Faksimile 0626 | Seite 1448
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Waffe
Wáffe, f.; –n; -n-:
1) Werkzeug zum Angriff oder zur Vertheidigung, nam.:
a) künstliches, womit der Mensch sich zu dem angegebnen Zwecke versieht, s. die näher bestimmenden Zsstzgn., ferner die besondern Namen der einzelnen W–n, wie auch (das oft verbundne) Wehr, Gewehr etc.: α) am häufigsten in Mz.: In W–n sein; Unter die W–n treten; Zu den W–n greifen; Zu den W–n!; Die W–n ergreifen; Die W–n tragen, als Soldat; Sich in den W–n üben etc.; Die W–n strecken, niederlegen, wegwerfen etc.; Mörderische, tödtliche, gefährliche, verbotne W–n etc.; Gerüstet mit ihren „waffen“ zum Streit. Richt. 18, 11; 1. Chr. 13, 33 etc.; Schmiede, ..nur W–n schafft! G. 10, 280; Das Los der W–n wechselt hin und her. 13, 77; Macht dem Leichenwagen | mit euren W–n Platz. Platen 1, 226; Wehr und W–n von sich werfend. Sch. 458a; 485b; Die W–n ruhn, des Krieges Stimmen schweigen. 474a; Der Sache mit Gewehr und W–n Austrag zu geben. Stumpf 379a; Wie er Achilleus’ Waffen des göttergleichen sich anzog. Du zeuchst die unsterbliche Wehr an. V. Jl. 17, 199 ff. etc. ) in Ez. (s. γ), z. B.: Nicht will er von der alten W. lassen. Cham.3, 278; Eine W. aufzusammeln [aufzuheben]. G. 29, 138; Die schöne Bitte .., | in einer Frauen Hand gewaltiger | als Schwert und W. 13, 77; Gutzkow R. 9, 434; Hackländer SKr. 23; Sie krampfte ihre Finger um die W. [Axt]. Kinkel E. 284; Es hadern die Partein und jede W. klirrt. Platen 2, 52; „Was willst du mit der Armbrust? laß sie hier!“ Mir fehlt der Arm, wenn mir die W. fehlt. Sch. 532b; Da löst er schnell die W., den Köcher legt er ab. Simrock N. 918; Streckfuß Rol. 9, 28; V. Ant. 2, 388 etc.; selten: Durch die Gewalt der W. [= des Kriegs]. Stahr Rep. 2, 27. γ) (s. 8) noch alterthümlich (s. Anm.) die Ez.: Das Waffen, z. B.: Rief dem Knaben, der sein Waffen trug ..: Ziehe dein Schwert aus etc. Richt. 9, 54; (Ein mördlich „Woffen“ in seiner Hand etc. Hes. 9, 1; 2); Das edle W–n, das die Unschuld schützt. Giesebrecht Ep. 47; Ein Messer, Schwert oder ander W–n. Ryff Th. 50; Er trägt kein ritterlich W–n. Schwab 167; Roland das Schwert zur Seite band, | Herr Milon’s starkes W–n. Uhland 393; Des Riesen Stange . .,| ein W–n, stark und lange. 397; Werder Tass. 11, 77 etc.
b) (s. a) oft bildl., übertr. (s. 3), z. B.: Dem [disputierenden etc.] Gegner W–n in die Hände geben; ihn mit seinen eignen W–n schlagen, bekämpfen etc.; Gewalt ohne Recht, ist eine gefährliche, zweischneidige W. (s. a) etc.; Eilend kam der unsträfliche Mann, der für sie stritt und führet die W–n seines Amts, nämlich das Gebet und Versühnung mit dem Räuchwerk etc. Weish. 18, 21; Der Herr hat seinen Schatz aufgethan und die „Woffen“ seines Zorns hervorgebracht. Jer. 50, 25; Lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die W–n [„Rüstung“. Eß] des Lichts. Röm. 13, 12; Die W–n unsrer Ritterschaft sind nicht fleischlich. 2. Kor. 10, 4; 6, 7 etc.; Seine Frömmigkeit wird .. sein Schild und seine W. (s. aó). G. 20, 168; Wir fassen ein Gesetz begierig an, | das unsrer Leidenschaft zur W. dient. 13, 75; Schriften, die Alles mit leichten und schweren W–n bestritten. 17, 114; Empfindest du darin [im Herzen] des Schmerzens starke W–n, | der in dem tiefsten Mark, mit Haken ausgespitzt, | dir an dem Leben nagt. Haller 196; Daß ich meine ersten satirischen W–n wider dasselbe wandte. L. 1, . .; Er greift die Christenheit an mit ihrem eignen Harnisch und W–n. Luther 6, 479a; Eine feste Burg ist unser Gott, | ein gute Wehr und W–n [Reim: betroffen]. 8, 364b; Seine Bosheit hat neue W–n erdacht, mich niederzuwerfen. Rabner 1, 64; Sich gleicher W–n bedienen. Vogt Köhl. 40 etc.
c) von der natürlichen Wehr, womit die Natur ihre Geschöpfe ausgerüstet, z. B.: Natur gab Allem, was sie schuf, | gehörig seine W–n: | sie hat das Pferd mit starkem Huf, | gehörnt den Stier geschaffen etc.; nam.: α) weidm.: Gewehr, Gewerf, W–n: Hauzähne der Sau (vgl. Gewäff und ritterlich 3); W–n, womit .. die wilden [Schweine] . . gewaltig hauen. Brockes 9, 266 etc.; Der Luchs hat W–n oder Krallen. Döbel 1, 34b; Die W–n an den Zehen [des Bären]. Winckell 1, 394 etc.; Auf den starken mit Hosen (W–n) besetzten Füßen und Krallen [der Raubvögel]. Vischer Ästh. 2, 139 etc. ) Bot.: W–n der Pflanze sind harte stechende Theile, womit bei manchen Pflanzen die äußeren Organe besetzt sind, z. B.: Dorn, Granne, Stachel. Bischof Bot. 140.
