Faksimile 0620 | Seite 1442
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Gewächs
Gewä́chs (spr. gewär), n., –es; –e; –chen, lein; -:
1) ein zum Pflanzenreich, zu den Vegetabilien gehörendes Einzelwesen (s. Pflanze): Einheimische, exotische G–e; Ein G., das bei uns nicht im Freien fortkommt, sondern im G.-Haus (s. d.) gezogen wird; Dauer der G–e. Oken 2, 256 etc., s. die folg. Nummern und Zsstzgn. 2) (s. 1) Pflanzenertrag, sehr häufig in der Bibel: Das Land soll sein G. geben. 3. Mos. 26, 4; 20; 5, 11, 17; 32, 22; Es wird kein G. sein an den Weinstöcken. Hab. 3, 17, auch bildl. (s. 5b) Hes. 17, 9 ff.; Von diesem G. des Weinstocks (s. 3) trinken. Matth. 26, 29 etc. 3) (s. 2) Wein, in Bezug auf seine Qualität, abhängig von der Traubenart, der Bodenbeschaffenheit, dem Jahrgang (s. d. und Jahr-G.) etc.: Ein edles Faß, das mit einer geringern Menge unedlen G–es aufgefüllt worden. Arnim 142; Ein Schoppen Wein, ländliches G. Bahrdt 3, 38; Thüringens Berge, z. E., bringen | G., sieht aus wie Wein; | ist’s aber nicht. Claudius 3, 117; Wein von gutem G. G. 1, 120; Ein Streit über den Vorzug der verschiedenen G–e. .. Hochheimer, Johannisberger etc. 26, 216; Keller gH. 1, 117; Brr! .. Das ist sehr vaterländisches G.! Laube DrW. 5, 100 etc. 4) ver- alt. auch von Mineralien als in der Erde „,wachsenden“, Erd-G. (s. dort, vergl. Berg-, Rösch- Weich-G. etc.). 5) übertr. und verallgemeint, mit versch. Nüancen, z. B.:
a) Sprößlinge (s. d. und Sproß), z. B.: Dein Same (s. d. 1e) würde sein wie Sand und das G. deines Leibes wie desselbigen Kies. Jes. 48, 19; Höre .. der Weltkreis sammt seinem G.! 34, 1 etc.; Nun sind die G–e | fast all’ uns übern Kopf. G. 1, 93, die Kinder uns übern Kopf gewachsen etc.
b) (s. Pflanze 4 etc.) vgl. (s. 2) Hes. 17, 9 ff.; Deutsch Blut sei noch nicht versiegen noch das edle G. deutscher Tugend ganz ausgewurzelt. H. Ph. 13, 91 (Hutten) etc.; Daß er weder durch zu vieles Liebkosen verzärtelt noch durch Schmeicheleien eitel und einbildisch gemacht werde, soll eine der angelegensten Sorgen aller Derer sein, denen du dieses edle G. zu pflegen anvertraut. W. 24, 17 etc.
c) (s. b und Pflanze 4a etc.) iron.: Du bist ein verdächtiges G., sprichst, wie ein Tiroler, aber etc. Spindler V. 4, 41 etc., auch sachl.: Wie alle moldauische Dorfkirchen ein äußerst kleines altes holperiges G. Kohl Südr. 2, 54 etc.
d) (vgl. 2; 3; 5a): Ein Schwein .. meines eignen | G–es [eigner Zucht]. W. 34, 310 etc.; Die ist just so von meinem G–e [meiner Art], | eine Nixe wie ich. G. 6, 378, vgl.: Arten nicht span. Pferde so aus, daß sie endlich Füllen von ganz anderm G–e (vgl. 6) erzeugen? Kant ph. Geogr. 2, 7 etc. 6) Wuchs, Taille des Körpers: Das stolze G. ihres schlanken Leibes schwillt unterm Gewand so reizend hinab. Heinse A. 2, 36; 84; 217; Ein Gewächse, wie ein Rohr .. so gerade. L. 1, 465; Lang und zart von G. V. Th. 14, 25; Lang und gerad .. | von schönem G. W. 15, 80; Über die Menschheit erhaben ist sein [Apolls] G. Winckelmann (Lavater 1, 132); Von Gestalt und G. sehr leidlich. Zelter 2, 204 etc. 7) ein Auswuchs am Körper, bei Pflanzen und nam. bei Thieren und Menschen: G. = Balggeschwulst oder Afterbildung. Falke Th. 1, 339; G., Scirrhoma, in der Wundarznei alles Dasjenige, welches an irgend einem äußerl. Theil des Leibes auswächst und nicht zur rechten und förml. Bildung desselben gehöret . .: Speck-, Schwamm-, Knochen-G–e etc. Jablonsky 393b; So ein Roß ein G. hat, daß es daran hinkt. Seuter 285 etc., s. Polyp etc. 8) st. Wachs I in Zsstzg.: Vor-G. Zsstzg. nam. ohne Bem. zu 1 (s. die von Pflanze) z. B.: Álpen-: Gesäme hoher A–e. Kohl A. 2, 6. s. [7]: Mit einem A., als ob sie [die Schlange] eine Krone auf dem Haupt hätte. Ryff Th. 262. So ein A. in einen tragbaren weinichten Baum zu verwandeln. Falk G. 45. zu arzneilichem Gebrauch. Bēīn- [7]: s. Beinwachs; Knochen-G.
