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Wache
Wáche, f.; –n; Wach-:
von wachen (s. d.): 1) im allgm. Sinn: das Nichtschlafen, gw. nur in der Zsstzg.: Nacht-W. (s. d.), vgl.: In viel W–n. 2. Kor. 11, 27 = Viele schlaflose Nächte. Eß; Von langer W. (vgl. 2) | ermüdet. W. 11, 218. 2) gw. aber, insofern wachen in engrem Sinn bed.: auf dem Posten (s. d. I3) sein mit der erforderlichen Aufmerksamkeit und Achtsamkeit in verschiednen (mehrfach ineinandergreifenden) Nüancen (vgl. Hut II 1—3) mit der Nbnf.: Wacht:
a) solches Wachen, z. B.: W. halten (s. d. 15), eig. und übertr., auch mit über (s. d. †) mit Acc. und (ver- altend) Dat.: Über dem die Regenten nicht immer die gehörige Hut und W. hielten. Arndt E. 301; Ob die Freiheit je, die hehre, | W. hält auf dieser Statt? Freiligrath SW. 1, 446; Da wir uns in einer Stadt von Spitzbuben befinden, so muß man Tag wie Nacht W. halten. G. 28, 352; Indem er über einen bessern, reinern Geschmack W. hält. 24, 204 etc.; Kein wachhaltender Vogel [Hahn]. V. Ov. 2, 232 etc.; Da hält die Wacht als Schildergast | ein junger Landsknecht. Cham. 3, 217; Da hielten die Pförtner schon gute Wacht. 238; 4, 161; Freiligrath 1, 417; Halt ich immer vergebene Wacht. Platen 3, 5 etc.; ferner: Die W. haben (s. d. I 2; 19); Der wachhabende Officier etc.; W. stehen (s. d. 6o, vgl. b; c); Wachstehend an der Höllenpforte. Sch. 406b etc.; Vergaß man auch mich abzulösen, | ich stand die Wacht und wankte nicht. Körner 293b; Hier steh ich meine W. | vor des Paradieses Thor. G. 4, 140 etc.; Ein Freiwilliger, der seine erste W. thut. Höfer V. 4 etc.; auch (scherzh.): Die Magd .. beschlief die Wacht [schlief als Wachposten]. Nolenhagen Fr. 83; Versorgen alle Wacht. Wackern. 2, 290² (Spee); Damit sie wohl verwalten | die Wacht am deutschen Strom. 1508²* (Schenkendorf) etc.; minder gw.: Das ist die rechte W.: in Gottes Wort wachen (s. d. 1e). Luther 6, 253a; Glaub an milder Vorsicht W. Schlegel Gd. 1, 239; Doch wenig Ruh und Schlaf lässt ihm für Ruh die W. [s. 1: das Wachen, die Sorge um Ruhe]. Rückert BE. 31; Er schlief noch immer. | Endlich eines Blickes W. | traf sein Aug’, er war erwacht. Morg. 1, 4, der Strahl des wachsam auf ihn gerichteten Blicks etc.
b) der Posten, der Ort, wo der W. (s. a) Stehnde sich befindet (vgl. e), nam. abhäng. von auf (vgl. Posten, Hut, Lauer etc.), z. B.: Auf der W. sein, stehn etc.; Auf die W. ziehn, auch: Die W. beziehen; Nehmet die W. ein, setzet Wächter, bestellet die Hut. Jer. 51, 12 etc.; bes. oft in der Form: Wacht, z. B.: Steh ich in finstrer Mitternacht | so einsam auf der stillen W. (Hauf); DMus. 5, 1, 27 (Geibel) etc.; Liegen auf der Wacht. Herwegh 1, 116; Wir sind Tag und Nacht auf der hohen Wacht [Warte] gelegen. Schaidenreißer 69b etc.; Der Barigell war mit seiner Mannschaft allenthalben auf Wacht. Tieck A. 2, 146 etc.; Sei behutsam auf der Wacht, | sei ein Wetter in der Schlacht. Wackern. 2, 893¹ (Stolberg) etc., auch: Daß diese Schreckgestalt | in Waffen unsre Wacht besucht. Schlegel Haml. 1, 1; Die Wachten waren verlassen. Cham. 5, 177 etc.
