Ggstz.: Dichtung; Erdichtung; Fabel3; Irrthum; Lüge; Märe 2b; Schein 2; Trug; Wahn etc. Danach genügen hier folgende (leicht zu mehrende) Anführungen: Ganz wahr, aber nicht die ganze W. 3, 68; Die lautre (s. d.), goldlautre (s. d.), pure (s. d.), reine (s. d. 2g), trockne (s. d. 4, z. B. 12, 231), volle (s. d.) W. etc.; Die (ganze etc.) W. sagen; Einem die W., die gute W. sagen (s. wahrsagen 2), häufiger: Einem die W. sagen (z. B. Devr. 208 etc.) = ihm unangenehme W–en N. 26 etc.) und — eig. ein Gallicism —: ihm seine W–en Dr. 2, 2, 148; HB. 2, 184; Luc. 6, 67 etc.) sagen, ihm rückhaltlos der W. gemäße Vorwürfe machen etc., vgl. auch: Den Muth . ., ihm W–en zu sagen, von denen seine eigne Glückseligkeit ebensowohl abhing als die Wohlfahrt von Sicilien. 5, 194; 3, 161 etc.; Der W. getreu, bei der W. bleiben; mit der W. umgehn (s. d. 5b); der W. die Ehre geben etc., Ggstz.: Von der W. abweichen; der W. zu nahe (s. d. 3b) treten, iron.: Der W. Feierabend (s. d.) geben; die W. schonen (s. d. 2a), sparen (s. d. 8) etc. = lügen, vgl. auch: Das ist der W. (oder w–s-) gemäß; kann von der W. nicht fallen (s. d. 12a), ist die W., die reine W. (z. B. 16, 83 etc., vgl. auch: Die W. von der Sache war, daß etc. 8, 173), Ggstz.: Das (kann oder) wird mit der W. nicht bestehn, sich zur W. nicht reimen (s. d. 1bη), sich mit der W. nicht finden 1, 163a) etc. = ist unwahr etc.; Die W. eines Satzes, einer Behauptung etc. erhellt aus Etwas, geht daraus hervor, wird durch Etwas be-, erwiesen etc.; Absolute, vollkommene W.; Die logische, die historische W.; Die W. eines Kunstwerks etc.; Das Gesagte ist eine W., eine unbestreitbare, allgem. anerkannte W.; Der Beweis mathematischer W–en etc.; In W. = in der That, als Betheurung. N. 433; 773; 784 etc.; aber auch zur Berichtigung von etwas nicht (ganz) Wahrem (z. B. Er sagte, er habe sein ganzes Vermögen verloren, in W. aber hat er mindestens ¼ gerettet etc.); ferner von einem Verstorbnen (vgl. selig 1c; d etc.): Er ist an der W., wir sind an der Lügen. 518; 11, 37b etc.; Wer aber der größere Weise ist, Das mögen sie nun Alle, da sie an der W. sind, unter sich abmachen. 6, 301; Ihr Götz von Berlichingen ist also nun an der W. 1, 146; Mein Vater (er ist nun an der W.!) pflegte zu sagen etc., vgl. in Bezug auf die W. als das Göttliche, z. B.: In der W. wandeln. 2. 4 etc.; Alles belebende Liebe, die du mit der W. wohnst, ob sie gleich sagen, du seist lichtscheu. 31, 22; Ich denke auch, aus der W. zu sein, aber aus der W. der 5 Sinne etc. Lav. 47 etc., — ferner z. B.: Nie warf die W. einen glänzenderen und durchsichtigeren Schleier über ihr Antlitz. Jt. 1, 160; Wie man durch eine innere W. der Darstellungskraft diese Bretter in Tempel .. verwandelt . . . Diese erlogene W. .., wodurch ganz allein die Illusion erzielt wird. 17, 35; Der Übergang von innerer W. zum äußern Wirklichen. 18, 261 ff.; 20, 74; 26, 169; Die Farbe wird .. durch mancherlei Trug auf 1000erlei Weise bestimmt und ver- ändert. Alles Das zusammen kann man W. der Farbe nennen etc. 29, 421; Daß Alles, was innen ist, auch außen sei und daß nur ein Zusammentreffen beider Wesenheiten als W. gelten darf. 40, 404 etc.; Gott hat ihm noch nicht die volle W. gegeben, wohl aber die Wahrhaftigkeit (s.d.). 130; 21b; Die wahre Melpomene .. kündigt .. eine Fabel an | und weiß durch tiefe W. zu entzücken. 100a; 101b; 347a; 379a; Der W. ernste Stimme. 418a; Zeig Denen . . | die W. deines königl. Zorns. ebd.; Es ist die poetische, nicht historische W., auf welche alle ästhetische Wirkung sich gründet. 1132b; Die Schönheit einer ganz unwahren W. aufzuopfern. DBl. 2, 219; Schröder war eine prosaische Natur, die W. der Wirklichkeit war ihm das Höchste. JP. 94; 4, 192; Jene Figuren sind wie ein erhabenes Heldengedicht von der Wahrscheinlichkeit über die W. [Wirklichkeit] hinaus bis zum Wunderbaren geführt etc. M. 1, 473b etc. — Zsstzg. leicht zu verstehn und zu mehren nach dem Obigen und folg. Bsp. (s. Zsstzg. von wahr): Die biedersten Aldermanns-W–en. 27, 477; Die Klage ist wegen ihrer Bieder-W. mir immer rührend gewesen. R. 9, 102; Dieses gilt sowohl von Vernunft- als von Erfahrungs-W–en. Morg. 144 (s. Priori); Bei Geschichts-W–en. 181; Sich auf die Glaubens-W–en gründen, als welche es nichts Festeres .. giebt. Köhl. 86 (s. Glaube 2a; Religions-W.); Grund-W–en. 11, 272; 29, 141 etc. (s. Grund 12; 13); Ein Gehirn, das Halb-W–en sich vorspiegelt. 3, 166; 29, 442; 32, 328; Lügen und Halb-W–en. Ph. 13, 66; DBl. 2, 82; 36, 197 etc.; Mit möglichster Simplicität und Herzens-W. 27, 475; Die Kunst-W. als schöner Schein. 30, 380; Kunst-W. als schöne Wirklichkeit. 381; 295; 4, 1176¹ etc.; Lebens-W. der Porträts; Große Natur-W. in den Bildnissen. 14, 1, 604; 602; Hier sah ich Natur-W–en in einem Werke, in welchem überall die feinste Berechnung des Künstlers sich von der gemeinen Naturwirklichkeit zu entfernen, keinen Augenblick Bedenken trägt. (46) 275 etc.; Religions-W., s. Glaubens-W.; Eine Schein- W. zu erkünsteln. 5, 253 etc. (versch. Wahrscheinlichkeit); Die Vergleichung ist, auf ihre Theil-W. zurückgeführt, ein Wortklang. R. 9, 115 (vgl. Halb-W.); Das Schöne theoretisch mit dem Wahren oder etwa einer über-W. [höhern W.] vermengt. 394; Die Un- W. eines Satzes, einer Behauptung etc.; Ein Kettensatz von Un-W–en. SchJ. 1, 3; Daran sage ich keine ganze Un-W. 10, 24 (s. lügen 1 Un-W. auflegen. 1, 155b; Mit Un-W. umgehen. 59b; (mundartl.: So kömmt es auf Unwahrten an. 3, 160); Jene Ur-W–en. 13, 280; 1, 70 etc.; Die Vernunft-W–en. Morg. 259 (s. Erfahrungs-W.) u. ä. m.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.