An-: Ápfel-: Arzenēī-: Bérg-:
1) s. Alpen-G.
2) [4] Talk, ein B., das sich schiefert etc. Medic. Maulaffe 148. Blátt-: wobei die Blattentwicklung als Hauptsacheerscheint. PolkoNN.4,78,Ggstz.: Blumen- G. etc. Dāūer-: perennierendes (Jahr-, Winter-G.). Edel-: edles Gewächs, eig. und übertr.: Welches E. und welch Unkraut blüht da lustig durch einander? Auerbach V. (61) 55; Absenker dieser E–e. Thümmel 7, 21 etc. Erd-:
1) [1]. Fischart Garg. 108b; Opitz Poet. 24 etc., vgl. (als Ggstz.) Luft-, Wasser-G. etc.
2) [4]. Fāden-: Den Spiegel [der Quelle] verschleiern gebreitete F–e. Rückert 2, 290. Fár(re)n-: s. Farnkraut. Féld- [1; 2]: Luther Tischr. 70b. Flēīsch- [7]: z. B. (scherzh.): Es war ein F., das ihm .. den Rücken überzog. Pfeffel Fab. 2, 113, Höcker. Fútter-: zum Viehfutter, s. Knollen-G. Gárten- [1; 2]. 1 )7 Gemüse-: s. Küchen-G. Grās-: s. Graswachs: Das binsige G. im Wasser. Wackern. 3, 805³¹ etc. Hāūpt-: s. Neben-G. Hēīde-: auf der Heide wachsendes, auch kollektiv, wie Heidekraut, z. B.: Würde . . ein Lorbeerwald | dies H. Platen 4, 176. Jāhr-:
1) s. Dauer-G.
2) [2] s. Jahrwachs. Kérneichen-: namentlich bildlich: Etwas von kernigem Wachsthum. Gervinus Lit. 5, 63. Knóchen- [7]. Knóllen-: Regen, der Futter- und K–n äußerst nöthig war. Nat.-Zeit. 17, 406. Küchen-: Kerbel und andere K–e. Böttiger Sab. 210 etc., so: Gemüse-G. etc. Lánd-: Ggstz: Wasser-G. Lúft-: Als Bodenkräuter von jenen auf den Bäumen stehenden, ihre Nahrung aus der Atmosphäre ziehenden L–en passend zu unterscheiden. Burmeister gB. 2, 204. Mêêr-: M., See-G., s. Wasser-G. Míß-: (vgl. Miß-Geburt, -Geschöpf) eig. und übertr.: Unter allen Thieren sind M. etc. Eppendorf 228; Wie auch die besten Bäume .. bisweilen ein M. hervorbringen. Pistorius (Berlichingen VII); Dramatische M–e. Schütze Hamb. 541. Místbeet-: vgl. Treibhaus-G. Mōōs-: Ein M., das an der Klippe | blüht. Mohnike Fr. 34. Nácht-: Wie N–e traurig blühn. Creuz 1, 123 etc. Nêben-: Die [vom Hauptstamm] ins N. abgeleiteten Säfte. Musäus Ph. 1, 112. Nútz-: Ggstz. Zier-G. Ránken-: Gutzkow R. 1, 146; R–e zu stängeln. W. Att. 1, 1, 144; Bach, vom Grün ... der schwebenden R–e umspielt. Zschokke 8, 223. Rösch- [4]: R.: ein reiches Silbererz .. „Sprödglaserz“ [s. d., vergl. Weich-G.]. Scheuchenstuel 196. Schlíng-: Sch–e, welche an den Waldbäumen emporranken. Burmeister gB. 2, 196; Die alten wie Sch. wuchernden Unbilden. Gutzkow R. 5, 288. Schmarótzer-: Sch–e verwirren ihr Blätterwerk in einander. Ausland 37, 73a etc. Schōten-: Samen eines rankenden Sch–es. Humboldt K. 1, 195. Schwámm- [7]: Falke Th. 2, 294. Sēē-: Meer- G. Sómmer-: nur einen Sommer während, Ggstz.: Winter-G. [perennierend]. Spalīēr-: am Spalier gezogen, z. B. bildl. Kürnberger N. 2, 238. Súmpf-. Tópf-: in Töpfen gezogen. G. 15, 229. Trēībhaus-: eig. und übertr. im Ggstz des natürlich Wachsenden und sich Entwickelnden. Vōr- [8]. Wásser-. Wēīch- [4]: Silberglanz [s. d.], Glanzerz, Glaserz, W. Karmarsch 3, 309, vgl. Rösch-G. Wēīn- [2]: Weinwachs: In dieser Gegend fängt das Land an, W. [zu] haben. Stumpf 657b. Wínter-: s. Sommer-G. Zīēr-: zur Zier dienend, Ggstz. Nutz-G. Zū-: (veralt.): Das zart „zugewächßlin“ des edlen Thymians oder röm. Quendels. Ryff Sp. 244b (zum Zugemüse dienend?). Zusámmen-: das Zusammenwachsen (selten): Daß der Verstand von Anfang an Alles paarweise hervorgebracht hat, ohne daß eben das Z. mehr als jetzt nöthig war. Heinse A. 2, 150. Zwīēbel-: mit Wurzelzwiebel (Knollen- G.); bildl.: Nicht ein graues Härchen, der Sorge Lieblings-Z. Spindler V. 4, 341 etc.