c) Der, welcher oder: die Mannschaft, welche wachend auf dem Posten ist: Was soll am Strom die W.? Freiligrath SW. 4, 278; Indessen bemühte sich die W., mich, so gut sie wußte, zu trösten. G. 28, 265; Die W–n vertheilt und beordert. 9, 204; Eine Ablösung der W–n. Gutzkow R. 4, 313; Olearius Ros. 92b; Die W–n im Lager waren zweierlei Art, die eig. Lager-W. gegen den äußern Feind und die Policei-W. (Brand-W.). Rüstow gK. 194; Sie waren mehr Warten als Festen; ihre Besatzungen mehr W–n als Vertheidiger. 197; Ich schweifte täglich ohne W. | im Hain umher. W. 12, 231, unbewacht (Drckf.: Waffe; Reim: Sache; mache); Die dritte W. = der dritte Steuermann. Bobrik 244 etc.; auch: Die Hut der blöden Frauen | glatt bemäulter Wacht vertrauen [bartlosen Eunuchen]. Abschatz (WhMüller B. 6, 146); In stummer Haltung stehn umher die Wachten. Cham. 4, 104; 15; Losung geben, Wacht zu bestellen. Eppendorf 37; Vor den Särgen salutiert die Wacht. Freiligrath SW. 1, 362; 6, 333; Wie er .. als Wacht an eines Mannes Kreuz gestanden (s. a). Geibel (D Mus. 5, 1, 27); Alle Wachten flohn. Kretschmann 2, 57; König Kl. 2, 390; Stumpf 305a; Unter der Aufsicht ihrer Wachten und Besatzungen. Zinkgräf 1, 283 etc.; Da ersah die Serbenwacht die Türken. Talvj 2, 281 etc.; auch auf Schiffen, s. d, vgl. Quartier 8.
d) die Zeit des Wachens, Auf-Wache-Seins, z. B.: War eure W. ruhig? Schlegel Haml. 1, 1 etc.; Während seiner Wacht am Krankenlager. Gutzkow R. 5, 16 etc.; bes. aber auch als Zeiteintheilung, z.B. bei den Alten, wo die Nacht in 3 mal 4 oder 4 mal 3 Stunden eingetheilt wurde (s. Gesenius s. v. ף): In der ersten W. Klag. 2, 19 (= In jeder Stunden-W. rufe. H. R. 7, 175); Luk. 12, 38; Um die vierte W. der Nacht. Mark. 6, 48 = In der vierten Nacht-W. Matth. 14, 25; Als Sparta’s Held sein kleines Heer | entschlummern hieß und um die zweite W. etc. Seume Gd. 176 etc.; ferner (Schiff.): W.: der Zeitraum, während dessen die Hälfte der Mannschaft auf Deck bleibt und den Dienst .. verrichten muß. . . Die Zeit einer solchen W. beträgt vier Stunden. Bobrik 714; Die Namen dieser vierstündigen Zeiträume sind beginnend von acht Uhr Abends —: die erste W.; die Hunde-W.; die Tag- oder Morgen-W.; die Vormittags-W. und die achtstündige Nachmittags-W., zerfallend in die eig. Nachmittags-W. und den Plattfuß [s. d.] oder die Plattfuß- W., s. ebd.
e) das Lokal für die zur Zeit nicht W. stehnde Wachmannschaft (vgl. Wachstube): Am Thore vor der W. .. Die Soldaten der Wacht. Cham. 3, 260; Es muß sich ein dummer Junge in die Wacht geschlichen haben. Immermann M. 1, 65; Die Märkte, Wall und Wacht. Hagedorn 1, 90 etc., s. Haupt-W. Zsstzg. z. B.: Ámts- [2a]: Zu dem Amtswachten hinzugezogen. Möser Ph. 1, 195, vgl.: Von den Wachen an den Amthäusern befreiet. 192. Ánker- [2c]: die Mannschaft zur Bewachung der Anker und Ankertaue auf Kriegsschiffen etc. Āūßen- [2c]: in den Außenwerken der Festung. Báckbords- [2c]: auf Schiffen, die Wachmannschaft, deren Hängematten sich auf dem Backbord befinden, Ggstz.: Steuerbords-W. s. Bivouak, Anm. und z. B.: Durch die Beiwacht sprengend. Laube Band. 1, 86 etc., auch: Biwachten. Kinkel E. 437 etc.; Fortbild.: Das Korps beiwachtete bei Schkeuditz. Scherr Bl. 3, 261; 2, 223 etc.
Bēī-: Bránd-:
1) [2c] Rüstow, vgl. Feuer-W.
