wählen
Wǟhlen: 1) intr. (haben):
eine Wahl treffen, vgl. küren:
a) absolut: Lange w. und zuletzt doch das Schlechtere er-w. (s. 2), vgl. wahlen 2; Die Modethörin urtheilt nicht über ihren Putz, sie wählt nicht, sie äfft nur nach. Vers. 1, 267; 13, 316; 39, 76; 7, 60; M. 1, 10 etc.; (Zuckersied.) den rohen Zucker eines Fasses sortieren. Subst. Infin.: Man traut solchen Wesen eine Art von Wollen und W. zu. 15, 44; 11, 183 etc. —
b) mit abhäng. Präpos.: Unter Zweien oder Mehrern w. 2, 163; F. 1, 14; Zwischen Zweierlei w. Sch. 1, 329, auch = in der Wahl schwanken. Ph. 4, 127 etc.; Der Künstler wählt für (oder mit Rücksicht auf) das kurze Gesicht der Menschheit. 144a etc. — 2) tr. mit bloßem Obj.:
a) w–d (1) das Obj. nehmen, erlesen, erküren (er-w.): Daß dein Herz nicht übel wähle, | was dein Auge wohl erkor. 6b; So wähl’ ich denn den Weg, den du erwählst. 13, 199; 137; 344; 345; 22, 348 etc.; Etwas freiwillig oder nothgedrungen, gezwungen w., er-w. (s. 34, 216 ff.) etc., s. 3; 6b. —
b) auch mit besondrem Bezug auf die bei der Wahl bewiesne Sorgfalt (vgl. 1; aus-w. und 6a): Ein so vorsichtiger Künstler, der seine Farben nicht genugsam w. und verfeinern konnte. 31, 61; Dieser wählte die aufzunehmenden Pflanzen, Jener raffte sie zusammen. Bot. 2, 133 etc. —
c) Kartensp.: (veraltend) Einen Trumpf w., aufwerfen — auch wo Dies nicht Sache der Wahl, sondern des Zufalls: Grün ist gewählt, Trumpf ist aus. RH. 430, ebenso: auf-w. 193. — 3) (s. 2a) mit abhäng. Vhen: Einem oder sich Etwas w., häusiger er-w., z. B.: „Erwele“ uns Männer. 2. 17, 9; Der Derwisch hat klug sich Demanten erwählt. 3, 314; 31a etc.; Für Einen oder für sich Etwas (er-) w.; Jemand zum Kaiser, zum Freund etc. (er-) w.; Die Gesellschaft wählte zu einer ihrer Hauptunterhaltungen die Literatur. 22, 44; 27, 467; Daß ich mir grade die größten Narren zu Mustern gewählt habe. Ph. 1, 176 etc.; Ihn würdest du aus Tausenden her- aus | zum Freunde dir gewählt . .. haben. 492b; Wähl Einen a us den Helden deines Heers. 13, 84 = Wähl Einen von den Edlen deines Heers her- aus. 34, 207; Wähle dir aus diesen Speisen | und von den Weinen dort. 12, 103; 20, 337; Luc. 1, 420 etc.; Von oder unter Allem das Beste (er-) w.; Etwas vor etwas Andrem w. Sch. 2, 122; 3, 19) oder er-w., ihm vorziehn etc. — 4) (s. 2a) zuw. mit Infin. und zu (st. Obj.): So wählte ich nützlich zu sein. 19, 26; So wählt’ ich, ungern zwar, für Zeus zu streiten. Gd. 1, 47 etc., vgl.: Man konnte fahren oder reiten. Hersilie erwählte, zu reiten. 18, 75; Ros. 77a etc. — 5) (s. 1; 2b) Es [s. d. 7] wählt sich: Einer nur bewirbt sich. 5, 280, als ob du w. (1) könntest, eine Auswahl hättest! — 6) adjekt. Partic. Prät.:
a) (s. 2b) von Sorgfalt in der Wahl zeugend: Eine sehr gewählte [feine etc.] Toilette, Gesellschaft, Ausdrucksweise etc.; Sich sehr gewählt ausdrücken etc., auch zuw. mit akt. Sinn: Ein Vogel, der im Futter nicht gerade gewählt [wählerisch] ist. Sag. 1, 283 etc. —
b) (s. 2a und erwählt) Eine gezwungene, nicht gewählte Muße. Pfl. 1, 172; Durch zufällige und gewählte Lebensweise. 22, 171 etc. —
c) Zsstzg. nam. zu b, z. B.: Nachwahlen für die Doppeltgewählten. T. 5, 16 etc.; Des gott- [von Gott] gewählten .. Volkes. M. 8, 276 etc.; Eine selbstgewählte, selbstgewollte Herrschaft wieder abzuwerfen. 9, 2, 48; 4, 21; 5, 192 etc.; Mit wohlgewählten (a) Worten mich verletzt. 13, 150 etc. — 7) Wählung [Wahl] — der besten Mittel zum Endzweck 1, 194); eines neuen Papstes 48) etc. — 8) Wähler, s. u. — Zsstzg.: Áb- [2a]: bei der Neuwahl nicht wieder wählen. v. u. f. (43) 215a; Abwählung. ebd. — Āūf- [2b]. — Āūs- [2a; b]: aus Vielen wählen. 4. 35, 11; 23, 270 etc.; Partic. pass. [6a] = erlesen etc. D. 5, 313 etc. —
Er-: 1) [2; 3; 4] keines weitern Belegs bedürftig, auch [6b], vgl. erkoren, auserlesen und 2 etc., z. B.: Ein Erwähltester hätte er zu sein vermocht. Bl. 3, 556; Der Eingeladenen sind viele, aber die Zahl der Erwählten ist klein. 16, 179 etc. und [6c]: Er wandelt .. die selb st erwählte ..Bahn. 3, 144 etc. — 6 α
2) Doppelzsstzg.: Aus-e., z. B.: Auserwähl er ihm zu Gesellschaft | getreue Freund. 1, 483a etc., bes. aber im Partic. Prät.: Viel sind berufen, aber Wenig sind „auserwelet“ [durch die Gnadenwahl]. 20, 16; 13, 20; 2. 15, 4; 2. 3, 19 u. v.; Die auserwählteste Verbindung. 35, 257; 6, 30; Sie, die Blume vieler Schätze, folgete | mir her, zum Kleinod aus- erwählt vom Heer. 3, 65; Gd. 14; 1, 14; 2, 219²⁷ etc.; David ein wunder- auserwählter Mann. SW. 60, 95 etc.; Auserwählung. 11, 28). —
3) s. erwehren. — Fêhl- [1; 2a]: s. Fehl I, Anm. 2: So war das Mittel fehlgewählt. Lit. 5, 661. — Herāūs- [3]. 1215a etc. — Míß-: vgl. fehl-, ver-w. — Mít-. — Nāch-: später oder nachträglich wählen etc. — Úm-: selten z. B.:
1) intr.: in einem Wahlkreis etc. die Wahlstimmen abgeben. —
2) intr. und tr.: anders wählen: Sie durften die Austräger sogar nach schon angefangenem Rechtsgange um-w. M. 103. — Ver- intr., refl.: falsch wählen (fehl-, miß-w.); sich beim Wählen versehn: Verleiten die Wähler zum V. 131; Wie haben die Deutschen sich verwählt! T. 6, 163. — Vōr- tr.: wählend vorbestimmen: Die Zeit war vorgewählt | zur Weih und Festlichkeit. BE. 452 etc., auch intr.: früher wählen als Andre etc.
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