2) (s. 1ac) als Bez. der W–n tragenden Mannschaft, Truppen: Die feindlichen W–n [die Feinde] haben gesiegt etc.; best.: Die Erbittrung beider W–n [der Linientruppen und der Nationalgarden]. König Kl. 3, 198; Die technische W. wird auf 1000 Mann vermehrt. Oppenheim 12, 73 etc., s. Lieblings-W.; Waffenthum.
3) als veralt. Hilfsruf: W–n! [eig. = zu den Waffen! s. Simrock Gudr. 1360, vgl. Alarm] = wehe! etc.: Weh mir, heut Zeter, immer W–n! HSachs G. 2, 84 etc., s. Schm.; Benecke 3, 456b etc.
4) (s. 1b) zuw. ver- allgemeint = Werkzeug: Begebet nicht der Sünde eure Glieder zu W–n [„Werkzeugen“. Eß] der Ungerechtigkeit. Röm. 6, 13 etc.; so auch das Handwerkzeug einiger Handwerker, z. B.: der Kamm-Macher, Hutmacher etc.
5) (s. 1aω, vgl. Schild 1; 3) nur noch vereinzelt statt Wappen (s. d.), z. B.: Reinkens Hintertheil im W–n führen [Fuchsschwänzer sein]. Logau (s. L. 5, 351) und wortspielend: Ein federliches W–n, nicht väterlicher Schild | ist jetzt vorausgestellet, wo Federfechten gilt. 3, 32, 54 etc. und noch: Siegel- und Pastenkabinett ihrer W–n. JP. 36, 17 etc., s. Schm.
Anm. Goth. vêpn (Mz. vêpna), ahd. wâfan, mhd. wâfen, wâpen, n., vgl. 1aγ und nam.: Spieße und Schilder und Wapen. .. Ein Jeglicher ’mit seinem Woffen. 2. Chr. 23, 9 ff. u. o., s. Wappen, wofür Adelung Wapen schreibt (vgl. frz. armes W–n und Wappen etc.).
Zsstzg. vgl. die von Gewehr, z. B.: All ihr bischen Gehirn .. brachte keinen andern Streitkolben als diese Alteweiber-W. auf. Saphir DBr. 135; Wort und Redeweise .. als Vertheidigungs- und Angriffs-W. [= Schutz- und Trutz-W.] zu benutzen. G. 33, 325; Den Schweizer Ordonnanzstutzen als Bundes-W. [für den Bund geltend] angenommen. Gartenl. 10, 442a; Doppel-W., vgl. Doppelflinte etc.; Keine Eisen-W. blitzet. Heine Rom. 261; Weil jede Nah-W. der Fern-W. unterliegen muß. Mommsen 3, 315; Rüstow gK. 5 [nur in der Nähe; auch fernhin verwundend]; Feuer-W., Schießgewehr; Hieb-W.; Vertilgungskrieg . ., | den man mit falschen Höllen-W–n führt. Sch. 417a; Die Reiterei war seine Lieblings-W. [2]. Ense B. 3, 591; Als Nah-W. gebraucht er die Keule. G. 30, 449 etc. (s. Fern-W.); Dem mein Vater Ritter-W–n reichte. H. Cid 28; Schieß-, Schuß-W., zum Schießen (vgl. Feuer- W.); Schlag-W.; Schutz-W–n für Haupt und Rumpf. G. 31, 112; Die hauptsächlichste der Schutz-W–n ist der Schild, die nothwendigste der Trutz-W–n der Spieß. Rüstow gK. 8, auch [1c] Im Schwanz, welcher ihre [der Walfische] Schutz- und Trutz-W. ist. Oken 7, 1009 (vgl. Angriffs- W.); Mit der Schützen-W. [bei den Schützen übl.] geschossen. Gartenl. 10, 442a; Stahl-W., s. Eisen-W.; Stich-W–n wie Dolche etc.; Stoß-W.; Der allen gelehrten Streit-W–n [1b] memmisch auswich. V. Ant. 2, 280; Trutz-W. s. Schutz-W.; Hilf, du Väter-W.! Fouqué Dr. 1, 105; Vertheidigungs-W., s. Angriffs- W.; Wo Dieser seine Witzes-W. mehr zum Spiel als im Ernst schwingt. Spielhagen Ver. 114; Säbelt er ihn mit dieser seiner Wunder-W. nieder. Kohl Südr. 1, 24; Wir haben uns mit höll’schen Zauber-W–n vertheidigt. Sch. 483a; Eine Frau, die alle diese Zauber-W–n [1b] gegen ihn gebraucht. W., Luc. 4, 20; Pfeffel Po. 3, 53; Die Zwerges-W–n, den Pygmäenkrieg | aus seiner Länder Kreise wegzupeitschen. Schlegel Sh. 5, 124 etc.