2) Wachschiff, s. Adelung und: Auf dem Meere wird diese Kette durch eine Reihe von armierten kleinen Schiffen geschlossen. . . Die Russen nennen diese Schiffe mit einem deutschen Worte „Brandwacht“ etc. Kohl Südr. 1, 60. Búrg- [2c]. Bürger- [2c]: aus Bürgern bestehnd. G. 16, 50, Ggstz.: Militär- W.; auch [2e], vgl. Stadt-W. Chērubs- [2c]: Über .. jedem Thron | schwebt der Vertrag wie ein Ch. Sch. 664a etc., vergl. 1. Mos. 3, 24 und Engels-W. Dónner- [2c]: die bei Gewittern auf dem Posten sein muß. Dóppel- [2c]: G. 35, 273. Dórf- [2c]: s. Kantonnements-W. Ehren- [2c]: eine Wache, die man hohen Personen als militärische Ehrenbezeugung zuertheilt; übertr.: Jedes [Haus] mit seiner E. von Fruchtstämmen. IP. 26, 54 etc.; Ein Zeuge wie der Herr Bruder da ist allwärts eine Ehrenwacht. Fouqué Dr. 1, 277. Engels-: s. Cherubs- W.: Stets sei dein Herz mit einer E. | von Tugenden umringt. W. 26, 290. Fāhnen- [2c etc.]: Ich will nicht länger F. stehn vor seinen Büchsen. Alexis H. 1, 1, 53; O erste deutsche Fahnenwacht | auf deutschen Barrikaden! Freiligrath SW. 6, 242 etc., auch: Daß man mich vor die Fähndel-W. gelegt und mir einen öffentlichen Produkt gegeben. Friedrich d. Gr. (Kl. Od. 2, 261). Féld- [2a; c]: Meinen Herrn Leutenant auf der Feldwacht zu besuchen. Fouqué Dr. 1, 242; Als sich die F–n .. zurückziehen wollten. G. 25, 230; Pikett-W. Fēūer-:
1) [2c] eine Wache, um Feuersgefahr oder deren Umsichgreifen zu verhüten: Thür des Rathhauses, die immer von einer F. in der Flur, von einer Militär-W. am Eingange besetzt war. Gutzkow R. 6, 352; Stationen der F. Nat.-Z. 13, 291 (s. Feuerwehr; Brand-W. etc.).
2) eine Wache bei einem als Signal etc. unterhaltnen Feuer und: solches selbst (vgl. Blüse und Hoch-W. etc.): In der zehenten Nacht erschien das heimische Ufer, | daß wir nahe bereits die F–n erblickten. V. Od. 10, 30 = Wachtfeuer gewahrten wir. Wiedasch. Frīēdens- [2c]: Ggstz. Kriegs-W. Garnisōns-[2c]. Hāūpt-: die hauptsächl. Wache (Ggstz.: Neben-W.), bes. [2e]. Hōch- [2c]: auf hochgelegnen Punkten, Bergen etc.; dann [2b] solche Punkte (eig. und übertr., vgl. Hochwarte) und die von ihnen aus gegebnen Signale, Feuerzeichen etc. (s. Feuer-W. 2): Auf den berühmten Schönsichten der Hochwachten [Alpen] ist meist nur ein Gasthof. Auerbach DBl. 1, 83b; Lessing stand auf der Hochwacht deutscher Literatur. Danzel 90; Hochwachten stellet aus auf euren Bergen! Sch. 543a; Steigt auf die Hochwacht! blast in euer Horn! 547b etc. Húnde- [2d]. Kantonnements-: Kriegs-W. bei kantonnierenden Truppen (Dorf-W.). Krīēgs-: Ggstz. Feld-W. Lāger- [2c]: Rüstow. Lāūfgraben- [2c]: Tranchée-W. Lēīb- [2c]: (s. Leib 2) für die Pers. des Fürsten etc. (Leibgarde). Sch. 1030a etc.; scherzh.: Ich [der Gefangne] rief meiner L. Thümmel 3, 55. Militǟr- [2c]: s. Feuer-W. 1 und als Ggstz.: Bürger-, Policei-W. Mórgen- [2d]: z. B. 2. Mos. 14, 24; 1. Sam. 11, 11; Ps. 103, 6 etc.; heute nam. auf Schiffen, auch: Die M. schlagen, s. Diana 2; Reveille. Nāchmittags- [2d]. Nácht-: nächtliche Wache, z. B.:
1) [1] Die N. hatte ihn erschöpft. Ruge Rev. 2, 178; Den haben dir .. deine N–n erworben. Sch. 109b (633a); Erholung, die mir nach der N. von gestern sehr nöthig war. Thümmel 4, 61; Das mühevolle Werk seiner N–n. W. 21, 253 etc. (vergl.: das Nachtwachen).
2) s. 1 und [2a]: Forster Br. 2, 364; Bierrufer, der zugleich die N. auf dem Thurm hatte. Hausbl. (60) 1, 152 etc.
3) [2c] Die N. Bode Empf. 3, 109; Was giebt’s? Es war die Nachtwacht bloß. Freiligrath SW. 1, 458; 5, 260 etc.
