Faksimile 0635 | Seite 1457
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Wähler Wählerei wählerisch Wählerschaft Wählerthum wählig
Wǟhler, m., –s; uv.:
Jemand, der und insofern er wählt, z. B.: in Bezug auf Deputiertenwahlen: Die eig. W. saßen drinnen etc. Gutzkow R. 2, 331 (s. Ur-W.); auf die Kaiserwahl: Die W., die Sieben [Kurfürsten]. Sch. 69a etc., auch (s. wählen 1; 2b): Was bewundr’ ich zuerst?... der Finger Geschick? oder der W–in Geist? G. 1, 249, die die Blumen so geschmackvoll zum Kranz ausgewählt; Fraun, gewöhnt an Männerliebe, | W–innen [vgl.: wählerisch] sind sie nicht, | aber Kennerinnen. 12, 199 etc. Zsstzg. z. B.: Tāge-: Die T., das sind, die da etliche Tage unselig, etliche glückselig örtern. Luther SW. 10, 339 (vgl. Los I, Anm.); 5. Mos. 18, 10; 14 (Zeit-W. Mendelssohn oder „Wolkenbefrager“), vgl. Mandelslo 81b. Ūr-: (s. Urwahl) die Wähler der Wahlmänner etc.
~ēī, f.; –en:
das Treiben von Wählern, das Wählen (verächtl.): Der Henker hole Ihre ganze Wühler- und W.! Gutzkow R. 1, 167 etc.; Tage-W. etc.
~isch, a.:
in der Wahl heikel (s. d. und wählen 1; 2b; 6a): Im Ausdruck w. Gutzkow B. 96; Sie sind dabei nicht w., sondern schnappen die .. Fleischfliegen weg. Oken 5, 1489; Den nicht sehr w–en Geschmack des Königs zu befriedigen. Prutz Gsch. Th. 285; Du bist zu w.; etwas Moosthee! Magst du nicht? W. 14; Stahr Rep. 2, 61; Steffens Malk. 1, 335 etc., vgl. wählig 1 und Kur III, Anm.
~schaft, f.; –en:
1) die Würde eines Wählers, z. B.: Wie Napoleon die Groß-W. für Cambacerès erfand. Mommsen 3, 330.
2) die Gesammtheit der Wähler: Die ganze W. zum Parlament betrug im 18. Jahrh. etwa 300000 Pers. Nat.-Z. 15, 121 (Gneist); 13, 98; 14, 412 etc.; Volksz. 11, 233 etc.; Die Frage vor die ganze preußische Ur- W. bringen . .. Von der Majorität des Landtages an die Majorität des Urwählerthumes appelliert. 10, 70 etc.
~thum, n., –(e)s; 0:
s. Wählerschaft 2, z.B.: Ur-W. Sanders, deutsches Wörterb. Il. 18; 163; 192; 9, 302; 11, 273 etc.
Wǟhlig, a.:
1) wählerisch: Indem er sich w. eins [der Brötchen] aussucht. Benedix 10, 24; Was dem w–sten Geschmack genügt. Bucher (Nat.-Z. 8, 425); Eine w–e Bedingnis stellen. Heine 11, 339; In ihren Nahrungsmitteln sehr w. Reis. 3, 68; Lut. 1, 247; 2, 48; Nicht eben w. hinsichts seiner Wohnungen. HHerz 169; Holtei J. 1, 390; König J. 2, 124; Warum wollen wir ekler, in unsern Vergnügungen w–er .. sein? L. 7, 80 etc.; Da dieser Herr in Ertheilung seiner Unterschrift eine außerordentl. W–keit an den Tag legt. Kapper Chr. 2, 247; DMus. 1, 2, 354 etc. 2) voller Wähl (s. d. und Wahl I, Anm.; vgl. geil 3a): Fühlten sich außerordentlich wohlig und w. Arndt E. 8; Dem Turnwesen, welches die Körper und Geister w. macht. Börne 3, 337; Ein w. sattes Eselein. Droysen A. 2, 137; Freiligrath 1, 318; Wild und w. wie’n Fisch. Höfer Leb. 9 (mit Anm.: muthwillig, ausgelassen, lebendig); Jahn T. 103; M. 299; Es wird ihm so w. zu Muth. Keller LvS. 318; In w–em Behagen. 375; Ein Papillon die .. Flügel w. auf- und zuzieht. Möricke N. 399 (Vischer Ästh. 2, 123); Matthisson 158; A. 7, 135; WhMüller 1, 250; Tieck Okt. 165; Ein Nest rothbackiger w–er Kinder. V. 1, 131; W–er Hengste Gewieher. 2, 70; 152; Hüpfen w. 4, 29 etc.; W–keit, vgl.: Ein schönes Roß | jung, weilig, freidig etc. Waldis Es. 278.