4) [2d] Ps. 90, 4; Matth. 14, 25; Die Nacht wurde in drei N–n abgetheilt. Rüstow gK. 200 etc. Nêben-: s. Haupt-W. Pikétt-: s. Feld-W. und Pikett 1. Pláttfuß- [2d]. Policēī- [2c]: zu policeilichen Zwecken, Ggstz.: Militär- W. Rēīter- [2c]. Rúnd- [2c]: s. Runde 1g. Schánzen- [2c]. Schār- [2c]: Patrouille, nam. als Policei-W.: Der Nachtwächter hat Sie aufgegriffen, die Sch. Sie abgeliefert und ich sperre Sie ein. Benedir 5, 249; Bode Empf. 3, 108; G. 16, 146; W. 11, 222 etc.; Die Scharwacht plappert. V. Sh. 1, 422 etc.; auch [2e] das Lokal der Sch., wohin sie die nächtlich aufgegriffnen Subjekte bringt: In die Sch., hernach aber ins Zuchthaus geschleppt. Münchhausen 111 etc.; früher auch beim Militär (vgl. Schild-W.), vgl.: Hatte des Nachts Skart und Wacht gehalten. Berlichingen 75 (und Anm.); auch (vgl. Morgen-W., Schluß): Auch wurde der Gewohnheit dieser Truppen gemäß durch zurückgelassene Tamboure um Mitternacht die Sch. geschlagen. Archenholtz (Kurz 3, 671a). Schíffs-. Schíld-:
1) [2c] ein einzelner Soldat, der auf einem Wachposten steht, vgl. schildern und: Eine Sch. haben wir freilich noch, aber sie hat keinen Schild mehr zu bewachen und ist am wenigsten wie ehedem, ein eigenes Amt, wofür bestimmte Kriegsknechte bestimmt waren. Vilmar Verm. 2, 19 etc., auch: Am Thore muste ich gleich wieder von der Schildwacht hören: Wo etc.? Cham. 4, 247; Das Anrufen der Schildwacht vor meiner Thüre. 5, 108; Da steht eine Schildwacht. Gutzkow R. 5, 209; 6, 351 etc., vgl. Hebels Räthsel über Sch. mit dem Schluß: Sie ist kein Weib, sie ist ein Mann. 2, 215.
2) der Wachdienst als Sch. (1), nam.: Sch. stehen. 3, 168 etc., auch verallgemeint = auf der Lauer stehn, einen best. Punkt beobachtend. G. 17, 244 etc. und z. B. von einem Kunststücke machenden Pudel: Kann Schildwacht stehn, apportiern den Stock. Prutz W. 141 etc., auch: Er verordnete Leute ums Lager umher in die Sch. 1. Macc. 12, 27 [als Sch–n]; Ich will heunte selber der Sch. pflegen | und will euch wohl behüten bis an den lichten Tag. Simrock N. 1766 etc.
3) Dazu: schildwachen, intr., z. B.: Kein Ruh thäten’s auch haben | mit Schanzen und Graben, | mit Tagewach und Schildwachen. HSachs (Wackern. 2, 114³) etc. und verschildwachen (1), tr., z. B.: Wie andächtig er [der Hund] das Markbein, wann er eins findet, verschildwachtet [als Sch. bewacht, behütet]. Fischart Garg. 21b; Gut Gewissen . . ist verschildwacht allezeit | mit der freien Redlichkeit. Logau (L. 5, 350), hat sie als Sch. etc. Schlóß- [2c]: Sch. 1075b. Schútz- [2c]: zum Schutz dienend, im Ggstz. z. B. zur Ehren-W.; auch: Sicherheits-W. .Soldāten-: Militär-W. Stádt- [2c; 2e]. Stáll- [2c]: bei den Pferdeställen der Kavallerie etc. Stēūerbord-: s. Backbord-W. Strēīf- [2c]: Patrouille, vgl. Schar-W. Stúnden- [2d]. Tāg-: Ggstz. Nacht-W., nam. [2d], auch [2a], s. Schild-W. 3 und z. B.: Daß er .. an die Tagwacht getreten. Eppendorf 234 etc. und [2c]: So theilte man auf die T–n, wo möglich Reiterei ein. Rüstow gK. 202 etc. Thōr-:
1) [2a].
2) [2c] Jp. Fat. 1, 224 etc.
3) [2e]. Tranchéē-: Laufgraben-W. Vōr- [2c]: s. Vorposten, z. B.: Die Panduren | der Vorwacht. Ramler F. 3, 228; Als eine verlorne [s. verlieren 3i] Vorwacht des bedroheten Europa gegen die Einbrüche der Araber. Schlegel Dr. 2, 2, 361 etc., auch: Sie sind vorausgesandt | als kühne Vorderwacht. Wackern. 2, 1514¹⁰ (Schenkendorf). Vōrmittags- [2d] u. ä. m.